Die großen Angriffsziele: Antwerpen und Lüttich
Anfangs noch als „Versuchsmuster“ bezeichnet
werden die V1 und V2 zu „Vergeltungswaffen“
in den militärischen Arsenalen des Dritten Reiches entwickelten Waffen
Die V1 ist ein kleines unbemanntes Flugzeug; es wird nur ein einziges Mal genutzt
da es mit seiner Ladung (einer Tonne Sprengstoff) explodiert
Der Antriebsmechanismus (Pulsstrahltriebwerk) ermöglicht es
sowohl die Dauer des Fluges als auch das Abschalten des Triebwerks zu steuern
zwei nützliche Elemente für das Ziel und den Sturzmoment
Die Reichweite beträgt 250 bis 420 Kilometer
der Kraftstoffverbrauch 24 Liter pro Minute und das Tankvolumen 607 Liter
Die V1 wird von Rampen an Bodenstützpunkten aus abgeschossen
Allerdings wird dieses Verfahren selten eingesetzt
Die Herstellung der V1 erfolgt in 18 verschiedenen Fabriken; die Produktionsrate ist auf 3.000 Stück im Monat festgelegt
Die V2 ist eine Überschall-Boden-Boden-Rakete und die erste einsatzfähige Version einer ballistischen Rakete für militärische Zwecke
Sie umfasst im Wesentlichen eine Schubdüse
Die Stabilität der Flugbahn wird durch ein automatisches Steuerungssystem gewährleistet
Die Reichweite beträgt 320 Kilometer und die Geschwindigkeit 5.000 km/h in einer Höhe von 50 km
An diesem Tag stürzt die erste V2 über London ab
Diese neue Art des Angriffs wird bis zum 27
die Vergeltungswaffen hätten nur Großbritannien getroffen
leidet vor allem Belgien unter dem Beschuss der V1 und später der V2
manchmal auch unter beiden zur gleichen Zeit
Als London durch den Vormarsch der alliierten Truppen außer Reichweite gerät
So werden Antwerpen und Lüttich zu bedeutenden Angriffszielen
das Herz Großbritanniens und gleichzeitig große Hafenstadt
bereitet sich auf die Nachfolgeoperationen vor
die die Alliierten in die Mitte Deutschlands bringen sollen
Antwerpen ist ein bedeutender europäischer Hafen und für die Fortsetzung der alliierten Militäroperationen jenseits des Rheins unerlässlich
Lüttich ist ein Hauptversorgungszentrum der US-Armee und gleichzeitig auch ein bedeutender Eisenbahn- und Straßenknotenpunkt
ist ein düsterer Tag für Antwerpen: Am Morgen fällt eine V2
Am Nachmittag kommen durch eine V1 14 weitere Menschen um
Am Tag vor diesem Doppelbombardement hatte der Kollaborateur und Verteidiger des Nationalsozialismus Léon Degrelle auf Radio-Berlin erklärt
er habe 20.000 fliegende Bomben angefordert
um Antwerpen zu einer Stadt ohne Hafen und einem Hafen ohne Stadt zu machen
November fordern zwei aufeinander folgende V2 weitere 150 Opfer
Der Saal wird verwüstet: Die Decke stürzt ein
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September - die Bürger sind noch in der Euphorie der Befreiung - geht in Herstal die erste Bombe in der Region Lüttich nieder; man geht davon aus
dass sie von einem Flugzeug abgeworfen wurde
17 Tote und unzählige Verletzte sind zu beklagen
dass es sich um eine Art Testangriff handelt
wie in anderen betroffenen Gemeinden (Flémalle-Haute
Allerdings fallen weiterhin V1 und V2 auf das Lütticher Umfeld: Im Oktober 144 V1
Hinter Val Benoît fordert ein V2-Angriff am 7
Oktober 21 Todesopfer und Dutzende Schwerverletzte
kurz vor 22 Uhr: Die Stadt Lüttich ist verdunkelt
Ein „Roboter“ überfliegt die Stadt mit dem ihm eigenen Geräusch
gefolgt vom Getöse einer gewaltigen Explosion
Die V1 geht auf der Place du Marché nieder
Diese Explosion ist der Auftakt zu einer langanhaltenden Belagerung der Stadt Lüttich und ihres Umfelds aus der Luft
Der Historiker Lambert Grailet erzählt: Alle
die sie in ihren Kellern ausgestanden haben
Eine V1 im Anflug klingt wie das Klappern von Töpfen
Zunächst also Stille - und dann eine schreckliche Explosion
Der Journalist Jean Jour fährt fort: Wir warteten geduldig auf das Ende des Alarms
Mit der Zeit wurde diese Geduld unser ständiger Begleiter (...) man achtete kaum mehr auf den klagenden Schrei
der das Ende des Alarms bedeutete; so manches Mal hatte man gar nicht registriert
Man erledigte einfach die täglichen Aufgaben
(....) Diese beiden fliegenden Bomben verursachten eine andere Angst als die
die während einer Bombardierung um sich griff
Wenn wir zufällig auf der Straße oder an einem Fenster standen und die V1 sahen
an dem der Motor zunächst stottern und dann jäh ersterben würde
Es würde in jedem Fall zerstörte Häuser und wahrscheinlich noch mehr Tote geben
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Aufgrund der täglichen Bedrohung durch die „Vergeltungswaffen“ erwachen die Keller in den Häusern zu neuem Leben
Matratzen und Möbel werden nach unten gebracht
Hier wird gegessen und geschlafen - Momente
Im Vergleich zu den Zeiten vor der Befreiung werden die Keller anders eingerichtet
denn die „Roboter“ können überall und zu jeder Zeit einschlagen
Gleich nach Sonnenuntergang begibt man sich in seine zweite „Wohnung“ und lässt sich dort irgendwie nieder
Und geht seinen müßigen Beschäftigungen nach ..
Unter V1-Beschuss werden die Betten in den Keller gebracht
dass möglichst viel aus den Gebäuden dort Platz findet
Es gibt einen Ofen mit Abzug durchs Kellerfenster
Wir verfolgen einerseits das Knattern der V1
ihre dumpfen Explosionen und lauschen andererseits gebannt den Radioberichten über den Fortgang der Operationen in den Ardennen
Der Alltag geht irgendwie weiter: Man muss zur Arbeit
wie sich eine Stadt an den Krieg gewöhnen kann
aber die Deutschen besetzten nun den Himmel
Ein weiterer Bericht beschreibt die Auswirkungen auf die Gebäude: Betongebäude halten den V1 recht gut stand
Ein oder zwei Stockwerke werden durch die Explosion zerstört
In den Arbeitervierteln hingegen finden Blutbäder statt
Eine einzige V1 zerstört zehn bis fünfzehn Häuser
Man kann die kaputten Fensterscheiben nicht mehr zählen
und es fehlt an Kohle.Viele Leute suchen ihr Heil in der Flucht
sehr langsamen Zügen erreicht man die Hauptstadt; hier hat sich der Alltag wieder normalisiert
wo sich die Bewohner in den Kellern verstecken
bringen die alliierten Militärbehörden unten an der Rathausfassade eine Bronzetafel an
Darauf ist zu lesen: Zu Ehren der Bewohner Lüttichs
die wie tapfere Soldaten auf ihren Posten blieben
Während der Belagerung ihrer Stadt aus der Luft
haben sie die Bemühungen der Alliierten nach besten Kräften unterstützt
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In den kriegerischen Auseinandersetzungen des 20
Jahrhunderts verursachen Luftangriffe neue
bis dahin unbekannte Verwüstungen: Im Ersten Weltkrieg
bombardieren die Deutschen von 1915 bis 1918 pausenlos britische und französische Städte
Die Verbündeten der Entente verfahren ähnlich mit den deutschen Städten
um die dort angesiedelten Fabriken zu zerstören
Bevölkerung zu brechen.Auch wenn die Zerstörungen und Verluste im Vergleich zu den Massakern an den Fronten klein erscheinen - die psychologischen Auswirkungen sind tiefgreifend und nachhaltig
Dies ist einer der neuen Aspekte im Konzept des Totalen Kriegs
In der Zeit zwischen den Kriegen besteht die große Angst
dass neue Vernichtungswaffen (insbesondere Giftgas) auf dem Luftweg gegen Zivilisten eingesetzt werden könnten
da es keine internationale Gesetzgebung gibt
Mehr als 2.000 Bündnisse zur Bekämpfung von Luftangriffen und chemischen Bedrohungen aus der Luft entstehen in mehreren Ländern
die deutsche und italienische Luftangriffe im spanischen Bürgerkrieg anrichten
Madrid und Barcelona beklagen immense Verluste in der Zivilbevölkerung.Während des Zweiten Weltkriegs verwüstet die deutsche Luftwaffe viele Städte
Der Luftkrieg der Angelsachsen verdeutlicht am ehesten die Praxis der städtischen Bombardierung
Zahlreiche Städte des Reichsgebiets (Berlin
Dresden) und ein Teil des besetzten Europas werden systematisch zerstört
Und dann gab es noch Hiroshima und Nagasaki..
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