An den vergangenen Wochenenden hat europaweit der alljährliche “Tag des Offenen Denkmals” stattgefunden
September die Villa Steuts in Tervuren (Brusselsesteenweg 151) für die Öffentlichkeit zugänglich
Die 1927 im Cottagestil errichtete Villa hatte im Jahr 1996 der – inzwischen pensionierte – deutsche EU-Beamte Detlev Boeing erworben
Seither hat er mit viel Engagement dieses architektonische Kleinod hergerichtet
das in ungewöhnlicher Weise Elemente des Jugendstils und der Art Déco vereinigt
Erbaut wurde das Haus vom belgischen Bauunternehmer Joseph Steuts nach Plänen der Architekturwerkstatt Henri Jacobs Vater und Sohn in Schaerbeek. Vater Jacobs ist bekannt als “der” Schulbaumeister in Brüssel und Brabant; von ihm stammen zahlreiche Schulbauten im Jugendstil, wie etwa die denkmalgeschützte Groupe Scolaire Josaphat/École Industrielle in Schaerbeek (eingeweiht im Jahr 1907)
Die Besonderheiten des Ensembles “Villa Steuts” werden in der Broschüre beschrieben
die zum diesjährigen “Open Monumenten Dag” (OMD) in der Gemeinde Tervuren erstellt wurde
Die Mischung von Jugendstil und Art Deco ist ungewöhnlich
denn eigentlich sind beide Stile gegensätzlich: während der Jugendstil durch vielfältige Ornamente geprägt ist
die vom Kubismus und afrikanischen Einflüssen inspiriert sind
Nach dem Ersten Weltkrieg machte sich der Übergang zu der schlichteren Architektur des Art Déco in der Arbeit von Henri Jacob senior bemerkbar
wahrscheinlich unter dem Einfluss seines Sohnes
Der Art Déco-Stil passt zu traditionellen Bauformen wie dem Landhaus; Merkmale sind etwa überhängende Dächer
viele Erker sowie Anbauten mit Balkonen oder Dachloggien
Die Fassaden der Villa Steuts sind durch geometrische Formen geprägt
weisen aber vielfältige dekorative Elemente auf
Das Gebäude ist also ist ein gutes Beispiel für den Übergang von der einen Stilrichtung zur anderen
Auch im Inneren ist der ursprüngliche Zustand wieder erkennbar. Bei den stündlichen Führungen wurde auch an die kulturelle Vergangenheit des Gebäudes erinnert. Am Ende jeder Führung gab es für die Teilnehmer ein 15-minütiges musikalisches Liveprogramm: die Sopranistin Aneta Todorova sang, begleitet von Sarah Waterman am Flügel, Arien von Donizetti und Offenbach
In den vierziger und fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts hatten die damaligen Eigentümer
der Brüsseler Patissier Guillaume Buol und seine Frau
eine Schweizer Ballett- und Klavierlehrerin beherbergt
die Mädchen aus Tervuren Unterricht gab und kleine Aufführungen in der Villa organisierte
Wer in diesem Jahr keine Gelegenheit hatte
Die Organisatoren des OMD in Tervuren legen für jedes Jahr einen anderen Themenschwerpunkt fest
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Deren Landschaften erinnern teilweise ans Dachauer Moos
Entstanden ist die Schau im europäischen Geist als internationale Kooperation
Von Gregor Schiegl
Als 1866 mal wieder eine Ausstellung in einem Brüsseler Salon anstand
versah Hippolyte Boulenger seine Arbeit mit dem Zusatz "Elève de l'école de Tervuren"
"Seine Notiz auf der Bildrückseite hat er möglicherweise mit einem Lächeln im Gesicht vermerkt"
schreibt Wim Scheere vom 1987 gegründeten Kunstverein "De Vrienden van de School van Tervuren"
Von dieser "Schule" hatte bis dahin keiner je gehört
Heute kann sich die 20 000 Einwohner zählende Stadt vor den Toren Brüssels mit dem Titel "belgisches Barbizon" schmücken und die Dachauer Gemäldegalerie mit einer neuen Ausstellung: "Tervuren
Die Schau ist ihr quasi in den Schoß gefallen aufgrund einer merkwürdigen Verkettung von Zufällen
Die Freunde der Schule von Tervuren spielen darin eine nicht unmaßgebliche Rolle
die Industrialisierung machte die Städte zu lärmenden
wenn ein Gasthaus in der Nähe war wie in Tervuren
In der Herberge "Au renard" wurde über die neuen Wege der Kunst diskutiert
war die erste bedeutende europäische Künstlerkolonie
aber ihr Ruf schallte auch nach Belgien: "La nature
notre seul maître." Auch in der "Schule von Tervuren" war die Natur nun die einzige Lehrmeisterin
Es war eine Abkehr von der akademischen Malerei
der freie künstlerische Ausdruck stand jetzt im Vordergrund
die für ihre Bilder die ansprechendsten Szenen und Lichtstimmungen suchten
Bei den Kunstschauen wurden die Arbeiten der Freilichtmaler aus Tervuren anfangs oft noch aussortiert oder landeten in Ecken
zu eigenwillig erschien dem Publikum der neue Stil
Boulenger ist dafür selbst das beste Beispiel
Obgleich Vertreter der ersten der drei Künstlergenerationen in Tervuren
erkennt man in seinen Bildern eine für die Zeit bemerkenswerte Freiheit im Ausdruck
manche wirken für ihre Zeit schon unerhört modern
Das Ölgemälde "De Voer bei Tervuren" von 1874 zeigt das Flüsschen Voer
Mit Details hat der Künstler sich nicht lange aufgehalten
Wiesen und Wald sind mit kräftigen Pinselstrichen aufs Holz gemalt
das Schwarz modellieren den Raum aus hellen und dunklen Farbflächen
Mag das in kurzer Zeit gefertigte Bild auch arm sein an Details
der Ausdruck und die Lichtstimmung sind unheimlich intensiv
teils auch für den Expressionismus prägend sind
wie man sie früher auch im Dachauer Moos fand
darüber ein weiter Himmel mit Wolken wie aus braunem Rauch
sagt die Kunsthistorikerin Elisabeth Boser
sie ist seit mehr als drei Jahrzehnten Chefin der Dachauer Galerien und Museen und hat die aktuelle Ausstellung zusammen mit den "Vrienden van de School van Tervuren" zusammengestellt
verschattete Ton der Bilder ist in der künstlerischen Tradition begründet
"was den Einfluss der holländisch-flämischen Malerei des 17
wie Elisabeth Boser im Katalog zur Ausstellung schreibt
In der zweiten Generation zeigt sich dann schon der allmähliche Übergang zum Impressionismus
der in der dritten Generation dann immer stärker in den Vordergrund tritt
Ein schönes Beispiel für diesen Impressionismus belgischer Prägung ist Guillaume Vogel
Wie er mit Licht und Farbe seine "Ansicht der Marienkirche in Schaarbeek" auf die Leinwand bringt
von erdfarbenem Licht durchtränkte Panorama entfaltet seine ganze Tiefenwirkung und subtile Feinheit erst
Erwähnung verdient an dieser Stelle auch Joseph Coosemans
dessen Bilder sogar Vincent van Gogh in einem Brief an seinen Bruder Theo lobte
Coosemans gelangte als Quereinsteiger in die Kunstszene
Eigentlich war er zuständig für die Postkutschenverbindung zwischen Brüssel und Tervuren
der als Begründer der Künstlerkolonie Tervuren gilt
erkannte sein zeichnerisches Talent und ermutigte ihn
Coosemans hängte seinen Postkutschen-Job an den Nagel und betätigte sich fürderhin als Maler
Von ihm ist eines der schönsten Bilder dieser Ausstellung zu sehen
eine von warmem Herbstlicht durchflutete Waldszene
Von der Postkutsche aber nun zur Straßenbahn
wie die Ausstellung ihren Weg nach Dachau gefunden hat: Salvatore De Meo
ehemaliger Bürgermeister von Dachaus Partnerstadt Fondi
Weil die Partnerschaft mit der italienischen Stadt seit 25 Jahren besteht
es also einen runden Geburtstag zu feiern gibt
lud er im Januar seinen Nachfolger sowie Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann zu sich nach Brüssel ein
Weil Hartmann seit knapp zwei Jahren auch Präsident von Euroart ist
dem 46 ehemalige Künstlerkolonie aus zwölf Ländern angehören
erschien ihm die Gelegenheit günstig für einen Abstecher nach Tervuren
weil es "sich zu Brüssel verhält wie Dachau zu München"
wie der OB bei der Eröffnung der Ausstellung erklärte
Mehr als 30 Jahre lang prägte Elisabeth Boser als Geschäftsführerin die Geschicke des Zweckverbands der Dachauer Galerien und Museen
um die "Freunde der Schule von Tervuren" zu besuchen
Der 1987 gegründete Verein ist Mitglied von Euroart und kümmert sich um das künstlerische Erbe der Künstlerkolonie
dass die Sammlung eingemottet in einem Depot lagerte; der Verein baut gerade ein neues Museum
die in Tervuren gerade sowieso nicht gezeigt werden konnte
So sind 76 Gemälde und Grafiken aus dem Bestand des Vereins nach Dachau gekommen
Vielleicht finden nach dieser Ausstellung nun auch einige Dachauer den Weg nach Tervuren
Landschaften und Naturflächen auf den ausgestellten Bildern gibt es bis heute: Der Park von Tervuren war ein beliebtes Motiv
das malerische Voertal und nicht zuletzt der imposante Zonienwald
unter denen auch Hippolyte Boulenger gewandelt sein mag
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag jeweils von 11 bis 17 Uhr
In anspruchsvollen Berufsfeldern im Stellenmarkt der SZ.
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Russland führt einen Angriffskrieg gegen die Ukraine
Der Überfall der palästinensischen Terrororganisation Hamas im Oktober 2023 auf Israel hat in der Region wieder die Gewalt entfacht
Diese wird wie die Hisbollah im Libanon vom Iran unterstützt
Die Christlich Demokratische Union (CDU) ist eine konservative Partei in Deutschland
Sie vertritt eine wertorientierte Politik mit Schwerpunkten wie Wirtschaft
Ihre Schwesterpartei ist die CSU aus Bayern
Wirtschaftlich und militärisch gehören die Vereinigten Staaten zu den mächtigsten Ländern der Erde
mit großem Einfluss auf das aktuelle Weltgeschehen
Das Coronavirus hat Deutschland und die Welt geprägt
Was weiß die Forschung mittlerweile über das Virus
Und wurden die politische Maßnahmen während der Pandemie genug aufgearbeitet
Europa und der Welt bei deutschlandfunk.de
Die Europäische Union ist ein wirtschaftlicher und politischer Verbund aus 27 Staaten in Europa
Ursprünglich als Wirtschaftsgemeinschaft gegründet
Der Klimawandel ist das große Thema der Gegenwart - er prägt das Jahrhundert
Die Wissenschaft ist sich einig: Gelingt es nicht
kommen schon in den kommenden beiden Jahrzehnten große Risiken auf die Menschheit zu
Hier die wichtigsten Beiträge und Podcasts zum Thema
Rund fünf Jahre lang arbeitete das Africa Museum in Tervuren an einer inhaltlichen Neugestaltung
Das Haus ist eine Gründung des belgischen Königs Leopolds II.
Bei der Wiedereröffnung bleibt die kritische Auseinandersetzung mit der Kolonialgeschichte im Ansatz stecken
Der Link wurde in die Zwischenablage kopiert
Das Afrika-Museum bei Brüssel wurde umgestaltet
wie schwer Umgang mit dem Kolonialerbe ist
Auch im Hinblick auf das Berliner Humboldt Forum
das am vergangenen Wochenende seine Wiedereröffnung feierte
dagegen ist aus dem Mittelpunkt des kolonialen Museumsbaus
Die Büste ist aus afrikanischem Elfenbein gefertigt
und daneben liegen Stoßzähne und ein paar Schriftstücke
gehört zu den Monstern der westlichen Welt
Bis 1908 konnte er den Kongo-Freistaat als sein persönliches Eigentum ausbeuten
die riesige Landmasse war ihm 1885 auf der Berliner Konferenz von den europäischen Mächten zugesprochen worden
Reichskanzler Bismarck hatte zur Aufteilung Afrikas geladen
Aus dem Kongo wurde Elfenbein und vor allem Kautschuk herausgeholt
Millionen Afrikaner sollen durch Leopolds Freistaatpolitik gestorben sein
Dagegen: 1508 Belgier ließen im Kongo in jenen Jahren ihr Leben
Ihre Namen finden sich im Museum von Tervuren
auf dem Gelände von Leopolds Landsitz nahe der belgischen Hauptstadt
fein säuberlich auf einer Wand dokumentiert
Die rassistische Praxis hatte in Tervuren ein geistiges Zentrum
Und immer auch dabei das Element des Sensationellen
Exotischen: 1897 lebten einige hundert Menschen aus dem Kongo hier in einem jener zoos humains
wie sie damals in Europa noch bis weit ins 20
Es war der Ausgangspunkt des Kolonialmuseums
70 Millionen Euro hat der belgische Staat ausgegeben
Der Kongo war noch bis 1958 belgische Kolonie
Über einen eleganten gläsernen Pavillon betritt man jetzt das Museum
geht unter der Erde durch eine Art historischer Schleuse und liest die Schrift an der Wand – dass alles vergeht
In ein Gruselkabinett wurden die rassistischen Propagandastatuen gesteckt; Bilder von mörderischen Wilden
Im strahlend hellen Eingangsbereich wird neben dieser Asservatenkammer die Geschichte des Museums aufgezeigt
Dabei geht es um europäische Fragen. Um Grundsätzliches in der Museumspolitik. Um Raubkunst: Rückgabeforderungen aus Afrika liegen in Tervuren im Moment nicht vor
dass dieses Museum – kaum sichtbar für das Publikum – eine Forschungseinrichtung ist und seit Jahren schon mit afrikanischen Museen und Universitäten assoziiert ist
ein kleiner Teil aber nur mit afrikanischem Hintergrund
Die Archive von Tervuren besitzen enorme Ausmaße
sie sind ein Teil der Geschichte Zentralafrikas
In den Sammlungen befinden sich über 12 0000 Artefakte
und nur ein Prozent ist in der neu präsentierten Ausstellung zu sehen
Masken vor allem und Statuen von außergewöhnlicher Qualität
In Kinshasa steht ein neues Nationalmuseum vor der Fertigstellung
Über 80 Prozent des afrikanischen Kulturguts liegt in Museen und Sammlungen außerhalb des Kontinents
Das ist die Richtgröße in dieser Jahrhundertdiskussion
Die radikalen Empfehlungen des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron
formuliert von der französischen Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy und dem senegalesischen Schriftsteller Elwine Sarr
Man kann Raubkunst ja nicht ohne Weiteres als solche erkennen
Belgische Staatsbürger mit afrikanischem Hintergrund erzählen auf Videos von ihrem kulturellen Erbe
In einem anderen Raum werden Probleme nachhaltiger Landwirtschaft und Energiegewinnung angesprochen
Die belgische Kolonialgeschichte wird nicht unterschlagen
Doch das Grauen wirkt einsortiert in Schubladen
repräsentiert durch dieses und jenes Museumsstück
die weitgehend im ursprünglichen Zustand belassen sind
reihen sich Kolonialpolitik und Kriege ein: in die Naturgeschichte
Herrlich die Mineraliensammlung in den alten Vitrinen
die unzähligen Präparate in den Glaskolben
So sieht ein Naturkundemuseum vor der Renovierung aus
Auch das Berliner Museum für Naturkunde wartet auf seine gründliche Überholung
was man machen kann in einem alten Gemäuer: oder auch nicht
Der alte Geist lässt sich auf diese behutsame Art nicht austreiben
eigentlich ein Kongo-Museum in Mitteleuropa – wozu
Von Bestattungsriten und dem Sprachenreichtum dieser Weltgegend geht es über afrikanische Urgeschichte ins Reich der Tiere und Gesteine
Eine Ecke gibt es auch für Patrice Lumumba und die Unabhängigkeitsbewegung
Andererseits: Belgier mit afrikanischen Wurzeln fühlen sich in Tervuren endlich repräsentiert
an der Neuordnung des Museums haben afrikanische Kuratoren mitgewirkt
kann nicht auf die Kolonialgeschichte reduziert werden
Die Menschen dieses Kontinents und ihre Nachfahren können nicht auf alle Zeit ausschließlich in der Opferrolle gefangen bleiben
Worüber niemand gern spricht: Bei der Restitution gibt es das Risiko
dass kostbare Werke auf dem Kunstmarkt landen
wie sie mit ihrem einst geraubten Eigentum umgehen
was das „Gesamtkulturerbe der Menschheit“ ist
als „dynamische Plattform für Austausch und Dialog zwischen den Kulturen und Generationen“
kontrolliert womöglich die Sicherheit und Qualität der Museen am jeweiligen Ort
Im Berliner Humboldt Forum liegen die Probleme etwas anders; es steht in der Raubkunstproblematik im Austausch mit Tervuren. Das Humboldt Forum ist ein Nagelneubau, eine Schlossfiktion. Tervuren wirkt dagegen noch sehr real, als royale Machtdemonstration des späten 19. Jahrhunderts. Das Berliner Schloss entsteht als Gebäude des 21. Jahrhunderts, wenn auch in seiner Architektur massiv dem Alten verhaftet, mit Putten und Portalen und Kuppelkreuz.
Und dann schließt sich der Kreis: Der von dem größenwahnsinnigen Leopold II. und später vom belgischen Staat beherrsche Kongo grenzte, wie auf den Kartenwandgemälden in Tervuren zus sehen, an deutsches Kolonialgebiet.
Frankreich und seine koloniale Beutekunst Wahre Größe und eine Frage der Gerechtigkeit Die Vergangenheit vergeht nicht
Belgien hat in den Achtzigern Kunstwerke an den Kongo restituiert
Aus dem Pariser Musée du Quai Branly gibt Frankreich nun die ersten Statuen nach Benin zurück
die Stiftung Preußischer Kulturbesitz und das Goethe-Instituts haben diese Woche in Luanda eine umfassende Zusammenarbeit vereinbart
In Berlin befindet sich eine der bedeutendsten Sammlungen angolanischer Kunst und Objekte
Vielleicht beginnt die Vergangenheit erst jetzt
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In der „Erinnerungsgalerie“ des Afrika-Museums vor den Toren Brüssels ist das wörtlich zu nehmen
Aufgeführt sind dort die Namen der 1508 Belgier
die zwischen 1876 und 1908 bei der Eroberung des Kongo ums Leben kamen
Kein Wort war dort bisher zu finden von den Millionen von Kongolesen
Ein erschreckendes Zeugnis der Selbstzentriertheit
Nun aber werfen in die Fenster eingelassene Namen ihre Schatten an die Erinnerungswand
Jahrhunderts wie Zootiere in Belgien ausgestellt wurden und nie lebend in ihre Heimat zurückkehrten
Die Schatten könnten exemplarisch stehen für den Neuanfang in der flämischen Kleinstadt Tervuren
1898 hatte der belgische König Leopold II. es gegründet, um seine Landsleute von seinen teuren „Abenteuern“ im Herzen Afrikas zu überzeugen. Seit den 1950er Jahren blieb die Dauerausstellung praktisch unverändert. Sie zeichnete das Bild der tapferen Europäer
Nach langer Diskussion schloss das Museum 2013 – um sich einer Generalüberholung zu unterziehen
„Mit einem viel kritischeren Blick auf den Kolonialismus“
Wer ein auf den Kopf gestelltes Museum erwartet hat
Vieles ist erhalten geblieben: die imposanten Räume des Prunkbaus
die wie aus der Zeit gefallene Schau ausgestopfter Elefanten und Erdferkel
Das Museum soll ein Wissenschaftszentrum und Treffpunkt der Kontinente werden
jährlich hospitieren in Tervuren 130 afrikanische Wissenschaftler: Immer wieder werden Parallelen zum geplanten Humboldt Forum in Berlin gezogen
Neue Bereiche erzählen nun auch die Geschichte vor und nach der Kolonialzeit
teils rassistische Skulpturen Dunkelhäutiger sind wie in einer Art zugänglicher Giftkammer in einem kleinen Raum gesammelt
Für die Dauerausstellung haben zehn Afrikaner Kunstwerke geschaffen
die mit der dargestellten europäischen Sichtweise kontrastieren
Die blutige Vergangenheit wird weiterhin präsentiert – aber sie wird stets kritisch kommentiert
Erzählt das neue Museum damit wirklich die ganze Geschichte
die mit ihren Werken die neu eröffnete Ausstellung erweitern dürfen
einer marmornen Galerie der königlichen Kolonialpropaganda
Der von Mpane geschaffene Kopf eines Afrikaners aus Holz wirkt dort wie ein Fremdkörper
Die Modernisierung des Museums sei ein wichtiger Schritt gewesen
Von außen betrachtet mag die Generalüberholung halbherzig wirken – für Direktor Gryseels ist sie ein großer Schritt
In seinem Land wurde der Kolonialismus lange verklärt
dass dem kleinen Königreich einst eine Kolonie gehörte
deren Fläche 80-mal so groß war wie ihr eigenes Land
In der belgischen Gesellschaft habe aber ein Umdenken eingesetzt
Der Direktor ist auf gewisse Weise ein Getriebener
Kaum näherte sich die Modernisierung ihrem Ende
Eine von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron eingesetzte Kommission schlägt vor: Jegliche afrikanische Kunst
deren legaler Erwerb nicht nachgewiesen werden kann
Gryseels fährt bei dem Thema einen Schlingerkurs
dass die Afrikaner ein Recht darauf hätten
über konkrete Forderungen an seine Sammlung zu verhandeln
Aber das neugestaltete Museum thematisiert die Restitution nicht
Sie ist für Gryseels ein langfristiges Projekt: Erst müsse die Infrastruktur in Afrika entstehen
Doch schon im kommenden Jahr soll das neue Nationalmuseum in Kongos Hauptstadt Kinshasa eröffnen
Dichte Wolken verbergen an diesem Tag die Sonne
um durch die Fenster in die Erinnerungsgalerie zu scheinen
Deswegen sind die Namen der gestorbenen Kongolesen dort nicht zu lesen
Die Schatten der Vergangenheit – an diesem grauen Dezembertag bleiben sie unsichtbar
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Jahrhundert um die berühmteste Frauenbüste der Welt ein Museum gebaut und die Rückgabe von Nofretete an Ägypten wird immer wieder mit dem Hinweis
der Staat Preussen habe die Büste rechtmässig erworben
Auch die Rückgabe der Toten an die Herero und Nama ist kein Ruhmesblatt
politischen Veränderungen und neuen Staatenbildungen nach der Kolonisierung oder den dort fehlenden Museen können Restitutionsforderungen elegant abgeschmettert werden
Das weiss auch Emanuel Macron und er kann daher getrost die Rückgabe geraubter Kulturgüter aus den Kolonien befürworten
Was heisst geraubt in Zeiten der Kolonisierung
wenn dem Kolonialherren eh schon alles gehört
Bei den Herero- und Nama-Gebeinen wird auf deutscher Seite etwa argumentiert
dass die heutigen Staaten noch nicht existierten und daher nicht klar wäre
Aber der Staat Preussen existiert ja zum Glück noch heute
Alles muss zurück in den Besitz der heutigen Herkunftsländer
Mit den neuen Besitzern könnte man dann Verhandlungen führen
ob nicht ein Teil der Objekte als Dauerleihgaben an ihren jetzigen Orten verbleiben könnten
Nach einer Party im Afrikamuseum der belgischen Gemeinde Tervuren wurden Fotos von Gästen mit schwarzgeschminkten Gesichtern publik
Der Shitstorm ließ nicht lange auf sich warten und die Museumsbetreiber sahen sich zu einer öffentlichen Entschuldigung veranlasst
Alles begann mit der Facebook-Einladung einer Eventagentur
die die Museumsräume für eine Jubiläumsfeier anmietete
Darin wurde als Kleiderordnung unter anderem um "eleganten
farbenfrohen sowie traditionellen und zeitgenössischen afrikanischen" Stil gebeten
der zuerst über den Vorfall berichtet hatte
Bilder von der Feier selbst zeigten im Anschluss Teilnehmer, die sich sowohl ihr Gesicht schwarz geschminkt hatten
als auch faschingskostümartige Kleider trugen
die einen vermeintlich afrikanischen Stil widerspiegeln sollten
Die Teilnehmerin Patricia Slack kommentierte daraufhin via Facebook: "Liebe Weiße, wie oft müsst ihr eigentlich noch daran erinnert werden, dass ein schwarz geschminktes Gesicht niemals angemessen ist; auch nicht auf einer 'Afrika'-Motto-Party."
Daraufhin meldete sich der Partyveranstalter und berichtete von den auf der Feier anwesenden afrikanischen Gästen
die diese Veranstaltung mit Stolz erfüllt habe
Immerhin wären auch die Hälfte der anwesenden DJs afrikanischer Herkunft gewesen
Das Museum selbst bat per Instagram um Entschuldigung: "Schon nach der Facebook-Ankündigung der Veranstaltung stand zu befürchten
dass sich die Gäste wegen der Kleiderordnung an Klischees orientieren würden." Also kontaktierte man umgehend den Veranstalter
damit dieser sein Einladungsschreiben anpasse
"Das Afrika-Museum hätte sich schon viel früher und intensiver um eine Verhinderung der misslichen Folgen kümmern müssen"
bekundeten die Museumsverantwortlichen reumütig
Quelle: CNN
Vergleich
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Die koloniale Vergangenheit ist aktuell in vielen Ländern Europas Thema
Eine sehenswerte Ausstellung nahe Brüssel blickt auf ein Phänomen
Irgendwo hinten im Park müssen sie vor 125 Jahren gehaust haben: 267 Frauen
für seine Kolonialschau von Afrika nach Belgien schaffen liess
In Tervuren vor den Toren Brüssels liess der Monarch mehrere umzäunte «Dörfer» errichten
Auf dem weitläufigen Gelände mussten sich die Verschleppten wie Tiere im Zoo begaffen lassen
November 1897 laufende Weltausstellung in Brüssel sorgte für regen Publikumsverkehr
Zeitweilig kamen 40’000 Besucher am Tag
Zur Bilanz dieser «Völkerschau» gehören allerdings auch sieben tote Kongolesen
war das Ganze gleichwohl ein gelungener PR-Coup
mit dem er die Öffentlichkeit einnehmen wollte für die vorgeblich zivilisatorische Mission in seiner Privatkolonie
Aus der menschenverachtenden Veranstaltung ging das Afrikamuseum hervor
Genau dort erinnert eine Sonderschau noch bis 6
Rund um den Globus zogen derartige Kolonialausstellungen rund 1,5 Milliarden Besucher an
Die über 500 Exponate bieten Stoff zum Nachdenken darüber
wie es überhaupt zu solchen «Menschenzoos» kam
Sensationsgier und frühe «Freakshows» sind die Wurzeln des Phänomens
Anthropologen stellten aussereuropäische Menschen auf eine Stufe mit Affen; farbige Darstellungen
etwa «Hölzels Rassentypen des Menschen» zeigten finster dreinblickende «Feuerländer» oder «Fidschi-Insulaner»
Irland und Frankreich musste bereits ab 1810 Saartije Baartman
Gegen Ende des Jahrhunderts tourten Geschäftemacher wie die Wildwestlegende Buffalo Bill oder der spätere Tierparkgründer Carl Hagenbeck mit ihren Völkerschauen durch halb Europa
In der Folgezeit gaben sich «tapfere Rothäute» ebenso die Ehre wie «wilde Weiber aus Dahomey» mit ihrem «Kriegstanz der Fetischanbeter»
die das wenig später aufkommende Medium Film begierig aufgriff
Die Sonderausstellung im Afrikamuseum zeigt
wie spätestens ab den 1930er Jahren das Kino den Völkerschauen mit Produktionen wie «Bongolo et la princesse noire» (»Bongolo und die schwarze Prinzessin») allmählich den Rang ablief
Mit der Sonderausstellung «Zoo humain» versucht das Afrikamuseum in Tervuren auch
die Aufarbeitung der eigenen Geschichte voranzubringen
Lange taten sich die Verantwortlichen schwer damit
Noch vor wenigen Jahren musste man in dem einschüchternden neoklassischen Ensemble des Architekten Charles Girault die Verweise auf die düsteren Seiten der Kolonialherrschaft Belgiens
die unzählige Kongolesen das Leben kostete
Das hat sich seit der Neueröffnung des Museums 2018 geändert
Über einen Glaspavillon gelangt der Besucher zu den Beständen
In der Sonderschau gilt das auch für den Rückblick auf die Expo 1958
die Brüssel mit dem Atomium eines seiner bekanntesten Sehenswürdigkeiten bescherte
Damals gab es auch einen Menschenzoo – zum letzten Mal
Redaktion redaktion@kath.ch
Sekretariat medienzentrum@kath.ch
kath.ch ist eine Dienstleistung des Katholischen Medienzentrums im Auftrag der römisch-katholischen Kirche in der Schweiz
Schweizer Bischofskonferenz
Römisch-Katholische Zentralkonferenz
Orden
21:15Lesezeit: 7 Min.Bildbeschreibung ausklappenZusammengedrängt in der belgischen Rumpelkammer
aber immer noch zu sehen: stereotypisierende Skulpturen aus dem neunzehnten JahrhundertJo Van de VijverIm Afrika-Museum in Tervuren kreuzen sich Debatten um Rassismus
Kolonialismus und die Rückgabe von Raubkunst
dann ist es wohl das Afrika-Museum im Brüsseler Vorort Tervuren
präsentiert sich als Monument europäischer Zivilisationshoheit
Man könnte auch sagen: Sie ist eine Angeberei gegenüber Afrika
Nicht weniger als fünfundvierzig Mal hat der belgische König Leopold II
Betrachtet man die pompöse Geste und denkt dabei an die brutale Ausbeutung seiner Privatkolonie Kongo am Ende des neunzehnten Jahrhunderts und an die mutmaßlich mehrere Millionen kongolesische Todesopfer
den Kontinent der Aufklärung mit etwas anderen Augen zu sehen
Mit der alliierten Landung auf Korsika ging es 1943 los
und in Fernost war mit dem Mai 1945 das Ende noch nicht erreicht
Bis heute leidet das Land unter einem wirkmächtigen historischen Trauma
Europa-Korrespondent des Feuilletons in Berlin
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#29293a);margin:auto;margin-top:32px;max-width:calc(640px + (2 * 12px));padding:0 12px;}@media screen and (min-width: 768px){.css-9uetne{margin-top:72px;}}.css-1lgqo8v{color:var(--sz-basic-text-color-primary
18:57 Uhr.css-rhp0z0{color:var(--sz-basic-border-color-secondary
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Das Afrika-Museum im belgischen Tervuren war ein Tempel des Kolonialismus
Nach jahrelangem Umbau eröffnet es am Samstag neu
Die Präsentation zeigt: Das alte Denken hat überlebt
Von Jörg Häntzschel
Seitdem ist der Kies im Park von Tervuren bei Brüssel immer frisch geharkt
Tot sind natürlich auch die 260 anderen Laienschauspieler und König Leopold II.
der belgische König; tot sind vor allem die Millionen aus dem "Freistaat Kongo"
fasste Joseph Conrad in "Herz der Dunkelheit" die "Kongogräuel" zusammen
Doch das pompöse Klein-Versailles gegenüber der Straßenbahn-Schleife
das "Königliche Museum für Zentral-Afrika"
in dem Leopold seine Privatkolonie als zivilisatorisches Projekt glorifizieren und als spannende Investition bewerben ließ
am heutigen Samstag wird es wieder eröffnet
der heutige König lieber nicht kommen wollte
kein "Forum" für globale Dialoge wie in Wien und bald in Berlin
Das war bei der Eröffnung 1898 das Konzept
Belgien schaffte den Aufstieg in die Liga der Kolonialmächte erst spät
Auf der Berliner Afrika-Konferenz von 1884 und 1885
wo 14 europäische Nationen den Kontinent unter sich aufteilten
ihm den Kongo als Privatkolonie zu überlassen
die über seine "Internationale Afrika-Gesellschaft" gemanagt wurde
die 80 mal so groß war wie sein Königreich
Das Museum war Showroom und Tempel des Unternehmens
Vier allegorische Skulpturen in der Eingangsrotunde verklären die von Leopold angestrebte Ausbeutung von Rohstoffen und Arbeitskraft zum messianischen Ereignis für den dunklen Kontinent: "Belgien bringt dem Kongo die Zivilisation" heißt es auf dem Messingschild unter einem goldenen Bildnis Leopolds mit zwei dankbaren schwarzen Kindern
die zwischen Wissenschaftspomp und Handelsmesse alle Aspekte dieses mysteriösen Kontinents als eigene
Der "Eingeborene" und seine grotesken Masken waren nur ein weiteres Naturwunder
wenn auch das reizvollste und noch profitabler als die Elefanten
die die Belgier hunderttausendfach abschlachteten
Es der Aufarbeitung der Kolonialzeit widmen
kritisch über die Kolonialzeit zu sprechen und wo fast jede Familie in die Kolonialgeschichte verstrickt ist
Obwohl der König 1908 seine Kolonie dem Staat überlassen musste
ist Brüssel bis heute voll mit seinen Statuen
#29293a);padding-bottom:2px;-webkit-text-decoration:none;text-decoration:none;-webkit-transition:border-bottom 150ms ease-in-out;transition:border-bottom 150ms ease-in-out;}.css-1vyk908 a:focus,.css-1vyk908 a:hover{border-bottom-color:transparent;}So sah der kongolesische Künstler Chéri Samba 2002 auf seinem Gemälde „Réorganisation“ das Ringen um die Neugestaltung des Museums
sondern auch große Teile der Innenausstattung stehen unter Denkmalschutz
Deswegen mussten nicht nur die Statuen an ihren Plätzen bleiben
deswegen sind Leopolds Initialen nicht weniger als 54 Mal in dem Gebäude zu finden; und deswegen werden auf einer riesigen Wand zum Innenhof auch weiterhin sämtliche 1508 Belgier gewürdigt
die im Freistaat Kongo zwischen 1876 und 1908 starben
Und weil auch viele weitere Räume kaum verändert werden durften
inklusive der Vitrinen und der Wandgemälde mit ihren romantisierenden Cinemascope-Landschaften
ließ sich die Erzählung des Museums allenfalls ein wenig justieren
dass die ersten Menschen in Afrika gefunden wurden
So lässt sich in den alten naturwissenschaftlichen Sälen eine Genealogie der Welt konstruieren
aufgequollene Frösche in Gläsern und schließlich die ausgestopften Elefanten und Krokodile
die abgestaubt und gut beleuchtet da stehen wie Neuwagen beim Autohändler
Am Ende die Menschheitsgeschichte in einer Vitrine: Drei Hände symbolisieren die Entwicklung im Zeitraffer
Doch nicht der weiße Mann interessiert an diesem Ort
die Waffen und den Schmuck nicht als historische Werke darzustellen
In Video-Testimonials berichten Kongolesen
das afrikanische Leben drehe sich nach wie vor um diese Museumsstücke
"Belgien bringt dem Kongo die Zivilisation“
Statue von Arsène Matton aus dem Jahr 1922
das anderswo in Mitteleuropa längst überwunden ist
"Maniok und Mais stellen ihre Nahrungsgrundlage dar
Und die politischen Fähigkeiten der Kongolesen bewerten die ehemaligen Kolonialherren wie strenge Lehrer: "Eine gute
auf Nachhaltigkeit gerichtete Führung wäre dem Wohlstand der Region sehr zuträglich."
Statt die Geschichte in der Zeit vor der Kolonialisierung beginnen zu lassen
um dann die Entwicklung hin zur Unabhängigkeit 1960 nachzuzeichnen
Die Gewaltexzesse damals sind alle benannt
man zeigt die Ketten und Folterwerkzeuge und Fotos von den zur Strafe abgeschlagenen Händen
obwohl der Konsens bei um die zehn Millionen liegt
Und lasst uns nicht die Fortschritte im Gesundheitswesen vergessen
Es hat die afrikanische Diaspora viel Mühe gekostet, dem Museum diese Darstellung abzutrotzen. Doch der Preis ist hoch. Den Opferstatus werden sie in dieser Präsentation nicht mehr los. Der neueste Teil der Ausstellung, der die Afrikaner als freie Zeitgenossen zeigen soll, wirkt am ältesten. Statt von Megastädten und Migration, von Postkolonialismus und dem Kinoerfolg von "Black Panther" zu erzählen
wird betulich über Sprachenvielfalt doziert
dass schwarze Musiker wie Bob Marley und Miles Davis die westliche Musik beeinflusst haben
Doch nicht einmal die Gegenwart ist zu sehen
Die afrikanischen Künstler und die afrikanische Kuratorin
die an der neuen Konzeption mitgearbeitet haben
jetzt muss sich das Haus weiterentwickeln"
dass in dem Kolonialpalast auch zeitgenössische Kunstwerke hängen
Doch das macht den Gesamteindruck nicht besser
Man hätte das Museum als Denkmal behandeln können
Die Wissenschaftsabteilung wurde ja auch nicht auf den Stand der Forschung gebracht
Indem man das Museum aber nur zögernd aktualisiert
welche Berechtigung ein Museum über Afrika heute noch haben könnte
das man zu korrigieren vorgibt: von den Afrikanern als Sonderfall der Zivilisation
Das Königliche Museum für Zentralafrika in Tervuren ist wegen einer gründlichen Renovierung seit dem 1
Dezember wird es seine Türen wieder öffnen und sich mit einem neuen Gesicht und modernem Inhalt präsentieren
Die Gemeinde Tervuren hat den fünfjährigen Umbau seines Museums genutzt
um sein touristisches Angebot zu erweitern und aufzupeppen
Punkten wollen die Verantwortlichen durch ein Museum von Weltklasse
ebenso wie durch ein hochwertiges Rahmenprogramm
das in- und ausländische Touristen verstärkt ín die grüne Idylle unweit von Brüssel locken soll
Bäumen und einem prächtigen Wasserspiel in der Gemeinde Tervuren
die in den 40er und 50er Jahren große Anziehung auf Künstler der Epoche ausübte
hatte der Herzog von Brabant seinen Sommersitz
der Britischen Schule sowie seiner Nähe zu Brüssel
siedelte sich in Tervuren allmählich eine internationale Gesellschaft an
deren Angehörige hauptsächlich aus den Staaten der Nato und der europäischen Union stammten
Das „Grün ohne Grenzen“ bis zum Foret des Soignes lockte sie immer wieder in den schönen Park
nur ein Museumsbesuch stand nicht mehr auf dem Programm
der dort vor einigen Jahren mit viel Glanz und Glorie seine Afrika CD präsentierte
das Belgien über seine Kolonialzeit vermittelte
dass dieses Museum geschlossen wurde,“ sagt Deidra
eine ehemalige Schülerin der Britischen Schule
die jetzt sehr gespannt auf die Neueröffnung ist
Nach fünf Jahren ist das zweifelsohne bemerkenswerteste Museum dieser Art nun bald wieder startklar
“andere Museen brauchen für solch eine Runderneuerung meist 10 Jahre,“ meint Bruno Verbergt
Direktor für den Umbau und nun zuständig für die Öffentlichkeitarbeit des Museums
Zu lange scheint die Bauphase im Nachhinein wirklich nicht
das nicht mehr den Anforderungen eines modernen Museums entsprach
die gesamten Inhalte ideologisch zu entrümpeln galt
Viel zu lange habe es keine kritische Auseinandersetzung mit dem Kolonalismus und der eigenen Geschichte gegeben
So dauerte es in Belgien bis Ende der 1990er Jahre
um eine öffentliche Debatte in Gang zu setzen
Im Jahr 2005 organisierte das Museum eine Ausstellung über die Kolonialzeit
und setzte sich erstmals mit der Ausbeutung des Kongos und den systematischen Misshandlungen seiner Einwohner auseinander
Das war ein erster vorsichtiger Schritt auf dem Weg zur Erneuerung des Museums
Aber der Startschuss zur eigentlichen Bereingung und Aufarbeitung der belgischen Kolonialgeschichte wurde erst vor fünf Jahren gegeben
Seit diesem Zeitpunkt arbeiteten die Verantwortlichen des Museums mit afrikanischen Historikern
Alle Inhalte wurden von Grund auf überarbeitet und modernisiert
Dieses Abbild des Pariser Petit Palais musste nach Originalplänen vollständig restauriert werden
Die Verantwortlichen für das Gesamtkonzept Tervuren wünschen sich
dass ein Besuch in ihrer Gemeinde künftig als fester Termin im Kalender von Kulturinteressierten sowie Touristen steht
Tretboote auf den künstlich angelegten Seen
sowie hochwertige Events warten auf Besucher
Dabei ist die Fahrt von Brüssel aus mit der Straßenbahn schon ein Event für sich
15 km geht´s auf der Schiene mit Blick auf imposante Villen und Residenzen
die auf Anregung von König Leopold II angelegt wurde
Der Zugang zum Museum erfolgt sodann über einen neuen gläsernen Empfangspavillion
der unterirdisch mit dem Museumsgebäude verbunden ist
In dem etwas futuristisch anmutenden Gebäude
befinden sich der Kartenverkauf und der Museumsshop
Ein besonderes Highlight ist das bereits geöffnete „Tembo“ Restaurant im ersten Stock
in dem außer klassischen belgischen Gerichten
Überwältigend ist dabei der unübertreffliche Blick aus den riesengroßen Fenstern auf das Museum mit seiner neoklassischen Fassade und seiner gepflegten Parkanlage
aus der schon bald mehr fröhliche Kinderstimmen erklingen sollen
Begegnungen und Dialog auf 11.000 Quadratmetern
als eine Art Schaufenster seiner belgischen Kolonien in Zentralafrika eingerichtet wurde
da sind sich viele ehemalige Kritiker einig
nunmehr einen glaubwürdigen und wissenschaftlichen Blick auf die gesamte Thematik und Belgiens Vergangenheit als Kolonialmacht werfen
Die für die Öffentlichkeit zugängliche Gesamtfläche wurde von 6.000 auf 11.000 Quadratmeter erweitert
Begegnungen und den Dialog zwischen den Generationen und den Kulturen werden soll
Mehr Infos: www.africamuseum.be
Tervuren taz | Wer dieses Jahr Belgiens berühmtes Afrikamuseum in Tervuren vor den Toren Brüssels besucht, kommt ins Staunen. Wo früher das Musée royal d’Afrique Centrale (MRAC) alte Kolonialsammlungen darbot, zelebriert heute das renovierte „Africa Museum“, wie es jetzt heißt, den Reichtum des Kongo mit all seinen hellen und dunklen Seiten
das Elend der Schürfer in den Bergwerken und die verheerende Armut der Bevölkerung andererseits – das wird mit Fotos und Videos für die Besucher erlebbar gemacht und füllt die über Jahrzehnte von belgischen Forschern zusammengetragenen Materialien mit neuem Leben
Mehr noch: Kongos Gegenwartskunst hält endlich Einzug in die größte Sammlung kongolesischer Kunstgegenstände auf der Welt
Früher sah man in Tervuren lauter kostbare alte Gegenstände ohne jede Erklärung
offensichtlich herausgerissen aus ihrem Kontext und als Trophäen zur Schau gestellt
Die bewusst schroffe Gegenüberstellung neuer kongolesischer Kreativität mit alter belgischer Sammelleidenschaft bricht die bisherige Darstellungsform
Neben alten Totenmasken erklären jetzt Kongolesen in Videofilmen die Rituale
Aimé Mpanes große Skulptur eines Kopfes aus Edelholz und Bronze liegt an den Füßen allegorischer Statuen
die Belgien als Zivilisationsbringer zeigen
Zeitgenössische Malereien von Tshibumba oder Chéri Chérin stehen direkt neben rituellen Objekten als Zeichen
Die Welt der Skulpturen der Volksgruppen der Kuba
Luba und Songye steht neben dem berühmten Verkehrsroboter von Kinshasa
eine gigantische Ampel in Menschenform am Kreisverkehr „Victoire“ von Thérèse Izay-Kirongozi
Aber der Versuch der Entkolonisierung des letzten reinen Kolonialmuseums der Welt durch seinen Direktor Guido Gryseels stößt in Belgien nicht auf allgemeine Zustimmung
Eröffnet wurde das Museum in Tervuren ursprünglich nach der Weltausstellung von 1897 als pompöse Feier des kolonialen „Abenteuers“ Belgiens und seines Königs Leopold II
das viele Millionen Kongolesen das Leben kostete
Dezember 2018 allerdings blieb Belgiens heutiger König Philippe
Offizielle Begründung des Palastes: Es werde ja immer noch zwischen belgischen Wissenschaftlern und der kongolesischen Diaspora über die Renovierung des Museums diskutiert und über die Frage der Restitution kongolesischer Kunst in die Heimat gestritten
sagte ein Sprecher des Königs der Nachrichtenagentur Belga und nannte die Neugestaltung des Museums immerhin „großartig“
Die Kontroversen um die belgische koloniale Eroberung des Kongo sind eben nicht durch die Renovierung des zur Glorifizierung dieser Eroberung entstandenen Museums aus der Welt zu schaffen
Nachdem die Berliner Afrikakonferenz 1884/85 das Kongo-Flussbecken zu einem allen Europäern offenstehenden „Freihandelsgebiet“ erklärte und die Hoheit darüber dem belgischen König
starb schätzungsweise die Hälfte der damals 20 Millionen Einwohner des heutigen Kongo während der belgischen Eroberung
Ganze Bevölkerungen wurden zur Zwangsarbeit deportiert
Schon damals kritisierten englische Kritiker des Kolonialismus und der US-Schriftsteller Mark Twain die Praxis
wenn sie nicht genug Kautschuk in den neu eingerichteten Plantagen ernteten
Was für Konflikte es noch gibt, sieht man auch im Museum selbst. Ein Gemälde des kongolesischen Malers Chéri Samba zeigt zwei Gruppen von Weißen und Afrikanern im Tauziehen um eines der umstrittensten Ausstellungsstücke: die Skulptur des Leopardenmannes der Anyota-Sekte
der sich mit ausgestreckten Leopardenkrallen über eines seiner Menschenopfer beugt
jetzt nicht mehr – die Museumsleitung findet ihn „politisch inkorrekt“
findet sich die Direktion jetzt zwischen den Fronten einer unversöhnlich geführten Debatte wieder
Für viele afrikanische Intellektuelle ist und bleibt Tervuren ein Kolonialmuseum
egal was drin ist und unabhängig von der Beteiligung von AfrikanerInnen an seiner Gestaltung
Präsidentin des antirassistischen Frauenkomitees Bamko
Die konsultierten AfrikanerInnen seien bloß Alibi
Belgien müsse die geraubte kongolesische Kunst in den Kongo zurückgeben
Der Rahmen dieser Konsultation war der von der Museumsleitung selbst ins Leben gerufene Beirat („Comité MRAC-Associations africaines“)
der Angehörige der kongolesischen Diaspora in Belgien versammelte
vor allem aus dem Kultur- und Universitätsbetrieb
Manche Comraf-Mitglieder äußern im Nachhinein selbst Kritik an der Tätigkeit dieses Beirats
„Das Museumspersonal beansprucht die Diskurshoheit über Afrika“
sagt der kongolesische Kunsthistoriker Toma Muteba Luntumbue
Die Historikerin und Journalistin Anne Wetsi Mpoma findet es unangebracht
dass Afrikaner im Museum durch eine rein ethnologische Brille dargestellt werden – also als Studienobjekte mit den Lebensetappen Geburt
aber nicht als Menschen mit Tätigkeiten und Meinungen
ein bekannter Diaspora-Organisator in Brüssel
im Museumsteam fände man einerseits „offene Menschen
die sich für unsere Vorschläge interessieren“
andererseits stoße man aber auch auf „eine sehr verschlossene Forscherwelt“
Für viele Belgier mit Kolonialvergangenheit
die selbst im Kongo vor und nach der Unabhängigkeit tätig gewesen sind
geht die Erneuerung des Museums hingegen schon viel zu weit
und der britische Entdeckungsreisende Henry Morton Stanley
auf dessen Erkenntnisse sich der belgische König stützte
Die koloniale Eroberung an sich und ihre Höhepunkte aus belgischer Sicht werden nur noch am Rande erwähnt: Der Sieg gegen Sklavenhändler wie den Deutschen Emin Pascha
der im heutigen Südsudan eine eigene Kolonie gründete und von Stanley in einem Gewaltmarsch quer durch das Kongobecken gerettet werden musste
oder der aus Sansibar stammende Händler Tippu Tip
der bei seinen Raubzügen von der ostafrikanischen Küste bis an den Kongo-Fluss vordrang und dessen Truppen sich vergeblich gegen die Belgier erhoben
Die Bronze-Skulpturen des Bildhauers Arsène Maton
weil sie fest in die große zentrale Rotunde des Museums eingebaut sind
das den Größenwahn des belgischen Monarchen gut ausdrückte
ist hingegen in den Keller gewandert und von ihm gibt es nur noch eine schlecht erhaltene Büste in einer Vitrine
Direktor einer in Belgien und im Kongo aktiven Beraterfirma
diesen Umgang des belgischen Museums mit seinem Gründer
Er vermisst auch eine Nennung der „nachweislichen Errungenschaften“ der belgischen Kongo-Kolonisation in Sachen Straßenbau
Etwas nuancierter urteilt der Historiker Jean-Luc Vellut: „Wenn man die kongolesische Geschichte moralisch beurteilen will
kolonial oder postkolonial.“ Aber: „Ist es die Rolle eines Museums
Belgiens Bewältigung seiner kolonialen Vergangenheit ist also noch keineswegs abgeschlossen
Und das renovierte Museum dürfte auch die gegenwärtigen Beziehungen zur Demokratischen Republik Kongo belasten – die kongolesisch-belgischen Beziehungen sind ohnehin schlecht
da Belgien in der EU der Hauptlobbyist für scharfe Sanktionen gegen Kongos Machtelite wegen ihrer Menschenrechtsverletzungen ist und Kongos Regime im Gegenzug Kritik aus dem Ausland gerne als kolonial abtut
Am Vorabend der Eröffnung sagte Kongos Präsident Joseph Kabila der Brüsseler Zeitung Le Soir
er werde die Rückgabe der Kunstwerke im Museum fordern
noch vor der Eröffnung eines kongolesischen Nationalmuseums in Kinshasa im Juni 2019
Ich bin Kulturanthropologin und habe mich längere Zeit mit dem Kongo-Gräuel beschäftigt
es war einer der dunkelsten Momente der Menschheitsgeschichte und DER dunkelste Moment der Kolonialgeschichte
Wie im Hinblick auf dieses unglaublich grausame Verbrechen immer noch unter Forschern darüber gestritten wird
ist schlichtweg zynisch und zeugt von der gleichen westlichen Arroganz
die dieses Verbrechen damals überhaupt möglich machte
dass Belgien immer noch nicht offen dazu steht und das Museum sämtliche Exponate an den Kongo zurückgibt
Es wäre nur eine symbolische Entschädigung für die 10 Millionen Toten
Dieses Museum hätte in ein Kongo-Gräuel-Museum umgewandelt gehört
Es gehört zum Erwachsenwerden eines Landes hinzu
Aber dieser Genozid taucht heutzutage ja sogar in vielen belgischen Schulbüchern nicht auf
Belgien zeigt sich hier als in keinster Weise weiter fortgeschritten als die Türkei
die bis heute ihren Genozid an den Armeniern leugnet
Mal ganz zu schweigen von Belgiens historischer Verantwortung am Genozid von Ruanda. de.wikipedia.org/w...#Belgisches_Mandat
Der Sitz unserer Europäischen Union in Brüssel
Unsere wichtigsten europäischen Institutionen im "Europa Viertel Leopold"
Besonders pikant: das Gräuel im Kongo ist aktueller denn je. Diesmal geht es um unser Gold. www.spiegel.de/pol...vor-a-1216490.html
Wen wir in Deutschland nicht so viel an der Bildung sparen würden
So hoffe ich auf den Laokoon des Peter Lenk
der uns der humanistischen Bildung des Griechen Homer und seiner Ilias näher bringen kann
Die Restitution betrifft zunächst 883 Objekte im Africa Museum in Tervuren
Doch die Regierung will schnellstmöglich den kolonialen Besitz aller Museen untersuchen und Schritte einleiten
Punkt.“ Auf diese Formel bringt der belgische Staatssekretär für Wissenschaft Thomas Dermine von der wallonischen Sozialistischen Partei den Beschluss der belgischen Regierung vom vergangenen Freitag
alle Raubkunst im Königlichen Museum für Zentralafrika (AfricaMuseum) in Tervuren an die Demokratische Republik Kongo zurückzugeben
„Viele andere Länder entscheiden sich dafür
ob und wie Objekte Stück für Stück in ihr Herkunftsland zurückgegeben werden sollen
es sei höchste Zeit für einen globalen Ansatz für diese Objekte"
sagte Dermine in einem Interview mit der niederländischen Tageszeitung "NRC"
Einsatz von Gewalt oder als Kriegsbeute in das Museum gelangten
sind jetzt juristisch Eigentum der Demokratischen Republik Kongo
Von den insgesamt 80 000 Objekten aus der Zeit von 1885 bis 1960 betrifft das vorerst nur 883 Objekte
deren illegaler Erwerb bereits eindeutig nachgewiesen ist
folglich wird das gesetzliche Eigentum an die Demokratische Republik Kongo übertragen,“ sagte Dermine in dem Interview
„Aber sobald die Kongolesen ein Stück zurückfordern
60 Prozent der Objekte seien ziemlich sicher rechtmäßig erworben worden oder als Geschenke nach Belgien gekommen und würden dort auch bleiben
Von rund 35 000 Objekten wisse man aber nicht sicher
die wissenschaftliche Untersuchung dieser Objekte in den kommenden Jahren zu beschleunigen.“ so Dermine
Sie würden von der Kategorie „öffentlicher Besitz“ in die Kategorie „privates Staatseigentum“ überführt
was bei nachgewiesenem illegitimen Erwerb dazu führe
dass sie automatisch in den Besitz der DR Kongo übergingen
dass die jetzige Rückgabe kaum ins Gewicht falle
Man werde aber den kolonialen Besitz in ganz Belgien in allen Museen auf seine Herkunft untersuchen
ebenso die Kunstwerke aus Ruanda und Burundi
die nach dem Ersten Weltkrieg als Mandatsgebiete unter belgische Verwaltung kamen
hatte nach der Berliner Afrika-Konferenz 1885 den „Kongo-Freistaat“ als seinen Privatbesitz vereinnahmt und brutal ausgebeutet
bis nach den sogenannten Kongogräueln 1908 der belgische Staat die Kolonie übernahm
[Jeden Morgen informieren wir Sie, liebe Leserinnen und Leser, in unserem Newsletter Morgenlage über die politischen Entscheidungen, Nachrichten und Hintergründe. Zur kostenlosen Anmeldung geht es hier.]
Jahrestag der Unabhängigkeit der DR Kongo hatte der König Philippe als erster belgischer Monarch in einem Brief an Präsident Tshisekedi sein „tiefstes Bedauern“ über die „Missetaten“ der Belgier ausgedrückt
was in Kinsasha als Signal für bessere Beziehungen aufgenommen wurde
Der Brief des Königs habe in Belgien eine breite politische Debatte ausgelöst
Eine parlamentarische Kommission untersucht derzeit die koloniale Vergangenheit Belgiens
ein erster Bericht werde gegen Ende des Sommers erwartet
Die Entscheidung für die Übertragung der Eigentumsrechte an die DR Kongo sei bereits eine Empfehlung dieser Kommission gewesen
Diskriminierung auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt und bei der Polizei hatten zu heftigen Protesten geführt, bei denen zahlreiche Leopold II.-Denkmäler mit Farbe beschmiert wurden, da Leopold in seinem sogenannten Kongo-Freistaat für den Tod von Hundertausenden Kongolesen verantwortlich war. Die Universitäten in Löwen und Bergen hatten daraufhin ihre Leopold-Statuen entfernt.
Schusswaffen-Epidemie in den USA Die Angst vor einem blutigen Sommer Der Beschluss der sogenannten „Vivaldi“-Koalition aus Grünen
Liberalen und Sozialdemokraten aus beiden Landesteilen sowie den flämischen Christdemokraten setzt Belgien nun international an die Spitze der Länder
die Objekte sofort juristisch an die DR Kongo zu übertragen
21:34 Uhr.css-rhp0z0{color:var(--sz-basic-border-color-secondary
#29293a);padding-bottom:2px;-webkit-text-decoration:none;text-decoration:none;-webkit-transition:border-bottom 150ms ease-in-out;transition:border-bottom 150ms ease-in-out;}.css-1vyk908 a:focus,.css-1vyk908 a:hover{border-bottom-color:transparent;}"Geschichte ist Geschichte
entgegnet der Direktor des Afrika-Museums Kritikern an seinem Umgang mit dem historischen Erbe des Hauses
Das umstrittene Afrikamuseum in Tervuren bei Brüssel hat sich einer millionenteuren Renovierung unterzogen
Doch die Spuren einer rassistischen Epoche in der Vergangenheit lassen sich nicht überall vertuschen
Sie stehen an der Wand und halten die Hände in die Höhe
Die kopflosen Skulpturen an der Fassade des Afrikamuseums stammen von dem kongolesischen Künstler Freddy Tsimba
deren Werke in dem neu eröffneten Afrikamuseum in Tervuren bei Brüssel zu sehen sind
Nach rund fünfjährigen Umbauarbeiten will die Einrichtung
die vor mehr als 100 Jahren als Kolonialmuseum gegründet worden ist
nun ein Museum für das Afrika von heute sein
Bild unten: Der ausgelagerte Glasbau mit dem Eingangsbereich und Restaurant des Afrikamuseums
Für über 65 Millionen Euro hat das rund 15 Kilometer von Brüssel entfernt liegende Museum seine Fläche von 6.000 auf 11.000 Quadratmeter fast verdoppelt
Dabei wurden der Eingangsbereich und das Restaurant in einen riesigen Glasbau ausgelagert
der mit dem Altbau durch einen unterirdischen Gang verbunden ist
Unter dem Begriff „Entkolonialisierung“ will sich das Museum vor allem aber ideologisch neu positionieren
Das Haus sei einst als Propaganda-Maschine entworfen worden
sagte der Direktor Guido Gryseels in einer Pressekonferenz
Heute werfe die Einrichtung einen kritischen Blick auf die koloniale Vergangenheit Belgiens
Das Museum im neobarocken Stil ist Anfang des 20
Als Kongo-Museum hatte es der belgische König Leopold II
(1835-1909) bei dem französischen Architekten und Baumeister des Pariser Petit Palais
Tervuren: Blick während eines Presserundgangs auf Ausstellungsstücke im Afrikamuseum
König Leopold ließ den Kongo – in den ersten Jahren noch sein Privatbesitz – zwischen 1885 und 1908 brutal ausbeuten
Unter dieser Terrorherrschaft wurde das Land systematisch ausgeplündert
Um die Jahrhundertwende kamen die Gräuel nach und nach ans Licht und lösten international Entsetzen aus
Das zentralafrikanische Land – 80 mal so groß wie Belgien – gehörte noch bis 1960 zu dessen Kolonialreich
Die Wiedereröffnung des Museums ist für Gryseels nur eine Etappe eines langen Aufarbeitungsprozesses
der seit 2001 Generaldirektor der Einrichtung ist
Der Kolonialismus als Regierungssystem sei unmoralisch
Man müsse sich von ihm völlig distanzieren
Eine große Herausforderung: Das Museum steht unter Denkmalschutz
seine Geschichte spiegelt sich in allen Ecken und Winkeln wider
So ist die Bronzeskulpturgruppe nicht verschwunden
zu dem ein kleiner Afrikaner bewundernd hochblickt
Auch ihr Titel heißt weiter: „Belgien bringt die Zivilisation in den Kongo“
Der Stern des „Kongo-Freistaates“ ziert ebenso noch den Boden der Rotunde
So hieß der zentralafrikanische Staat zwischen 1885 und 1908
Gleichzeitig wollte der 66-Jährige sie auch nicht verleugnen
Als Ausweg hat er eine neue museale Vision versucht
Tervuren: Die Skulptur „Nouveau souffle ou le Congo bourgeonnant“ (etwa: Neuer Atem oder der Kongo treibt Knospen) von Aimé Mpane in der Rotunde des Afrikamuseums
Neben Ausstellungsbereichen mit Masken und Musikinstrumenten finden sich nun in den Sammlungen vereinzelt Werke zeitgenössischer afrikanischer Künstler und Säle zur kongolesischen Diaspora und der Kolonialgeschichte des Landes
die einst in dem Museum standen: Afrikaner als halbwilde Menschen
Viele der Kunstwerke sind in ihrer Ausdruckskraft zu schwach
Die Kopf-Skulptur aus Holz und Bronze von Aimé Mpane wird in der großen Rotunde durch die Bronzeskulpturen erdrückt
die Belgier als Wohltätige und Überbringer der Zivilisation zeigen
Die Eröffnung des Museums findet zu einem Zeitpunkt statt
zu dem das Thema um Kolonialkunst neu entfacht ist
Bereits kurz vor der offiziellen Eröffnung an diesem Samstag hat der Präsident der Republik Kongo
der Zeitung „Le Soir“ gegenüber wissen lassen
dass er von Belgien die Rückerstattung von Werken aus seinem Land fordern werde
Die Sammlungen des Museums in Tervuren besteht größtenteils aus Werken aus dem Kongo
Wir sind mit dieser Renovierung und Neugestaltung des Museums bei der Aufarbeitung der Verbrechen
die im Namen unseres Landes begangen wurden
Ganz lässt sich diese nationale Schande nicht tilgen
die dem kongolesischen Land gestohlen wurden
Ich werde mir das Museum bei der nächsten Gelegenheit anschauen
Dies ändert an seiner menschenverachtenden Politik allerdings nichts
Theo Francken ist laut letzter Umfrage der populärste Politiker in Flandern
51 % aller Flamen könnten sich vorstellen ihn zu wählen
aber sicherlich nicht bei der NVA oder der flämischen Bevölkerung
Da haben wir als Ostbelgier ja einmal einen Vorteil aus unserer Geschichte
Mit den damaligen Ereignissen haben wir nichts zu tun
unsere Vorfahren zu der Zeit waren ja Preussen
Und mit den Vokommnissen in Deutsch-SüdWest haben wir auch nichts zu tun
Als ehemalige Preußen haben wir nichts mit Verbrechen aus der Kolonialzeit zu tun
die in der Schule im Fach Geschichte geschlafen haben
Da hat man auch nichts von den deutsche Kolonialverbrechen gelernt
Und wieso sollte man sich nach der Schule geschichtlich fortbilden.
Man könnte nur unangenehme Wahrheiten erfahren
https://www.zeit.de/zeit-geschichte/2010/04/Kolonialismus
http://www.fr.de/politik/kolonialverbrechen-in-deutsch-suedwestafrika-jeder-herero-wird-erschossen-a-885594
Damit haben wir und die Deutschen NICHTS zu tun
Wir haben nur mit den guten Dingen der Vergangenheit zu tun
Sie nahmen als erster Forist den Begriff „Schuldgefühl“ in Anspruch
Es gibt inzwischen ausgezeichnete Therapien
journalistische beiträge sollte man auch zwischen den zeilen lesen
Mich mit einem intelligenten Menschen aus der Vergangenheit identifizieren macht mich nicht schlauer
und mich für die Verbrechen längst verstorbener zu schämen macht mich nicht besser
Aus der Geschichte lernen sollte eine möglichsr emotionsfreie kulturelle Leistung sein und keine Diskussion zwischen „gut“ und „böse“ denn es ist vor allem eines – Vergangenheit von Menschen die längst tot sind
Ich werde dieses Museum bei naechster Gelegenheit besuchen
Und dann noch meine Aufforderung an die Medien
auch mal die guten und schoenen Seiten des afrikanischen Kontinentes zu zeigen
Man reduziert diesen Kontinent nur auf die Ökonomie und Politik
Die sogenannte „Unabhängigkeit“ der afrikanischen Staaten hat daran nicht viel geändert
Die war eher von Vorteil für die Kolonialmächte
So konnten sich die internationalen Großkonzerne ungestört der Ausbeutung von Rohstoffen und Menschen widmen
Warum sollte die Spezies Mensch gerade heute anders handeln als sie es seit ihrem Auftauchen auf diesem Planeten getan hat
Gibt es eigentlich einen Menschen auf diesem Planeten der keinen Vorfahren hatte der getötet
Und in der DRC muss man nicht 40 Jahre in die Vergangenheit gehen
das schaffen die da unten auch ganz gut ohne „den Belgier“
Mit Ihrer Losung „Wir sind doch alles Opfer“ relativieren Sie alle Straftaten und die ganzen Verbrecher werden freigelassen
meine Kinder oder irgendjemand der als unschuldiges Baby auf diese Welt kam eine ‚Erbschuld‘ mit auf den Weg bekommt
Wir sind alleine verantwortlich für die persönlichen Taten
daher fühle ich mich nicht für die Missetaten meiner Vorfahren verantwortlich
Möchte noch hinzufügen das 99% der ostbelgischen Vorfahren arme Schlucker waren die selber ums überleben kämpften
Und die soviel mit dem Kolonialismus im Kongo oder in Deutsch Westafrika zu tun hatten wie mit der Landung auf dem Mond
Sie haben da vermutlich eine Menge impliziert
juristische Buße für die eigenen Vorfahren annehmen zu müssen
Vielleicht will man den Kolonialismus und die damit verbundenen Kongogreuel nicht zu viel thematisieren
weil man Angst vor Reparationsforderungen aus dem Kongo hat
Bis heute ist diese Sache noch nicht richtig in Belgien aufgearbeitet worden
was wir in den letzten 30 oder 40 Jahren erreicht haben.“
Warum Schulen in der DG den Mut zur Veränderung brauchen
Sogar in unserer eher friedlichen und wohlhabenden DG-Gemeinschaft gehen die Zahlen der Schwangerschaften und Geburten scheinbar deutlich zurück
dass sie ihr Leben lang in die Rentenkasse einzahlen und dieses Geld dann im Alter zurückbekommen
AKTUALISIERT - Der FC Brügge hat am Sonntag durch einen 2:1-Sieg im Endspiel im restlos ausverkauften Brüsseler König-Baudouin-Stadion gegen den RSC Anderlecht zum 12
Mal in seiner Vereinsgeschichte den belgischen Fußballpokal gewonnen
Franz Beckenbauer hat nun seinen eigenen Platz in München
Vor rund 80 geladenen Gästen wurde im Beisein von Witwe Heidi Beckenbauer und Sohn Joel an der Allianz Arena der Franz-Beckenbauer-Platz 5 eingeweiht
AKTUALISIERT - Nach einer titellosen Saison ist der FC Bayern wieder die Nummer eins der Bundesliga
Ein Remis von Bayer Leverkusen bringt endgültige Sicherheit für die Münchner
Die Union Saint-Gilloise ist ihrem ersten Meistertitel nach 90 Jahren ein weiteres Stück näher gekommen
Die Brüsseler besiegten am Samstagabend den KRC Genk durch ein Tor von Abwehrchef Christian Burgess mit 1:0 und bleiben somit…
Das Kinoprojekt "RetroVision" bringt seit Juni 2023 im Eupener Cinema in Zusammenarbeit mit KultKom Filmklassiker wieder auf die große Leinwand
um 20 Uhr wird der Kultwestern "Spiel mir…
Der ehemalige Eupener Schöffe Werner Baumgarten ist am Donnerstag im Alter von 67 Jahren nach schwerer Krankheit gestorben
Baumgarten gehörte von Ende 2012 bis Anfang 2023 dem Eupener Gemeindekollegium an
so wie jedes Jahr am letzten Abend im April auf dem Eupener Werthplatz
Am vergangenen Samstag gegen 16 Uhr ist in der Provinz Hennegau ein Säugling von einer Passantin gefunden worden
Das Baby war in eine Decke gewickelt in der Nähe des Canal de l'Espierres in der Rue…
AKTUALISIERT - Union Saint-Gilloise darf mehr denn je vom ersten Meistertitel seit 1935 (!) träumen
Die Brüsseler Überraschungsmannschaft der letzten Jahre gewann am Donnerstag in den Champions Playoffs auswärts beim Titelverteidiger FC Brügge 1:0 und…
Nach zwei für ihn ungewohnten zweiten Plätzen ist Tadej Pogacar wieder ganz vorn
Der Weltmeister klettert die berühmteste Mauer des Radsports im Stil eines Champions hinauf
Lange war die Kolonialzeit in Belgien verklärt worden
Ein Sinnbild für diese Haltung findet sich gleich in der Eingangshalle des Museums
Vier goldene Figuren blicken in dem mit Marmor ausgekleideten Saal auf die Besucherinnen und Besucher herab
„Belgien bringt den Wohlstand in den Kongo“
steht unter der marienähnlichen Figur einer Frau
Eine andere Skulptur erinnert an König Leopold II.
den Begründer der belgischen Kolonialpolitik
„Belgien bringt die Zivilisation in den Kongo“
Als die europäischen Großmächte im Jahr 1884 Afrika unter sich aufteilten
bekam Belgien ein weitgehend unerschlossenes Gebiet im Zentrum des Kontinents zugesprochen
Bis 1908 befand sich der „Freistaat Kongo“ im Privatbesitz Leopolds
Statt Zivilisation und Wohlstand brachte das Königshaus unermessliches Leid
Die Bevölkerung musste unter sklavenartigen Bedingungen auf den Kautschukplantagen der neuen Herrschenden schuften
Zum Symbol der Unterdrückung wurde die Chicotte
Das belgische Parlament begegnete den kolonialen Plänen Leopolds anfangs mit Skepsis
die Bevölkerung für sein Vorhaben zu gewinnen
Dazu ließ er das heutige AfricaMuseum errichten – ein prunkvoller Palast
umgeben von einer weitläufigen Parkanlage knapp außerhalb der belgischen Hauptstadt
Das 1897 eröffnete Haus sei „im Wesentlichen ein Propagandainstrument für die Kolonialpolitik der Regierung“ gewesen
Im selben Jahr war die belgische Hauptstadt Schauplatz der Weltausstellung
Dabei wurden Kongolesinnen und Kongolesen in einem nachgebauten Dorf wie in einem Zoo präsentiert – sieben von ihnen starben
Nach längerer Planung wurde 2013 mit der Umgestaltung des Museums begonnen
Ein neues Zentrum für die Besucherinnen und Besucher entstand
Über einen unterirdischen Gang ist es mit dem Haupthaus verbunden
Gleichzeitig wurde an einer neuen inhaltlichen Ausrichtung gefeilt
Dabei habe man mit der afrikanischen Diaspora in Belgien und Museen in afrikanischen Ländern zusammengearbeitet
Man wolle einen transparenten Zugang zur Kolonialgeschichte finden
Als historisch besonders belastete Baustelle erwies sich die Dauerausstellung
Sie stammte bis zur Schließung des Museums aus dem Jahr 1958
Zu dieser Zeit war der Kongo noch Teil des belgischen Kolonialreiches
Nicht zuletzt deshalb war das Haus international als „Europas letztes Kolonialmuseum“ verschrien
Von diesem Ruf will sich das Museum nach den Worten Gryseels lösen
Man wolle ein „Bild des modernen Afrika“ vermitteln
Der geografische Fokus liegt auf den ehemaligen belgischen Kolonien Demokratische Republik (DR) Kongo
auch wenn nur ein Bruchteil der 180.000 Objekte aus den Beständen des Museums ausgestellt ist
Besucherinnen und Besuchern erhalten Einblick in die Geschichte Afrikas
beginnend von der Entwicklung der ersten Menschen
über die Kolonialgeschichte bis hin zu einer Virtual-Reality-Tour durch die Straßen der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa
Der sprachlichen Vielfalt – ein Viertel aller Sprachen weltweit werden in Afrika gesprochen – ist ebenso ein Abschnitt gewidmet wie der lokalen Musik und den verwendeten Musikinstrumenten
Hinzu kommt eine große Auswahl an Mineralien
Die rohstoffreichen Böden wurden auch nach der Kolonialzeit von Europa ausgebeutet
Der Großteil der lokalen Bevölkerung blieb arm
Einen Blick in die wissenschaftliche Vergangenheit erlauben die zahlreichen ausgestopften Tierpräparate – unter anderem der afrikanische Elefant King Kasai
An verschiedenen Stellen in der Ausstellung versuchen die Kuratorinnen und Kuratoren
So in den Bereichen Klimawandel und Umweltzerstörung: „Wir wollen von der idealisierten Darstellung der Natur in Afrika wegkommen“
die den Bereich Landschaft und Biodiversität kuratiert hat
Der Einfluss des Menschen auf die Natur soll veranschaulicht werden; etwa mit Aufnahmen
die die Abholzung der tropischen Regenwälder zeigen
Andernorts werden Stimmen aus Afrika hörbar gemacht
Zehn zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler aus der DR Kongo
Ruanda und Burundi sind mit ihren Werken in Dauerausstellung vertreten
Der bekannte kongolesische Künstler Aime Mpane hat in der Eingangshalle einen überdimensionalen Kopf ausgestellt
Der Lorbeerkranz symbolisiert den Einfluss König Leopolds
der Lavasee aus Bronze steht für den Rohstoffreichtum seines Landes
Das Haupt selbst trete mit den goldenen Figuren in Dialog
Einem besonderen Symbol der Ungerechtigkeit hat sich unterdessen der Künstler Freddy Tsimba gewidmet
Anders als für die Millionen afrikanischer Opfer der Kolonialzeit wurde den 1.500 zwischen 1897 und 1908 im „Freistaat Kongo“ gestorbenen Belgiern eine Gedenktafel gewidmet
Tsimba hat die Namen der sieben während der Weltausstellung gestorbenen Menschen aus dem Kongo über die Tafel projiziert
Erst in den vergangenen Jahren hat in Belgien die Diskussion über die Kolonialgeschichte eingesetzt
Nicht nur im Museum ist sie allgegenwärtig; ebenso wie Leopold II
ist eine Haltestelle nach dem König benannt
Hunderte Straßen im ganzen Land tragen seinen Namen
Das Wissen der belgischen Bevölkerung über Leopolds Kolonialpolitik und die damals verübten Gräueltaten ist dürftig
Das Problem dabei: Der Kolonialismus sei in den Schulen weitgehend aus den Lehrplänen verschwunden
International läuft eine Debatte über die Rückgabe der in der Kolonialzeit geraubten Kunstgegenstände
Frankreich werde in den nächsten Jahren Tausende Objekte zurückgeben
An das AfricaMuseum seien noch keine Rückforderungen von Objekten gegangen
Die Erforschung der Herkunft sei ein großes Thema
auf welche Art sie zusammengetragen wurden
In der Dauerausstellung ist die Herkunft der Objekte Thema – bei zwei Gegenständen etwa ist ausgewiesen
dass sie bei militärischen Operationen geraubt wurden
In anderen Bereichen gibt es Fortschritte: Alle im Besitz des Museums befindlichen Teile des staatlichen Archivs von Ruanda werden digitalisiert und dem Land anschließend zurückgegeben
Die afrikanische Gemeinde in Belgien ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen
Mittlerweile leben 250.000 Menschen mit afrikanischen Wurzeln im Land
In vielen Bereichen des öffentlichen Lebens sind sie dennoch unterrepräsentiert – so auch im AfricaMuseum
wo sie nur einen geringen Teil des Personals ausmachen
Zudem schlägt ihnen teils offener Rassismus entgegen
Im September sorgte das Video einer schwarzen Wettermoderatorin des öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders RTBF für Furore
in dem sie Rassismus anprangert und dabei in Tränen ausbricht
sagte Cecile Djunga in der auf Facebook veröffentlichten Aufnahme
erhalte sie regelmäßig Nachrichten wie „Dreckige Negerin
berichtete Djunga und fügte mit Tränen in den Augen hinzu: „Ich fühle mich als Belgierin
ich soll in mein Land zurückgehen.“ Djunga
die ebenfalls Opfer von Belästigungen sind
Philip Pfleger, ORF.at, aus Brüssel/Agenturen
die die Besucher in den großen Museen der Welt bestaunen können
sind nicht immer auf legalem Weg dorthin gelangt
Im Königlichen Museum für Zentralafrika in Tervuren lagern mindestens 1.500 Stücke
bei denen es sich erwiesenermaßen um Beutestücke aus Plünderungen handelt
Belgien will diese Kunstschätze jetzt der Demokratischen Republik Kongo zurückgeben
müssen zurückgegeben werden" - das ist die zentrale Botschaft von Thomas Dermine
der als Staatssekretär auch für die Wissenschaftspolitik zuständig ist
Damit meint er in erster Linie die Kunstschätze
die im Königlichen Museum für Zentralafrika in Tervuren lagern
Knapp 130.000 Stücke umfasst die Kollektion des Museums
Die meisten dieser Objekte kamen zwischen 1885 und 1960 nach Belgien
also während der belgischen Kolonialherrschaft
dass ein nicht unerheblicher Teil dieser Objekte nicht "freiwillig" den Belgiern überlassen wurde
Auf viele der Stücke trifft der Begriff "Raubkunst" zu
die der aus Namur stammende Entdecker Alexandre Delcommune Ende der 1870er Jahre von einer Kongo-Expedition mitgebracht hatte
dass Delcommune gewaltsam in den Besitz dieses Objekts gekommen ist
Das habe die lokalen Dorfgemeinschaften nachhaltig geprägt
Eine ähnliche Geschichte ereignete sich 1884: Émile Pierre Joseph Storms
den man auch "Leutnant" oder "General Storms" nannte
ließ Lusinga einen Kopf kürzer machen und schickte den Schädel nach Brüssel
Danach hat der belgische Offizier das ganze Dorf plündern lassen
Und die "Beute" lagert noch in seinem Museum
Makabre Geschichten also - und von denen gibt es eine ganze Menge
Plünderungen oder Nötigung und damit illegal in belgischen Besitz gelangt sind
Bis 1905 war der Kongo Privatbesitz von König Leopold II.
in dieser Zeit wurde quasi nichts rechtmäßig erworben
die uns schlicht und einfach nicht gehören"
die erwiesenermaßen durch Gewalt oder Diebstahl
bei Plünderungen oder Massakern erworben wurden
die müssen ohne Frage zurückgegeben werden."
die Belgien der Demokratischen Republik Kongo zurückgeben wird - was übrigens gar nicht so einfach ist
Sie sind fester Bestandteil des Staatseigentums
"Wir werden jetzt einen Transfer vornehmen: Wir verschieben diese Objekte von der Kategorie 'öffentlicher Besitz' in den Bereich 'privates Staatseigentum'
eigentlich unveräußerliches Eigentum abzugeben"
Belgien nimmt mit dieser systematischen Vorgehensweise weltweit eine Vorreiterrolle ein
In einer ersten Phase ändern diese Objekte den rechtmäßigen Besitzer
Das wird dann also die Demokratische Republik Kongo sein
Parallel dazu wird eine Konvention vereinbart
die den Aufbewahrungsort festlegt - was bedeutet
dass die Stücke zunächst in Belgien bleiben können
Aber als dann rechtmäßige Besitzerin hat die Demokratische Republik Kongo natürlich auch die Möglichkeit
Bislang gibt es aber noch keinerlei Anfrage in diese Richtung
Allerdings ist das alles erst der Anfang eines langwierigen Prozesses
deren Herkunft nicht wissenschaftlich geklärt ist
Das soll zusammen mit kongolesischen Experten in Angriff genommen werden
"Wir werden dafür zusätzliche Mittel und auch zusätzliches Personal brauchen
Und auch dann brauchen wir immer noch mindestens fünf Jahre."
Hoffentlich trägt es zu besseren zwischenstaatlichen Beziehungen bei
wenn man mit der Vergangenheit Frieden geschlossen hat
Und wer im Kongo bekommt diese Gegenstände
Das muss aber dann auch noch geregelt werden
Das Afrikanische Museum in Tervuren ist sehenswert
Nur wird die Kolonialzeit nur am Rande beleuchtet
Design, Konzept & Programmierung: Pixelbar & Pavonet
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Fünf Jahre war das Afrikamuseum in Tervuren vor den Toren von Brüssel geschlossen
Jetzt wird es bald wieder im neuen Glanz seine Schätze den Besuchern zeigen
Und es thematisiert erstmals auch die düsteren Kapitel der belgischen Kolonialzeit im Kongo
wenn man das Mueum betritt: Musik erklingt
Per Touch-Screen kann man Stimmen ausstellen und wieder hinzufügen
Die Polyphonie der afrikanischen Gesänge wird dem Besucher dadurch deutlich vor Augen
Dieser interaktive Gesangsbildschirm ist nur eins der neuen
mit denen das Afrika-Museum nach seiner Renovierung aufwartet
Dabei ist das Museum nicht plötzlich zu einer High-Tech-Ausstellung geworden
Neben den Bildschirmen hängen auch weiter die bekannten Masken
ist das sogar das faszinierendste an dem neu gestalteten Museum
Das gelungene Nebeneinander zwischen Alt und Neu: „Wir haben es geschafft
zeitgenössische Malerei und Künstler zu präsentieren und gleichzeitig historische Gegenstände von Weltklasse zu zeigen.“
Zu den Blickfängen des zeitgenössischen Afrika gehört der überdimensionale Roboter
der mit blinkenden Lichtsignalen im Raum „Transit-Mémoire“ steht
Im Kongo selbst werden solche Roboter als Polizisten im Straßenverkehr auf Kreuzungen eingesetzt
den die 26-jährige Primrose Ntumba zusammen mit anderen vier jungen Erwachsenen gestalten durfte
Darin wird das heutige Multi-Mediale-Online-Afrika dargestellt
was zur afrikanischen und zur Afro-Kultur heutzutage zählt.“
Für viel Aufmerksamkeit hatte im Vorfeld der Neueröffnung das Vorhaben gesorgt
die koloniale Vergangenheit Belgiens im Kongo künftig auch kritisch darzustellen
Bisher wurde diese dunkle Seite der belgischen Kolonialgeschichte im Museum nicht thematisiert
„Viel zu lange waren wir nicht kritisch genug in Hinsicht auf die koloniale Vergangenheit“
„Jetzt bieten wir eine neue Sicht auf den Kongo zur Zeit von König Leopold II
Und auch eine neue Sicht auf das koloniale System im Kongo unter belgischer Herrschaft.“
Doch die kritische Darstellung der kolonialen Vergangenheit fällt ziemlich mager aus
Gerade mal ein Raum der rund 20 Räume ist der Kolonialzeit und der Zeit der Entkolonialisierung gewidmet
Sehr ausführlich und im Detail wird Geschichte da nicht aufgearbeitet
Sie gehört zur so genannten „Gruppe der Sechs“
die aus afrikanischer Sicht immer mal wieder um ihre Meinung zur Neugestaltung des Museums befragt worden war
der sich mit der Kolonialzeit beschäftigt: „Wir als „Gruppe der Sechs“ hatten eine andere Perspektive
Weil es sich um Ereignisse aus der jüngeren Vergangenheit handelt
und diese Ereignisse nicht unumstritten sind
Das wird sicher zu Kritik am Museum führen.“
Museumsleiter Gryseels hingegen verteidigt die Darstellung in einem Saal
zur Diskussion über das dunkle Kapitel der kolonialen Vergangenheit
Die Darstellung könne sich durchaus ändern: „Wir habe nicht vor
die jetzige Dauerausstellung 50 Jahre lang unverändert zu lassen
Jedes Jahr werden wir für jeden Saal schauen
was sich bewährt hat und was man eventuell wie anders machen könnte.“
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Aktivisten rechnen mit Leopold II
der einst im Kongo eine Schreckensherrschaft errichtete Nur wenige europäische Länder tun sich so schwer mit ihrer kolonialen Vergangenheit wie Belgien
Nun holt «Black Lives Matter» die Geschichte des Landes ein
Hunger und Krankheiten rafften nach Schätzungen die Hälfte der kongolesischen Bevölkerung dahin
Nur wenige Länder in Europa tun sich so schwer mit ihrer kolonialen Vergangenheit wie Belgien
Dem kongolesischen Unabhängigkeitskämpfer Patrice Lumumba widmete man vor zwei Jahren immerhin einen Platz in Brüssel
Auch wurde das Afrika-Museum in Tervuren offiziell «dekolonialisiert»
Andere Aktivisten fackelten nicht lange und verschandelten in Gent eine Büste des Monarchen mit roter Farbe
In Ekeren bei Antwerpen wurde eine weitere Statue in Brand gesteckt und so beschädigt
Vor allem junge Belgier und Angehörige der kongolesischen Diaspora wollen Leopold II
Weiteres Kurioses und Unerwartetes aus aller Welt finden Sie jeden Tag in unserer Kolumne «Aufgefallen» – hier finden Sie die neusten und alle älteren Beiträge
Beschmierte Leopold-Büste im Park des Afrikamuseums in Tervuren: Schmerzhafter Hohn
Die Steine des Anstoßes stehen etwas versteckt am Wegesrand im Brüsseler Jubelpark
der für seinen mächtigen Triumphbogen bekannt ist
erhebt sich eine Hommage an ein finsteres Kapitel der belgischen Geschichte: das Denkmal für die ersten Pioniere des Kongo
Auf einem Relief führen Soldaten und Missionare eine Gruppe Afrikaner auf einen bärtigen Weißen zu
der mit huldvoller Geste eine Schwarze empfängt
natürlich barbusig und mit drei Kleinkindern im Arm
Der Bärtige soll wahrscheinlich König Leopold II
Dem belgischen Monarchen wird auch der Satz über dem Relief zugeschrieben: "Ich habe das Werk im Kongo im Interesse der Zivilisation und für das Wohl Belgiens unternommen."
der Afrikanern heute wie schmerzhafter Hohn vorkommen muss
Wie viele Afrikaner dabei ermordet wurden und wie viele Krankheiten zum Opfer fielen
Die Schätzungen reichen von drei bis 15 Millionen
rund zehn Millionen gelten gemeinhin als plausibel
Kongo-Denkmal im Brüsseler Jubelpark: "Im Interesse der Zivilisation und für das Wohl Belgiens"
Von alldem erfährt der Betrachter des Denkmals im Jubelpark nichts
Dafür stehen jetzt drei andere Worte auf dem Denkmal
aufgesprüht in schwarzer Farbe: "Black Lives Matter"
Jahrzehntelang hat Belgien seine koloniale Vergangenheit verdrängt
Ein Symbol dafür war bis vor Kurzem das prunkvolle Afrikamuseum
das Leopold als eine Art Propagandaschau im Brüsseler Vorort Tervuren bauen ließ - inklusive kongolesischer Dörfer
die dort lebten und von den Belgiern in einer Art Freilichtmuseum (andere sagen "Menschenzoo") bestaunt wurden
Doch einen nationalen Sinneswandel hat die Renovierung des Museums nicht angestoßen
Als eine Expertengruppe der Vereinten Nationen nur wenige Wochen später dem belgischen Staat empfahl
sich endlich für die Gräuel im Kongo zu entschuldigen
Ein Mitglied der vierköpfigen Uno-Kommission beklagte eine "Mauer des Schweigens"
Sie steht bis heute: Weder die belgische Regierung noch das Königshaus haben sich jemals für die Verbrechen im Kongo entschuldigt
geschweige denn Wiedergutmachung geleistet
Jetzt sorgt ausgerechnet der Tod des Schwarzen George Floyd in den fernen USA dafür
dass die Debatte mit Wucht nach Belgien zurückkehrt
Vergangenes Wochenende demonstrierten rund 10.000 Menschen in Brüssel gegen Rassismus
Kurz darauf wurde das Reiterstandbild Leopolds nahe des belgischen Königspalasts mit Farbe beschmiert
bekämen ein "alltägliche und systematische anti-arabische Stimmung" zu spüren
ein 19-jähriger mit marokkanischen Wurzeln
als er einer Kontrolle zu entwischen versuchte und auf dem Motorroller mit einem Polizeiauto zusammenstieß
Im Jahr zuvor kam der 17-jährige Mehdi Bouta auf ähnliche Art ums Leben
2018 starb ein zweijähriges Kind durch eine Polizeikugel
als die Beamten ein von Irakern gefahrenes Auto verfolgten und das Feuer eröffneten
Die Brüsseler Verwaltung hat eine Debatte über die Zukunft der Statuen angekündigt
Die Universitäten in Leuven und Mons sind schon weiter: Sie haben Bildnisse des Monarchen kurzerhand verschwinden lassen
Beschmierte Leopold-Reiterbüste vor dem Königlichen Palast in Brüssel
Brüssel und andere belgische Städte sind voll von Erinnerungen an die Kolonialzeit
infolgedessen unter anderem der Jugendstil Victor Hortas zu voller Blüte kam
und seine Schergen vor allem mit dem Abbau von Naturkautschuk im Kongo machten
"In Belgien war Leopold ein konstitutioneller Monarch mit begrenzten Kompetenzen
schreibt David Van Reybrouck in seinem Standardwerk "Kongo – eine Geschichte"
Vom fernen Brüssel aus setzte der König ein "Blutbad von unglaublichem Ausmaß" in Gang
Wer die teils absurd hohen Kautschuk-Erntequoten nicht erfüllte
die tiefe Wunden riss - oder gleich erschossen
Die heimischen Paramilitärs wurden von den Belgiern angehalten, für jede verschossene Kugel die Hand des toten Opfers vorzulegen. Am Ende waren abgehackte Hände eine Art Währung für Kautschuk. Zwischen Dörfern soll es sogar Kriege um Hände gegeben haben, da die Erntequoten nicht erfüllbar waren. "Idiotisch" sei das, soll Leopold gezürnt haben. "Ich würde alles andere von ihnen abschneiden
Erst als immer mehr Berichte über die Gräueltaten öffentlich wurden und die internationale Empörung wuchs
annektierte die belgische Regierung 1908 den "Freistaat Kongo" und verwandelte das Land in die Kolonie Belgisch Kongo
Die schlimmsten Grausamkeiten fanden ein Ende
und die Geschichtsschreibung war erst einmal gnädig mit Leopold: Er ging vor allem als großer Baumeister in die Annalen ein
Die Wirren des Ersten Weltkriegs überdeckten schon bald die dunklen Seiten seiner 44 Jahre langen Herrschaft
Kritik von außen hört man in Belgien auch heute nicht gern
die das Land im Ersten Weltkrieg verwüstet und im Zweiten Weltkrieg komplett besetzt hatten
Doch eine gemeinsame Idee für den Umgang mit der Vergangenheit gibt es in dem traditionell zersplitterten Land nicht
Während die einen alle Leopold-Statuen aus der Öffentlichkeit verbannen wollen
hat etwa der Stadtrat in Ostende - auch so eine Stadt
die Leopold viele Prachtbauten verdankt - den Umgang mit der dortigen Leopold-Statue sogar im Koalitionsvertrag festgeschrieben
Auch der Brüsseler Arbeitskreis Geschichte hält offenbar nichts davon, Denkmäler zu entfernen. Die Kolonialzeit sei nur eines von vielen Kapiteln der belgischen Geschichte, schreibt der Verein über das Kongo-Denkmal im Jubelpark
"Vergebung oder Buße für vergangene Ereignisse zu verlangen
für die heutige Generationen in keiner Weise verantwortlich sind."
Selbst in der belgischen Königsfamilie hat Leopold seine Verteidiger
das skandalumwitterte enfant terrible des Königshauses
im Interview mit der Nachrichtenagentur Belga über seinen Großonkel Leopold II
wie er die Menschen dort hätte leiden lassen können."
die hinter der Aktion gegen das Leopold-Bildnis in Mons steckt
die da entsteht und die Gerechtigkeit für die afrikanischstämmigen Bürger fordert"
auch dafür findet man ein Symbol im Afrikamuseum von Tervuren
Dort sind die Statuen und Inschriften zur Verherrlichung der Kolonialzeit teils in die Wände eingelassen
Politiker von Stadt und Land haben sich in ethnologischen Museen Anregungen geholt
wie ein neues Linden-Museum in Stuttgart ausschauen könnte
Das Fazit: Wenn man sich einen Neubau leistet
Die flämische Verkehrsgesellschaft „De Lijn“ verbessert Anfang 2024 die Anbindung zwischen Brüssel und den Umlandgemeinden
Wer mit dem Bus in Flandern oder von Brüssel nach Flandern (oder in der Gegenrichtung) unterwegs sein möchte
kommt im Regelfall um die öffentliche Nahverkehrsgesellschaft „De Lijn“ nicht herum
Die Busse und Straßenbahnen im weiß-gelben Design bedienen derzeit ein Netz von 19839 Haltestellen
Dies ist Teil des jetzt vorgestellten neuen „Hoppin“-Verkehrsplans der Gesellschaft
Dennoch verkündete De Lijn jetzt bei der Vorstellung des Plans: „Vom 6
Januar 2024 an reisen Sie flotter und effizienter in ganz Flandern.“
Ist dem wirklich so? Das wird sich erst mit der Zeit zeigen. So zeichnen sich etwa für die südöstlichen Vororte Brüssels (Hoeilaart, Overijse, Tervuren, Huldenberg) deutliche Verbesserungen ab
Bis zuletzt hatte es Meinungsverschiedenheiten zwischen der De Lijn-Vorstandschefin Ann Scheubs und der für den öffentlichen Nahverkehr zuständigen Regionalministerin Lydia Peeters von den flämischen Liberalen (Open VLD)um die angemessene finanzielle Ausstattung der Gesellschaft gegeben
So oder so – einen Ausweg sollen jetzt die Verringerung von Haltestellen
die Bevorzugung stärker genutzter Strecken
längere und enger getaktete Betriebszeiten sowie eine Ausweitung des bisher als „Belbus“ bezeichneten Rufbussystems eröffnen
Der “Belbus” soll künftig in einem größeren Verbreitungsgebiet und länger als bisher verfügbar sein
Reserviert werden können die Busse telefonisch
über die Website oder über eine App bei der „Hoppin“-Zentrale – frühestens 30 Tage
spätestens 30 Minuten vor der geplanten Abfahrt
Der Verlauf einiger Buslinien wird angepasst
oft dreistelligen Linienbezeichnungen werden einem neuem System weichen
bei einer einstelligen Nummerierung bleiben
Außerorts wird es künftig zweistellig zugehen
Schulbusse sollen weiter dreistellige Liniennummern haben
die auf Nebenstrecken außerhalb der Hauptverkehrszeiten zum Einsatz kommen
Busverbindungen nach Brüssel werden mit „R“ gekennzeichnet
werden durch ein „N“ und die Liniennummer gekennzeichnet
Neu ist die in Großbritannien schon vor Jahrzehnten eingeführte und auch in Deutschland verbreitete „X“-Bezeichnung für Schnell- oder Expressbusse
die Flandern mit der Hauptstadtregion Brüssel verbinden
sollen künftig im Regelfall mit einem „R“ und einer zweistelligen Ziffer versehen werden
Schnellbus X77 bis zur Ausfahrt Overijse auf der Autobahn
Eine interessante Neuerung ist eine seit Jahren überfällige Schnellbusverbindung zwischen Brüssel und Overijse
Die „X77“ genannte Linie ersetzt die bisher vielgenutzte Linie 344
die von der Brüsseler Stadtgrenze und der Ausfahrt 2 (Jezus-Eik) der Autobahn E411 über die oft überlastete Nationalstraße 4 führte
fahren künftig die Busse der Linie X77 vom U-Bahnhof Herrmann-Debroux in Auderghem aus bis zur Ausfahrt 3 (Overijse) gut sechs Kilometer länger auf der E411
In Richtung Brüssel gibt es seit längerem Busspuren
aber bisher nicht von De Lijn-Linienbussen genutzt werden
Der X77 fährt künftig ohne Zwischenstopp von der U-Bahnstation Herrmann-Debroux bis zu der hinter der Ausfahrt 3 der E411 (Maleizen/Terhulpen) gelegenen Haltestelle Overijse-Bredestraat
Anschließend hält der Bus auf der Strecke über Huldenberg bis in das südlich von Löwen gelegenen Sint-Joris-Weert an bestehenden Haltestellen
Die Busse verkehren in der Hauptverkehrszeit alle 30 Minuten
Die bisherige Linie 344 entfällt nicht nur
die Endstation im jenseits der Sprachgrenze gelegenen wallonischen Hamme-Mille
Bestehen bleiben hingegen die bisher unter den Nummern 341 und 345 firmierenden und jetzt als R75 und R78 bezeichneten Verbindungen von Brüssel in das wallonische Wavre
Wer weiter über die N4 von Jezus-Eik nach Overijse fahren möchte
ist künftig auf die Linien R75 und R76 (bisher 348) angewiesen
Eine erfreuliche Nachricht gibt es für all jene Zeitgenossen
dass der letzte De-Lijnbus in Brüssel in südöstlicher Richtung bisher die Station am U-Bahnhof Herrmann-Debroux um 22:20 Uhr verlässt
Im neuen Jahr soll der letzte Bus der Linie R75 dort um 0:20 Uhr abfahren
so dass Bewohner des Umlands am späteren Abend nach Restaurant-
Theater- und Konzertbesuchen in der Hauptstadt nicht mehr auf das eigene Auto (oder das Fahrrad) angewiesen sein werden
sondern die am Busdepot in Overijse gelegenen Haltestelle „De Leegheid“
Ob die Umsteigemöglichkeit am Bahnhof La Hulpe (der Endstation der Linie R76) auf die Regionalzüge nach Brüssel günstiger werden
Bisher sind die Fahrpläne so knapp aufeinander abgestimmt
dass Wartezeiten von gut einer halben Stunde oft unvermeidlich sind
Bei De Lijn heißt es hierzu: „Die R76 schließt am Bahnhof Terhulpen (niederländisch für La Hulpe
der Redaktion) an die S8-Züge (Ottignies-Brüssel) in beiden Richtungen an.“ Häufiger als bisher – in der Hauptverkehrszeit alle 15 Minuten – verkehren künftig die Busse der von Groenendaal (Hoeilaart) über Overijse
Wezembeek-Oppem und Sterrebeek zum Flughafen in Zaventem führende Linie 71 (bisher 830)
Derzeit keine Pläne für ein „vollständiges Nachtverkehrsnetz“
Nachtbusse an Wochenenden gibt es insbesondere zwischen Löwen und Brüssel (Linie N4) sowie Löwen und Hoeilaart (N5)
ob ein Ausbau der nächtlichen Verbindungen zwischen Brüssel und dem Umland geplant sei
hieß es bei De Lijn: „Derzeit gibt es keine Pläne für ein vollständiges Nachtverkehrsnetz aufgrund dringenderer Prioritäten in der Region und in Brüssel im Rahmen des verfügbaren Budgets
Auf den meisten Hauptstrecken von Brüssel-Nord
-Süd und Herrmann- Debroux (von Montag bis Samstag) gibt es jedoch letzte Abfahrten kurz vor
Die Demokratische Republik Kongo feiert den 63
In der Hauptstadtregion Brüssel nahmen föderale und regionale Politiker den Tag zum Anlass
um Projekte zur Dekolonialisierung des öffentlichen Raums und wissenschaftlicher Einrichtungen zu starten
Unter Dekolonialisierung des öffentlichen Raums versteht man folgendes: Alles
was im öffentlichen Raum in Brüssel an die Kolonialzeit erinnert
Es soll geschaut werden: Können die Statuen
die mit der Kolonialzeit in Verbindung gebracht werden
weiter so bestehen bleiben oder muss man etwas ändern
Das ist eben das Ziel dieser Initiative: Man möchte Brüssel zu einer "inklusiven Region machen
in der jeder Brüsseler und jede Brüsselerin sich wert geschätzt fühlt"
Das sei im öffentlichen Raum beim Thema Kolonialgeschichte zurzeit nicht der Fall
Am Freitag wurden verschiedene Aktionen mit verschiedenen Trägern gestartet
Die Dekolonialisierung des öffentlichen Raums ist ein Projekt der Region Brüssel
Die hatte im Mai einen Plan mit 14 Aktionen beschlossen
beziehungsweise die Ausschreibungen zur Umsetzung von drei der 14 Projekte: Projekt eins sieht die Gründung eines internationalen Dokumentationszentrums in Brüssel vor
in dem auch Debatten und Ausstellungen zur Kolonialgeschichte ihren Platz finden sollen
um an die Opfer der belgischen Kolonialzeit in den heutigen afrikanischen Staaten Demokratische Republik Kongo
Im Projekt drei soll ein öffentliches zentrales Depot geschaffen werden für all die Statuen und/oder Gedenktafeln welcher Größe auch immer
die aus dem öffentlichen Raum entfernt worden sind oder noch entfernt werden
Dieses Depot soll auch deshalb öffentlich werden
was Brüssel mit dieser Dekolonialisierung will: Nämlich die hinter sich zu lassen und die Wandlung des öffentlichen Raums weg von dem kolonialen Gepräge zu verdeutlichen
das Original der Reiterstatue von Leopold II
Das Original der Reiterstatue steht im Museum für Kunst und Geschichte im Jubelpark
Da werden jetzt Künstler und Wissenschaftler dazu aufgerufen
wie man die Statue irgendwie erklärend und relativierend in das Museumsumfeld einbetten kann
Bei diesem Projekt arbeitet die Region Brüssel mit dem föderalen Wissenschaftszentrum Belspo zusammen
große Aktion betrifft das Afrika- Museum in Tervuren
Da sollen die Arbeiten intensiviert werden
woher genau die Bestände des Museums kommen und ob sie vielleicht zu unrecht in Belgien sind
Dafür sind allein föderale Ministerien zuständig
all diese Aktionen gerade am Freitag zu beginnen
Nach dem Vorbild Deutschland zeigt der Belgische Staat als zweites Vorbild wie Entnazifizierung der EU insbesondere allen voran England zu funktionieren hat
Ich danke allen Beteiligten aus Staat und Wohlfahrtverbänden für ihren Couragierten Mut gegen allen Widerstand aus rechtsextremistischen Kreisen
Die Hinterbliebenen der zig Millionen Todesopfer von Kolonialverbrechen und Faschismus dürfen nicht umsonst auf Einlenken des rechtmäßig funktionierenden Staates warten damit Internationales Recht auch wirklich rechtswirksam wird unter dem Stichwort "Die Würde Aller Menschen ist Unantastbar"
Die Einwohner der "Demokratischen Republik Kongo" haben nicht viel davon.Es ist eine einseitige belgische Maßnahme.Pure Kosmetik und Selbstbeweihräucherung ein Jahr vor den Wahlen.Die verantwortlichen Brüsseler Politiker wollen sich als besonders fortschrittlich darstellen.Und da kommt die koloniale Vergangenheit gerade richtig.So versucht man zu punkten bei den zahlreichen Belgiern afrikanischer Abstammung.Sehr fraglich
ob die sich überhaupt dafür interessieren.Die meisten leben im hier und jetzt und haben andere Sorgen und Probleme
Das Afrikamuseum in Tervuren sollte allerdings etwas offener umgehen mit der Vergangenheit.Die Kongogreuel oder die Verwicklung von König Baudouin in die Ermordung von Lumumba sind allgemein bekannt und sollten auch thematisiert werden
Die Kolonialzeit ist für Belgien ein umstrittenes Kapitel der Geschichte
In der Dokumentation "Kinderen van de kolonie" zeichnet der VRT-Sender Canvas die Kolonialgeschichte anhand von Zeitzeugen nach
Fünf Folgen lang erzählen Kongolesen und Belgier über ihre persönlichen Erinnerungen an die Kolonialzeit und die Folgen davon für ihr Leben": Mit diesem Kommentar beginnen die fünf Folgen über die koloniale Vergangenheit Belgiens im Kongo
Dass Kongolesen über ihre Erfahrungen aus der Kolonialzeit in einer Dokumentation berichten
Teil eins befasste sich mit der Zeit von 1885 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs
Philippe Madimba fasst diese Phase der Kolonialzeit in der Canvas-Folge mit den Worten zusammen: "Die Kolonialisierung war so brutal
dass die Menschen einfach resigniert haben
Gerade mal acht der 50 Minuten werden in diesem Teil eins der Herrschaft von Leopold II
fanden doch gerade in dieser Zeit von 1885 bis 1908 die Gräueltaten statt
die die belgische Kolonialherrschaft im Kongo in einem besonders negativen Licht erscheinen lassen
der am Dienstag ausgestrahlt wurde und am Mittwoch um kurz nach 19 Uhr wiederholt wird
stellt die Zeit zwischen 1945 und der Unabhängigkeit 1960 vor
Es geht um das Verhältnis der Belgier zu den Kongolesen
Der Dokumentarfilm lässt zunächst die Zeitzeugen selbst darüber reden
Die Sichtweisen und Urteile sind dabei verschieden
Bewusst werden diese Zeugnisse zunächst nebeneinander stehen gelassen
Der Zuschauer soll sich daraus selbst seine Meinung bilden
Der Kongolese Pierre Mbuymaba sagt zu den Verhältnissen von damals im Kongo: "Segregation gab es überall
Selbst wenn man die gleiche Arbeit verrichtet hatte
Dagegen steht die Einschätzung der Belgierin Emily Beauvent
Aber man muss auch sagen: Die Schwarzen kamen in die Stadt
Ich würde das nicht Segregation oder Rassentrennung nennen
der alles wie folgt darstellt: "Es war nicht die Apartheid
Aber die Schwarzen durften abends nicht in die Stadt kommen
Das war natürlich eine rassistische Gesellschaft
Der Film bezieht zu den Aussagen keine Position
zieht aber durchaus seine eigenen Schlüsse
So nennt die Sprecherin die Gesellschaft im Kongo von damals "fundamental ungleich und rassistisch"
Zusammen mit einer immer stärker wachsenden Politisierung der Kongolesen führte das schließlich zur Unabhängigkeitsbewegung
Mit der Unabhängigkeit beschäftigt sich die nächste Folge
die nach einer Pause nächste Woche wieder an einem Dienstagabend ausgestrahlt wird
Nicht zufällig strahlt die VRT jetzt diese Kongo-Dokumentation aus
Nächste Woche soll das Afrikamuseum in Tervuren nach fünf Jahren Neugestaltung wiedereröffnen
Erstmals soll auch in diesem Museum kritisch auf die Kolonialvergangenheit eingegangen werden
Die VRT-Serie möchte einen Beitrag liefern zu Diskussionen um die Zeit
Im letzten und sechsten Teil der Serie werden dann auch Kongo-Experten über die belgische Kolonialzeit und ihr Vermächtnis bis heute debattieren
Eine junge Historikerin untersucht Gewalttaten in Liberia und Sierra Leone des 19
Diese wurden häufig Leoparden in die Schuhe geschoben – aus taktischen Gründen
In Indien und Afrika gilt der Leopard immer noch als bedrohliches Raubtier
und eine Begegnung mit ihm kann auch für den Menschen tödlich enden
so hat einmal ein Ranger im Tsavo-Nationalpark in Kenia behauptet
so ergebe sich der Hund winselnd in sein Schicksal und versuche nicht einmal zu fliehen
Seit Jahrhunderten schon hat die Kraft und Eleganz der gefleckten
bis zu 90 Kilogramm schweren Tiere den Menschen fasziniert
Afrikanische Potentaten wie der kongolesische Diktator Mobutu Sese Seko schmückten sich mit Leopardenfell – ein Symbol der Macht
die gerade ihre Doktorarbeit abgegeben hat
ist an der Universität Kassel auf das dort seit 2013 für drei Jahre von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierte Wissenschaftsthema gestoßen: Leopardenmänner – ein Gewaltphänomen in der kolonialen Phase Afrikas
Die Forscherin bereitet eine Buchveröffentlichung zum Thema vor
den Niederlanden und Großbritannien in den Archiven von Missionaren und Kolonialverwaltungen recherchiert
Sie untersuchte Gerichtsakten von Ende 1880 bis 1940 aus den früheren Kolonialgebieten Sierra Leone und Liberia
in denen rund 70 bis 80 ungeklärte Todesfälle dargestellt worden sind
Die von der Kolonialmacht eingesetzten Richter residierten ausnahmslos in der Stadt
Geschah ein Mord im unzugänglichen Hinterland oder fand dort eine Hinrichtung nach traditionellem Recht statt
die von der Kolonialverwaltung angezweifelt wurde
„Indigene afrikanische Exekutionen wurden der Kolonialmacht gelegentlich damit erklärt
dass ein Leopard für den Tod des Menschen verantwortlich sei“
Aber das muss nicht der Wahrheit entsprochen haben: „Das war eine Taktik.“
Die Unterscheidung von Wahrheit und Imagination war offenbar schwierig
denn es gab „diese Vorstellung von konkreten Menschen
die sich zeitweise und für eine Tötung gezielt in Leoparden verwandelt haben sollen“
dass Hexen durch ihre magische Kraft einen wilden Leoparden zum Töten eines Menschen bringen konnten
Es sei keinesfalls im afrikanischen Alltag so verankert gewesen
Vielmehr schwärzten Einzelne mit übertriebenen oder falschen Behauptungen ihre lokalen Gegner an
das konnte der Vorwurf des Menschenopferns oder des Kannibalismus sein
Restriktionen bis hin zur Verurteilung zum Tode waren die Folge
Mittelsmänner und Berichterstatter für die Kolonialgerichte waren in Westafrika häufig kreolische Zwischenhändler
belgischer oder französischer Richter wagte sich in den seltensten Fällen ins afrikanische Hinterland und hatte kaum direkten Kontakt zur Bevölkerung
und wenn sie einen bei den Weißen beliebten Schwarzen töteten
dann streiften sie ein Leopardenkostüm über und hätten Krallen an den Fingern
So „naiv“ sei der Comic übrigens nicht
wenngleich rassistische Darstellungen enthalten seien: Er biete mit den Leopardenmännern immerhin einen Hinweis auf koloniale Selbstzweifel
So werden die entmachteten Eliten in Afrika als subversive Elemente dargestellt
dass die „Kolonisierung nicht auf einen zuvor herrschaftsfreien Raum“ getroffen sei
dass Leoparden nicht die politische Macht selbst verkörperten
„sondern deren Kontrolle durch ein anderes ,Außen`
In vorkolonialen Liedern aus Ghana wird der Leopard als erfolgreicher Jäger charakterisiert
der die Macht der Elite sogar beschränkte: „The Leopard plays with chiefs“
heißt es darin (Der Leopard spielt mit den Häuptlingen)
Stephanie Zehnle ist bei ihren Recherchen auf innerafrikanische Konflikte gestoßen
in denen der Leopard auch als Sündenbock herhalten musste
So gebe es unter Jugendlichen im Alter von 10 bis 15 Jahren eine erhöhte Todesrate
in der die Kinder oft an Infektionen starben
Die Jugendlichen wurden in der Zeit in Camps kaserniert und von einer Art Hohepriester unterrichtet
Auch Kenias Staatsgründer Jomo Kenyatta berichtet in seinem Buch „Facing mount Kenya“ von solchen Jugendcamps
In Westafrika hießen diese Lager Poro für die Jungen und Bundu für die Mädchen – monatelang waren sie in dieser Zeit von den Eltern getrennt
dass dies für die Eltern eher ein Trost war
Beinhaltet doch der Tod durch den Leoparden die Möglichkeit zur Wiedergeburt
Im Alltag gingen die Afrikaner auch in kolonialer Zeit sehr wohl den Leoparden aus dem Wege
dass sich ethologische Erkenntnisse über Leoparden erstaunlich genau decken mit historischen Angaben zu den Angriffen der Tiere
dass im Wald lebende Leoparden vor allem in der Trockenzeit den Menschen angriffen
und dass sie in der Morgen- oder Abenddämmerung attackierten
Belegt ist in Gebieten mit vielen „Leopardenmorden“
dass dort Vorsichtsmaßnahmen ergriffen worden sind
Im westafrikanischen Tropenwald konnten viele Einheimische die Schlafplätze von Leoparden am Geruch erkennen
auf Reisen schützten sie sich nachts mit Feuer
dass in der Kolonialzeit mehr Menschen durch Leoparden starben als zuvor
teilt Stephanie Zehnle nicht: „Es gab eine intensivere Kommunikation zwischen Küste und Hinterland und mehr dokumentierte Belege.“ Und es gab verschiedene Lesarten
wie unnatürlich ein Tod war – und ob es wirklich die Raubkatze war
PersonDie Historikerin Stephanie Zehnle (28)
arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Neuere und Neuste Geschichte an der Universität Kassel und steht kurz vor Abschluss ihrer Promotion
Sie untersucht eine rätselhafte Mordserie im Afrika der Kolonialzeit
bei der die Opfer Spuren von Angriffen durch Leoparden zeigten
Forschung Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert das Projekt „Leopardenmänner – ein Gewaltphänomen in Afrika“ über drei Jahre mit 300 000 Euro
etwa das britische Nationalarchiv in London.