Telefon 081 725 32 32 Redaktion 081 725 32 00 E-Mail: mail(at)sarganserlaender.ch Web: www.sldm.ch
Telefon 081 725 32 65 E-Mail: mediaservice(at)sarganserlaender.ch
Telefon 081 725 32 00 E-Mail: redaktion(at)sarganserlaender.ch
Der Sarganserländer ist eine Schweizer Regionalzeitung mit Redaktionssitz in Mels
Er ist das einzige Nachrichtenblatt des Bezirks Sarganserland und eine der ältesten noch erscheinenden Zeitungen des Landes
CHF 33.- für 1 MonatCHF 2.- / 1 Kalendertag
Loggen Sie sich mit ihrem Benutzernamen (E-Mail) und Passwort ein
Samuel Watson heisst der erste Leader der 78
Der Brite setzt sich im Prolog in Saint-Imier über 3,44 km mit 28 Hundertstel Vorsprung vor Ivo Oliveira aus Portugal durch
der das Podest als Vierter nur um zwei Hundertstel verpasste
Stefan Küng klassierte sich als Sechster noch vor Topfavorit Remco Evenepoel
Der zweifache Olympiasieger wurde mit gut viereinhalb Sekunden Rückstand auf den Sieger Achter
Mit Jan Christen (10.) fuhr noch ein dritter Schweizer unter die besten zehn
Etappe am Mittwoch führt über 194,3 km von Münchenstein bei Basel nach Freiburg
Ausgabe der Westschweizer Rundfahrt endet am Sonntag mit einem Zeitfahren in Genf
blue Sport Experte Mladen Petric spricht über seinen kriselnden Ex-Klub GC und die überraschende Trennung der Hoppers von Sportchef Stephan Schwarz
Sébastien Buemi gewinnt zum dritten Mal in seiner Formel-E-Karriere in Monaco
Für Buemi ist es der erste Sieg in der Formel E seit 2019
RadsportStraßenradsport
29. April 2025 by Michael Behringer
Radsport: Etwas überraschend hat Samuel Watson den Prolog der Tour de Romandie für sich entschieden
Der Brite war in Saint-Imier 28 Hundertstel schneller als der Portugiese Ivo Oliveira
Mit seinem ersten Sieg auf WorldTour-Ebene hat sich Samuel Watson (Ineos Grenadiers) den Prolog der Tour de Romandie gesichert
In Saint-Imier war er nach 3,44 Kilometer ganze 28 Hundertstel schneller als Ivo Oliveira (UAE – XRG) aus Portugal
Rang drei geht an den Spanier Ivan Romeo (Movistar)
Aber auch die Schweizer haben sich stark präsentiert
Mit Stefan Bissegger (Decathlon Ag2r La Mondiale) auf Platz vier
Stefan Küng (Groupama – FDJ) auf der sechs und Jan Christen (UAE – XRG) sind gleich drei Eidgenossen unter die Top Ten gefahren
Morgen müssen die Profis auf dem Weg nach Fribourg vier Bergwertungen meistern
Enden wird die Rundfahrt am Sonntag mit einem 17,1 Kilometer langen Zeitfahren in Genf
Platzierungen und Prognosen sind die große Leidenschaft von Michael Behringer
Im Jahr 1996 hat er seine erste Tour de France verfolgt
Seine Passion Radsport begleitet ihn also seit über zwei Jahrzehnten
© 2025 · Velomotion GmbH
Der Brite gewinnt in Saint-Imier den 3,4 kam langen Prolog
Stefan Bissegger wird als bester Schweizer Vierter
Mit einem Sieg von Samuel Watson hat niemand gerechnet
nicht einmal der 23-jährige Engländer selbst
der zum ersten Mal auf der World Tour triumphierte
Erst am Montag erfuhr Watson von seinem Team
dass er die Tour de Romandie bestreiten wird
Im Prolog verwies er den Portugiesen Ivo Oliveira um nur 28 Hundertstel auf Platz 2
Die Schweizer Zeitfahr-Asse verpassten das Podest indes nur knapp
Stefan Bissegger verlor als Vierter gut drei Sekunden auf den Tagessieger
Auch Stefan Küng (6.) und Jan Christen (10.) klassierten sich noch unter den besten zehn
der am Sonntag im Klassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich nicht mit Überflieger Tadej Pogacar mithalten konnte
musste sich auch auf den Strassen im Berner Jura geschlagen geben
Der Olympiasieger und Weltmeister im Zeitfahren
der diese Woche einen Etappensieg anstrebt
büsste als Achter etwas mehr als vier Sekunden auf die Bestzeit ein
Etappe am Mittwoch führt über 194,3 km von Münchenstein bei Basel nach Freiburg und dürfte eine Angelegenheit für die Sprinter werden
Die Tour de Romandie ist gestartet – und bei Prolog in Saint-Imier fehlen nur zwei Hunderstel zu einem Schweizer Podestplatz
Der Prolog an der Tour de Romandie geht an Samuel Watson. Der Brite setzt sich in Saint-Imier vor Ivo Oliveira (POR) und Ivan Romero (SPA) durch
Am Mittwoch wartet bei der Tour de Romandie die 1. Etappe. Das Teilstück führt die Fahrer von Münchenstein nach Freiburg.
Artikel veröffentlicht: 6 TageDas nächste Hauseckenrennen das niemand interessiert.
Mai 2025 führt die Tour de Romandie über 683 Kilometer mit rund 13.000 Höhenmetern durch insgesamt sieben Schweizer Kantone
Das World Tour-Etappenrennen eröffnet sozusagen die heisse Phase der Rundfahrten
die wenige Tage später mit dem Giro d’Italia ihren ersten Höhepunkt findet
Zu den Favoriten auf den Gesamtsieg in der Romandie zählt neben Remco Evenepoel auch Joao Almeida
Vorjahressieger Carlos Rodriguez sowie der Zweitplatzierte von 2024
Alpecin Cycling hat die sechs Tagesetappen sowie die Favoriten genauer unter die Lupe genommen
Wie in den vergangenen Jahren beginnt die Tour de Romandie mit einem Prolog
Dort begeben sich die Profis auf einen 3,4 Kilometer langen und eher flachen Rundkurs
Allerdings ist der Kurs technisch anspruchsvoll und die Fahrer müssen einige 180-Grad-Kurven meistern
Große Abstände im Gesamtklassement sind unter den Klassementfahrern kaum zu erwarten – aber jede Sekunde zählt
Der Sieg könnte an einen Zeitfahrspezialisten
einen aerodynamisch optimierten Puncher oder einen „ausdauernden“ Sprinter gehen
Die erste Etappe auf der “ Straße “ beginnt
wie sie endet – mit einem kurzen Anstieg
Und es wird nicht der einzige bleiben auf dem mit 194,4 Kilometern längsten Tagesabschnitt dieser Tour de Romandie
Auf den ersten 120 Kilometern dieser Etappe sammeln die Profis an den Anstiegen Grindel (3
Nach diesen Kletterpartien auf über 1.000 Meter wird es jedoch moderater und sogar flach
bevor es auf den letzten 25 Kilometern wellig und bergauf ins Ziel nach Fribourg geht
Auf dem Papier sind die letzten 35 Kilometer flach und wie gemalt für die Sprinter und ihre Teams
Doch zuvor müssen sie vier schwere Anstiege bewältigen
Den Anfang macht wenige Kilometer nach dem Start der Col de la Tourne (11,2 km mit 6,5%)
Kategorie führt über 11,2 Kilometer mit durchschnittlich 6,5 Prozent auf 1.157 Meter
Allerdings werden die GC-Teams das Rennen auf der zweiten Etappe kontrollieren wollen und dementsprechend das Tempo hoch halten
dass von den Ausreißern keine Gefahr ausgeht
30 Kilometer später steht mit dem Anstieg zum Mauborget (9,9 km à mit 5,4%) der nächste Berg der 2
Nach der Abfahrt folgen rund 25 Kilometer in der Ebene
bevor es über Les Grattes (7,1 km mit 6,2%) zur steilen Rampe von Le Chaumont geht
Bei Rennkilometer 106 geht es über 3 Kilometer mit durchschnittlich 11,9 Prozent auf 1.132 Meter hinauf
Danach ist das Schlimmste“ überstanden und nach einer längeren Abfahrt führt der Rest der Etappe flach auf die Zielgerade nach La Grande Béroche
Die dritte Etappe führt in drei verschiedenen Schleifen rund um den Start- und Zielort Cossonay
Die Strecke ist auf den 183,1 Kilometern nie flach
Bis zum Finale wellig mit insgesamt drei Anstiegen der Kategorie 3
bevor es rund 50 Kilometer vor dem Ziel richtig ernst wird
Dann beginnt der Anstieg zum Col de Mollendruz
Bis zum Gipfel geht es 14,6 Kilometer mit einer durchschnittlichen Steigung von 3,4 Prozent bergauf
Vom Gipfel aus sind es noch rund 40 Kilometer bis zum Ziel
bevor die Straße zum Ziel auf den letzten zwei Kilometer mit durchschnittlich 7 Prozent ansteigt
Die Königsetappe er Tour de Romandie führt kurz und knackig über 127 Kilometer von Sion zur Bergankunft nach Tyon 2000
Wenige Kilometer nach dem Start beginnt bereits der lange Anstieg nach Anzère auf 1542 Meter
Nach einer kurzen Abfahrt müssen die Profis noch ach Lens (3,5 km mit 6,5 %) um dann ins Tal hinunter abfahren zu können
Dort verläuft die Etappe für gut 20 Kilometer flach
Zunächst für 11,4 Kilometer mit 6,9 Prozent durchschnittlicher Steigung hoch nach Nax (1
Kategorie) und dann einer kurzen Zwischenabfahrt weiter nach Suen (5,8 km mit 5,1 %)
Dann folgt eine längere zweigeteilte Abfahrt aneinander
bevor der lange Schlussanstieg in den Skiort Thyon 2000 beginnt
20,8 Kilometer bergauf bei durchschnittlich 7,6 Prozent Steigung
Hier wird sich wohl der Gesamtsieg entscheiden
Zum Abschluss der Rundfahrt steht wieder ein Einzelzeitfahren auf dem Programm
Diesmal allerdings deutlich länger und schwieriger als an Tag eins
Über 17,1 Kilometer führt der Contre la Montre durch Genf und entlang des Genfersees
Gleich nach dem Start müssen die Fahrer eine einige hundert Meter lange Rampe mit einer Steigung von rund 8 Prozent bewältigen
Die Profis fahren am Ufer des Genfersees entlang
Zur Zwischenzeit bei Kilometer 11,5 steigt die Strecke wieder an
Nach einer kurzen Abfahrt und einem anschließenden Flachstück folgt der letzte Anstieg mit einer Länge von 600 Metern und durchschnittlich 4 Prozent rund einen Kilometer vor dem Ziel
War die Tour de Romandie vor einigen Jahren für die Klassementfahrer der Aufgalopp zum Giro d‘Italia
bei dem man sich den letzten Schliff holte
so ist sie in letzter Zeit zu einer „ganz normalen“ Rundfahrt geworden
denn so besteht das Starterfeld eher aus den Fahrern
die man im Sommer auch bei der Tour de France sieht
Allen voran Remco Evenepoel (Soudal-Quick-Step)
Der Belgier bestreitet in der Romandie seine erste Rundfahrt nach seinem schweren Unfall
Und er zählt auch zu den Favoriten auf den Gesamtsieg
Die beiden Zeitfahren liegen dem Olympiasieger in dieser Disziplin – und auch bei der Bergankunft dürfte er vorne mit dabei sein
wie gut sein Organismus den Rennauftakt in der anstrengenden Ardennenwoche verkraftet hat
Ausgeruhter reist dagegen Joao Almeida (UAE Team Emirates XRG) an
Der Sieger der Baskenland-Rundfahrt wird in den Bergen von einem glänzend aufgelegten Jan Christen und Jay Vine unterstützt
Ist er bei der Tour Edelhelfer von Tadej Pogačar
kann Almeida hier in der Westschweiz auf eigene Rechnung fahren und darf sich durchaus Hoffnungen auf einen Podiumsplatz machen
Dort stand im vergangenen Jahr Carlos Rodriguez ganz oben
Der Ineos Grenadier-Profi ist in dieser Saison eher mäßig in Schwung gekommen und braucht ein gutes Ergebnis für sein Selbstvertrauen
Gleiches gilt für Aleksandr Vlasov (Red Bull-Bora-Hansgrohe)
Der Bahrain-Sieger ließ das Monument Lüttich-Bastogne-Lüttich trotz einer Top-Platzierung beim Fleche Wallone aus und wird sich auf die Anstiege in der Romandie freuen
Der Movistar-Profi ist U23-Weltmeister im Kampf gegen die Uhr und hat bei der UAE-Tour und der Valencia-Rundfahrt gezeigt
könnte er auch in Genf ein Spitzenresultat in der Gesamtwertung erzielen
Giro d’Italia 2025: Die Favoriten aufs Rosa Trikot
Startliste Giro d’Italia 2025: alle Fahrer & Teams
Michael Matthews gewinnt Eschborn-Frankfurt 2025 im Sprint
Giro d’Italia 2025: Vorschau auf alle Etappen – plus Profile
Frühjahrsklassiker-Vorschau: Eschborn-Frankfurt 2025
Lüttich-Bastogne-Lüttich 2025: Tadej Pogačar holt dritten Sieg
Mit den geheimen Rundgängen «Circuit Secret» mischt Jura Tourismus die traditionellen Stadtführungen auf
neue Angebot verbindet auf originelle Weise Geschichte
Kultur und Technologie und führt dabei in die verstecktesten Ecken der Stadt
Die lehrreichen und unterhaltsamen Touren für Geschichtsinteressierte
Neugierige und Familien stecken voller Überraschungen
Von wilden Ufern bis zu blühenden Alpen – die schönsten Freiburger Frühlingsausflüge mit Schiff
Diese alten Mauern haben so viel zu erzählen..
bis Jura Tourismus 2014 den allerersten Circuit Secret konzipierte
Die innovative Städtetour machte das bemerkenswerte bauliche Erbe von Porrentruy für die Öffentlichkeit auf spannende und informative Weise sichtbar
Nach dem grossen Erfolg des ersten Rundgangs gibt es dasselbe Konzept nun auch in St-Ursanne
Werfen Sie einen Blick hinter verschlossene Türen und entschlüsseln Sie bei einem geheimen Rundgang die Geheimnisse der Geschichte
Diese aussergewöhnlichen Stadtbesichtigungen verlocken sowohl Kultur- und Geschichtsfans als auch Familien auf der Suche nach einer abwechslungsreichen Entdeckertour
Ausgerüstet mit einem digitalen Schlüssel
erhältlich im Tourismusbüro oder via App auf dem Smartphone
machen sich die Stadtschnüffler*innen auf eigene Faust auf den Weg und besuchen bemerkenswerte Orte
die normalerweise nicht öffentlich zugänglich sind
Audio- und visuelle Animationen von lokalen Künstler*innen lassen die Besucher*innen in Legenden und vergangene Geschichten eintauchen und vermitteln spannende Informationen
Tauchen Sie ein in die tropischen Gefilde des Papiliorama in Kerzers nahe des Murtensees
Tauchen Sie ein in die Welt des Ausnahmekünstlers – bewegend
Lassen Sie sich verzaubern: Entdecken Sie Neuenburgs edelste Tropfen direkt aus den Weinkellern – authentisch
Die malerische Gemeinde am Bielersee feiert ihr 700-jähriges Jubiläum mit viel Spektakel
Spielen – im Paznaun wartet jeden Tag ein neues Abenteuer auf Sie
Eine Marke der GruppeGeneralMedia SA
Bleiben Sie informiert mit unserem Newsletter
Mit dem Projekt «MontSol» wird das bestehende Solarkraftwerks auf dem Mont Soleil erweitert
Beim Projekt «MontSol» handelt es sich um eine Erweiterung des bestehenden Solarkraftwerks auf dem Mont Soleil bei St-Imier BE
Die Freiflächen-Solaranlage soll künftig «wichtigen Winterstrom» produzieren
wie die BKW in einer Mitteilung von Donnerstag schrieb
Die Bedeutung dieser Solarstromproduktion auf 1300 Metern Höhe sei in den letzten drei Monaten deutlich geworden
Die im Mittelland unter dem Nebel liegenden Solaranlagen hätten keinen oder nur wenig Strom produziert
während die Produktion auf dem Mont Soleil optimal gewesen sei
«MontSol» soll jährlich 11 Gigawattstunden Strom produzieren und rund 2500 Vier-Personen-Haushalte versorgen
Die Investitionen belaufen sich auf 25 Millionen Franken
Rund 390 Solarpanels sollen etwa 2,5 Meter über dem Boden installiert werden
so dass das Vieh sich darunter hindurch bewegen kann
Die Stimmberechtigten von St-Imier hatten sich im vergangenen Sommer an der Urne für das Projekt ausgesprochen
Am Projekt beteiligt sind nebst der BKW die Bürgergemeinde Saint-Imier
die Elektrizitätsgesellschaft La Goule SA und die Regionalorganisation Espace découverte Énergie
Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL in Zollikofen BE unterstützt das Projekt. (pb/sda)
Visualisierung des Solarprojekts «MontSol» in St-Imier BE
Finden Sie über die neuen Firmenprofile bequem und unkompliziert Kontakte zu Handwerkern und Herstellern
Jetzt noch mehr inhaltsstarke Quartalsanalysen
Neben dem Report Baublatt Project Categories (ehem
bieten wir ab sofort zwei weitere brandneue Reports als Zusatz
Erfahren Sie hier was Baublatt Top Players und Baublatt Regional Projects zu bieten haben – wie gewohnt digital
prägnant und graphisch auf den Punkt gebracht
Mit dem Baublatt-Newsletter erhalten Sie regelmässig relevante
unabhängige News zu aktuellen Themen der Baubranche
Daniel FaulhaberVeröffentlicht am 1
Juni 2024 - 06:00 UhrDie erste Turbine wurde 1996 errichtet: Mont-Soleil bei St-Imier im Jura
Die lokale Käserei in Saint-Imier verkauft jetzt «Windradkäsli»
Der «Eolienne à la crème» ist eine kleine Geschichte des Gelingens im Berner Jura – benannt nach dem grössten Windpark der Schweiz
Die erste Turbine wurde 1996 errichtet: Mont-Soleil bei St-Imier im Jura
Die lokale Käserei in Saint-Imier verkauft jetzt «Windradkäsli»
Die erste Turbine steht seit 1996 in der Region
«Die Windräder sind Teil unserer Identität»
Die Bäuerin führt unweit des Windparks einen Bauernhof
«Die Bevölkerung profitiert vom Windpark»: Michelle Burger
Andernorts in der Schweiz stossen solche Projekte auf Gegenwind. Meistens ist zwar die lokale Bevölkerung dafür, hält der Windkraftverband Suisse Eole fest: Seit 2012 fielen 30 von 36 Abstimmungen zu konkreten Projekten positiv aus
quasi vor der eigenen Tür eine Anlage zu akzeptieren
Den Nein-Sagern gehören zwar die Schlagzeilen. Aber es lohnt sich, bei den Ja-Sagern genauer hinzuschauen. Was machen diese Gemeinden anders? Das lesen Sie hier.
Aber Einsprachen verschleppen die Umsetzung – oft jahrelang. Häufige Gegenargumente: Landschaftsbild und Vogelschutz. Beim Anti-Windkraft-Verein Freie Landschaft Schweiz heisst es: Windturbinen gehörten in die Nähe von Autobahnen und Industrie
Nicht in dünn besiedelte Landschaften wie den Jura
Uni-Sommercamps und einen Energie-Lehrpfad
50’000 Touristinnen pro Jahr besuchten den Windpark bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie
Die Betreiberin Juvent AG schätzt den Ertrag für das lokale Gewerbe auf eine Million Franken.\n\nBäuerin Burger hat früher während der Wintermonate den lokalen Skilift bedient
Der Job als Besucherführerin beim Windpark kam gelegen
Und ist Teil einer verbreiteten Realität in Zeiten des Klimawandels.\n\nViele Bauern halten sich mit Nebenjobs über Wasser
Und wenn die Grundlagen buchstäblich wegschmelzen
\n\nDoch hinter der Akzeptanz auf dem Mont Soleil stecke mehr
Früher war er Teil der Direktion der BKW Energie AG
Schon in den 1990er-Jahren suchte er nach geeignetem Terrain für erneuerbare Energien – vor allem für Wind und Sonne.\n\nDabei entdeckte er den Berner Tafeljura
Die Topografie sei für solche Projekte immer zentral
«Die Windräder im Innern der Ebene sind für die umliegenden Dörfer im Tal fast nicht zu sehen.»
«Mein Rat bei Energieprojekten: Niemals mit den Ingenieuren voran»: Martin Pfisterer
Pfisterer kennt jedes Argument für oder gegen die Windenergie
Sein erfahrener Rat an zukünftige Planerinnen solcher Projekte: «Niemals mit den Ingenieuren voran.»
Das heisse erst einmal: zuhören und reden
«Ich sass fast mehr an Stammtischen als im Büro»
Sondern vielleicht sogar – wie mit dem «Eolienne à la crème» – einen Beitrag zum Käseplättli
wie das Kernkraftwerk Gösgen pro Jahr produziert
die trotzdem Ja gesagt haben zu Anlagen für erneuerbare Energien:
\nWorum es am 9. Juni bei der eidgenössischen Abstimmung über das neue Stromgesetz geht, lesen Sie hier
Im Berner Jura zelebrieren Tausende die antiautoritäre Bewegung
Eine neue Autonomen-Generation gibt den Ton an
Der beschauliche Ort Saint-Imier im Berner Jura ist in diesen Tagen der Schmelztiegel der Antiautoritären
Er ist eigens aus Spanien für den Jubiläumskongress von «Anarchy 23» angereist
Anderswo wartet ein Punk mit Irokesen-Haarschnitt auf den nächsten Anlass
Eine Frau aus Chile sitzt in der Eishalle auf einem Sofa und entspannt sich
Was bei einem Rundgang auffällt: Die meisten Teilnehmenden sind unter 30 Jahre alt
Beziehungen zu festigen und andere davon zu überzeugen
Mit dem Treffen in Saint-Imier erinnern die Anarchisten an ein Ereignis der Zeitgeschichte: Im bernjurassischen Städtchen wurde im September 1872 die Antiautoritäre Internationale ins Leben gerufen
Das Treffen von 1872 war eine Folge eines Richtungsstreits in der Arbeiterbewegung
Karl Marx und seine Anhänger strebten eine zentrale Führung an
anders als der russische Revolutionär Michail Bakunin
Mit 14 Gleichgesinnten aus Europa und den USA gründete Bakunin in Saint-Imier die Antiautoritäre Internationale
«Die Gesellschaft muss in eine andere Richtung gehen
In der Tat kommen die Menschen aus den verschiedensten europäischen Ländern
Sie feiern – wegen Corona mit einem Jahr Verspätung – den 150
Der Anlass gleicht wegen des Campingplatzes einem Festival
Diskussionsrunden und kleine Konzerte steigen
Zwei Küchen und vier Bars bieten ihre Waren zu einem Preis an
151 Jahre nach dem ersten Treffen sind die Ansichten dieselben
Die Bewegung hat sich in den letzten Jahren jedoch stark gewandelt
dass man etwa das Verhältnis zu Tieren überdenken sollte
«Oder wir brauchen ein anderes Verhältnis zum Thema Gender.»
Der Genfer Schriftsteller hat sich mit der Gründung des Kongresses 1872 auseinandergesetzt und den Roman «Zehn unbekümmerte Anarchistinnen» geschrieben
Warum fiel die Wahl damals gerade auf die Uhrenstadt Saint-Imier
«Damals wurden gerade in Deutschland viele Arbeiter entlassen
Viele zogen darauf in die Uhrenstadt Saint-Imier
Stoff für viele Diskussionen gibt es in Saint-Imier genug
Das Anarchie-Treffen dauert noch bis am Sonntag
Für die Registrierung benötigen wir zusätzliche Angaben zu Ihrer Person
{| foundExistingAccountText |} {| current_emailAddress |}
Geben Sie die E-Mail-Adresse Ihres Benutzerkontos an
über den Sie ein neues Passwort erstellen können
Sie erhalten in Kürze eine E-Mail mit einem Link
Wenn Sie nach 10 Minuten kein E-Mail erhalten haben
prüfen Sie bitte Ihren SPAM Ordner und die Angabe Ihrer E-Mail-Adresse
Bitte versuchen Sie es später noch ein Mal oder kontaktieren Sie unseren Kundendienst
Wir senden Ihnen einen SMS-Code an die Mobilnummer
Wir haben Ihnen einen SMS-Code an die Mobilnummer gesendet
Bitte geben Sie den SMS-Code in das untenstehende Feld ein
Bitte fordern Sie einen neuen Code an oder kontaktieren Sie unseren Kundendienst
Die maximale Anzahl an Codes für die angegebene Nummer ist erreicht
Es können keine weiteren Codes erstellt werden
Wir haben Ihnen ein E-Mail an die Adresse {* emailAddressData *} gesendet
Prüfen Sie bitte Ihr E-Mail-Postfach und bestätigen Sie Ihren Account über den erhaltenen Aktivierungslink
prüfen Sie bitte Ihren SPAM-Ordner und die Angabe Ihrer E-Mail-Adresse
Benutzerdaten anpassen
Mit einem SRF-Account erhalten Sie die Möglichkeit
Kommentare auf unserer Webseite sowie in der SRF App zu erfassen
Bitte prüfen Sie Ihr E-Mail-Postfach. Das Aktivierungs-E-Mail wurde versendet.
Vielen Dank für die Verifizierung Ihrer E-Mail-Adresse.
In dieser Ansicht können Sie Ihre Benutzerdaten verwalten.
Sie können Ihre Daten jederzeit in Ihrem Benutzerkonto einsehen.
Definieren Sie ein neues Passwort für Ihren Account {* emailAddressData *}.
Definieren Sie ein neues Passwort für Ihren Account.
Sie können sich nun im Artikel mit Ihrem neuen Passwort anmelden.
Wir haben den Code zum Passwort neusetzen nicht erkannt. Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse erneut ein, damit wir Ihnen einen neuen Link zuschicken können.
Sie erhalten in Kürze eine E-Mail mit einem Link, um Ihr Passwort zu erneuern.
Wenn Sie nach 10 Minuten kein E-Mail erhalten haben, prüfen Sie bitte Ihren SPAM Ordner und die Angabe Ihrer E-Mail-Adresse.
Ihr Account wird deaktiviert und kann von Ihnen nicht wieder aktiviert werden. Erfasste Kommentare werden nicht gelöscht.
Wollen Sie Ihren Account wirklich deaktivieren?
SRF Schweizer Radio und Fernsehen,Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft
Das Schweizer Uhrmacherdorf Saint-Imier wird zur Anarchisten-Hochburg Im Berner Jura wird am Wochenende das 150-Jahr-Jubiläum der Antiautoritären Internationalen gefeiert
Damit kehrt die anarchistische Bewegung an ihren Ursprungsort zurück
3 min Drucken Teilen Irokesenschnitte und schwarze Kleider dürften an diesem Wochenende in Saint-Imier vermehrt zu sehen sein
Mit rund 5000 Einwohnern ist Saint-Imier eigentlich ein beschauliches Dorf im Berner Jura
In diesen Tagen dürfte sich seine Bevölkerung allerdings verdoppeln – zumindest vorübergehend
Seit Mittwoch und noch bis Sonntag findet in dem Uhrmacherdorf die Anarchy 2023 statt
Ein anarchistisches Treffen zum 150-Jahr-Jubiläum der Bewegung Antiautoritäre Internationale
Das Treffen hätte eigentlich bereits im vergangenen Jahr stattfinden sollen
wurde aufgrund der Corona-Pandemie aber verschoben
dass Saint-Imier ein Wochenende geprägt von Tumulten bevorsteht
Schon vor dem Auftakt stellten die Organisatoren klar: Anarchisten lehnten zwar staatliche
wirtschaftliche und gesellschaftliche Autorität ab
Die Veranstaltung soll ein Ort des Austausches über politische und gesellschaftliche Entwicklungen sein
Bereits am Mittwochmorgen sind Hunderte von Anarchisten friedlich in den Berner Jura gereist
Der Grossteil der Besucher dürfte aber erst am Wochenende folgen
Dann erwarten die Organisatoren rund 4000 Teilnehmer aus zahlreichen Ländern
Als Unterkunft wurde eigens für die Veranstaltung ein Campingplatz eingerichtet
Film- und Theatervorstellungen stehen auch mehr als dreihundert Workshops und Vorträge auf dem Programm
Besprochen werden Themen wie Massenüberwachung
Auf dem Zeitplan finden sich aber auch Veranstaltungen zu weniger politischen Themen
Beispielsweise der Workshop «Aktionsklettern: Lerne die wichtigsten Knoten und wie du am Seil auf- und absteigst»
Unterstützt wird das Treffen von der Gemeinde Saint-Imier
Sie hat den Veranstaltern mehrere städtische Gebäude
Immerhin profitiere so auch die Wirtschaft vom Jubiläum der Anarchisten
Die Kosten der Veranstaltung belaufen sich laut den Organisatoren auf rund 200 000 Franken
schreibt der Schweizer Historiker Florian Eitel in seiner Studie «Anarchistische Uhrmacher in der Schweiz»
Dass die einst so reichen Uhrmacher an Macht verloren
Die Leute aus Saint-Imier sehnten sich nach einer neuen
Sie waren offen für die Ideen des russischen Anarchisten Michail Bakunin
Der bekannte Marx-Gegner machte im September 1872 halt in dem Schweizer Uhrmacherdorf – und gründete dort am «Kongress von Saint-Imier» gemeinsam mit 14 Gleichgesinnten die Antiautoritäre Internationale
und die Bewegung geriet mit der Zeit in Vergessenheit
Immerhin erinnert in Saint-Imier heute noch die Rue Bakounine an den damaligen Revolutionär – es ist eine Sackgasse
Das 5000-Seelen-Dörfchen Saint-Imier ist aktuell kaum wiederzuerkennen
Durch die normalerweise verschlafenen Strassen ziehen während fünf Tagen tausende Menschen
Überall im Dorf verteilt und auf den umliegenden Wiesen sitzen Leute im Kreis
Wieder andere basteln oder liegen einfach nur da
Sie alle besuchen das internationale antiautoritäre Treffen
Zwischen 2500 und 4000 Anarchistinnen und Anarchisten aus der ganzen Welt werden erwartet
Wer diese Leute sind und wieso sie nach Saint-Imier gereist sind
Die Gemeinde im Berner Jura gilt als Wiege dieser Bewegung
1872 wurde hier die antiautoritäre Internationale gegründet
Dieses Ereignis steht für die Geburtsstunde der anarchistischen Bewegung
Auf dem Programm stehen 268 Konferenzen und Workshops
Der König von Thailand war kürzlich für einen Staatsbesuch in Bhutan
April gastierten Maha Vajiralongkorn und seine Frau im kleinen Land im Himalaya
Der Besuch war historisch – nie zuvor war ein regierender Thai-Monarch dort
Ausserdem war es der erste offizielle Staatsbesuch überhaupt seit der Thronbesteigung im Jahr 2019
war spektakulär: Er flog seine Boeing 737-800 höchstpersönlich nach Bhutan
Und landete sie souverän am Flughafen Paro
der als einer der gefährlichsten der Welt gilt
Daniel BenzVeröffentlicht am 1
Juni 2024 - 06:00 UhrWindkraftanlage auf dem Mont-Crosin in Saint-Imier BE
Ihr Nein macht sie in den Medien zu denen, die den Solarexpress bremsen. Und damit die Strategie des Bundes unterlaufen, künftig auf erneuerbare Energien zu setzen. Am 9. Juni 2024 geht es bei der nationalen Abstimmung über das neue Stromgesetz darum
Windkraftanlage auf dem Mont-Crosin in Saint-Imier BE
Früher hiess es Sankt-Florians-Prinzip – heute heisst es NIMBY
Das englischsprachige Akronym steht für «not in my backyard»: nicht in meinem Hinterhof
wollen selber aber nichts damit zu tun haben – andere sollen das erledigen.\n\nIn der Energiedebatte werden Gemeinden so zu Nein-Sagern
In diesen Berggemeinden hat das lokale Stimmvolk jüngst spruchreife Fotovoltaik-Projekte versenkt
Ihr Nein macht sie in den Medien zu denen, die den Solarexpress bremsen. Und damit die Strategie des Bundes unterlaufen, künftig auf erneuerbare Energien zu setzen. Am 9. Juni 2024 geht es bei der nationalen Abstimmung über das neue Stromgesetz darum
Wenn den Nein-Sagern die Schlagzeilen gehören
lohnt sich ein genaueres Hinschauen bei den Ja-Sagern vielleicht erst recht
die grünes Licht gegeben haben für Solar- oder Windparks auf ihrem Gebiet
Und die damit im Kleinen ihren Anteil daran leisten
dass in der Schweiz die Energiewende gelingen kann
Der Fokus aufs Lokale kommt nicht von ungefähr. «Die Gemeinden sind zentrale Akteurinnen bei der Energiewende», so eine Studie der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald
Die Forschenden haben während mehrerer Jahre untersucht
wie sich die lokale Akzeptanz von Energieanlagen steigern lässt
Der WSL-Bericht zeigt: Die besten Resultate ergeben sich
Weg von rein technischen und wirtschaftlichen Faktoren
die soziale Dimension der Energiewende zu verstehen und zu integrieren»
die örtliche Bevölkerung durch Kommunikation und Partizipation so stark als möglich in den Entscheidungsprozess einzubinden
Der Goodwill gegenüber Energieanlagen steigt auch
wenn die Standortgemeinden konkrete Vorteile haben
die im Verhältnis zu den Nachteilen als fair empfunden werden
vergünstigter Strom oder Beteiligungsmöglichkeiten
Der Claim dazu wäre neudeutsch eigentlich schon geschrieben: «Why not in our backyards?»
Worum es am 9. Juni bei der eidgenössischen Abstimmung über das neue Stromgesetz geht, lesen Sie hier
In der bernjurassischen Stadt St-Imier treffen sich vom 19
Der Verein «150 Jahre Kongress von Saint-Imier» hat am Montag den Rahmen des Internationalen Antiautoritären Treffens von St-Imier vorgestellt
Nächste Woche treffen sich in der bernjurassischen Stadt Anarchistinnen und Anarchisten aus der ganzen Welt
Geplant sind 268 Konferenzen und Workshops, 48 Konzerte, 42 Filme, 11 Theaterstücke, 7 Ausstellungen und eine Buchmesse. Dies an zwölf Orten in der 5000-Seelen-Gemeinde
Das sagten die Mitglieder des Vereins am Montag im Lokal «Espace Noir» in St-Imier gegenüber den Medienschaffenden
Am Anlass sollen die Teilnehmenden gemeinsam über die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen reflektieren
Anarchistinnen und Anarchisten lehnen die Autorität in allen Formen, sei es staatliche, wirtschaftliche oder gesellschaftliche, ab. Für das Treffen setzte sich jedoch der Verein in Verbindung mit den verschiedenen Behörden zusammen, wie die Mitglieder sagten. Der Verein mache nichts Illegales und habe auch mit der Berner Kantonspolizei Kontakt
Das Organisationskomitee habe von der Polizei verlangt
dass diese keine Personenkontrolle durchführe und nicht uniformiert auftrete
Der Verein sprach von einem guten Kontakt mit der Polizei und der Gemeinde
Das Budget für das Treffen beträgt rund 200'000 Franken. Der grosse Teil der Summe sei gedeckt, jedoch würden rund 10'000 Franken fehlen, hiess es. Die Mitglieder des Vereins hoffen auf eine Unterstützung durch die Teilnehmenden.
Am Anlass wird es zwei Kantinen für das Essen und diverse Bars für Getränke geben. Die Produkte würden aus der Region stammen. Für die Übernachtungen gibt es verschiedene Campingplätze und Turnhallen.
Jahrhundert ein Zentrum des internationalen Anarchismus
Historiker Florian Eitel hat eine Studie zu den anarchistischen Uhrmachern in Saint-Imier erarbeitet
Schweizer Uhren gelten als hochwertige und solide Güter
Die Schweiz selbst als ein Hort der Sicherheit und Stabilität
Und doch waren es ausgerechnet Schweizer Uhrmacher
Jahrhunderts im Zentrum des internationalen Anarchismus standen
Jahrhunderts war die Uhrenstadt im Jura ein Zentrum des internationalen Anarchismus
Das hing mit technischen und wirtschaftlichen Entwicklungen zusammen – und weil Saint-Imier ein Zentrum der Globalisierung war
Der Historiker am Neuen Museum Biel hat eine Studie zu den anarchistischen Uhrmachern in Saint Imier erarbeitet
80 Prozent der Menschen in Saint-Imier arbeiteten in der Industrie
damit war die Gemeinde im Jura eine Spitzenreiterin der Industrialisierung in der ganzen Schweiz
Die Industrialisierung und internationale Vernetzung der Welt veränderten das Leben der Stadt
Viele Arbeiter und Arbeiterinnen fühlten sich verunsichert
Anarchismus war eine Antwort auf diese Entwicklungen
Im September 1872 trafen sich Arbeiter aus Spanien
den USA und der Schweiz im Hôtel de la maison de Ville in Saint-Imier
Aus der Anarchisten-Zusammenkunft entstand schliesslich die «Antiautoritäre Internationale»
So wie Güter um die ganze Welt transportiert wurden
so wurden auch Ideen international ausgetauscht
Anarchistische Ideen aus Frankreich und Russland gelangten in den Jura
«Der Anarchismus ist eine politische Theorie
die gewisse Parallelen zum Sozialismus hat»
Diese Revolution sollte bestehende Machtverhältnisse abschaffen
Das galt übrigens auch für das Machtgefälle zwischen Männern und Frauen
Nach der Revolution sollten freie Gemeinden entstehen
So sollte ein internationales Netzwerk aus lokalen Strukturen entstehen
Anarchismus wurde in den 1870er-Jahren in der Schweiz nicht negativ gesehen
Die Schweiz begriff sich damals als liberal und vor allem als antimonarchistisch
Anarchistische Ideen wurden nicht als bedrohlich empfunden
Das änderte sich erst mit der Entstehung der Nationalstaaten
Die Idee von der Nation liess sich nicht mit der anarchistischen Vorstellung von lokalen Strukturen verbinden
Florian Eitel: «Anarchistische Uhrmacher in der Schweiz»
wie sich die anarchistischen Gruppen im Jura entwickelten und wie stark sie mit internationalen Gruppen verbunden waren
dass die jurassischen Anarchisten auch von technischen Errungenschaften profitierten: Druckereien und Eisenbahnen ermöglichten es ihnen
Zeitungen und Flugschriften herauszugeben und mit Anarchisten in anderen Ländern
auf anderen Kontinenten in Verbindung zu stehen
mit den Mitteln der Globalisierung eine eigene Welt aufzubauen
Sie wollten eigentlich eine Art alternative Globalisierung – von unten nach oben»
Anarchismus als Globalisierung von unten – das ist immer eine Utopie geblieben
Die Idee aber ist im Jura noch heute populär
Vielen Dank für die Verifizierung Ihrer E-Mail-Adresse
In dieser Ansicht können Sie Ihre Benutzerdaten verwalten
Sie können Ihre Daten jederzeit in Ihrem Benutzerkonto einsehen
Definieren Sie ein neues Passwort für Ihren Account {* emailAddressData *}
Definieren Sie ein neues Passwort für Ihren Account
Sie können sich nun im Artikel mit Ihrem neuen Passwort anmelden
Wir haben den Code zum Passwort neusetzen nicht erkannt
Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse erneut ein
damit wir Ihnen einen neuen Link zuschicken können
Ihr Account wird deaktiviert und kann von Ihnen nicht wieder aktiviert werden
Wollen Sie Ihren Account wirklich deaktivieren
Seit März 2006 werden die Schwingfestranglisten auf esv.ch publiziert
Ergebnisse davor sind nacherfasst worden (diese waren früher auf schwingfeste.ch veröffentlicht)
Seit August 2017 werden auch Zwischenranglisten und Statistiken laufend direkt aus den Ranglistenprogrammen heraus und somit topaktuell aufgeschaltet
Saint-Imier verdankt Ex-Longines-Chef Walter von Känel ein Militärmuseum. Passt das in den armeekritischen Jura – und in die aktuelle Zeit?
Von Känel ist ein weltläufiger Lokalfürst von Saint-Imier. Er war der Chef des grössten Arbeitgebers im Ort, Kommandant des jurassischen Infanterieregiments und langjähriger Regionalpolitiker für die FDP. Unter anderem in der interjurassischen Versammlung zur Beilegung des Jurakonflikts.
Nun wirkt von Känel auch als Mäzen. Als solcher hat er seinem Wohnort ein spezielles Geschenk gemacht: ein Militärmuseum. Nach Beendigung der Grussrunde in der Brasserie erreichen wir ein paar Schritte später den «Espace muséal» zur Geschichte der jurassischen Truppen. Die Dauerausstellung ist auf 170 Quadratmetern im neu eröffneten Untergeschoss des Regionalmuseums von Saint-Imier in einer alten Schmiede untergebracht.
Hat da ein einstiger Oberst und reicher Mäzen mit einer Art Militärcoup Saint-Imiers Ortsmuseum übernommen? «Quatsch», sagt von Känel, «der Espace ist der Beitrag eines Bürgers für seine Stadt, in der er über 50 Jahre lang gewirkt hat.» Die Entstehung des Espace, kann man anfügen, ist auch eine Geschichte über den endlich abgeflauten Jurakonflikt. Der einflussreiche von Känel spielte in dessen Verlauf öfter eine vermittelnde Rolle.
Enthusiastisch führt er höchstpersönlich durch die Räume. Sorgfältig sind die eigens von einer Kostümfirma geschneiderten Uniformen der jurassischen Soldaten von 1350 bis 2020 hinter Glas ausgestellt. Gefolgt von einem Meer von Regimentsfahnen und einer Waffensammlung vom Armeerevolver bis zur Kleinkanone. Höhepunkt der Schau ist ein begehbarer Schützengraben aus dem Ersten Weltkrieg. Die historischen Onlineinformationen entsprechen dem aktuellen Stand der digitalen Szenografie.
Einem von Känel schlägt man in Saint-Imier ein Geschenk nicht ab. «Leidenschaftlich» habe er der Stadt sein Projekt vorgestellt, steht 2016 im Protokoll des Stadtparlaments. 80’000 Franken genehmigte es für die Räume der neuen Militärabteilung. Und weitere 210’000 Franken für eine gleichzeitige Sanierung des Regionalmuseums. Die Stadt war auch bereit, die Stiftung zu übernehmen, der die alte Schmiede gehört.
Es gab noch einen weiteren Antrieb für Saint-Imier, das Projekt mitzutragen: Es hat eine gute finanzielle Basis. Denn Strippenzieher von Känel gelang das Kunststück, bei den beiden zerstrittenen Kantonen Bern und Jura dafür je 100’000 Franken lockerzumachen.
Wie viel hat von Känel aus seinem eigenen Sack für das Museum beigesteuert? «Falsche Frage», brummt er. Über Geld spricht der sonst Wortgewaltige nicht. An seiner Stelle gibt Hervé de Weck (78) Auskunft. Der frühere Offizier aus Porrentruy sagt: «Walter von Känel ist einer der grosszügigsten Mäzene im Berner Jura. Hinzu kommt, dass sein Adressbuch überall Türen öffnete.»
Walter von Känel führt durch den von ihm initiierten Espace muséal zur Militärgeschichte des Juras. Foto: Franziska RothenbühlerDe Weck begleitet von Känel an diesem Tag wie ein Sekundant durch den Espace muséal. Die beiden verbindet eine besondere historische Leidenschaft. Sie sind die treibenden Kräfte hinter der vierbändigen «Histoire militaire du jura et du jura bernois», die die Offiziersgesellschaften der beiden Jurahälften herausgeben.
Offiziersduo mit historischer Leidenschaft: Hervé de Weck (links) und Walter von Känel im «Espace muséal» in Saint-Imier. Foto: Franziska Rothenbühler«Leider gibt es in der Schweiz kein nationales Armeemuseum», bedauert de Weck. Immerhin verfüge der Verein Schweizer Armeemuseum in Thun über eine Sammlung, aus der man nun Dauerleihgaben erhalten habe. Die Voraussetzung dafür seien konservatorische Bedingungen, die der kleine, aber feine Espace erfüllt. De Weck sagt es mit Stolz.
Von Känels wichtigstes Vermächtnis im Jurastädtchen ist die florierende Longines. Wozu noch ein Militärmuseum? «Als Wirtschaftsmann wollte ich nicht in den Rotary-Club gehen, meine Welt war das Militär, Soldaten waren meine Copains», erzählt von Känel. Er blendet zurück in seine Laufbahn. «Ich habe keinen Sekundarschulabschluss, ich war Stift in einer Metallwarenhandlung in La Chaux-de-Fonds und machte dann die Handelsschule.» Von Känel absolvierte das, was man eine Tellerwäscherkarriere nennt.
Es ist wohl wieder eine falsche Frage, man muss sie von Känel dennoch stellen: Wieso errichtet er ausgerechnet im armeekritischen Jura ein Militärmuseum? Die Autonomisten betrachteten die Armee als Besatzungsmacht aus Bern und der Deutschschweiz. Gegen Waffenplätze im Jura gab es Widerstand. Bei der Abstimmung für eine Schweiz ohne Armee legten 1989 über 50 Prozent der Abstimmenden im Kanton Jura ein Ja in die Urne.
«Selbst in den heissen Jahren des Jurakonflikts gab es immer ein gemeinsames Infanterieregiment für Nord- und Südjura», erwidert von Känel. «Es war unsere Kraft, zusammenzustehen.» Er habe Kompanien geführt, in denen Nord- und Südjurassier gemeinsam dienten. «Leute, die im Zivilleben nicht Kontakt gehabt hätten, haben so zusammen diskutiert.» Für von Känel ist klar: «Die Armee war im Jura immer ein soziales Bindeglied.» Sie zeige gar, dass man die Spaltung im Jurakonflikt überschätzt habe.
Im Kanton Jura flammte die Armeeskepsis übrigens noch einmal auf, als es um die 100’000 Franken für das Museum in Saint-Imier ging. 2018 fragte SP-Kantonsparlamentarier Loïc Dobler sarkastisch nach, ob man im Ernst so viel Geld «zum Ruhm der Armee» ausgeben wolle – erst noch für einen Standort im Kanton Bern. Dobler verwies auf das kritische Verhältnis junger Jurassier zur Armee, nur 58 Prozent von ihnen hätten 2016 die Rekrutenschule absolviert.
Doblers Vorstoss erhielt kein Gehör. «Die Finanzierung wurde nicht weiter infrage gestellt, die Kantonsregierung erklärte, dass mit dem Betrag das historische Erbe der Region bewahrt werde», sagt auf Anfrage Jacques Chapatte, der Sprecher der jurassischen Kantonsregierung. Der vereinende Geist der Armee im Jura, den Vermittler von Känel beschwört, lebt offenbar weiter.
Wer ausser alte Männer interessiert sich für eine Militärabteilung in einem Ortsmuseum? «Der Espace zieht ein breites Publikum an», behauptet von Känel. «Er wird von Alten und Jungen, Männern und Frauen besucht», bestätigt auf Anfrage Saint-Imiers Gemeinderat Corentin Jeanneret (FDP), der für Kultur zuständig ist. 1100 Besucherinnen und Besucher habe man seit der Eröffnung Ende September 2021 schon gezählt. Für ein Ortsmuseum ein guter Wert.
Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine könnte die Zurschaustellung des Militärs allerdings problematisch sein. «Die Parallele ist ein kalendarischer Zufall, über den Espace muséal wird schon seit zehn Jahren nachgedacht», entgegnet Saint-Imiers Gemeinderat Jeanneret. Überdies betreibe das Museum keine Beschönigung des Krieges, sondern blicke zurück in die abwechslungsreiche lokale Militärgeschichte.
Walter von Känel will sich nicht äussern zum Krieg in der Ukraine. Entlocken lässt er sich nur, dass er als Longines-Chef in Russland Wladimir Putin persönlich begegnet ist. Und erfahren hat, wie wichtig der russischen Führung das Ehrgefühl ist.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Inspiriert vom sozialrevolutionären Geist der Uhrmacher
«Diese kapitalistische Gesellschaft hat unsere Bedürfnisse organisiert
Man grüsst sich – Einwohnerinnen und Anarchistinnen in Saint-Imier: Anarchy 2023 vom 19
Kunterbunte Tupfen auf der Wiese: die Zelte des Anarchistenfests
Die Punks der Band Plagöri machen vor ihrem Auftritt einen ziemlich entspannten Eindruck
Klettern: Über 350 Veranstaltungen stehen auf dem Programm
Aktivistinnen aus Flensburg verkaufen vor dem Eishockeystadion Slush-Eis zum Solipreis
kühles Bier – und das nächste Spektakel wartet schon
Aufgeräumte Stimmung: Hinter der Zeltblache kann das dreckige Geschirr deponiert werden
sagt der Mann Mitte vierzig in die brennende Hitze hinein
Und augenblicklich herrscht Aufruhr auf dieser kleinen Wiese in Saint-Imier
auf der eine kleine Arbeitsgruppe über die Zukunft der Bewegung debattiert.\n\nDer italienische Anarchist
der gerade noch mit rollendem R von Schulstreiks in Neapel erzählte
die von den Träumen der Menschen im globalen Süden erzählte
die Frau aus Auxerre und die Genossin aus Berlin
Sie alle starren jetzt auf diesen selbst ernannten Advocatus Diaboli
«Dann können wir ja jetzt nach Hause gehen»
Es gibt Einwürfe und Gegenrede und Gelächter
raues Gelächter ob dieser bodenlosen Frechheit zur angeblich aussichtslosen Lage des Anarchismus
Saint-Imier im Berner Jura liegt auf halber Strecke zwischen Biel und La Chaux-de-Fonds
Eine Frau am Wurststand in der Rue du Pont
Und das Uhrenunternehmen Longines natürlich
mit einem geschätzten Jahresumsatz von 1,5 Milliarden Franken
Zwischen den Neubauten und den alten Pflastersteingassen eilen Mitte Juli Anarchisten von Workshop zu Workshop
Drei Arbeiter vor einer portugiesischen Kneipe recken den Daumen nach oben
wenn man nach ihrer Meinung zu den Gästen mit den schwarzen T-Shirts fragt
Die Arbeiterinnen und Arbeiter der Uhrenindustrie stehen am Ausgangspunkt dieser Schweizer Weltgeschichte
Anschauungsmaterial gibt der Film «Unrueh» des Schweizer Regisseurs Cyril Schäublin von 2022
Die Industrialisierung sowie eine bevorstehende Wirtschaftskrise erhöhten hier im Berner Jura den Leistungsdruck und schürten Ende des 19
Jahrhunderts unter der Arbeiterschaft das Verlangen nach einer herrschaftsfreien Ordnung
In der sozialistischen Linken eskalierte gleichzeitig der Konflikt zwischen Karl Marx und Michail Bakunin
der auf dem Weg zur Revolution für eine straff durchorganisierte Partei plädierte
Bakunin wurde 1872 aus der sozialistischen Internationalen ausgeschlossen
Er veranstaltete – angelockt vom sozialrevolutionären Geist der Uhrmacher im Berner Jura sowie der Versammlungs- und Pressefreiheit in der Schweiz – mit Gleichgesinnten die erste antiautoritäre Internationale
«Seither ist Saint-Imier weltweit ein Code für den Anarchismus»
sagt der Historiker Florian Eitel in der «Wochenzeitung»
Im Juli 2023 – das 150-Jahr-Jubiläum wurde wegen Corona um ein Jahr verschoben – dürfen die Anarchisten immerhin den Parkplatz der Longines-Fabrik benutzen
Ansonsten ist deren Bedeutung für den Kongress gleich null
die alte Geschichte um Bakunin und die Uhrmacher sei für die aktuelle Zusammenkunft ohnehin nicht so wichtig
Ein junger Kongressteilnehmer sagt: «Ich bin nicht sechzehn Stunden aus Norddeutschland in dieses Schweizer Kaff gefahren
um alten toten Männern zu huldigen.»\nWozu also dann
Das Lokal «Espace Noir» an der Hauptstrasse ist unter dem Jahr so etwas wie das Herz der überschaubaren lokalen Anarcho-Szene
Während des Treffens ist hier zeitweise schon morgens kein Durchkommen mehr
An mehreren Computern sitzen Anarchistinnen und klicken sich durch das Veranstaltungsprogramm
antiautoritäre Perspektiven auf den Krieg in der Ukraine und anarchistisches Jodeln
Klettern und Skaten – über 350 Veranstaltungen
Gesundheitsversorgung und Putzen übernehmen Freiwillige
Der Workshop zur Anarchie in Beziehungen findet im Kirchgemeindehaus der Pfarrei St-Georges statt
An der Wand hängt ein kleiner Jesus am Kreuz
Zwei Stunden beugen sich die Teilnehmerinnen über die Post-its und reden
weil unter anderem Workshops mit Covid-Massnahmen-kritischem Anstrich im Programm auftauchen
Auf dem Westschweizer Infoportal «Renversé» werden im Vorfeld esoterische und verschwörungstheoretische Tendenzen kritisiert
Das Organisationskomitee verspricht in der Folge
Vor Ort ist die Stimmung dann deutlich entspannter
«Wir müssen nicht alle die gleiche Vorstellung von Anarchie haben»
«An diesem Treffen wird Pluralismus nicht nur zugelassen
Er wird gefeiert.» – «Ausser die Anarchokapitalisten»
«Die sollen sich bitte verpissen.» Gemeint ist eine libertäre Strömung
die für den radikal freien Markt und einen «Nullstaat» eintritt
Die Frau sitzt am Boden und bespricht sich mit einem Freund
ob man überhaupt mit der Presse sprechen möchte
In den Augen vieler Anarchisten sind die Medien
die echten Namen sollen nicht genannt werden
kommen aus der Schweiz.\n«Ich erhoffe mir von diesem Kongress vor allem Informationen»
«Wie kämpfen die Genossen in Dänemark oder Neuseeland gegen Gewalt und Rassismus
Da habe ich ein paar sehr interessante Dinge gelernt.»
Anarchie werde landläufig mit Chaos gleichgesetzt
sagt Rafael: «Ich glaube nicht an die Revolution
Dieses Treffen im Berner Jura sei keine Zäsur
keine Urstunde einer neuen anarchistischen Bewegung
«Im besten Fall können wir uns hier darauf verständigen
Die Frage nach dem Wohin ist der rote Faden der Versammlung
Grob gesagt geht es um Strategien nach aussen: Protestformen
digitale Selbstverteidigung und «Versagen als politische Praxis» zum Beispiel
anstelle von Erfolgsgeschichten die Storys von Fehlern und Niederlagen im sozialen Austausch zu normalisieren
«Wir wollen eine Bewegung sein – aber neunzig Prozent der Leute an diesem Treffen sind weiss.»
Selbstkritische Wortmeldungen zielen auch auf die Distanz zur Arbeiterklasse
Ein Symbol verschiedener Standpunkte innerhalb der anarchistischen Bewegung steht am Fuss des Dorfes
Unter dem Dach des lokalen Eishockeyteams ist eine riesige Buchmesse untergebracht
Kämpferische Banner hängen neben Eishockeytrikots der Sainti-Bats
an der Wand prangen holzgeschnitzte Wappen der umliegenden Dörfer
Zufällige Titel aufliegender Bücher: «Syndikalismus in Schlesien»
ein älterer Herr vom unabhängigen Genfer Libradio
Selbstironisches Bonmot: «Wenn irgendwo ein Anarchist auftaucht
Vor der Eishalle sitzt Romana aus Flensburg und verkauft rotgrünes Slush-Eis zum Solipreis
«Da drin liegt genug Literatur für dreizehn Revolutionen»
«Dort krieg ich die Energie und den Zusammenhalt
Das Konzert später an diesem Abend gibt dann die griechisch-französisch-marokkanische Band Krav Boca
Wilde Anarcho-Punks in Sturmmasken verwandeln die Salle de spectacles von Saint-Imier in ein Tollhaus
fliegende Becher und Pyrotechnik inklusive
Am nächsten Morgen trudeln auf Telegram frühe Nachrichten ein
eine blaue Jacke oder Kopfhörer gefunden hat
Welche Forderung Lotta und Rafael auf eine Fahne schreiben würden
wollten wir nach der Zusammenkunft noch wissen
vielleicht Tausende Anarchistinnen und Anarchisten strömen dieser Tage nach St-Imier
Eine kleine Bestandesaufnahme über den Zustand der Revolution
trägt eine runde Brille und einen angegrauten Bart
der nahezu nahtlos mit einer struppigen Frisur verschmilzt
«Ich bin seit fünfzig Jahren militanter Anarchist»
Von Ambérieu-en-Bugey in Frankreich sei er hierhingefahren
Vielleicht hat sich Antoine nur zufällig auf die Steinstufe an der Rue Francillon gesetzt
Aber genau auf der gegenüberliegenden Strassenseite hat 1872 ein Stück Weltgeschichte stattgefunden
gründete der russische Rebell Michail Bakunin zusammen mit jurassischen Revolutionären die Antiautoritäre Internationale
Es war eine Gegenbewegung zur Internationalen Arbeiterassoziation von Karl Marx und Friedrich Engels und vor allem
auch wenn es noch niemand so nannte: der Grundstein für den vernetzten Anarchismus
Zu diesem Jubiläum – pandemiebedingt verzögert um ein Jahr – strömen derzeit aus der ganzen Welt Anarchisten unterschiedlichster Prägung in den Berner Jura
um Gegenwart und Zukunft ihrer Bewegung neu auszuhandeln
Am Morgen hat Antoine in der Küche ausgeholfen
danach besuchte er einen Workshop zur kritischen Maskulinität
«Sehr interessant» sei das gewesen sagt er
Zu schaffen macht Antoine die zunehmende Digitalisierung der Bewegung: «Ich bin nicht so gut mit Computern.» Zu Hause in Frankreich engagiere er sich in der Union communiste libertaire
Vom Treffen in der Schweiz erhofft er sich neue Impulse
neue Kontakte im Kampf gegen den Faschismus
Die Internationalität dieses Treffens atmet durch jeden Winkel St-Imiers
An einer Strassenecke nicht weit davon entfernt stehen zwei Frauen mit grossen Koffern
«und du?» «Aus Berlin.» 12 Stunden Weg habe sie auf sich genommen
So klein das Nischendasein der Anarchismus in den meisten Regionen fristet
so gross ist das Bedürfnis seiner Anhänger
Geboren aus der Abspaltung haben sich die Anarchistinnen und Anarchisten immer wieder in neue Strömungen fragmentiert
die das Treffen im Jura virtuell begleiten: Erbittert kämpfen Aktivisten um die Bandbreite der Bewegung
die Revolution disst ihre Kinder: Sind Krypto-Währungen anarchistisch
Ist Misstrauen gegenüber dem Pandemie-Management der WHO noch Systemkritik oder bereits Verschwörungstheorie
Manche Workshops wurden offenbar kurzfristig abgesagt
dass die Debattierenden den Raum verliessen
Er steht vor einem kleinen Bücherstand in der Hockey-Arena von St-Imier
Es ist ein absurdes Bild: Unter der Decke der Halle baumeln die Trikots der lokalen Eis-Heiligen
Dicke Schinken und schmallippig verfasste Pamphlete
Rund zweihundert Menschen streunen über die Büchermesse für die Revolution: Text
«die intellektuelle Auseinandersetzung macht an dieser Veranstaltung einen Viertel
Der Rest ist Party.» Ein Buch «zur Aktualität anarchistischer Klassiker» (1993) wechselt den Besitzer
wie viele tatsächlich gekommen sind oder bis zum Ende von «Anarchy 2023» am Sonntag noch aufmarschieren
Jede Regionalbahn aus Biel pumpt mehr Leute in schwarzen T-Shirts in das kleine Uhrendorf; die Parkplätze sind voll und auch der Campingplatz füllt sich allmählich
Am Bahnhof begrüsst eine junge Frau im roten T-Shirt die Neuankömmlinge und drückt ihnen eine Karte in der gewünschten Sprache in die Hand
einen Hybrid-Saal für Videokonferenzen und eine Küche
Das Ortsbild der 5000-Seelen-Gemeinde ist am Donnerstagmittag von den Anarchistinnen und Anarchisten bestimmt: Sie liegen in Parks oder auf den Weiden
Manchmal wirkt die gesamte Veranstaltung wie ein Woodstock mit weniger Farben
Der Umsturz der Gesellschaft ist eine langwierige Angelegenheit
Anlass zum Ärger bieten höchstens ein paar falsch parkierte Autos
Bereits im Vorfeld hatte das Organisationskomitee klargestellt: «Anarchie ist keineswegs Chaos und Unordnung
sondern das Gegenteil: Sie steht für eine antiautoritäre Haltung und eine persönliche und gesellschaftliche Organisation
die die Emanzipation aller Menschen fördert.»
Wohl auch deshalb unterstützt die Gemeinde St-Imier das Treffen
Absperrungen und Räume «für einen privilegierten Pauschalbetrag zur Verfügung»
«Die Organisatoren standen bei zwei Koordinationssitzungen mit der Kantonspolizei in Kontakt
Sie mussten auch ein Sicherheitskonzept vorlegen.»
Die Fahrt von St-Imier nach Bern dauert ein bisschen länger als üblich
Grund seien «manifestations» in der Nähe der Fahrbahn um St-Imier
liegt Michail Alexandrowitsch Bakunin begraben
Es sei ja bereits der dritte Besuch heute an der Ruhestätte des Revolutionären
hinter dem Grabstein liege stets eine Flasche Wodka bereit
um auf das Wohl des längst verstorbenen Gründervaters anzustossen
Romantischer könnte eine Revolution kaum sein
Dahinter verbirgt sich tatsächlich eine Flasche Schnaps
aber dessen Basis ist ja immerhin auch Wodka
Im September 1872 war das kleine Dorf Saint-Imier im Berner Jura ein weltgeschichtlicher Brennpunkt: Anarchisten aus ganz Europa versammelten sich dort zu einem Kongress
IN DER ENGE DER ATELIERS: Den Uhrmachern von damals bot der Anarchismus die Vision einer besseren Welt
Chef der Internationalen Arbeiter-Assoziation (IAA)
Ihm warfen sie autoritäres Gebaren und diktatorischen Zentralismus vor
Das war nicht nach dem Geschmack von Anarchisten
September 1872 nach Saint-Imier ins Hôtel de ville kamen
Diese Revolutionäre wollten zwar ebenfalls den ausbeuterischen Kapitalismus los werden
Stattdessen propagierten sie individuelle Freiheit
«Ni dieu ni maître» (weder Gott noch Meister) sollte ihre berühmte Losung lauten
Leute mit grossen Namen kamen nach Saint-Imier
Der bärtige Russe beeindruckte die Menschen durch seine mächtige Gestalt
Er konnte stundenlang referieren und pausenlos rauchen
Bakunin war bei vielen Aufständen und Umstürzen in ganz Europa an vorderster Front dabei gewesen
Unter den Anarchistinnen und Anarchisten galt er als die personifizierte Revolution
Auch der Italiener Giuseppe Fanelli und der damals erst 20jährige Errico Malatesta waren in Saint-Imier anwesend
Eine Hauptrolle am Kongress spielten aber drei Schweizer
Der Zürcher Filmemacher Cyril Schäublin hat einen Spiefilm über die Uhrmacherinnen und Uhrmacher im Jura und den Anarchismus gedreht: «Unrueh» blendet zurück in die 1870er Jahre
als die Globalisierung die Uhrenindustrie im Jura erfasste und dort unter den Büezerinnen und Büezern anarchistische Ideale erblühen liess
Schäublin erhielt an der diesjährigen Berlinale den Preis für die beste Regie
Der Film kommt im November in die Schweizer Kinos
Der Lehrer James Guillaume sowie die Brüder Léon und Adhémar Schwitzguébel waren Einheimische
Sie hatten schon früh anarchistische Ideen verbreitet und die Jura-Föderation gegründet
Im Umfeld der Uhrmacher von Saint-Imier und Sonvilier fanden sie ein fruchtbares Umfeld
Warum sich der Anarchismus gerade dort so gut ausbreiten konnte
heute Kurator für Geschichte am Neuen Museum in Biel
in einer umfangreichen Studie untersucht.* Das abgelegene Tal war damals im Umbruch
Firmen wie Longines produzierten für den Weltmarkt
Diese Globalisierung verunsicherte die Uhrmacher zutiefst und schweisste sie zusammen
Der Anarchismus bot ihnen den Traum vom besseren Leben in einer herrschaftsfreien Welt ohne Ausbeutung
So konnte ein unscheinbares Uhrmacher-Dörfchen im Berner Jura plötzlich Weltgeschichte schreiben
Im Jura entstand das Programm des libertären Kommunismus
Die Fehde mit Übervater Karl Marx trug das Ihre dazu bei
dass Saint-Imier bekannt und zum wichtigsten Erinnerungsort des Anarchismus wurde
sich von Marx loszusagen und eine eigene Organisation
Kurz zuvor hatte Marx seinen Widersacher Bakunin
aber auch Guillaume und Schwitzguébel aus der IAA hinausgeworfen
Marx wendete notorisch viel Energie darauf
Die Ausbeute des Kongresses stand im umgekehrten Verhältnis zu seinen Folgen
Es skizziert nämlich das Programm des Anarchismus oder libertären Kommunismus
der sich dann zu einer globalen politischen Bewegung entwickelte
Durch Aufstände soll der Kapitalismus überwunden und durch eine freie Assoziation von autonomen Produzenten ersetzt werden: Bis auf den heutigen Tag vermag diese Vision von der grossen Freiheit und einer Welt ohne Zwang Menschen zu begeistern und zu mobilisieren
In Saint-Imier selber ist das anarchistische Ideengut immer noch lebendig: im Kulturzentrum «Espace noir» und durch Verfechter wie Aktivist Michel Némitz
Er hat zusammen mit einem Kollektiv aus La Chaux-de-Fonds den Dokumentarfilm «Jura libertaire» in Erinnerung an den Kongress gedreht
Die Unia hat das Werk mit einem Beitrag unterstützt
Und auch der Zürcher Regisseur Cyril Schäublin bringt die anarchistische Geschichte von Saint-Imier demnächst als Spielfilm ins Kino (siehe Box)
Die Gemeinde selber aber schweigt lieber über ihre Vergangenheit
Angaben über den historisch wichtigen Kongress sucht man auf ihrer Website vergeblich
* Florian Eitel: Anarchistische Uhrmacher in der Schweiz
Mai 2025Wer die gegenwärtigen Probleme für Mieterinnen und Mieter in der Schweiz begreifen will
April 2025Vor 55 Jahren wurde die Stiftung Ecap von der italienischen Gewerkschaft CGIL gegründet
Heute ist Ecap das zweitgrösste Erwachsenenbildungsinstitut der Schweiz – mit einem speziellen Angebot für Migrantinnen und Büezer...
Bitte fülle alle mit * gekennzeichneten Felder aus
work ‒ Gewerkschaft Unia Weltpoststrasse 20
Telefon: 031 350 24 18redaktion@workzeitung.chverlag@workzeitung.ch
© 2025 work ‒ die Zeitung der Gewerkschaft
Datenschutz
Aus ganz Europa pilgern nächste Woche Anarchistinnen und Anarchisten für ein spezielles Jubiläum in den Berner Jura. Ihr Programm bietet Einblick in die heutige Welt des Widerstands.
Am 15. und 16. September 1872 gründete der russische Revolutionär Bakunin im Hotel Central die Antiautoritäre Internationale. Noch heute weht der revolutionäre Geist durch die Berner Gemeinde, etwa im Espace Noir, einem anarchistischen Kulturzentrum.
Bereits vor einem Jahr wollten sich die über den Globus versprengten Anhänger des Anarchismus in St. Imier treffen – doch machte ihnen die Coronapandemie einen Strich durch die Rechnung.
Umso grösser sind die Erwartungen an das Fest, das am kommenden Mittwoch beginnen soll. Ein Camping, drei Turnhallen und ein grosses Gebäude sollen die Massen aufnehmen. Angekündigt ist eine schier unüberblickbare Vielzahl von Theatern, Konzerten, Lesungen und Diskussionsforen über Gegenwart und Zukunft des Anarchismus in all seinen Verästelungen.
Welche Workshops wirklich stattfinden werden, ist allerdings ziemlich unklar. Offenbar ist es nicht besonders schwierig, einen solchen in die Liste eintragen zu lassen. Einträge von Verschwörungstheoretikern führen im Vorfeld des Events zu Diskussionen, unter anderem auf Telegram. In der Liste finden sich auch Präsentationen über Pandemieverträge, Impfzwänge und andere Hirngespinste.
Die Behörden zumindest sehen der Veranstaltung ziemlich entspannt entgegen. Die Gemeinde St. Imier kündigte den Anlass letzte Woche in einem Informationsbulletin unaufgeregt an und verwies für Detailinformationen an die Veranstalter. Bei der Kantonspolizei Bern hat man Kenntnis vom Anarchistenaufmarsch und steht in Kontakt mit den Veranstaltern.
«Unrueh» ist ein politisches Epos rund um neue Technologien
Jahrhundert eine kleine Uhrmacherstadt in der Schweiz veränderten
Von Pierre-André Schmittam 10.03.2023 - 16:49 UhrUnruh – so heisst eines der wichtigsten Teile der Uhr
Unruh - so lautet auch der Titel eines Buches über die Geschichte der schweizerischen Uhrenindustrie von Bruno Bohlhalter
Das Buch können wir zur Lektüre wärmstens empfehlen
Unrueh – diesmal schweizerdeutsch geschrieben – heisst auch ein Film
Es geht um Saint-Imier in den 1870er Jahren
um die Uhrenindustrie und um den Jura als damaliges Zentrum des Anarchismus
der die Branche und ihre einstigen Arbeitsbedingungen aus familiären Erzählungen bestens kennt: Seine Urgrosseltern
Grosseltern und Tanten arbeiteten bei Revue Thommen
die Frauen vorab als Regleusen an der Unruh
ein harmloser Historienschinken indes ist er nicht
eher ein politisches Epos rund um neue Technologien
welche eine kleine Uhrmacherstadt in der Schweiz des ausgehenden 19
Ihren Auftritt hat die junge Fabrikarbeiterin Josephine
die sich in anarchistischen Zirkeln zu bewegen beginnt und Pjotr Alexejewitsch Kropotkin trifft
«wunderbar vielfältig und entschieden gegen den Strich»
Ein Disclaimer allerdings sei für Freundinnen und Freunde der schnellen und lauten Actionfilme angebracht: Sie werden wohl eher unruhig auf den Sesseln herumrutschen und sich langweilen
der nebenbei historische Fakten über technische
wirtschaftliche und soziokulturelle Aspekte der Zeitmessung transportiert
Sowieso: Einen Schweizer Film über die Schweizer Uhrenindustrie darf man sich nicht entgehen lassen
AnmeldenThemen per E-mail folgen#UhrenFolgen#FilmFolgenIhr KommentarMelden Sie sich an und diskutieren Sie mit
René Beyer hat das Familienunternehmen in achter Generation 30 Jahre lang geführt
seit 2017 CEO von Breitling und auch am Unternehmen beteiligt
hat mit der Marke inzwischen viel erreicht
Nun zündet er die nächste Stufe mit Aussicht auf ein Grande finale
Unruh – so heisst eines der wichtigsten Teile der Uhr
wo die sechs neuen BKW-Solarkraftwerke stehen sollen
Auch ein Projekt im Berner Jura ist geplant
Die BKW stellte heute sechs neue alpine Solarprojekte vor
Zwei davon befinden sich in der Region Meiringen
Eines soll in Adelboden entstehen und eines in Saint-Imier im Berner Jura
Die Kraftwerke sollen dereinst rund 21'000 Vierpersonenhaushalte mit Strom versorgen und werden rund 100 Gigawattstunden Strom pro Jahr produzieren
Dass an allen sechs Standorten einmal Strom produziert wird
BKW-Geschäftsführer Robert Itschner sagt dazu: «Es gibt externe Rahmenbedingungen
Dazu gehören die Akzeptanz der Projekte in den Gemeinden sowie die Dauer der Bewilligungsverfahren für Netzverstärkungen.»
Von den sechs vorgestellten alpinen Solaranlagen befinden sich nur fünf in den Alpen
Die Bezeichnung «alpin» ist nämlich nicht unbedingt an einen geografischen Standort gebunden
Produziert ein Kraftwerk mehr als 500 Kilowattstunden Energie
Die geplante Anlage auf dem Mont Soleil erfüllt mit ihrem Winterertrag von 545 Kilowattstunden diese Kriterien
weil sie mit dem Prädikat «alpin» ebenfalls von den erleichterten Verfahren profitieren kann
die der Bund im Rahmen des «Solarexpress» in Aussicht gestellt hat
Doch machen Solarparks auf dem Jura überhaupt Sinn
Das treffe für den Standort am Mont Soleil zu: «Es gibt eine Strasse da hoch und auch der Netzanschluss ist gut»
Weiter kenne man den Standort bei der BKW gut
Bereits seit über 30 Jahren steht auf dem Mont Soleil eine Photovoltaik-Anlage: «Wir haben dort den Teststand und kennen die Lage bestens
Eigentlich spricht sehr viel für diesen Standort.»
Im Grossen und Ganzen scheint das Potenzial also vorhanden zu sein
die gegen die Solaranlagen auf den Jurahöhen sprechen
sagt der BKW-Geschäftsführer und macht ein Beispiel: «Solaranlagen brauchen grosse Flächen
Und die gibt es seit einigen Jahren am Mont Soleil
Mit dem Solarpark entwickelt sich der Standort zunehmend zum Energiecluster
das sei gut: «Wir können so bereits bestehende Infrastruktur nutzen
um die Photovoltaikanlage anzuschliessen.»
in der Bevölkerung rund um den Mont Soleil hat es aber – gerade mit Blick auf die Windanlagen – immer wieder Unmut gegeben
Robert Itschner ist zuversichtlich: «Der Stadtrat von Saint-Imier hat dem Projekt mit grosser Mehrheit zugestimmt
Die lokale Bevölkerung hat also die Möglichkeit
dass das Projekt auf der Jurahöhe schneller fertiggestellt wird als die Solarprojekte in den Alpen
dass Solarprojekte auch im Jura möglich sind
Im Berner Jura treffen sich dieses Wochenende Anarchistinnen und Anarchisten aus der ganzen Welt zu einem viertägigen Kongress
100Am Rand von St-Imier bildet sich schon am frühen Mittwochnachmittag eine Zeltstadt
sitzt auf dem Vorplatz des Espace Noir in St-Imier und trinkt ein alkoholfreies Bier
Angekommen sei sie erst vor wenigen Stunden
«Ich fühle mich aber schon jetzt extrem wohl hier»
sagt sie und blickt gut gelaunt in die Runde
Um diesen Artikel vollständig lesen zu können
St-Imier im Berner Jura erinnert sich an das legendäre Anarchistentreffen vor 150 Jahren
Das rebellische Denken lebt im Ort wieder auf
3Arbeitet an einer gerechten Welt: Anarchist Michel Némitz vom Kollektiv des Kulturzentrums Espace Noir in St-Imier
Foto: Nicole PhilippBloss eine Strassentafel im gesichtslosen Industriegebiet erinnert heute an St-Imiers kurzen Auftritt auf der Weltbühne
Die erst kürzlich angelegte Rue Bakounine hat ihren Namen vom russischen Revolutionär Michail Bakunin (1814–1876)
Vor 150 Jahren traf sich dieser mit Mitstreitern im bernjurassischen Städtchen zu einer internationalen Konferenz
Es war die Geburtsstunde der internationalen anarchistischen Bewegung
Flammend sprach er sich gegen Privatbesitz und den Staat aus
Und für eine Zukunft mit individueller Freiheit für alle
Die Rue Bakounine aber passt schlecht zu diesen Idealen
flankiert von Einfamilienhäusern mit Privatgärten
Bakunin würde sich in seinem Grab auf dem Bremgartenfriedhof in Bern umdrehen
Ein paar Schritte weiter stand einst der Gasthof de la Clef
in den 1870er-Jahren der Treffpunkt der Anarchisten aus dem In- und Ausland
Heute befindet sich dort der Technologiepark La Clef
In einer Broschüre warb die bernjurassische Wirtschaftsförderung mit dem saloppen Versprechen
auf diesem Gelände seien immer schon revolutionäre Ideen entwickelt worden
1 / 3Die neu angelegte Rue Bakounine in einem Einfamilienhausquartier von St-Imier passt nicht zum antikapitalistischen Denken des Revolutionärs
Foto: Nicole Philipp«So wird Bakunins radikale Systemkritik verwässert zu einem inhaltsleeren Schlagwort»
der am Neuen Museum Biel als Kurator wirkt
hat einen dicken Wälzer über die anarchistischen Uhrmacher in der Schweiz geschrieben – mit besonderer Berücksichtigung des Vallon de St-Imier
Eitel macht einen kurzen Abstecher in Europas und St-Imiers Vergangenheit
In der 1864 gegründeten Internationale der Arbeiterbewegung brachen bald Richtungskämpfe aus
Das Lager um Karl Marx war für eine zentrale Führung
Bakunin und die Anarchisten aber forderten eine Auflösung aller autoritären Strukturen und eine Organisation von unten nach oben
September 1872 gründeten 15 abtrünnige Delegierte aus Europa und den USA – unter ihnen Bakunin – in St-Imier eine Gegenorganisation: die antiautoritäre Internationale
dass sich die anarchistische Bewegung ausgerechnet im bernjurassischen Städtchen formierte
«Für den Aufstieg des Anarchismus brauchte es eine Globalisierungserfahrung»
Und die liess sich in den 1870er-Jahren im aufstrebenden Industrieort St-Imier «wie in einem Labor» machen
Von 1800 bis 1890 verneunfachte sich St-Imiers Bevölkerungszahl auf 8000
Die mobilen Uhrenarbeiter waren den Krisen des Weltmarkts ausgesetzt
Sie erfuhren so den globalen Ursprung ihrer lokalen Probleme
Früh schlossen sie sich deshalb gewerkschaftlich zusammen
Im Jura sprachen sie auf die Theorien des Anarchismus an
der seinerseits durch die Kampferfahrung der jurassischen Uhrenarbeiter weltweit Schule machte
1 / 3Mehrfach zu Besuch bei den Uhrenarbeitern von St-Imier: Der russische Revolutionär Michail Bakunin (1814–1876)
Foto: KeystoneNach anfänglicher Duldung im Schweizer Bundesstaat von 1848 wurden Anarchisten ab 1877 politisch isoliert
«Die antiautoritäre Internationale zerfiel
dass man 2008 das frühere Hôtel de la Maison de Ville abreissen wollte
in dem der Kongress von 1872 stattgefunden habe
Eine lokale Protestbewegung verhinderte das dann
«St-Imier hat heute ein entspanntes Verhältnis zum Anarchismus.»
Die Spurensuche nach alten Schauplätzen führt von St-Imiers industrieller Peripherie ins Zentrum des Städtchens
Vor dem markanten früheren Hôtel de la Maison de Ville wartet Stadtpräsident Denis Gerber
Denn als Wiege des Anarchismus erhält seine Gemeinde Besuch von historisch interessierten Touristinnen und Touristen
fand 1872 der internationale Kongress der Anarchisten statt
Das Haus in St-Imiers Zentrum steht noch und hiess zwischenzeitlich Hôtel Central
Foto: Mémoires d’ici / Collection Musée de Saint-Imier«St-Imier hat heute ein entspanntes Verhältnis zum Anarchismus
in einer Demokratie respektiert man andere Überzeugungen»
fügt aber an: «Als FDP-Mann teile ich diese natürlich nicht.» Die hoch qualifizierten Angestellten von St-Imiers Uhrenfirmen seien übrigens nicht mehr so rebellisch wie vor 150 Jahren
Eine Wiedererweckung erlebte St-Imiers anarchistische Vergangenheit 2012
als sich nicht weniger als 4000 Teilnehmende aus aller Welt am Ursprungsort ihrer Bewegung für eine Konferenz einfanden
dass man vor Anarchisten heute keine Angst mehr haben muss»
Kantonspolizei und Gemeinde aber hatten wenig zu tun
Nach ihren Workshops über einen globalen Umbau der Gesellschaft entsorgten die friedlichen Freiheitskämpferinnen und -kämpfer sogar ihre Abfälle perfekt
Organisiert wurde die Konferenz von der Kooperative Espace Noir
ein paar Schritte vom früheren Hôtel de la Maison de Ville entfernt
Hier kann man Anarchisten von heute treffen
die St-Imiers rebellische Tradition wieder aufleben liessen
reagiert Michel Némitz (63) mit ansteckendem Gelächter und schüttelt seine silbern gelockte Mähne
Natürlich kennt ein anarchistisches Kollektiv keine Hierarchien
1 / 3Eine Institution in St-Imier: Die anarchistische Kooperative Espace Noir in einer einstigen Uhrenwerkstatt
Fotos: Nicole PhilippDer Espace vereinigt eine Bar
ein Kellertheater und St-Imiers letztes überlebendes Kino
Némitz begrüsst in der abenteuerlich vollgestopften Bibliothek
Wollen die Anarchisten immer noch den Staat zerstören
«Wir haben im Moment nicht die Mittel dazu»
«Aber wir kämpfen in einem weltweiten Netzwerk von Kooperativen und Vereinigungen für einen fundamentalen gesellschaftlichen Wandel.»
«Der Espace Noir ist ein Instrument eines globalen Kampfes.»
Die 1984 gegründete Kooperative Espace Noir kaufte ein zerfallenes früheres Uhrenatelier in St-Imiers Zentrum
um dort dem Anarchismus wieder eine lokale Basis zu geben
Anarchisten kaufen ein Haus auf dem von ihnen geschmähten kapitalistischen Markt
«wir entzogen das Haus der Spekulation und kollektivierten es
Im Espace Noir kommt man sich mitten im weiten Meer des Kapitalismus vor wie auf einer kleinen Insel
auf die sich der Anarchismus heute zurückgezogen hat
«Dieser Ort ist ein Instrument eines globalen Kampfes»
Von hier aus wolle man sich auf eine gerechte Gesellschaft zu bewegen
Aber schon bei vielen Einheimischen stösst der Espace Noir auf Skepsis
«Der Espace Noir wird in St-Imier als kultureller Faktor respektiert und von der Gemeinde mit einem jährlichen Beitrag unterstützt»
«aber SVP-Anhänger verkehren dort eher nicht.»
Derzeit arbeiten sie im Espace Noir am nächsten grossen Anarchistenkongress in St-Imier
Wegen der Pandemie kann er nicht rechtzeitig zum 150-Jahr-Jubiläum des Gründungskongresses von 1872
Juli 2022 wird es aber schon ein Vorbereitungstreffen mit 500 Teilnehmenden geben
auf St-Imiers Marktplatz singen dann auch anarchistische Chöre
Mit von der Partie werden auch zahlreiche Frauen sein
Die anarchistische Feuertaufe von 1872 war noch eine Männersache
In den Mitgliederlisten der frühen Uhrengewerkschaften von St-Imier habe er keine Frauen gefunden
«Für die Uhrenarbeiter waren sie eine Konkurrenz
weil ihnen in den Fabriken tiefere Löhne bezahlt wurden.»
gibt es noch einen zweiten Anarchismus-Hotspot
wie Eda Bilir im wilden Garten eines historischen Hauses erzählt
dass sich das anarchistische Kollektiv in einer 1904 erbauten Direktorenvilla eingerichtet hat
in der der Chef des lokalen Elektrizitätswerks wohnte
Das anarchische Kollektiv nennt das Haus passend die «Dezentrale»
in denen Handlungsanleitungen für faire Wirtschaft
partizipative Demokratie oder gegen den Klimawandel diskutiert werden
Am Tisch im Garten haben Chris Zumbrunn aus Thun
Eda Bilir aus Kurdistan sowie Richard Moore aus Irland und Gian Piero de Bellis aus Italien Platz genommen
Gleich entspinnt sich eine partizipative Diskussion
1 / 2Vernetzt für eine globale Demokratisierung der Gesellschaft (von links): Richard Moore
Chris Zumbrunn und Gian Piero de Bellis vor der früheren Direktorenvilla auf dem Mont Soleil
in der sich heute die anarchistische «Dezentrale» befindet
Fotos: Nicole PhilippRichard Moore führt aus
dass eine wirklich demokratische Diskussion zu gemeinsamen Lösungen führe – und nicht bloss zu Kompromissen
in denen laut Moore «die Diktatur der Mehrheit» obsiege
De Bellis freut sich über die tiefe Beteiligung bei Frankreichs Wahlen und sieht das als positives Zeichen für eine Krise des gängigen politischen Systems
Ist die Dezentrale eine idealistische Werkstatt zur Weltverbesserung
dass der Staat zerfällt und einer neuen Realität Platz macht»
«Viele wirklich demokratischen Alternativen wie gerechter Handel oder ein offenes Internet wären schon da»
wohlorganisierte Schweiz für den anarchistischen Turnaround ein hartes Pflaster sei
dass es mit der direkten Demokratie oder der Gemeindeautonomie durchaus anarchistische Elemente im System der Eidgenossenschaft gebe
Nach der Talfahrt mit dem Funiculaire landet man wieder in St-Imiers Wirklichkeit und auf dem Marktplatz
Juli werden die dort feiernden Anarchistinnen und Anarchisten die aufgebaute Bühne freigeben für die Vorbereitung der 1.-August-Feier
Die Gemeinde unterstütze die Feierlichkeiten aktiv
Lächelnd führt er an: «Der Switch vom Anarchismus zum Patriotismus ist in St-Imier kein Problem
Weitere Newsletter
Wir erzählen Geschichten entlang der Wanderroute vom Jura bis ins Oberland
Und dazwischen auch aus dem Emmental und dem Oberaargau
Route: Von St-Imier steigt der Weg zu den Combe-Grède-Felskesseln an
Über Stufen aus Kalkstein und im Felsen verankerte Leitern wird die Schlucht überwunden
Der Bergweg erfordert Trittsicherheit sowie eine gute körperliche Verfassung
Nach der Schlucht weiter auf den Chasseral und von dort hinunter nach Nods
Highlights: Um die Combe Grède ranken sich mancherlei Sagen
Der Chasseral ist mit 1606 Metern die höchste Erhebung im Berner Jura
Das beim Hotel aufgestellte Panorama benennt 160 Gipfel
Nods hat einen malerischen Ortskern und einen Gemeindeturm
Hier finden Sie eine Übersicht mit allen bisher erschienenen Artikeln
Infos: viaberna.ch
Die Hochschule der Künste «geht an Land»: Jedes Jahr will sie in einem Dorf Kultur veranstalten
Als Erstes kommen Saint-Imier und die Region Chasseral in den Genuss
12:171 / 4Zeugnis der industriellen Blüte: Der alte Schlachthof von Saint-Imier.Urs BaumannIn Saint-Imier hat der alte Schlachthof seine beste Zeit hinter sich
Der Winter zieht an diesem kalten Januartag durch die eingeschlagenen Scheiben in die Fabrikhallen
Im Gang warten rote Parkbänke auf den Frühling
Weiter hinten erzählen rostige Spinde von damals
als hier die Metzger ihre Jacke gegen die Schürze tauschten
Christian Pauli von der Hochschule der Künste Bern (HKB) trifft zwei Vertreter der Gemeinde von Saint-Imier sowie Viviane Vienat und Géraldine Guesdon-Annan vom Naturpark Chasseral
welcher Raum sich für das Eröffnungskonzert von «HKB geht an Land» am besten eignet
das der HKB-Kommunikationschef mitinitiiert hat
will die in den Städten beheimatete Hochschule der Künste dem Land
Jedes Jahr soll künftig eine Gemeinde in den Genuss eines aussergewöhnlichen Kulturprogramms kommen
Juni geht es in Saint-Imier mit einem klassischen Konzert los (siehe Box)
Noch sind die Räume vollgestellt mit Verkehrsschildern
Saint-Imier nutzt den alten Schlachthof als Depot des Tiefbauamts
Die Gemeindevertreter sind skeptisch: Wo sollen sie denn all die Dinge lagern
«Falls wir keinen anderen Raum finden für das Material
Mit grundsätzlichen Vorbehalten hat Christian Pauli nicht gerechnet
die Gemeinde hatte die Mitarbeit längst zugesagt
Jetzt stehen also logistische Probleme im Weg
Es muss schnell gehen: Bis Ende Monat muss ein Ersatzdepot her
sonst kann das Programm nicht wie vorgesehen durchgeführt werden
Auf die Ausschreibung der HKB hatten sich 25 Gemeinden gemeldet
15 haben schliesslich ein Dossier eingereicht
Drei Projekte schafften es in die engere Auswahl
Mit «HKB geht an Land» will sich die Kunsthochschule dort präsentieren
wo man vielleicht gar nicht so richtig weiss
Oder wo man erst einmal misstrauisch ist gegen die Schöngeister aus der Stadt
Christian Pauli erzählt von «politisch-kulturell überraschenden Begegnungen» im Auswahlprozess
wo der frühere Avantgarde-Musiker Pauli auf Auns-Geschäftsführer Werner Gartenmann traf
der sich mit einem Projekt für seine Gemeinde beworben hatte – gut möglich
dass Matten in der nächsten Runde den Zuschlag erhält
dass sie kulturell und sprachlich weit weg ist von der Stadt Bern
Ein Plus – und durchaus «gäbig» – war: Mit dem Naturpark Chasseral ist ein Partner federführend
der Erfahrung mit dem Aufgleisen von Kulturprojekten hat
Der Naturpark ist eine Kooperation der Regionsgemeinden
touristische und wirtschaftliche Wertschöpfung nachhaltig zu stärken
Überzeugt hat die Bewerbung mit ihrem klaren Fokus: Sie habe «die Identität der Region aufgegriffen»
Den Dozenten und Studenten bietet sich die Möglichkeit
Thema ist die industrielle Vergangenheit des Berner Jura
Nicht nur die «Fleischhalle» wird beschallt
auch eine Werkzeugfabrik in Courtelary und die ehemalige Holzstofffabrik in Péry-La Heutte sind ungewohnte Schauplätze der Kulturproduktionen
Einst florierte im Vallon de Saint-Imier und im Bas-Vallon die Industrie
heute wirkt die Gegend ziemlich heruntergekommen
Gegenüber dem Bahnhof Saint-Imier steht das alte Kino – einst ein stattliches Gebäude
Für die Region sind die Zerfallserscheinungen unschön
für Kulturschaffende ist der Geruch der Industriegeschichte indes ein Segen
die von der früheren industriellen Blüte zeugen
Wie der alte Schlachthof mit den geborstenen Scheiben
Ach ja: Für das Materialdepot der Gemeinde Saint-Imier liess sich mittlerweile eine Lösung finden
Der Weg ist frei für den Landgang der Schöngeister
An zwei Wochenenden kapert die HKB den Berner Jura: vom 9
Zum Auftakt erklingt «Klassik in der Fleischhalle» in Saint-Imier
Neben Anlässen im alten Schlachthof gibt es Produktionen im Kulturlokal Espace Noir
Das Angebot soll die Breite der Ausbildung an der HKB zeigen: Studierende aus Gestaltung und Kunst
Musik und Medienkunst oder Musik und Bewegung steuern Projekte bei
Auch die Bevölkerung wird involviert: Unter Anleitung von HKB-Schlagzeugdozenten wird sie experimentelle Musik aufführen
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert
bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch
September 1872 reiste eine Gruppe Revolutionär*innen von Zürich nach La Chaux-de-Fonds
Unter ihnen sieben russische Studentinnen: Warwara Iwanowna Alexandrowa
Maroussia Pototskaja und Warwara Iwanowna Wachowskaja
In ihrer Begleitung befand sich kein Geringerer als der damals 58-jährige aus Russland stammende Revolutionär Michail Bakunin
Am Folgetag setzte die Gruppe ihre Reise ins jurassische Saint-Imier fort
September 1872 – also vor genau 150 Jahren – ein geschichtsträchtiges Treffen stattfinden sollte: Der Kongress von Saint-Imier
der als Geburtsstunde des modernen Anarchismus gilt
Während es Bakunin in alle Geschichtsbücher geschafft hat
gingen die sieben russischen Studentinnen – genauso wie viele andere – weitgehend vergessen
Trotz ihrer emanzipatorischen Grundausrichtung ist die anarchistische Geschichtsschreibung bis heute allzu sehr eine der grossen Männer und ihrer Konflikte
Ein Blick in die Archive aber zeigt: Hinter dogmatischen Erzählungen
die Geschichte in ein ideologisches Gehäuse einzuengen
die ihre eigene politische Linie vertraten und deren Ansichten neue Erkenntnisse über den politischen Flügelkampf jener Jahre geben
Etwa 200 Menschen aus der Schweiz, Italien, Frankreich, Spanien, Russland und England versammelten sich an jenen Septembertagen in Saint-Imier – unter ihnen 15 Delegierte aus unterschiedlichen Arbeiter*innengruppen. Als sie das Treffen nach zwei Diskussionstagen mit dem Ruf „Es lebe die soziale Revolution“ beendeten, schrieben sie ein Stück Globalgeschichte
Zumindest rückblickend lässt sich das sagen
Denn die Delegierten hatten sich auf eine Art Gründungsmanifest des Anarchismus geeinigt
wie aus der Abschlussresolution des Kongresses hervorgeht: Dem Proletariat darf keine einheitliche politische Linie aufgezwungen werden; Autonomie und Selbstbestimmung sind bedingungslos zu akzeptieren; die Revolution muss das Werk der Arbeitenden selbst sein
keine Partei und keine Regierung in ihrem Namen handeln darf
Es war eine Kampfansage an die herrschenden Klassen
aber auch an den autoritären Teil der Arbeiter*innenbewegung
Die in Saint-Imier gefassten Beschlüsse wurden übersetzt und transnational verbreitet
Zudem konnten die Aktivist*innen dank neu geknüpften Bekanntschaften ein internationales Netzwerk der Kommunikation und gegenseitigen Hilfe aufbauen
Bis heute beziehen sich Anarchist*innen auf dieses Treffen
Und zu Recht halten Aktivist*innen und Historiker*innen die Erinnerung an dieses historische Ereignis wach
wie wir die Geschichte dieses Kongresses erzählen
Die her(r )kömmliche Geschichtsschreibung erzählt von der 1864 in London gegründeten Internationalen Arbeiterassoziation – bekannt als Erste Internationale – und den zunehmenden Spannungen zwischen dem im Londoner Exil lebenden Karl Marx und dem vor allem aus der Schweiz agierenden Michail Bakunin
In diesem Konflikt ging es letztendlich darum
was die Internationale überhaupt sein sollte
der geschäftsführenden Instanz der Ersten Internationalen
wollte Marx aus der Organisation eine Art Partei mit einer zentralen Leitung machen
Seiner Vision nach mussten die Arbeitenden die Staatsmacht ergreifen
Bakunin hingegen kritisierte diese Strategie
die aus seiner Sicht neue Hierarchien schuf
Die „Zerstörung jeder politischen Macht“
Bakunin sah in der Internationalen einen föderalistischen Zusammenschluss von Gruppen
die sich vor allem gewerkschaftlich engagierten
In dieser monatlich erscheinenden Artikelserie beleuchten Expert*innen vergangene Ereignisse und wie sie unsere Gesellschaft bis heute prägen.
Befasst auch du dich intensiv mit einem geschichtlichen Thema
das für das Lamm interessant sein könnte
Und möchtest du dieses einem breiten Publikum zugänglich machen und damit zu einem besseren Verständnis des aktuellen Zeitgeschehens beitragen?
Dann melde dich mit einem Artikelvorschlag bei: geschichte.heute@daslamm.ch
Als Bakunin die Macht des Generalrats unter Marxens Kontrolle zunehmend kritisierte
rief Letztgenannter kurzerhand zu einem Kongress im niederländischen Den Haag auf
an dem Bakunin aufgrund von Reisebeschränkungen nicht teilnehmen konnte
So wurden Bakunin und seine Anhänger*innen aus der Internationalen ausgeschlossen
Die mit diesem Beschluss Unzufriedenen riefen daraufhin die Zusammenkunft in Saint-Imier ein
Sektionen der Internationalen aus unterschiedlichen Ländern erklärten die in Den Haag gefällten Beschlüsse als nichtig und kritisierten den Autoritarismus des Generalrats
Die Erste Internationale war von nun an gespalten
Je nach politischer Überzeugung kann man mit dem einen oder anderen sympathisieren
Die Struktur der Geschichte bleibt aber eine ähnliche: eine Geschichte von zwei wortgewandten
dass nach Saint-Imier die Positionen noch nicht definitiv bezogen waren
Der allzu klar wirkende Graben war noch nicht für alle unüberwindbar
Denn in den kommenden Jahren versuchten verschiedene Aktivist*innen
die politischen Differenzen zwischen Marx und Bakunin zu überbrücken
Zu ihnen gehörte ein belgischer Arzt namens César De Paepe
In verschiedenen theoretischen Interventionen über die Rolle des Staates in einer zukünftigen Gesellschaft vermittelte er zwischen den Positionen von Marx und Bakunin
Die Spaltung der Internationalen war also weder definitiv noch feinsäuberlich
Wer die politischen Positionen auf jene von Marx und Bakunin reduziert
vertritt ein dogmatisches Geschichtsbild
Komplizierter ist die Geschichte auch deshalb
weil die in Saint-Imier Anwesenden gar nicht von Anarchismus sprachen
„Sozialismus“ oder „Kollektivismus“ benutzten
Erst einige Jahre später setzte sich „Anarchismus“ als Selbstbezeichnung durch
Der in Saint-Imier anwesende französische Lehrer und Revolutionär Gustave Lefrançais etwa blieb skeptisch gegenüber dem Anarchismus-Begriff
die Arbeitenden könnten davon abgeschreckt werden
weil Anarchismus für ihn zu sehr nach Individualismus klang
Doch viel wichtiger als die Begriffsfrage ist: Die politischen Resolutionen von Saint-Imier wurden nicht nur in den hohen Lüften der Theorie entwickelt
sondern ebenso auf dem harten Boden der alltäglichen politischen Praxis
Die Erste Internationale war ein beispielloses Gebilde
Denn zum ersten Mal verbündeten sich unterschiedliche Arbeiter*innenorganisationen zu einem transnationalen Netzwerk und versprachen sich solidarische Unterstützung
Für die meisten ihrer Mitglieder sollte die Erste Internationale in erster Linie konkrete Solidarität jenseits regionaler oder nationaler Grenzen ermöglichen: Zum Beispiel streikende Genoss*innen finanziell unterstützen
dass englische Arbeitgeber*innen belgische Streikbrecher*innen einstellen konnten
Wer muss Mitgliederbeiträge bezahlen – und wie viel
Wie kann man sich der Vertrauenswürdigkeit der Geldkurier*innen vergewissern
Wie soll mit der Hierarchie zwischen den finanzstarken englischen Massengewerkschaften und den kleinen Gewerkschaften des westlichen Kontinentaleuropas umgegangen werden
Der französische Historiker Nicolas Delalande hat in seinem Buch La Lutte et l’Entraide
L’âge des solidarités ouvrières (frei übersetzt: „Kampf und gegenseitige Hilfe
Das Zeitalter der Arbeitersolidarität“) gezeigt
welche die einfachen Mitglieder der Internationale umtrieben
Der Konflikt zwischen marxschem Zentralismus und lokaler Autonomie entsprang also weniger aus abstrakten Wertehaltungen als aus den konkreten politischen Bedürfnissen und Interessen der Aktivist*innen
So war auch die alles entscheidende Staatsfrage keine rein philosophische
wie man sich im spezifischen Kontext der damaligen Zeit konkret organisieren sollte
welches Ausmass an Institutionalisierung notwendig war – und wann zu viel Bürokratie schädlich wurde
in den Beschlüssen von Saint-Imier allgemeingültige Prinzipien zu sehen
Die Aktivist*innen einigten sich in Saint-Imier auf keine zeitlose Ideologie
In der Folge wurden die Grundsätze immer wieder neu interpretiert
aus ihnen wurden unterschiedliche politische Strategien abgeleitet
die anarchistischen Prinzipien an neue Begebenheiten anzupassen
Nur ein Beispiel: In den vergangenen 150 Jahren haben sich die westeuropäischen Staaten weitgehend verändert
Ihre bürokratischen und repressiven Organe wie Regierung
Armee und Polizei wurden mit sozialstaatlichen Institutionen ergänzt: öffentliche Schulen
Das macht die klassische anarchistische Staatskritik nicht unbedingt hinfällig
zwingt aber zumindest zu theoretischen und praktischen Aktualisierungen
Aber kehren wir zu den russischen Studentinnen zurück
die mit Bakunin an den Kongress gereist sind
dass sie wie viele russische Studierende in der sogenannten «Russischen Kolonie» an der Zürcher Oberstrasse lebten
Und sich wie andere dort lebende Studentinnen in Lesegruppen mit dem Weltgeschehen und revolutionären Theorien auseinandersetzten
Dabei ergriffen sie als Frauen in der Öffentlichkeit das Wort
trotz immer wiederkehrender Kritik von Professoren
Sie experimentierten mit freieren Geschlechterbeziehungen
Einige trennten sich von ihren Ehemännern und lebten in freien Liebesbeziehungen
wie es die Historikerin Faith Hillis in ihrem 2021 erschienenen Buch Utopia‘s Discontents schön beschreibt
Auch diese private Seite der Anarchismusgeschichte ist relevant
Denn politische Haltungen und Umgangsformen bildeten sich auch in alltäglichen Situationen heraus
Politik wurde nicht nur an den öffentlichkeitswirksamen Kongressen gemacht
Trotzdem kommen Frauen in den historischen Abhandlungen über die frühe Geschichte des Anarchismus und den Kongress von Saint-Imier bestenfalls in Nebenbemerkungen vor
als gewisse Frauen am Kongress von Saint-Imier zwar fehlten
aber trotzdem entscheidend zur Entstehung anarchistischer Positionen beitrugen
Eine von ihnen war die französische Sozialistin und Feministin André Léo
Nach ihrer Beteiligung am Aufstand der Pariser Kommune im Frühjahr 1871 flüchtete sie – wie viele andere ihrer Genoss*innen – in die Schweiz
Von dort aus kritisierte sie den Autoritarismus des Generalrats und trat für eine eigenständige Form des Sozialismus ein
1869 warnte er seine Genossen in einem Zeitungsartikel davor
sich von ihrem „Elan des Herzens“ fortreissen zu lassen
Er reduzierte damit ihre politischen Haltungen auf unvernünftige Gefühlsduselei
Mit seinem maskulinistischen Verständnis von Politik tat sich Bakunin lange Zeit schwer
André Léo als ebenbürtige Genossin anzuerkennen
André Léo gehörte zu jenen Frauen in der Ersten Internationalen
die weder Marxistinnen noch Anarchistinnen waren
wie es die Politikwissenschaftlerin Antje Schrupp formuliert
die den offenen oder unterschwelligen Sexismus ihrer Genossen herausforderten und sich eigene Standpunkte erstritten
So schrieb Léo bereits 1869 in einer westschweizerischen Arbeiter*innenzeitung gegen Dogmatismus an:
indem wir die Würde anderer wie unsere eigene anerkennen
und erheben wir nicht ohne Beweise Verdacht gegen die Loyalität derer
Wenn man die Ungerechtigkeit aller aufgezwungenen Dogmen versteht
die Insuffizienz aller unveränderbaren Systeme
den unaufhörlichen Fortschritt des Denkens
dass dieser oder jener ehrlicherweise und aus guten Gründen einen anderen Standpunkt haben kann als wir
[…] Wir selbst haben uns einmal verändert.“
Sie schrieb ein Plädoyer für eine undogmatische Politik
hat sich innerhalb der letzten Jahrzehnten stark verändert
Dementsprechend müssen wir die Geschichte des Kongresses von Saint-Imier und des Anarchismus insgesamt von unten und von den Rändern erzählen – und von jenen Erfahrungen und Ideen lernen
die nicht in vorgefertigte Raster passen
Denn das letzte Wort wurde noch nicht gesprochen
Milo Probst ist Assistent für Neue Geschichte an der Universität Basel und schreibt seine Dissertation zum Thema Ökologie und libertäre Arbeiter*innenbewegung Ende des 19
Die Produktion dieses Artikels nahm 32 Stunden in Anspruch
müssten wir mit diesem Artikel CHF 1924 einnehmen
Als Leser*in von das Lamm konsumierst du unsere Texte
dass die Produktion unserer Inhalte gratis ist
Nur durch Abos erhalten wir finanzielle Sicherheit. Mit deinem Soli-Abo ab 60 CHF im Jahr oder 5 CHF im Monat unterstützt du uns nachhaltig und machst Journalismus demokratisch zugänglich. Wer kann, darf auch gerne einen höheren Beitrag zahlen.
Ihr unterstützt mit eurem Abo das, was ihr ohnehin von uns erhaltet: sorgfältig recherchierte Informationen, kritisch aufbereitet. So haltet ihr unser Magazin am Leben und stellt sicher, dass alle Menschen – unabhängig von ihren finanziellen Ressourcen – Zugang zu fundiertem Journalismus abseits von schnellen News und Clickbait erhalten.
In der kriselnden Medienwelt ist es ohnehin fast unmöglich, schwarze Zahlen zu schreiben. Da das Lamm unkommerziell ausgerichtet ist, keine Werbung schaltet und für alle frei zugänglich bleiben will, sind wir um so mehr auf eure solidarischen Abos angewiesen. Unser Lohn ist unmittelbar an eure Abos und Spenden geknüpft. Je weniger Abos, desto weniger Lohn haben wir – und somit weniger Ressourcen für das, was wir tun: Kritischen Journalismus für alle.
Ihr wollt uns lieber einmalig unterstützen?
Im Luxus schlummert die Revolution 1872 treffen sich im bernischen Saint-Imier der russische Revolutionär Michael Bakunin und sein Landsmann Peter Kropotkin – die beiden wichtigsten Denker des Anarchismus – mit einer Reihe von jurassischen Uhrmachern
So originell diese antiautoritäre Bewegung ist
so wenig Beachtung hat sie bisher in den Geschichtswissenschaften gefunden
Drucken Teilen Florian Eitel: Anarchistische Uhrmacher in der Schweiz
Mikrohistorische Globalgeschichte zu den Anfängen der anarchistischen Bewegung im 19. Jahrhundert
(Bild: PD) Edle mechanische Uhren sind Luxusgüter
macht eine Distinktionsaussage: Quarzuhren messen die Zeit zwar präziser und sind viel günstiger
aber sie sind halt keine «richtigen» Uhren
Die glänzende Aura der Luxusuhren verschleiert indes deren Tradition
die im Jura die Schweizer Uhrenindustrie mitbegründeten
waren zugleich Mitbegründer des Anarchismus
1872 treffen sich im bernischen Saint-Imier der russische Revolutionär Michael Bakunin und sein Landsmann Peter Kropotkin – die beiden wichtigsten Denker des Anarchismus – mit einer Reihe von jurassischen Uhrmachern
Indem sie die Juraföderation aus der Taufe heben
trennen sie sich von der von Marx ins Leben gerufenen Ersten Internationale
So originell die antiautoritäre Bewegung ist
Der Historiker Florian Eitel ändert dies nun mit seiner voluminösen Dissertation
den Anarchismus endlich unvoreingenommen zu betrachten (anders als die anarchistisch Bewegten)
führt ihn allerdings zum problematischen Schluss
diese Ideologie als politische Religion zu bezeichnen – weil die Anarchisten ungeduldig das Eintreffen der Revolution erwartet und ihre Gemeinschaft sowie die Prinzipien von Freiheit und Gleichheit verehrt hätten
Nur: In dieser Perspektive wäre auch der fortschrittsgläubige Liberalismus eine Religion
kaum aber der eine göttliche Hierarchie stipulierende Konservatismus
Und ist nicht das erste Versprechen der Religion die Aussicht auf ein Leben nach dem Tod
Zielen die Gebete und Opfer der Gläubigen nicht primär darauf
Davon ist nun in der Kultur des frühen Anarchismus weiss Gott nichts zu finden
Spannender als Eitels wenig durchdachte Theorieausflüge sind seine Beobachtungen der anarchistischen Praxis: der Lieder
die wahrscheinlich in den Gemeinschaftsräumen aufgehängt und betrachtet
die für streikende «Compagnons» in aller Welt gesammelt wurden
Über Zeitschriften und Telegramme vernetzte man sich
erstaunlich international – und nicht nur männlich: Am Gründungsanlass in Saint-Imier nahmen mehrere Russinnen teil
Interessant sind schliesslich Eitels Überlegungen zur Wissenschaftsgläubigkeit der Anarchisten
Mit pionierhaften statistischen Erhebungen wiesen sie die sinkenden Löhne und steigenden Lebenskosten der Uhrenarbeiter nach
noch bevor der Staat mit solchen Zahlen arbeitete
James Guillaume und andere die Wissenschaften «unwissenschaftlich» für ihre Interessen in Anspruch nahmen
ist geschenkt: Das ist in der Politik immer so
Florian Eitel: Anarchistische Uhrmacher in der Schweiz
Nach einer Kollision zwischen einem Zug und einem Auto bleibt die Zuglinie Biel-La Chaux-de-Fonds bis voraussichtlich am Sonntag unterbrochen
Beim Vorfall in Cormoret entgleiste der Zug teilweise
Der Autofahrer konnte das Fahrzeug laut Polizei selbstständig verlassen. Im Zug befanden sich zum Zeitpunkt der Kollision zwölf Passagiere. Einer habe zur Kontrolle in ein Spital gebracht werden müssen.
Laut Berner Kantonspolizei ist eine Untersuchung eingeleitet worden, um den Hergang des Unfalls zu ermitteln. (sat)
Nirgendwo auf der Welt war man näher dran
Dort tickten die Uhren anders Der Anarchismus erlebte vor 150 Jahren seine Geburtsstunde – in einem kleinen Tal von Uhrmachern
Vielleicht brachte die früh einsetzende Globalisierung die Leute in Saint-Imier auf subversive Gedanken
Drucken Teilen Was sieht sie im Anarchismus
Im neuen Schweizer Spielfilm «Unrueh» lernt die Uhrmacherin Josephine (Clara Gostynski) den Revolutionär Piotr Kropotkin kennen
Filmcoopi Ist der Anarchismus eine Frage der Zeit
Uhrmacher spielten in der Geschichte der anarchistischen Bewegung eine entscheidende Rolle: Uhrmacher aus dem Berner Jura
Vielleicht an keinem Ort der Welt war man so empfänglich für die Idee
traf man sich in diesem kleinen jurassischen Zentrum der Uhrmacherei zum Kongress von Saint-Imier
wo ein «Stück Globalgeschichte» geschrieben wurde
wie Florian Eitel in seiner Studie «Anarchistische Uhrmacher in der Schweiz» schreibt
der neue Spielfilm von Cyril Schäublin (siehe Zusatztext)
In der kleinen Westschweizer Ortschaft wollte man eine neue herrschaftsfreie Weltordnung schaffen
Man muss sich dabei aber keinen Einfall zerstörungswütiger Punks im Jura vorstellen
Sondern anarchistische Vordenker von Bakunin bis Kropotkin
die ihre Vorstellungen von einer Arbeiterbewegung artikulierten
die nicht das autoritäre Diktat von Marx und Engels nachbetete
Aber wieso wurde das Gedankengut des Anarchismus gerade dann und da salonfähig
Am 15. August 1853 traf in Saint-Imier das erste Telegramm ein
Und mit der Anbindung an das Telegrafennetz kam die Welt ins Tal
der sich beim klammen Bund finanziell am Ausbau der Telegrafenverbindungen beteiligt hatte
bekam früher als die meisten Orte in der Schweiz seinen «Kabelanschluss»
war auch der 29. April ein grosser Tag für die Talbewohner: «Mit einem Siegestor
Liedern und einem Feuerwerk» empfingen sie
das Streckennetz hatte Saint-Imier erreicht
Die Globalisierung war endgültig aufgegleist
hatten der Telegraf und die Eisenbahn seinerzeit zu einer nie gesehenen weltweiten Verflechtung geführt
Mit der Globalisierung kamen aber auch die globalen Krisen
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war die Uhrenindustrie im Tal von Saint-Imier stark gewachsen
Doch Abschwünge gehörten zum Courant normal
Als Exportindustrie mit einem Weltmarktanteil von etwa 70 Prozent reagierte die Schweizer Uhrenbranche sehr sensibel auf Schwankungen in den Absatzländern wie den USA
1873 kam es zu einem starken Einbruch der Verkaufszahlen
Die Uhrmacher verstanden die globalen Ursachen allerdings kaum
Gleichzeitig durfte die grosse Mehrheit der Einwohner in Saint-Imier politisch nicht mitbestimmen
Frauen und Jugendliche unter 20 Jahren waren ebenso ausgeschlossen vom aktiven Wahl- und Stimmrecht wie die Ausländer
vermeintlich oder tatsächlich Geisteskranke und «Personen
denen der Besuch von Wirtschaften verboten» war
der damals die politisch relevanten Ämter unter sich aufteilte
jeder Herr seines Handwerks: Ihren Aufstieg und die lokale Verankerung hatte die Uhrenindustrie im Tal einem Produktionssystem zu verdanken
Ein sogenannter Établisseur besorgte die Rohstoffe und organisierte die Produktion
Diese erledigte dann eine Vielzahl von Subunternehmern
Die Herstellung der etwa 150 Bestandteile einer Uhr verteilte sich auf eine Produktionskette aus 100 Arbeitsschritten
wobei jeder einzelne Schritt meist von einer anderen Person erledigt wurde
Die globale Konkurrenz im Uhrensektor führte zusammen mit den Weltwirtschaftskrisen zu sinkenden Löhnen
während die Löhne in anderen Branchen eher stiegen
das Bauwesen oder der Immobilienmarkt boten ausserdem bessere Aufstiegsmöglichkeiten
wie Florian Eitel anhand einer Analyse der Steuerregister zeigt
Bei der als wohlhabend bezeichneten Uhrenregion des Tales von Saint-Imier sei in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Wahrheit «von einer Proletarisierung der Arbeiterschaft» zu sprechen
Bei den jurassischen Anarchisten stand deshalb der Aufbau von Arbeitervereinigungen an oberster Stelle
aber etwa auch einer Krankenkasse für alle wollten sie nicht einfach das Leid der Arbeiter lindern
sondern die Basis für eine Neuorganisation der Gesellschaft schaffen
Und es herrschte bei den Anarchisten keinesfalls Anarchie
Führende Köpfe wie die Jurassier James Guillaume und Adhémar Schwitzguébel arbeiteten vernetzt und zeitgemäss
und sie nutzte die modernen Transport- und Kommunikationsmittel
das ausser Kennern der Uhrenindustrie niemandem geläufig gewesen war
einen Bekanntheitsgrad von globaler Dimension erreicht
wie Eitel schreibt: «Saint-Imier wurde in kürzester Zeit zu einem weltweiten inneranarchistischen Code für den Sieg über Marx und für den Anarchismus an sich.»
Und doch währte der «Sommer der Anarchie» im Jura nur zehn Jahre
Die Welt war nicht für die soziale Revolution zu haben
In Frankreich etwa wurde die Pariser Kommune blutig niedergeschlagen
in Russland zeichnete sich kein Aufstand ab
in der Schweiz liessen sich weder die einfachen Arbeiter noch die Bauern für die Sache gewinnen
Richtungskämpfe in der Bewegung brachen aus
Die letzte Stunde der Anarchisten hatte bald geschlagen
· Piotr Kropotkin (Alexei Evstratov) kommt in den Jura
der russische Geograf will das Tal von Saint-Imier kartografieren
Und nimmt den Puls der Zeit auf: Er lernt Josephine (Clara Gostynski) kennen
die in der Uhrenfabrik die Montage der Unruh bewerkstelligt
des Herzstücks der mechanischen Uhr. Die Unruh steht sinnbildlich für die innere Uhr der Menschen
die durch die Globalisierung aus dem Takt geraten ist
was das Aufkommen anarchistischer Tendenzen begünstigt
Aber der Zürcher Regisseur Cyril Schäublin lässt in seinem Film nicht die geringste Unruhe aufkommen
er beweist sich fünf Jahre nach seinem Debüt «Dene wos guet geit» erneut als geduldiger Beobachter
«Unrueh» ist ganz im Sinne seiner eigenen Thematik ein herrschaftsfrei inszenierter Historienfilm
in dem ein Figurenkollektiv gewitzt Szenen der anarchistischen Erweckungsjahre nachstellt
Die Uhrenfirma Longines im Berner Jura hat dieser Tage ihre 50-millionste Uhr hergestellt
Die 1832 gegründete und in Saint-Imier domizilierte Firma gehört heute zur Swatch Group
Es handelt sich bei der Uhr laut einer Mitteilung des Unternehmens um ein Einzelstück aus der 2005 lancierten Linie «The Longines Master Collection»
sondern werde die umfangreiche historische Kollektion des Longines-Museums ergänzen
das sich im Stammhaus des Unternehmens befindet
dass es sich um 50 Millionen Uhren handelt
welche in den 187 Jahren seit der Firmengründung produziert wurden
Laut der Mitteilung der Firma hat jede Uhr eine eigene Seriennummer erhalten
bis 1969 zunächst in den Etablissage-Büchern registriert
anschliessend während der 1970er- und 1980er-Jahre auf Mikrofichen bzw
bevor schliesslich das digitale Zeitalter anbrach
So sei jede einzelne Uhr jederzeit authentifizierbar
Inzwischen vereinen die «Longines Electronic Archives» (LEA) alle existierenden Archive in Verbindung mit jeder Seriennummer
Auf diese Weise könne Longines auch allen Kunden und Markenliebhabern über jeden der 50 Mio
bis heute hergestellten Zeitmesser Auskunft geben
Diese lückenlose Rückverfolgbarkeit erleichtere nicht nur die Authentifizierung jedes Modells von Longines
die Entwicklung der Produktion im Detail nachzuvollziehen
Longines ist heute nach eigenen Angaben in über 150 Ländern vertreten und engagiert sich als Zeitnehmer bei verschiedenen Sportarten
namentlich beim Pferdesport und beim Ski-Weltcup
übernahm ab 1852 dessen Neffe Ernest Francillon nach und nach die Leitung des Familienunternehmens und baute 1867 eine erste Fabrik an einem Ort mit dem Flurnamen «les longines»
Ein neu entwickeltes Uhrwerk wird an der Weltausstellung in Paris ausgezeichnet
Erstmals wird das Logo mit der geflügelten Sanduhr verwendet
entwickelte nach 1876 die Industrialisierung der Uhrwerkherstellung weiter und war damit wegweisend für die Ausbreitung der industriellen Uhrmacherkunst in der Westschweiz
1888 wird der erste beglaubigte Chronometer (speziell genaue Uhr) entwickelt
Am eidgenössischen Turnfest 1912 wird die erste elektromechanische Zeitmessung bei einer Sportveranstaltung eingesetzt
Es folgen weitere technische Entwicklungen für Aviatik
In den 1960er- und 1970er-Jahren war man zusammen mit der Ebauches SA und Texas Instruments an der Entwicklung der Quarzuhr beteiligt
Hayek und Longines-Chef Walter von Känel das Longines Museums anlässlich des 160-jährigen Bestehens der Firma
Nach der Jahrtausendwende profitiert man generell vom Wiederaufschwung der mechanischen Uhr auf dem Weltmarkt
Ab 2011 engagiert sich die Marke stark im Pferdesport und fordert damit Platzhirsch Rolex heraus
Aus Anlass des Produktionsjubiläums wird eine Sonderedition produziert mit einem 40-mm-Gehäuse aus Roségold und dem neuen Automatikkaliber L897 (entwickelt in Zusammenarbeit mit der Grenchner Uhrwerklieferantin ETA)
das über eine Gangreserve von 64 Stunden sowie eine Jahreskalenderanzeige verfügt
Die Zeiger über einem silberfarbenen Zifferblatt mit Gerstenkorn-Prägung sind aus gebläutem Edelstahl
Der transparente Gehäuseboden mit Blick auf das Uhrwerk ist mit einer Gedenkinschrift verziert
Der Berner Jura gehört zu den Hochburgen der Uhrenproduktion
Das Longines-Museum zelebriert die Vergangenheit
Die bz ist zwei Wochen lang im Jura unterwegs auf der Suche nach Orten
Drucken Teilen Die Produktionshallen von Longines befinden sich seit den Anfängen des Unternehmens in Saint-Imier
Dimitri Hofer Das Vallon de Saint-Imier im Berner Jura hat seine besten Zeiten hinter sich
Fährt man durch das derzeit von herbstlich gefärbten Wäldern eingebettete Tälchen
fällt der Blick immer wieder auf leerstehende Industriegebäude
In einigen davon wurden einst Uhren fabriziert
für welche die Region noch immer schweizweit bekannt ist
das ist der Jura für die meisten Menschen in der Region Basel
Denn im Nachbarkanton ist der Alltag anders als bei uns
Gesellschaft und Kultur des Juras sind und auch deshalb einen Besuch lohnen
Die bz legt bei ihren Besuchen den Fokus auf den Kanton Jura
sieht es aber mit den Kantonsgrenzen bewusst nicht so eng.Bereits erschienen: «Das freut die Deutschschweizer Gaumen» (2.10.)
Der Ölschock und das Aufkommen von Quarz-Uhren setzte in den Siebzigerjahren der Branche stark zu
Auch im Vallon de Saint-Imier mussten zahlreiche Firmen schliessen
Selbst die im Städtchen Saint-Imier beheimatete Weltmarke Longines kämpfte damals ums Überleben
Das Unternehmen ist zwar seit der Integration in die Swatch Group nicht mehr unabhängig
wo sich seit den Anfängen im Jahr 1832 der Hauptsitz befindet
stellt der Betrieb aber weiterhin Luxusuhren her
darunter auch etliche aus dem nahen Frankreich
sind in den weitläufigen Produktionshallen tätig
können sich die Angestellten jeden Tag die Geschichte ihres Arbeitgebers zu Gemüte führen
richtete sich das Unternehmen ein Museum ein
Dessen Besuch lohnt sich trotz der knapp zwei Autostunden
Der Eintritt ist kostenlos und die Einrichtung jeden Tag unter der Woche geöffnet
damit die Verantwortlichen eine Führung einplanen können
In vier Räumen beleuchtet die Einrichtung die Vergangenheit der Firma mit der geflügelten Sanduhr
Vorbei an durchgestylten Plakaten von Schauspielerin Kate Winslet
geht es in den Eingangsbereich des Museums
Auflistungen sämtlicher in der Fabrik hergestellten Uhren seit dem Beginn im 19
«Dieses Archiv ist für uns von unschätzbarem Wert»
die als Historikerin für die Aufarbeitung der Geschichte von Longines zuständig ist
in den Bänden nach Informationen über die verschiedenen Modelle
Andernorts stehen die beiden Themengebiete Abenteuer und Pioniergeist im Fokus
als Charles Lindbergh als erste Person alleine den Atlantik überquerte
Der Flugpionier entwarf nach diesem Flug gemeinsam mit dem Westschweizer Uhrenhersteller eine Pilotenuhr
die heute in Sammlerkreisen sehr gefragt ist
Auch Roald Amundsen und Amelia Earhart vertrauten bei ihren Pionierleisten auf die Dienste der Uhren aus Saint-Imier
Einem grösseren Publikum ist Longines durch seine Präsenz bei Sportveranstaltungen bekannt
Kunstturnen und Bogenschiessen ist die Firma weltweit offizieller Zeitmesser
Ein grosser Raum mit vielen historischen Messgeräten widmet sich diesem Umstand
Will man in die Geschichte der Uhrmacherei im Jura eintauchen
muss man nicht unbedingt den Weg nach Saint-Imier antreten
Auch das näher bei Basel gelegene Porrentruy besitzt eine lange Tradition in der Herstellung von Uhren
Im Städtchen in der Ajoie existieren noch immer einige geschichatsträchtige Firmen
Allen voran die Uhrenfabrik Louis Chevrolet
welche nach dem aus dem Jura stammenden Autorennfahrer benannt wurde
Das Unternehmen bietet geführte Betriebsbesichtigungen an
Die Besucherinnen und Besucher können der Entstehung einer Uhr von der ersten Skizze bis zum fertigen Produkt beiwohnen
Der Pruntruter Uhrenweg führt den Interessierten hingegen die Schätze der Uhrmacher-Vergangenheit vor Augen
Der Weg beginnt bei den Sonnenuhren beim botanischen Garten
Weitere Stationen sind der Meridian des Stadthauses und die Turmuhr der Porte de France
Seinen Abschluss findet der Weg bei den Kirchenuhren in der Altstadt von Porrentruy
Trotz seines Uhrenwegs ist Porrentruy übrigens etwas nicht gelungen
womit sich zwei Uhrenstädte im Kanton Neuenburg rühmen können
Aufgrund ihrer Architektur gehören Le Locle und La Chaux-de-Fonds zum Weltkulturerbe
Die Unesco begründete ihren Entscheid damit
dass in den Ortschaften eine Symbiose zwischen Uhrenindustrie und Städtebau anzutreffen sei
Schon vor dem Auftakt am Mittwoch stellte der Verein "150 Jahre Kongress von Saint-Imier" klar: Anarchisten lehnen staatliche
wirtschaftliche und gesellschaftliche Autorität zwar ab
Deshalb gibt es klare Ansagen: "Campingplätze sind Schlaf- und nicht Partyplätze: Ab 23 Uhr ist mit einer ruhigen Atmosphäre zu rechnen"
Auf dem Programm bis Sonntag stehen Dutzende Konzerte, Film- und Theatervorführungen sowie mehr als 300 Workshops. Ein Thema ist: "Wie können Anarchisten mit Massenüberwachung umgehen?". Ein anderes, die Wurzeln der Anarchie in Beziehungen mit mathematischen Modellen zu ergründen
Als Workshop aufgeführt ist auch "Aktionsklettern: Lerne die wichtigsten Knoten und wie du am Seil auf- und absteigst."
Die Uhrmacher in der Region wurden im 19. Jahrhundert unzufrieden, weil sie eine Proletarisierung ihrer Arbeit erlebten, wie der Historiker Florian Eitel in der Studie "Anarchistische Uhrmacher in der Schweiz" schrieb
Sie waren offen für die Ideen des Marx-Gegners Michail Bakunin
der mit rund einem Dutzend Mitstreitern in Saint-Imier Station machte
Der russische Revolutionär und seine Truppe warfen Marx diktatorischen Zentralismus vor
"Die Zerstörung aller politischen Macht ist die erste Pflicht des Proletariats"
erklärten sie auf dem Kongress in Saint-Imier
beschlossen die Anarchie als Ziel und revolutionäre Streiks
Der große Erfolg der Bewegung blieb aber aus
In Saint-Imier gibt es noch eine "rue Bakounine"
nach der französischen Schreibweise des Revolutionärs – eine Sackgasse
Vergleich
Zugang zu stern+statt 11,96 € nur 1 €
Vom 19.-23. Juli fand in St. Imier im Schweizer Jura ein internationaler anarchistischer Kongress aus Anlass des 150. (+1.) Jahrestages der ersten "Antiautoriären Internationalen" statt. Eine Radiogruppe hat dazu ein Programm erstellt
hauptsächlich mit Mitschnitten der Konferenz
Die deutsch- und englischsprachigen Beiträge könnt Ihr bei RDL jeweils unter der Woche (außer Dienstag) zwischen 18 und 19 Uhr nachhören
August: Der Aufstand im Iran aus historischer Perspektive
August: Die Libertären Tage Frankfurt 1993
August: Die aktuelle Situation und Repression in Belarus
August: Historischer und aktueller Faschismus in Italien
In der Maiausgabe des südnordfunk dreht sich fast alles um die junge Generation im Globalen Süden
die so genannte GenZ und um ihre Kämpfe für mehr Gerechtigkeit
Wir blicken nach Bangladesch und in die Türkei:
Nach der langen dunklen Zeit ist alles wieder heller
Man ist verwandelt und entdeckt verstärkt die Sinne und die Sinnlichkeit
eine "Einstundendose" oder einen "Kübel Kaleidoskopisches"
In jedem Fall blieb sie ihrem frühen Auftrag treu: "Aktuelle Releases fern vom Mainstream"
März 2025 ist die Büchse Buntes nun friedlich entschlafen..
Das Leben in einer Gesellschaft funktioniert nur
wenn man sich gegenseitig hilft und sich respektiert.Die Schülerinnen und Schüler der 5a der Vigeliusschule II haben sich dieses Motto als Leithema für dasSchuljahr gewählt
In Anbetracht aktueller globaler Krisen widmen sich das Netzwerk Freier Theater und Radio Corax in Halle Fragen (nicht nur) nach dem resilienten Theater der Zukunft – ein Theater
das aktiv gesellschaftliche Prozesse (mit)gestaltet
Und welche merkwürdigen Klänge sind der Drehleier im Jahr 2025 zu entlocken
Teile der Website haben auch andere Lizenzen
Bei «Schweizer Anarchismus» denken viele vielleicht an ruhige und pünktliche Rebellen wie diesen:
dass die Schweiz einst ein zentraler Knotenpunkt für die anarchistische Arbeiterbewegung in Europa war
Jahrhunderts beginnt auch die Geschichte des Anarchismus mit ein paar bärtigen Männern
Der Russe Michail Bakunin wurde von seinem Vater ins Militär geschickt. Doch er mochte das Militär nicht. Mit 18 Jahren wurde er nach Polen beordert, wo er von der Brutalität schockiert war, mit der Zar Nikolaus I. den Novemberaufstand niederschlagen liess
Dabei interessierte er sich vor allem für deutsche Philosophen
In Deutschland interessierte sich zu dieser Zeit auch noch ein anderer bärtiger Mann für Hegel
der sich zu diesem Zeitpunkt schon intensiv mit der Theorie des Sozialismus beschäftigt hatte
Obwohl sie viele Ansichten bezüglich der Kritik am Kapitalismus und der Notwendigkeit einer Revolution teilten
wurden die beiden auf ideologischer Ebene keine Freunde
Laut Marx sollte eine staatliche «Diktatur der Arbeiterklasse» die Ideologie des Sozialismus durchsetzen
wenn die Gesellschaft den Wandel verinnerlicht hatte
Bakunin war jede Art von Staat und Autorität zuwider
dass jegliche Diktatur nur zu einer erneuten Unterdrückung führen würde und wollte die Revolution basisdemokratisch organisieren
wurden die kollektivistischen Anarchisten um Bakunin bald zur grössten Kraft in der Arbeiterbewegung
Die antiautoritäre Bewegung in der Schweiz konnte vor allem im Neuenburger und Berner Jura Fuss fassen
wo viele politische Flüchtlinge der Bewegung Zuflucht gefunden haben
In der Arbeiterbewegung der Uhrenindustrie formte sich eine Strömung
die sich immer mehr der anarchistischen Linie von Bakunin anglich
Am 18.11.1871 vereinigten sich die jurassischen Sektionen der Arbeiterbewegung zur anarchistisch organisierten Féderation jurassienne und setzten ein Rundschreiben auf. In diesem kritisierten sie die diktatorische Haltung des Generalrates der «Internationalen Arbeiter-Assoziation» um Marx und Engels
Die Spannungen zwischen Kommunisten und Anarchisten wuchsen
1872 wurde die Situation dem Generalrat zu brenzlig: Am Kongress in Den Haag warfen sie die Anarchisten um Bakunin aus der Assoziation
Daraufhin gründeten die Anarchisten kurzerhand selbst eine Arbeitervereinigung: die «antiautoritäre Internationale»
Die antiautoritäre Internationale umfasste anarchistische Verbände in Spanien
Das Bulletin der Fédération jurassienne wurde zu einem europaweiten Sprachrohr
in dem bekannte Anarchisten ihre Thesen verbreiteten
Paul Brousse war Anarchist und ein politischer Flüchtling aus der Pariser Kommune
Er hielt nicht viel von Reden und Diskutieren
In einem Artikel definierte Brousse den Begriff der «Propaganda der Tat»
Aktionen wie Attentate und Königsmorde sollten die Bevölkerung «aufwecken» und die Revolution beschleunigen
Bei einer erneuten Demonstration der jurassischen Anarchisten in Bern wurde wieder eine rote Fahne mitgeführt
Um einen neuerlichen Konflikt zu verhindern
Als sie nicht Folge leisteten, griff die Polizei ein. Aber diesmal hatten sich die Anarchisten vorbereitet und Dolche, Schlagringe und Totschläger mitgeführt
Es kam zu einem brutalen Handgemenge zwischen Bürgerlichen
Die Radikalisierung der Fédération jurassienne unter Paul Brousse und Pjotr Kropotkin war zugleich auch ihr Niedergang
Sie verlor den Rückhalt in der Arbeiterbewegung der Uhrenindustrie
die sich zu dieser Zeit mit anderweitigen Krisen konfrontiert sah
Ausserdem emigrierte das Aushängeschild der Organisation
begannen sich mehr für Gewerkschaften zu engagieren
Vom kollektiven Anarchismus blieben nur kleinere, autonome Gruppen übrig, denen vor allem Ausländer angehörten. Es folgten einige Aktionen, die zur Verschärfung der Gesetze gegen Anarchisten führten:
Durch seine Ablehnung des bolschewistischen Regimes in Russland begann sich der Anarchismus ausserdem noch weiter von der linken Arbeiterbewegung zu entfernen
1940 wurde schliesslich jegliche anarchistische Tätigkeit in der Schweiz verboten
so dass diese politische Richtung endgültig in der Versenkung verschwand
Später griffen zwar einige Jugendbewegungen (z.B
die Punk-Kultur) ein paar Konzepte des Anarchismus wieder auf
dieser konnte sich aber nie mehr etablieren
Weltweit sterben jährlich Millionen Menschen an den Folgen eines plötzlichen Herzstillstands
Ein Forschungsteam aus Shanghai hat sich zum Ziel gesetzt
die mit dem Auftreten eines plötzlichen Herzstillstands in Verbindung stehen
Saint-Imier taz | Vor 150 Jahren wurde im Schweizer Jura die „Antiautoritäre Internationale“ ausgerufen
Nun kamen dort Tausende Anarchist:innen zusammen
Das Treffen zeigte: Die Stärke der Bewegung liegt bis heute in ihrer globalen Vernetzung
Der junge Mann vorne im Saal stellt sich als „Nobody“ vor. Wie die meisten hier will er seinen Namen nicht nennen. Aus Furcht vor Repression, aber auch aus Prinzip: Der Anarchismus kennt schließlich weder eine Zentrale noch eine offizielle Vertretung
Um die Frage der Organisation soll es in diesem Workshop am Donnerstagnachmittag aber durchaus gehen
„Nur wenn wir unsere vielfältigen Aktionen zusammenbringen
„Wobei wir uns nicht um der Organisation willen organisieren sollten
wendet ein Teilnehmer im dichtgedrängten Saal ein
„Typisch, dass bisher nur Männer gesprochen haben“, kontert eine Besucherin. Zur Klärung werden erst einmal Arbeitsgruppen eingesetzt. Willkommen an der „Anarchy 2023“. In Saint-Imier, einem Städtchen im Schweizer Jura, lässt sich in diesen Tagen im Juli besichtigen, wie es um die anarchistische Bewegung steht
die sich als Anarchist:innen verstehen oder einfach der außerparlamentarischen Linken angehören
sind in der vergangenen Woche nach Saint-Imier gereist
Die Kommune hat für die fünftägige Zusammenkunft ihre öffentlichen Gebäude zur Verfügung gestellt: Im Eishockeystadion findet die anarchistische Buchmesse statt
im „Salle de spectacle“ gibt es Konzerte und im leerstehenden Altenheim Workshops
Auf leicht abschüssigen Wiesen können die Teilnehmer:innen ihre Zelte aufschlagen
in riesigen Kochtöpfen brutzeln vegane Gerichte
Überall im Ort kommt es zu spontanen künstlerischen Darbietungen
In einem Hauseingang proben zwei Musiker:innen ihre Version eines Ton-Steine-Scherben-Songs mit Banjo und Akkordeon
lobt die Verkäuferin in der örtlichen Bäckerei die Besucher:innen
„Aber ein bisschen Träumer halt.“ Ihre Gelassenheit über den Einfall der Anarchist:innen passt zur Stimmung im Ort: Ein wenig stolz ist man schon auf die Weltgeschichte
die sich einst in Saint-Imier ereignet hat – und auch auf die Neuinszenierung zum 150
die wegen der Coronapandemie um ein Jahr verschoben stattfindet
Ihren Anfang nahm die Bewegung in einem Streit: 1872 wurden die Anarchist:innen aus der Ersten Internationalen der Arbeiter:innenbewegung ausgeschlossen
weil sie deren Vorsitzenden Karl Marx für sein zentralistisches Machtgebaren kritisiert hatten
Anschließend traf sich die abtrünnige Gruppe um Michail Bakunin
Errico Malatesta und den Schweizer Uhrmacher Adhémar Schwitzguébel in Saint-Imier – und rief die „Antiautoritäre Internationale“ aus
Der Kongress gilt als Geburtsstunde des Anarchismus
Warum dieser gerade in den frühindustrialisierten Tälern des Juragebirges auf Anklang stieß
erklärt Historiker Florian Eitel in seinem Vortrag im Theatersaal vor Hunderten Zuhörer:innen
Er spricht von einer „Parallelgeschichte“ der wirtschaftlichen Globalisierung und der Verbreitung anarchistischer Ideen: Neue Technologien wie die Eisenbahn oder der Telegraf veränderten das Raum- und Zeitgefühl – und schufen so die Vorstellung von internationaler Solidarität
Eitels Buch „Anarchistische Uhrmacher“ hat der Geschichte des Kongresses zu neuer Bekanntheit verholfen, seine Forschung diente als Grundlage für den an der Berlinale preisgekrönten Film „Unrueh“
dass wir als Begrüßungsgeschenk eine Schweizer Uhr erhalten“
meint Timo in der Festwirtschaft vor der Eishalle
Gemeinsam bilden die drei die inoffizielle brasilianische Delegation
Bei der Finanzierung der Reise halfen ihnen befreundete Gruppen aus Europa
In Saint-Imier wollen sie an der Buchmesse ihre anarchistische Bibliothek um fehlende Werke ergänzen – und sich mit anderen Gruppen vernetzen
„Zwar stellen sich in Brasilien andere Fragen als in Europa
besonders die nach einer gerechten Verteilung des Landes“
„Doch die anarchistischen Methoden sind sehr anschlussfähig für die Arbeit in unseren Communitys“
„Saber fazer“ laute die portugiesische Bezeichnung dafür: wissen
Neben dem Kongress-Esperanto Englisch ist in diesen Tagen in Saint-Imier ein wahres Sprachengewirr zu hören: Portugiesisch
Heike und Tom sind wie viele andere aus Berlin gekommen
Gleich zwei Soli-Busse seien von dort losgefahren
Die beiden sind in der Lateinamerika-Solidarität aktiv und freuen sich über Begegnungen mit Gleichgesinnten aus dem Globalen Süden
„Ein Treffen wie dieses holt die Utopie des Anarchismus aus dem Elfenbeinturm heraus
In der globalen Verbindung erhalten die Ideen eine reale Bedeutung“
die von der Erderhitzung stärker betroffen seien
erfahre man viel über den konkreten Kampf um Auswege aus der Klimakatastrophe
„Gleichzeitig wird man sich der eigenen Privilegien hier in Europa und der Notwendigkeit der Solidarität bewusst.“
Weil das Organisationsteam dringend zusätzliche Hände sucht
um das Treffen reibungslos am Laufen zu halten
die vor zwei Jahren auf einem Bauernhof in der Nähe zur Verköstigung am Kongress gepflanzt wurden
„In seiner Selbstorganisation löst das Treffen ein
Etwas weiß und elitär geprägt sei die Zusammenkunft allerdings schon
Wie arrogant die westliche Weltsicht auch unter Anarchist:innen sein kann
müssen insbesondere die Teilnehmer:innen aus Russland
An praktisch jedem Workshop zum russischen Angriffskrieg und dem richtigen Umgang damit kommt es zu Belehrungen über den wahren Antimilitarismus
viele von ihnen vom Krieg und der Repression sichtlich gezeichnet
wirken ob der Ignoranz gegenüber ihren Standpunkten ziemlich ermüdet
„Wenn dein Land von einer imperialen Macht angegriffen wird
auf die ideale soziale Revolution zu warten
bringt es eine Ukrainerin in einer Diskussionsrunde auf den Punkt
Wie stark internationalistisch dabei gerade die Anarchist:innen in Osteuropa denken
zeigt eine eindrückliche Gedenkveranstaltung für den Russen Dmitri Petrow
der aufseiten der Ukraine kämpfte und im April getötet wurde
beteiligte sich der Historiker in Kyjiw an der Revolution auf dem Maidan
nahm in Minsk am Aufstand gegen die belarusische Diktatur teil und lebte mehrere Monate in Rojava
wollte er deren gute und schlechte Seiten selbst sehen“
Neben der ernsthaften zeigte sich der Anarchismus in Saint-Imier auch von seiner unterhaltsamen Seite
Etwa in einem Workshop zum anarchistischen Jodeln
um an rechtsextremen Demos Faschist:innen aus dem Takt zu bringen
Sie können nur als eingeloggter taz-User kommentieren. Sie haben noch keinen taz-Account? Registrieren Sie sich hier
Informationen zu allgemeinen Moderationskriterien sind in unserer Netiquette zusammengefasst
Dass jemand wie Dmitri Petrow zuerst in Rojava und dann der Ukraine gekämpft hat
passt nicht in das ideologische Weltbild vieler westeuropäischer Linker und auch Anarchisten
Die Notwendigkeit internationaler Solidarität (politisch und militärisch) und der Vergleich von Spanischem Bürgerkrieg und der Ukraine (beides demokratisch gewählte Regierungen
die durch einen imperialistischen Krieg angegriffen wurden) wird von der orthodoxen Linken abgelehnt
So wie die Leon Bloum Regierung in Frankreich sich weigerte
genauso appeasement-mäßig argumentiert die orthodoxe Linke gegen Waffenlieferungen zur Selbtverteidigung der Ukraine
Was soll an dieser Haltung mit fehlender internationaler Solidarität "links" sein
Gilt ja im Kampf gegen diese Wieviel-köpfige-Hydra-eigentlich
Putin und der russische Imperialismus sind doch nur ein Kopf dieses Ungetüms
Belarus und der russländischen Föderation jetzt gerade konkret bedroht
Und: Da werden Erinnerungen an die Libertären Tage in Frankfurt 1987 wach
Die Stimmung dort war wesentlich entspannter und freundlicher als etwa bei einem "nationalen Plenum" der Autonomen oder Gott bewahre
Und den ganze Kolonialismus von Frankreich oder Großbritannien werden Antiimps auch nicht dolle finden
besser gesagt verstand man die halbwegs legalen Parteigänger der RAF
deren Motto bekanntlich " dem Volk dienen" war
Die RAF feierte antisemitischen Terror und glaubte das Reich der Freiheit zu erreichen
wenn man nur genug Funktionsträger des Systems ermordet
Antiimperialismus steht davon abgesehen für ein schlichtes
das die Welt so schlicht beschreibt wie etwa Karl May
Dann gilt das ja gleichweise für den Anarchismus oder für den Antikapitalismus
Doch wenn wir den Kapitalismus vernichten wollen
weil wir alle vergiftet und getötet werden wenn es so weiter geht
können wir uns nicht auf "zu einfach" prokrastinieren oder auf etwas so kompliziertes warten
dass nichtmal eine KI eine Lösung ausspucken wird
Und müsste Antiimperialismus nicht in Wahrheit die Akzeptanz Israels oder des Judentums bedingen
dass RAF-Mitglieder ihre Theorien nicht gescheit durchstudiert haben oder mit ihren eigenen Vorstellungen so verrührt und verkompliziert haben
Die Grundidee einer Welt"ordnung" ohne Hierarchien oder Weltherrschern kann auch ohne Morde vorangehen
ob eine Beschreibung oder eine Analyse einfach oder kompliziert ist
durch die Hinrichtung von Funktionsträgern in Wirtschaft
im Wesentlichen die Arbeiterklasse und Randgruppen zu einem Aufstand
als der Sozialstaat noch brummte wie ein VW-Käfer
schrieben die Genossinnen und Genossen den Leuten eine kolossale Unzufriedenheit zu
den Kapitalismus hassen und verachten und merkten nicht
dass die Leute die RAF hassten und verachteten
dass noch zwei weitere Generationen diesen falschen Weg gingen und weiter mordeten und nichts
Wenn Sie sich für die inneren Dynamiken dieses ganzen Prozesses interessieren
möchte ich Ihnen das Buch "Nach dem bewaffneten Kampf" empfehlen
Beginnend 1996 trafen sich ehemalige Kämpferinnen und Kämpfer aus der RAF
Juni und auch Antiimps 7 Jahre lang regelmäßig mit Psychoanalytikern und versuchten in schmerzhaften Prozessen ihre in der Guerilla verbrachten Jahre zu analysieren
Für meinen Geschmack ist das eines der besten Bücher über den bewaffneten Kampf
Besser als die Distanzierungswälzer von Wolfgang Kraushaar oder Koenen
die Beschränkung auf die Ablehnung des Staates scheint mir zu einfach gedacht
Aber es gab und gibt viele mutige Anarchisten und Anarchistinnen
In der Ukraine kämpfen anarchistische Bataillone gegen den Aggressor
Mir kommt außerdem immer Orwell in den Sinn und Sacco und Vanzetti
youtu.be/nY8uEYsFoJs
100 Jahren gelesen und ich hatte sogar das große Glück Anfang der 80-er-Jahre an einer Veranstaltung
auf der Souchy und Clara Thalmann über ihre Zeit im spanischen Bürgerkrieg berichteten
Anarchie ist nur durch den Sprachgebrauch so negativ aufgeladen
Die Grundidee ist lediglich eine Selbstorganisation ohne Staat
Eiskunstläuferin Bianca Salzmann aus Seengen will Schweizer Meisterin in der Kategorie Jugend werden
Die Favoritenrolle macht die 13-Jährige nicht mehr nervös
Drucken Teilen Bianca Salzmann (l.) erhält im Training Tipps von Trainerin Fiacco
rs Wenn Bianca Salzmann auf dem Eis steht
«Wenn ich in der Schule etwa für einen Vortrag vor die Klasse treten muss
dann spüre ich ziemlich grosses Lampenfieber»
Ihre sportlichen Künste hingegen vor Publikum aufzuführen
geniesst die 13-jährige Sekundarschülerin aus dem Seetal in jeder Sekunde
Dass sie an der Schweizer Meisterschaft vom 4./5
Februar in Saint-Imier zu den Topfavoriten zählt
macht Bianca Salzmann im Vorfeld nicht kribbelig
Früher sei sie vor wichtigen Wettkämpfen viel nervöser gewesen
gibt das grösste Talent des Eislaufclubs Mittelland zu
als sie an den Meisterschaften bereits einmal zu den Titelanwärterinnen zählte
das Kurzprogramm aber ziemlich verbockte und nur den 26
Die Reaktion in Form einer hervorragenden Kür folgte auf den Fuss
In dieser Saison läuft es der Seengerin durchs Band weg glänzend
Bei ihren Wettkämpfen stand sie stets auf dem Podest
in Saint-Imier und Grindelwald gewann Salzmann die Konkurrenz
bedeutet für Bianca Salzmann viel Verzicht
Wenn ihre Schulkolleginnen sich im Ausgang treffen
Wenn sich die Seenger Jugend im Sommer am See vergnügt
lernt Bianca im Auto auf dem Weg nach Bäretswil oder Wetzikon
auch wenn Bianca zum Beispiel gerne Kuchen backt
Etwa gemeinsam mit ihrem 17-jährigen Bruder Sascha
im letzten Sommer das eine oder andere WM-Spiel
In die Ferien reist der Teenager pro Jahr nur eine Woche
Den Anfang machte ein Einsteigerkurs fürs Schlittschuhlaufen
Bald einmal meldete sich die Leiterin bei Mama Salzmann und berichtete über das ausserordentliche Talent ihrer Tochter
Cini Salzmann setzt sich als Vizepräsidentin auch im Verein ein
Als Nächstes strebt Bianca Salzmann die Aufnahme ins nationale Junioren-Kader an
Dafür muss sie den Doppel-Axel perfekt beherrschen
der oft auch Stéphane Lambiel zum Verhängnis wurde
Bei ihrem Sieg in Grindelwald hat sie den schwierigen Sprung erstmals bei einer Kür gestanden
Will sie in drei Wochen Schweizer Meisterin werden
muss ihr dies auch in Saint-Imier gelingen
Anschauungsunterricht erhält die junge Aargauerin nächste Woche in Bern an der Europameisterschaft
gemeinsam mit ihrer Mutter die besten Eiskunstläufer Europas live zu verfolgen
Eine solche Möglichkeit bietet sich schliesslich nicht alle Tage.