Telefon 081 725 32 32 Redaktion 081 725 32 00 E-Mail: mail(at)sarganserlaender.ch Web: www.sldm.ch Telefon 081 725 32 65 E-Mail: mediaservice(at)sarganserlaender.ch Telefon 081 725 32 00 E-Mail: redaktion(at)sarganserlaender.ch Der Sarganserländer ist eine Schweizer Regionalzeitung mit Redaktionssitz in Mels Er ist das einzige Nachrichtenblatt des Bezirks Sarganserland und eine der ältesten noch erscheinenden Zeitungen des Landes CHF 33.- für 1 MonatCHF 2.- / 1 Kalendertag Loggen Sie sich mit ihrem Benutzernamen (E-Mail) und Passwort ein Samuel Watson heisst der erste Leader der 78 Der Brite setzt sich im Prolog in Saint-Imier über 3,44 km mit 28 Hundertstel Vorsprung vor Ivo Oliveira aus Portugal durch der das Podest als Vierter nur um zwei Hundertstel verpasste Stefan Küng klassierte sich als Sechster noch vor Topfavorit Remco Evenepoel Der zweifache Olympiasieger wurde mit gut viereinhalb Sekunden Rückstand auf den Sieger Achter Mit Jan Christen (10.) fuhr noch ein dritter Schweizer unter die besten zehn Etappe am Mittwoch führt über 194,3 km von Münchenstein bei Basel nach Freiburg Ausgabe der Westschweizer Rundfahrt endet am Sonntag mit einem Zeitfahren in Genf blue Sport Experte Mladen Petric spricht über seinen kriselnden Ex-Klub GC und die überraschende Trennung der Hoppers von Sportchef Stephan Schwarz Sébastien Buemi gewinnt zum dritten Mal in seiner Formel-E-Karriere in Monaco Für Buemi ist es der erste Sieg in der Formel E seit 2019 RadsportStraßenradsport 29. April 2025 by Radsport: Etwas überraschend hat Samuel Watson den Prolog der Tour de Romandie für sich entschieden Der Brite war in Saint-Imier 28 Hundertstel schneller als der Portugiese Ivo Oliveira Mit seinem ersten Sieg auf WorldTour-Ebene hat sich Samuel Watson (Ineos Grenadiers) den Prolog der Tour de Romandie gesichert In Saint-Imier war er nach 3,44 Kilometer ganze 28 Hundertstel schneller als Ivo Oliveira (UAE – XRG) aus Portugal Rang drei geht an den Spanier Ivan Romeo (Movistar) Aber auch die Schweizer haben sich stark präsentiert Mit Stefan Bissegger (Decathlon Ag2r La Mondiale) auf Platz vier Stefan Küng (Groupama – FDJ) auf der sechs und Jan Christen (UAE – XRG) sind gleich drei Eidgenossen unter die Top Ten gefahren Morgen müssen die Profis auf dem Weg nach Fribourg vier Bergwertungen meistern Enden wird die Rundfahrt am Sonntag mit einem 17,1 Kilometer langen Zeitfahren in Genf Platzierungen und Prognosen sind die große Leidenschaft von Michael Behringer Im Jahr 1996 hat er seine erste Tour de France verfolgt Seine Passion Radsport begleitet ihn also seit über zwei Jahrzehnten © 2025 · Velomotion GmbH Der Brite gewinnt in Saint-Imier den 3,4 kam langen Prolog Stefan Bissegger wird als bester Schweizer Vierter Mit einem Sieg von Samuel Watson hat niemand gerechnet nicht einmal der 23-jährige Engländer selbst der zum ersten Mal auf der World Tour triumphierte Erst am Montag erfuhr Watson von seinem Team dass er die Tour de Romandie bestreiten wird Im Prolog verwies er den Portugiesen Ivo Oliveira um nur 28 Hundertstel auf Platz 2 Die Schweizer Zeitfahr-Asse verpassten das Podest indes nur knapp Stefan Bissegger verlor als Vierter gut drei Sekunden auf den Tagessieger Auch Stefan Küng (6.) und Jan Christen (10.) klassierten sich noch unter den besten zehn der am Sonntag im Klassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich nicht mit Überflieger Tadej Pogacar mithalten konnte musste sich auch auf den Strassen im Berner Jura geschlagen geben Der Olympiasieger und Weltmeister im Zeitfahren der diese Woche einen Etappensieg anstrebt büsste als Achter etwas mehr als vier Sekunden auf die Bestzeit ein Etappe am Mittwoch führt über 194,3 km von Münchenstein bei Basel nach Freiburg und dürfte eine Angelegenheit für die Sprinter werden Die Tour de Romandie ist gestartet – und bei Prolog in Saint-Imier fehlen nur zwei Hunderstel zu einem Schweizer Podestplatz Der Prolog an der Tour de Romandie geht an Samuel Watson. Der Brite setzt sich in Saint-Imier vor Ivo Oliveira (POR) und Ivan Romero (SPA) durch Am Mittwoch wartet bei der Tour de Romandie die 1. Etappe. Das Teilstück führt die Fahrer von Münchenstein nach Freiburg. Artikel veröffentlicht: 6 TageDas nächste Hauseckenrennen das niemand interessiert. Mai 2025 führt die Tour de Romandie über 683 Kilometer mit rund 13.000 Höhenmetern durch insgesamt sieben Schweizer Kantone Das World Tour-Etappenrennen eröffnet sozusagen die heisse Phase der Rundfahrten die wenige Tage später mit dem Giro d’Italia ihren ersten Höhepunkt findet Zu den Favoriten auf den Gesamtsieg in der Romandie zählt neben Remco Evenepoel auch Joao Almeida Vorjahressieger Carlos Rodriguez sowie der Zweitplatzierte von 2024 Alpecin Cycling hat die sechs Tagesetappen sowie die Favoriten genauer unter die Lupe genommen Wie in den vergangenen Jahren beginnt die Tour de Romandie mit einem Prolog Dort begeben sich die Profis auf einen 3,4 Kilometer langen und eher flachen Rundkurs Allerdings ist der Kurs technisch anspruchsvoll und die Fahrer müssen einige 180-Grad-Kurven meistern Große Abstände im Gesamtklassement sind unter den Klassementfahrern kaum zu erwarten – aber jede Sekunde zählt Der Sieg könnte an einen Zeitfahrspezialisten einen aerodynamisch optimierten Puncher oder einen „ausdauernden“ Sprinter gehen Die erste Etappe auf der “ Straße “ beginnt wie sie endet – mit einem kurzen Anstieg Und es wird nicht der einzige bleiben auf dem mit 194,4 Kilometern längsten Tagesabschnitt dieser Tour de Romandie Auf den ersten 120 Kilometern dieser Etappe sammeln die Profis an den Anstiegen Grindel (3 Nach diesen Kletterpartien auf über 1.000 Meter wird es jedoch moderater und sogar flach bevor es auf den letzten 25 Kilometern wellig und bergauf ins Ziel nach Fribourg geht Auf dem Papier sind die letzten 35 Kilometer flach und wie gemalt für die Sprinter und ihre Teams Doch zuvor müssen sie vier schwere Anstiege bewältigen Den Anfang macht wenige Kilometer nach dem Start der Col de la Tourne (11,2 km mit 6,5%) Kategorie führt über 11,2 Kilometer mit durchschnittlich 6,5 Prozent auf 1.157 Meter Allerdings werden die GC-Teams das Rennen auf der zweiten Etappe kontrollieren wollen und dementsprechend das Tempo hoch halten dass von den Ausreißern keine Gefahr ausgeht 30 Kilometer später steht mit dem Anstieg zum Mauborget (9,9 km à mit 5,4%) der nächste Berg der 2 Nach der Abfahrt folgen rund 25 Kilometer in der Ebene bevor es über Les Grattes (7,1 km mit 6,2%) zur steilen Rampe von Le Chaumont geht Bei Rennkilometer 106 geht es über 3 Kilometer mit durchschnittlich 11,9 Prozent auf 1.132 Meter hinauf Danach ist das Schlimmste“ überstanden und nach einer längeren Abfahrt führt der Rest der Etappe flach auf die Zielgerade nach La Grande Béroche Die dritte Etappe führt in drei verschiedenen Schleifen rund um den Start- und Zielort Cossonay Die Strecke ist auf den 183,1 Kilometern nie flach Bis zum Finale wellig mit insgesamt drei Anstiegen der Kategorie 3 bevor es rund 50 Kilometer vor dem Ziel richtig ernst wird Dann beginnt der Anstieg zum Col de Mollendruz Bis zum Gipfel geht es 14,6 Kilometer mit einer durchschnittlichen Steigung von 3,4 Prozent bergauf Vom Gipfel aus sind es noch rund 40 Kilometer bis zum Ziel bevor die Straße zum Ziel auf den letzten zwei Kilometer mit durchschnittlich 7 Prozent ansteigt Die Königsetappe er Tour de Romandie führt kurz und knackig über 127 Kilometer von Sion zur Bergankunft nach Tyon 2000 Wenige Kilometer nach dem Start beginnt bereits der lange Anstieg nach Anzère auf 1542 Meter Nach einer kurzen Abfahrt müssen die Profis noch ach Lens (3,5 km mit 6,5 %) um dann ins Tal hinunter abfahren zu können Dort verläuft die Etappe für gut 20 Kilometer flach Zunächst für 11,4 Kilometer mit 6,9 Prozent durchschnittlicher Steigung hoch nach Nax (1 Kategorie) und dann einer kurzen Zwischenabfahrt weiter nach Suen (5,8 km mit 5,1 %) Dann folgt eine längere zweigeteilte Abfahrt aneinander bevor der lange Schlussanstieg in den Skiort Thyon 2000 beginnt 20,8 Kilometer bergauf bei durchschnittlich 7,6 Prozent Steigung Hier wird sich wohl der Gesamtsieg entscheiden Zum Abschluss der Rundfahrt steht wieder ein Einzelzeitfahren auf dem Programm Diesmal allerdings deutlich länger und schwieriger als an Tag eins Über 17,1 Kilometer führt der Contre la Montre durch Genf und entlang des Genfersees Gleich nach dem Start müssen die Fahrer eine einige hundert Meter lange Rampe mit einer Steigung von rund 8 Prozent bewältigen Die Profis fahren am Ufer des Genfersees entlang Zur Zwischenzeit bei Kilometer 11,5 steigt die Strecke wieder an Nach einer kurzen Abfahrt und einem anschließenden Flachstück folgt der letzte Anstieg mit einer Länge von 600 Metern und durchschnittlich 4 Prozent rund einen Kilometer vor dem Ziel War die Tour de Romandie vor einigen Jahren für die Klassementfahrer der Aufgalopp zum Giro d‘Italia bei dem man sich den letzten Schliff holte so ist sie in letzter Zeit zu einer „ganz normalen“ Rundfahrt geworden denn so besteht das Starterfeld eher aus den Fahrern die man im Sommer auch bei der Tour de France sieht Allen voran Remco Evenepoel (Soudal-Quick-Step) Der Belgier bestreitet in der Romandie seine erste Rundfahrt nach seinem schweren Unfall Und er zählt auch zu den Favoriten auf den Gesamtsieg Die beiden Zeitfahren liegen dem Olympiasieger in dieser Disziplin – und auch bei der Bergankunft dürfte er vorne mit dabei sein wie gut sein Organismus den Rennauftakt in der anstrengenden Ardennenwoche verkraftet hat Ausgeruhter reist dagegen Joao Almeida (UAE Team Emirates XRG) an Der Sieger der Baskenland-Rundfahrt wird in den Bergen von einem glänzend aufgelegten Jan Christen und Jay Vine unterstützt Ist er bei der Tour Edelhelfer von Tadej Pogačar kann Almeida hier in der Westschweiz auf eigene Rechnung fahren und darf sich durchaus Hoffnungen auf einen Podiumsplatz machen Dort stand im vergangenen Jahr Carlos Rodriguez ganz oben Der Ineos Grenadier-Profi ist in dieser Saison eher mäßig in Schwung gekommen und braucht ein gutes Ergebnis für sein Selbstvertrauen Gleiches gilt für Aleksandr Vlasov (Red Bull-Bora-Hansgrohe) Der Bahrain-Sieger ließ das Monument Lüttich-Bastogne-Lüttich trotz einer Top-Platzierung beim Fleche Wallone aus und wird sich auf die Anstiege in der Romandie freuen Der Movistar-Profi ist U23-Weltmeister im Kampf gegen die Uhr und hat bei der UAE-Tour und der Valencia-Rundfahrt gezeigt könnte er auch in Genf ein Spitzenresultat in der Gesamtwertung erzielen Giro d’Italia 2025: Die Favoriten aufs Rosa Trikot Startliste Giro d’Italia 2025: alle Fahrer & Teams Michael Matthews gewinnt Eschborn-Frankfurt 2025 im Sprint Giro d’Italia 2025: Vorschau auf alle Etappen – plus Profile Frühjahrsklassiker-Vorschau: Eschborn-Frankfurt 2025 Lüttich-Bastogne-Lüttich 2025: Tadej Pogačar holt dritten Sieg Mit den geheimen Rundgängen «Circuit Secret» mischt Jura Tourismus die traditionellen Stadtführungen auf neue Angebot verbindet auf originelle Weise Geschichte Kultur und Technologie und führt dabei in die verstecktesten Ecken der Stadt Die lehrreichen und unterhaltsamen Touren für Geschichtsinteressierte Neugierige und Familien stecken voller Überraschungen Von wilden Ufern bis zu blühenden Alpen – die schönsten Freiburger Frühlingsausflüge mit Schiff Diese alten Mauern haben so viel zu erzählen.. bis Jura Tourismus 2014 den allerersten Circuit Secret konzipierte Die innovative Städtetour machte das bemerkenswerte bauliche Erbe von Porrentruy für die Öffentlichkeit auf spannende und informative Weise sichtbar Nach dem grossen Erfolg des ersten Rundgangs gibt es dasselbe Konzept nun auch in St-Ursanne Werfen Sie einen Blick hinter verschlossene Türen und entschlüsseln Sie bei einem geheimen Rundgang die Geheimnisse der Geschichte Diese aussergewöhnlichen Stadtbesichtigungen verlocken sowohl Kultur- und Geschichtsfans als auch Familien auf der Suche nach einer abwechslungsreichen Entdeckertour Ausgerüstet mit einem digitalen Schlüssel erhältlich im Tourismusbüro oder via App auf dem Smartphone machen sich die Stadtschnüffler*innen auf eigene Faust auf den Weg und besuchen bemerkenswerte Orte die normalerweise nicht öffentlich zugänglich sind Audio- und visuelle Animationen von lokalen Künstler*innen lassen die Besucher*innen in Legenden und vergangene Geschichten eintauchen und vermitteln spannende Informationen Tauchen Sie ein in die tropischen Gefilde des Papiliorama in Kerzers nahe des Murtensees Tauchen Sie ein in die Welt des Ausnahmekünstlers – bewegend Lassen Sie sich verzaubern: Entdecken Sie Neuenburgs edelste Tropfen direkt aus den Weinkellern – authentisch Die malerische Gemeinde am Bielersee feiert ihr 700-jähriges Jubiläum mit viel Spektakel Spielen – im Paznaun wartet jeden Tag ein neues Abenteuer auf Sie Eine Marke der GruppeGeneralMedia SA Kontaktieren Sie uns Bleiben Sie informiert mit unserem Newsletter Mit dem Projekt «MontSol» wird das bestehende Solarkraftwerks auf dem Mont Soleil erweitert Beim Projekt «MontSol» handelt es sich um eine Erweiterung des bestehenden Solarkraftwerks auf dem Mont Soleil bei St-Imier BE Die Freiflächen-Solaranlage soll künftig «wichtigen Winterstrom» produzieren wie die BKW in einer Mitteilung von Donnerstag schrieb Die Bedeutung dieser Solarstromproduktion auf 1300 Metern Höhe sei in den letzten drei Monaten deutlich geworden Die im Mittelland unter dem Nebel liegenden Solaranlagen hätten keinen oder nur wenig Strom produziert während die Produktion auf dem Mont Soleil optimal gewesen sei «MontSol» soll jährlich 11 Gigawattstunden Strom produzieren und rund 2500 Vier-Personen-Haushalte versorgen Die Investitionen belaufen sich auf 25 Millionen Franken Rund 390 Solarpanels sollen etwa 2,5 Meter über dem Boden installiert werden so dass das Vieh sich darunter hindurch bewegen kann Die Stimmberechtigten von St-Imier hatten sich im vergangenen Sommer an der Urne für das Projekt ausgesprochen Am Projekt beteiligt sind nebst der BKW die Bürgergemeinde Saint-Imier die Elektrizitätsgesellschaft La Goule SA und die Regionalorganisation Espace découverte Énergie Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL in Zollikofen BE unterstützt das Projekt. (pb/sda) Visualisierung des Solarprojekts «MontSol» in St-Imier BE Finden Sie über die neuen Firmenprofile bequem und unkompliziert Kontakte zu Handwerkern und Herstellern Jetzt noch mehr inhaltsstarke Quartalsanalysen Neben dem Report Baublatt Project Categories (ehem bieten wir ab sofort zwei weitere brandneue Reports als Zusatz Erfahren Sie hier was Baublatt Top Players und Baublatt Regional Projects zu bieten haben – wie gewohnt digital prägnant und graphisch auf den Punkt gebracht Mit dem Baublatt-Newsletter erhalten Sie regelmässig relevante unabhängige News zu aktuellen Themen der Baubranche Daniel FaulhaberVeröffentlicht am 1 Juni 2024 - 06:00 UhrDie erste Turbine wurde 1996 errichtet: Mont-Soleil bei St-Imier im Jura Die lokale Käserei in Saint-Imier verkauft jetzt «Windradkäsli» Der «Eolienne à la crème» ist eine kleine Geschichte des Gelingens im Berner Jura – benannt nach dem grössten Windpark der Schweiz Die erste Turbine wurde 1996 errichtet: Mont-Soleil bei St-Imier im Jura Die lokale Käserei in Saint-Imier verkauft jetzt «Windradkäsli» Die erste Turbine steht seit 1996 in der Region «Die Windräder sind Teil unserer Identität» Die Bäuerin führt unweit des Windparks einen Bauernhof «Die Bevölkerung profitiert vom Windpark»: Michelle Burger Andernorts in der Schweiz stossen solche Projekte auf Gegenwind. Meistens ist zwar die lokale Bevölkerung dafür, hält der Windkraftverband Suisse Eole fest: Seit 2012 fielen 30 von 36 Abstimmungen zu konkreten Projekten positiv aus quasi vor der eigenen Tür eine Anlage zu akzeptieren Den Nein-Sagern gehören zwar die Schlagzeilen. Aber es lohnt sich, bei den Ja-Sagern genauer hinzuschauen. Was machen diese Gemeinden anders? Das lesen Sie hier. Aber Einsprachen verschleppen die Umsetzung – oft jahrelang. Häufige Gegenargumente: Landschaftsbild und Vogelschutz. Beim Anti-Windkraft-Verein Freie Landschaft Schweiz heisst es: Windturbinen gehörten in die Nähe von Autobahnen und Industrie Nicht in dünn besiedelte Landschaften wie den Jura Uni-Sommercamps und einen Energie-Lehrpfad 50’000 Touristinnen pro Jahr besuchten den Windpark bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie Die Betreiberin Juvent AG schätzt den Ertrag für das lokale Gewerbe auf eine Million Franken.\n\nBäuerin Burger hat früher während der Wintermonate den lokalen Skilift bedient Der Job als Besucherführerin beim Windpark kam gelegen Und ist Teil einer verbreiteten Realität in Zeiten des Klimawandels.\n\nViele Bauern halten sich mit Nebenjobs über Wasser Und wenn die Grundlagen buchstäblich wegschmelzen \n\nDoch hinter der Akzeptanz auf dem Mont Soleil stecke mehr Früher war er Teil der Direktion der BKW Energie AG Schon in den 1990er-Jahren suchte er nach geeignetem Terrain für erneuerbare Energien – vor allem für Wind und Sonne.\n\nDabei entdeckte er den Berner Tafeljura Die Topografie sei für solche Projekte immer zentral «Die Windräder im Innern der Ebene sind für die umliegenden Dörfer im Tal fast nicht zu sehen.» «Mein Rat bei Energieprojekten: Niemals mit den Ingenieuren voran»: Martin Pfisterer Pfisterer kennt jedes Argument für oder gegen die Windenergie Sein erfahrener Rat an zukünftige Planerinnen solcher Projekte: «Niemals mit den Ingenieuren voran.» Das heisse erst einmal:  zuhören und reden «Ich sass fast mehr an Stammtischen als im Büro» Sondern vielleicht sogar – wie mit dem «Eolienne à la crème» – einen Beitrag zum Käseplättli wie das Kernkraftwerk Gösgen pro Jahr produziert die trotzdem Ja gesagt haben zu Anlagen für erneuerbare Energien: \nWorum es am 9. Juni bei der eidgenössischen Abstimmung über das neue Stromgesetz geht, lesen Sie hier Im Berner Jura zelebrieren Tausende die antiautoritäre Bewegung Eine neue Autonomen-Generation gibt den Ton an Der beschauliche Ort Saint-Imier im Berner Jura ist in diesen Tagen der Schmelztiegel der Antiautoritären Er ist eigens aus Spanien für den Jubiläumskongress von «Anarchy 23» angereist Anderswo wartet ein Punk mit Irokesen-Haarschnitt auf den nächsten Anlass Eine Frau aus Chile sitzt in der Eishalle auf einem Sofa und entspannt sich Was bei einem Rundgang auffällt: Die meisten Teilnehmenden sind unter 30 Jahre alt Beziehungen zu festigen und andere davon zu überzeugen Mit dem Treffen in Saint-Imier erinnern die Anarchisten an ein Ereignis der Zeitgeschichte: Im bernjurassischen Städtchen wurde im September 1872 die Antiautoritäre Internationale ins Leben gerufen Das Treffen von 1872 war eine Folge eines Richtungsstreits in der Arbeiterbewegung Karl Marx und seine Anhänger strebten eine zentrale Führung an anders als der russische Revolutionär Michail Bakunin Mit 14 Gleichgesinnten aus Europa und den USA gründete Bakunin in Saint-Imier die Antiautoritäre Internationale «Die Gesellschaft muss in eine andere Richtung gehen In der Tat kommen die Menschen aus den verschiedensten europäischen Ländern Sie feiern – wegen Corona mit einem Jahr Verspätung – den 150 Der Anlass gleicht wegen des Campingplatzes einem Festival Diskussionsrunden und kleine Konzerte steigen Zwei Küchen und vier Bars bieten ihre Waren zu einem Preis an 151 Jahre nach dem ersten Treffen sind die Ansichten dieselben Die Bewegung hat sich in den letzten Jahren jedoch stark gewandelt dass man etwa das Verhältnis zu Tieren überdenken sollte «Oder wir brauchen ein anderes Verhältnis zum Thema Gender.» Der Genfer Schriftsteller hat sich mit der Gründung des Kongresses 1872 auseinandergesetzt und den Roman «Zehn unbekümmerte Anarchistinnen» geschrieben Warum fiel die Wahl damals gerade auf die Uhrenstadt Saint-Imier «Damals wurden gerade in Deutschland viele Arbeiter entlassen Viele zogen darauf in die Uhrenstadt Saint-Imier Stoff für viele Diskussionen gibt es in Saint-Imier genug Das Anarchie-Treffen dauert noch bis am Sonntag Für die Registrierung benötigen wir zusätzliche Angaben zu Ihrer Person {| foundExistingAccountText |} {| current_emailAddress |} Geben Sie die E-Mail-Adresse Ihres Benutzerkontos an über den Sie ein neues Passwort erstellen können Sie erhalten in Kürze eine E-Mail mit einem Link Wenn Sie nach 10 Minuten kein E-Mail erhalten haben prüfen Sie bitte Ihren SPAM Ordner und die Angabe Ihrer E-Mail-Adresse Bitte versuchen Sie es später noch ein Mal oder kontaktieren Sie unseren Kundendienst Wir senden Ihnen einen SMS-Code an die Mobilnummer Wir haben Ihnen einen SMS-Code an die Mobilnummer gesendet Bitte geben Sie den SMS-Code in das untenstehende Feld ein Bitte fordern Sie einen neuen Code an oder kontaktieren Sie unseren Kundendienst Die maximale Anzahl an Codes für die angegebene Nummer ist erreicht Es können keine weiteren Codes erstellt werden Wir haben Ihnen ein E-Mail an die Adresse {* emailAddressData *} gesendet Prüfen Sie bitte Ihr E-Mail-Postfach und bestätigen Sie Ihren Account über den erhaltenen Aktivierungslink prüfen Sie bitte Ihren SPAM-Ordner und die Angabe Ihrer E-Mail-Adresse Benutzerdaten anpassen Mit einem SRF-Account erhalten Sie die Möglichkeit Kommentare auf unserer Webseite sowie in der SRF App zu erfassen Bitte prüfen Sie Ihr E-Mail-Postfach. Das Aktivierungs-E-Mail wurde versendet. Vielen Dank für die Verifizierung Ihrer E-Mail-Adresse. In dieser Ansicht können Sie Ihre Benutzerdaten verwalten. Sie können Ihre Daten jederzeit in Ihrem Benutzerkonto einsehen. Definieren Sie ein neues Passwort für Ihren Account {* emailAddressData *}. Definieren Sie ein neues Passwort für Ihren Account. Sie können sich nun im Artikel mit Ihrem neuen Passwort anmelden. Wir haben den Code zum Passwort neusetzen nicht erkannt. Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse erneut ein, damit wir Ihnen einen neuen Link zuschicken können. Sie erhalten in Kürze eine E-Mail mit einem Link, um Ihr Passwort zu erneuern. Wenn Sie nach 10 Minuten kein E-Mail erhalten haben, prüfen Sie bitte Ihren SPAM Ordner und die Angabe Ihrer E-Mail-Adresse. Ihr Account wird deaktiviert und kann von Ihnen nicht wieder aktiviert werden. Erfasste Kommentare werden nicht gelöscht. Wollen Sie Ihren Account wirklich deaktivieren? SRF Schweizer Radio und Fernsehen,Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft Das Schweizer Uhrmacherdorf Saint-Imier wird zur Anarchisten-Hochburg Im Berner Jura wird am Wochenende das 150-Jahr-Jubiläum der Antiautoritären Internationalen gefeiert Damit kehrt die anarchistische Bewegung an ihren Ursprungsort zurück 3 min Drucken Teilen Irokesenschnitte und schwarze Kleider dürften an diesem Wochenende in Saint-Imier vermehrt zu sehen sein Mit rund 5000 Einwohnern ist Saint-Imier eigentlich ein beschauliches Dorf im Berner Jura In diesen Tagen dürfte sich seine Bevölkerung allerdings verdoppeln – zumindest vorübergehend Seit Mittwoch und noch bis Sonntag findet in dem Uhrmacherdorf die Anarchy 2023 statt Ein anarchistisches Treffen zum 150-Jahr-Jubiläum der Bewegung Antiautoritäre Internationale Das Treffen hätte eigentlich bereits im vergangenen Jahr stattfinden sollen wurde aufgrund der Corona-Pandemie aber verschoben dass Saint-Imier ein Wochenende geprägt von Tumulten bevorsteht Schon vor dem Auftakt stellten die Organisatoren klar: Anarchisten lehnten zwar staatliche wirtschaftliche und gesellschaftliche Autorität ab Die Veranstaltung soll ein Ort des Austausches über politische und gesellschaftliche Entwicklungen sein Bereits am Mittwochmorgen sind Hunderte von Anarchisten friedlich in den Berner Jura gereist Der Grossteil der Besucher dürfte aber erst am Wochenende folgen Dann erwarten die Organisatoren rund 4000 Teilnehmer aus zahlreichen Ländern Als Unterkunft wurde eigens für die Veranstaltung ein Campingplatz eingerichtet Film- und Theatervorstellungen stehen auch mehr als dreihundert Workshops und Vorträge auf dem Programm Besprochen werden Themen wie Massenüberwachung Auf dem Zeitplan finden sich aber auch Veranstaltungen zu weniger politischen Themen Beispielsweise der Workshop «Aktionsklettern: Lerne die wichtigsten Knoten und wie du am Seil auf- und absteigst» Unterstützt wird das Treffen von der Gemeinde Saint-Imier Sie hat den Veranstaltern mehrere städtische Gebäude Immerhin profitiere so auch die Wirtschaft vom Jubiläum der Anarchisten Die Kosten der Veranstaltung belaufen sich laut den Organisatoren auf rund 200 000 Franken schreibt der Schweizer Historiker Florian Eitel in seiner Studie «Anarchistische Uhrmacher in der Schweiz» Dass die einst so reichen Uhrmacher an Macht verloren Die Leute aus Saint-Imier sehnten sich nach einer neuen Sie waren offen für die Ideen des russischen Anarchisten Michail Bakunin Der bekannte Marx-Gegner machte im September 1872 halt in dem Schweizer Uhrmacherdorf – und gründete dort am «Kongress von Saint-Imier» gemeinsam mit 14 Gleichgesinnten die Antiautoritäre Internationale und die Bewegung geriet mit der Zeit in Vergessenheit Immerhin erinnert in Saint-Imier heute noch die Rue Bakounine an den damaligen Revolutionär – es ist eine Sackgasse Das 5000-Seelen-Dörfchen Saint-Imier ist aktuell kaum wiederzuerkennen Durch die normalerweise verschlafenen Strassen ziehen während fünf Tagen tausende Menschen Überall im Dorf verteilt und auf den umliegenden Wiesen sitzen Leute im Kreis Wieder andere basteln oder liegen einfach nur da Sie alle besuchen das internationale antiautoritäre Treffen Zwischen 2500 und 4000 Anarchistinnen und Anarchisten aus der ganzen Welt werden erwartet Wer diese Leute sind und wieso sie nach Saint-Imier gereist sind Die Gemeinde im Berner Jura gilt als Wiege dieser Bewegung 1872 wurde hier die antiautoritäre Internationale gegründet Dieses Ereignis steht für die Geburtsstunde der anarchistischen Bewegung Auf dem Programm stehen 268 Konferenzen und Workshops Der König von Thailand war kürzlich für einen Staatsbesuch in Bhutan April gastierten Maha Vajiralongkorn und seine Frau im kleinen Land im Himalaya Der Besuch war historisch – nie zuvor war ein regierender Thai-Monarch dort Ausserdem war es der erste offizielle Staatsbesuch überhaupt seit der Thronbesteigung im Jahr 2019 war spektakulär: Er flog seine Boeing 737-800 höchstpersönlich nach Bhutan Und landete sie souverän am Flughafen Paro der als einer der gefährlichsten der Welt gilt Daniel BenzVeröffentlicht am 1 Juni 2024 - 06:00 UhrWindkraftanlage auf dem Mont-Crosin in Saint-Imier BE Ihr Nein macht sie in den Medien zu denen, die den Solarexpress bremsen. Und damit die Strategie des Bundes unterlaufen, künftig auf erneuerbare Energien zu setzen. Am 9. Juni 2024 geht es bei der nationalen Abstimmung über das neue Stromgesetz darum Windkraftanlage auf dem Mont-Crosin in Saint-Imier BE Früher hiess es Sankt-Florians-Prinzip – heute heisst es NIMBY Das englischsprachige Akronym steht für «not in my backyard»: nicht in meinem Hinterhof wollen selber aber nichts damit zu tun haben – andere sollen das erledigen.\n\nIn der Energiedebatte werden Gemeinden so zu Nein-Sagern In diesen Berggemeinden hat das lokale Stimmvolk jüngst spruchreife Fotovoltaik-Projekte versenkt Ihr Nein macht sie in den Medien zu denen, die den Solarexpress bremsen. Und damit die Strategie des Bundes unterlaufen, künftig auf erneuerbare Energien zu setzen. Am 9. Juni 2024 geht es bei der nationalen Abstimmung über das neue Stromgesetz darum Wenn den Nein-Sagern die Schlagzeilen gehören lohnt sich ein genaueres Hinschauen bei den Ja-Sagern vielleicht erst recht die grünes Licht gegeben haben für Solar- oder Windparks auf ihrem Gebiet Und die damit im Kleinen ihren Anteil daran leisten dass in der Schweiz die Energiewende gelingen kann Der Fokus aufs Lokale kommt nicht von ungefähr. «Die Gemeinden sind zentrale Akteurinnen bei der Energiewende», so eine Studie der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald Die Forschenden haben während mehrerer Jahre untersucht wie sich die lokale Akzeptanz von Energieanlagen steigern lässt Der WSL-Bericht zeigt: Die besten Resultate ergeben sich Weg von rein technischen und wirtschaftlichen Faktoren die soziale Dimension der Energiewende zu verstehen und zu integrieren» die örtliche Bevölkerung durch Kommunikation und Partizipation so stark als möglich in den Entscheidungsprozess einzubinden Der Goodwill gegenüber Energieanlagen steigt auch wenn die Standortgemeinden konkrete Vorteile haben die im Verhältnis zu den Nachteilen als fair empfunden werden vergünstigter Strom oder Beteiligungsmöglichkeiten Der Claim dazu wäre neudeutsch eigentlich schon geschrieben: «Why not in our backyards?» Worum es am 9. Juni bei der eidgenössischen Abstimmung über das neue Stromgesetz geht, lesen Sie hier In der bernjurassischen Stadt St-Imier treffen sich vom 19 Der Verein «150 Jahre Kongress von Saint-Imier» hat am Montag den Rahmen des Internationalen Antiautoritären Treffens von St-Imier vorgestellt Nächste Woche treffen sich in der bernjurassischen Stadt Anarchistinnen und Anarchisten aus der ganzen Welt Geplant sind 268 Konferenzen und Workshops, 48 Konzerte, 42 Filme, 11 Theaterstücke, 7 Ausstellungen und eine Buchmesse. Dies an zwölf Orten in der 5000-Seelen-Gemeinde Das sagten die Mitglieder des Vereins am Montag im Lokal «Espace Noir» in St-Imier gegenüber den Medienschaffenden Am Anlass sollen die Teilnehmenden gemeinsam über die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen reflektieren Anarchistinnen und Anarchisten lehnen die Autorität in allen Formen, sei es staatliche, wirtschaftliche oder gesellschaftliche, ab. Für das Treffen setzte sich jedoch der Verein in Verbindung mit den verschiedenen Behörden zusammen, wie die Mitglieder sagten. Der Verein mache nichts Illegales und habe auch mit der Berner Kantonspolizei Kontakt Das Organisationskomitee habe von der Polizei verlangt dass diese keine Personenkontrolle durchführe und nicht uniformiert auftrete Der Verein sprach von einem guten Kontakt mit der Polizei und der Gemeinde Das Budget für das Treffen beträgt rund 200'000 Franken. Der grosse Teil der Summe sei gedeckt, jedoch würden rund 10'000 Franken fehlen, hiess es. Die Mitglieder des Vereins hoffen auf eine Unterstützung durch die Teilnehmenden. Am Anlass wird es zwei Kantinen für das Essen und diverse Bars für Getränke geben. Die Produkte würden aus der Region stammen. Für die Übernachtungen gibt es verschiedene Campingplätze und Turnhallen. Jahrhundert ein Zentrum des internationalen Anarchismus Historiker Florian Eitel hat eine Studie zu den anarchistischen Uhrmachern in Saint-Imier erarbeitet Schweizer Uhren gelten als hochwertige und solide Güter Die Schweiz selbst als ein Hort der Sicherheit und Stabilität Und doch waren es ausgerechnet Schweizer Uhrmacher Jahrhunderts im Zentrum des internationalen Anarchismus standen Jahrhunderts war die Uhrenstadt im Jura ein Zentrum des internationalen Anarchismus Das hing mit technischen und wirtschaftlichen Entwicklungen zusammen – und weil Saint-Imier ein Zentrum der Globalisierung war Der Historiker am Neuen Museum Biel hat eine Studie zu den anarchistischen Uhrmachern in Saint Imier erarbeitet 80 Prozent der Menschen in Saint-Imier arbeiteten in der Industrie damit war die Gemeinde im Jura eine Spitzenreiterin der Industrialisierung in der ganzen Schweiz Die Industrialisierung und internationale Vernetzung der Welt veränderten das Leben der Stadt Viele Arbeiter und Arbeiterinnen fühlten sich verunsichert Anarchismus war eine Antwort auf diese Entwicklungen Im September 1872 trafen sich Arbeiter aus Spanien den USA und der Schweiz im Hôtel de la maison de Ville in Saint-Imier Aus der Anarchisten-Zusammenkunft entstand schliesslich die «Antiautoritäre Internationale» So wie Güter um die ganze Welt transportiert wurden so wurden auch Ideen international ausgetauscht Anarchistische Ideen aus Frankreich und Russland gelangten in den Jura «Der Anarchismus ist eine politische Theorie die gewisse Parallelen zum Sozialismus hat» Diese Revolution sollte bestehende Machtverhältnisse abschaffen Das galt übrigens auch für das Machtgefälle zwischen Männern und Frauen Nach der Revolution sollten freie Gemeinden entstehen So sollte ein internationales Netzwerk aus lokalen Strukturen entstehen Anarchismus wurde in den 1870er-Jahren in der Schweiz nicht negativ gesehen Die Schweiz begriff sich damals als liberal und vor allem als antimonarchistisch Anarchistische Ideen wurden nicht als bedrohlich empfunden Das änderte sich erst mit der Entstehung der Nationalstaaten Die Idee von der Nation liess sich nicht mit der anarchistischen Vorstellung von lokalen Strukturen verbinden Florian Eitel: «Anarchistische Uhrmacher in der Schweiz» wie sich die anarchistischen Gruppen im Jura entwickelten und wie stark sie mit internationalen Gruppen verbunden waren dass die jurassischen Anarchisten auch von technischen Errungenschaften profitierten: Druckereien und Eisenbahnen ermöglichten es ihnen Zeitungen und Flugschriften herauszugeben und mit Anarchisten in anderen Ländern auf anderen Kontinenten in Verbindung zu stehen mit den Mitteln der Globalisierung eine eigene Welt aufzubauen Sie wollten eigentlich eine Art alternative Globalisierung – von unten nach oben» Anarchismus als Globalisierung von unten – das ist immer eine Utopie geblieben Die Idee aber ist im Jura noch heute populär Vielen Dank für die Verifizierung Ihrer E-Mail-Adresse In dieser Ansicht können Sie Ihre Benutzerdaten verwalten Sie können Ihre Daten jederzeit in Ihrem Benutzerkonto einsehen Definieren Sie ein neues Passwort für Ihren Account {* emailAddressData *} Definieren Sie ein neues Passwort für Ihren Account Sie können sich nun im Artikel mit Ihrem neuen Passwort anmelden Wir haben den Code zum Passwort neusetzen nicht erkannt Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse erneut ein damit wir Ihnen einen neuen Link zuschicken können Ihr Account wird deaktiviert und kann von Ihnen nicht wieder aktiviert werden Wollen Sie Ihren Account wirklich deaktivieren Seit März 2006 werden die Schwingfestranglisten auf esv.ch publiziert Ergebnisse davor sind nacherfasst worden (diese waren früher auf schwingfeste.ch veröffentlicht) Seit August 2017 werden auch Zwischenranglisten und Statistiken laufend direkt aus den Ranglistenprogrammen heraus und somit topaktuell aufgeschaltet Saint-Imier verdankt Ex-Longines-Chef Walter von Känel ein Militärmuseum. Passt das in den armeekritischen Jura – und in die aktuelle Zeit? Von Känel ist ein weltläufiger Lokalfürst von Saint-Imier. Er war der Chef des grössten Arbeitgebers im Ort, Kommandant des jurassischen Infanterieregiments und langjähriger Regionalpolitiker für die FDP. Unter anderem in der interjurassischen Versammlung zur Beilegung des Jurakonflikts.  Nun wirkt von Känel auch als Mäzen. Als solcher hat er seinem Wohnort ein spezielles Geschenk gemacht: ein Militärmuseum. Nach Beendigung der Grussrunde in der Brasserie erreichen wir ein paar Schritte später den «Espace muséal» zur Geschichte der jurassischen Truppen. Die Dauerausstellung ist auf 170 Quadratmetern im neu eröffneten Untergeschoss des Regionalmuseums von Saint-Imier in einer alten Schmiede untergebracht. Hat da ein einstiger Oberst und reicher Mäzen mit einer Art Militärcoup Saint-Imiers Ortsmuseum übernommen? «Quatsch», sagt von Känel, «der Espace ist der Beitrag eines Bürgers für seine Stadt, in der er über 50 Jahre lang gewirkt hat.» Die Entstehung des Espace, kann man anfügen, ist auch eine Geschichte über den endlich abgeflauten Jurakonflikt. Der einflussreiche von Känel spielte in dessen Verlauf öfter eine vermittelnde Rolle. Enthusiastisch führt er höchstpersönlich durch die Räume. Sorgfältig sind die eigens von einer Kostümfirma geschneiderten Uniformen der jurassischen Soldaten von 1350 bis 2020 hinter Glas ausgestellt. Gefolgt von einem Meer von Regimentsfahnen und einer Waffensammlung vom Armeerevolver bis zur Kleinkanone. Höhepunkt der Schau ist ein begehbarer Schützengraben aus dem Ersten Weltkrieg. Die historischen Onlineinformationen entsprechen dem aktuellen Stand der digitalen Szenografie. Einem von Känel schlägt man in Saint-Imier ein Geschenk nicht ab. «Leidenschaftlich» habe er der Stadt sein Projekt vorgestellt, steht 2016 im Protokoll des Stadtparlaments. 80’000 Franken genehmigte es für die Räume der neuen Militärabteilung. Und weitere 210’000 Franken für eine gleichzeitige Sanierung des Regionalmuseums. Die Stadt war auch bereit, die Stiftung zu übernehmen, der die alte Schmiede gehört. Es gab noch einen weiteren Antrieb für Saint-Imier, das Projekt mitzutragen: Es hat eine gute finanzielle Basis. Denn Strippenzieher von Känel gelang das Kunststück, bei den beiden zerstrittenen Kantonen Bern und Jura dafür je 100’000 Franken lockerzumachen.  Wie viel hat von Känel aus seinem eigenen Sack für das Museum beigesteuert? «Falsche Frage», brummt er. Über Geld spricht der sonst Wortgewaltige nicht. An seiner Stelle gibt Hervé de Weck (78) Auskunft. Der frühere Offizier aus Porrentruy sagt: «Walter von Känel ist einer der grosszügigsten Mäzene im Berner Jura. Hinzu kommt, dass sein Adressbuch überall Türen öffnete.» Walter von Känel führt durch den von ihm initiierten Espace muséal zur Militärgeschichte des Juras. Foto: Franziska RothenbühlerDe Weck begleitet von Känel an diesem Tag wie ein Sekundant durch den Espace muséal. Die beiden verbindet eine besondere historische Leidenschaft. Sie sind die treibenden Kräfte hinter der vierbändigen «Histoire militaire du jura et du jura bernois», die die Offiziersgesellschaften der beiden Jurahälften herausgeben. Offiziersduo mit historischer Leidenschaft: Hervé de Weck (links) und Walter von Känel im «Espace muséal» in Saint-Imier. Foto: Franziska Rothenbühler«Leider gibt es in der Schweiz kein nationales Armeemuseum», bedauert de Weck. Immerhin verfüge der Verein Schweizer Armeemuseum in Thun über eine Sammlung, aus der man nun Dauerleihgaben erhalten habe. Die Voraussetzung dafür seien konservatorische Bedingungen, die der kleine, aber feine Espace erfüllt. De Weck sagt es mit Stolz.  Von Känels wichtigstes Vermächtnis im Jurastädtchen ist die florierende Longines. Wozu noch ein Militärmuseum? «Als Wirtschaftsmann wollte ich nicht in den Rotary-Club gehen, meine Welt war das Militär, Soldaten waren meine Copains», erzählt von Känel. Er blendet zurück in seine Laufbahn. «Ich habe keinen Sekundarschulabschluss, ich war Stift in einer Metallwarenhandlung in La Chaux-de-Fonds und machte dann die Handelsschule.» Von Känel absolvierte das, was man eine Tellerwäscherkarriere nennt. Es ist wohl wieder eine falsche Frage, man muss sie von Känel dennoch stellen: Wieso errichtet er ausgerechnet im armeekritischen Jura ein Militärmuseum? Die Autonomisten betrachteten die Armee als Besatzungsmacht aus Bern und der Deutschschweiz. Gegen Waffenplätze im Jura gab es Widerstand. Bei der Abstimmung für eine Schweiz ohne Armee legten 1989 über 50 Prozent der Abstimmenden im Kanton Jura ein Ja in die Urne. «Selbst in den heissen Jahren des Jurakonflikts gab es immer ein gemeinsames Infanterieregiment für Nord- und Südjura», erwidert von Känel. «Es war unsere Kraft, zusammenzustehen.» Er habe Kompanien geführt, in denen Nord- und Südjurassier gemeinsam dienten. «Leute, die im Zivilleben nicht Kontakt gehabt hätten, haben so zusammen diskutiert.» Für von Känel ist klar: «Die Armee war im Jura immer ein soziales Bindeglied.» Sie zeige gar, dass man die Spaltung im Jurakonflikt überschätzt habe. Im Kanton Jura flammte die Armeeskepsis übrigens noch einmal auf, als es um die 100’000 Franken für das Museum in Saint-Imier ging. 2018 fragte SP-Kantonsparlamentarier Loïc Dobler sarkastisch nach, ob man im Ernst so viel Geld «zum Ruhm der Armee» ausgeben wolle – erst noch für einen Standort im Kanton Bern. Dobler verwies auf das kritische Verhältnis junger Jurassier zur Armee, nur 58 Prozent von ihnen hätten 2016 die Rekrutenschule absolviert. Doblers Vorstoss erhielt kein Gehör. «Die Finanzierung wurde nicht weiter infrage gestellt, die Kantonsregierung erklärte, dass mit dem Betrag das historische Erbe der Region bewahrt werde», sagt auf Anfrage Jacques Chapatte, der Sprecher der jurassischen Kantonsregierung. Der vereinende Geist der Armee im Jura, den Vermittler von Känel beschwört, lebt offenbar weiter. Wer ausser alte Männer interessiert sich für eine Militärabteilung in einem Ortsmuseum? «Der Espace zieht ein breites Publikum an», behauptet von Känel. «Er wird von Alten und Jungen, Männern und Frauen besucht», bestätigt auf Anfrage Saint-Imiers Gemeinderat Corentin Jeanneret (FDP), der für Kultur zuständig ist. 1100 Besucherinnen und Besucher habe man seit der Eröffnung Ende September 2021 schon gezählt. Für ein Ortsmuseum ein guter Wert. Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine könnte die Zurschaustellung des Militärs allerdings problematisch sein. «Die Parallele ist ein kalendarischer Zufall, über den Espace muséal wird schon seit zehn Jahren nachgedacht», entgegnet Saint-Imiers Gemeinderat Jeanneret. Überdies betreibe das Museum keine Beschönigung des Krieges, sondern blicke zurück in die abwechslungsreiche lokale Militärgeschichte. Walter von Känel will sich nicht äussern zum Krieg in der Ukraine. Entlocken lässt er sich nur, dass er als Longines-Chef in Russland Wladimir Putin persönlich begegnet ist. Und erfahren hat, wie wichtig der russischen Führung das Ehrgefühl ist.  Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt. An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen. Inspiriert vom sozialrevolutionären Geist der Uhrmacher «Diese kapitalistische Gesellschaft hat unsere Bedürfnisse organisiert Man grüsst sich – Einwohnerinnen und Anarchistinnen in Saint-Imier: Anarchy 2023 vom 19 Kunterbunte Tupfen auf der Wiese: die Zelte des Anarchistenfests Die Punks der Band Plagöri machen vor ihrem Auftritt einen ziemlich entspannten Eindruck Klettern: Über 350 Veranstaltungen stehen auf dem Programm Aktivistinnen aus Flensburg verkaufen vor dem Eishockeystadion Slush-Eis zum Solipreis kühles Bier – und das nächste Spektakel wartet schon Aufgeräumte Stimmung: Hinter der Zeltblache kann das dreckige Geschirr deponiert werden sagt der Mann Mitte vierzig in die brennende Hitze hinein Und augenblicklich herrscht Aufruhr auf dieser kleinen Wiese in Saint-Imier auf der eine kleine Arbeitsgruppe über die Zukunft der Bewegung debattiert.\n\nDer italienische Anarchist der gerade noch mit rollendem R von Schulstreiks in Neapel erzählte die von den Träumen der Menschen im globalen Süden erzählte die Frau aus Auxerre und die Genossin aus Berlin Sie alle starren jetzt auf diesen selbst ernannten Advocatus Diaboli «Dann können wir ja jetzt nach Hause gehen» Es gibt Einwürfe und Gegenrede und Gelächter raues Gelächter ob dieser bodenlosen Frechheit zur angeblich aussichtslosen Lage des Anarchismus Saint-Imier im Berner Jura liegt auf halber Strecke zwischen Biel und La Chaux-de-Fonds Eine Frau am Wurststand in der Rue du Pont Und das Uhrenunternehmen Longines natürlich mit einem geschätzten Jahresumsatz von 1,5 Milliarden Franken Zwischen den Neubauten und den alten Pflastersteingassen eilen Mitte Juli Anarchisten von Workshop zu Workshop Drei Arbeiter vor einer portugiesischen Kneipe recken den Daumen nach oben wenn man nach ihrer Meinung zu den Gästen mit den schwarzen T-Shirts fragt Die Arbeiterinnen und Arbeiter der Uhrenindustrie stehen am Ausgangspunkt dieser Schweizer Weltgeschichte Anschauungsmaterial gibt der Film «Unrueh» des Schweizer Regisseurs Cyril Schäublin von 2022 Die Industrialisierung sowie eine bevorstehende Wirtschaftskrise erhöhten hier im Berner Jura den Leistungsdruck und schürten Ende des 19 Jahrhunderts unter der Arbeiterschaft das Verlangen nach einer herrschaftsfreien Ordnung In der sozialistischen Linken eskalierte gleichzeitig der Konflikt zwischen Karl Marx und Michail Bakunin der auf dem Weg zur Revolution für eine straff durchorganisierte Partei plädierte Bakunin wurde 1872 aus der sozialistischen Internationalen ausgeschlossen Er veranstaltete – angelockt vom sozialrevolutionären Geist der Uhrmacher im Berner Jura sowie der Versammlungs- und Pressefreiheit in der Schweiz – mit Gleichgesinnten die erste antiautoritäre Internationale «Seither ist Saint-Imier weltweit ein Code für den Anarchismus» sagt der Historiker Florian Eitel in der «Wochenzeitung» Im Juli 2023 – das 150-Jahr-Jubiläum wurde wegen Corona um ein Jahr verschoben – dürfen die Anarchisten immerhin den Parkplatz der Longines-Fabrik benutzen Ansonsten ist deren Bedeutung für den Kongress gleich null die alte Geschichte um Bakunin und die Uhrmacher sei für die aktuelle Zusammenkunft ohnehin nicht so wichtig Ein junger Kongressteilnehmer sagt: «Ich bin nicht sechzehn Stunden aus Norddeutschland in dieses Schweizer Kaff gefahren um alten toten Männern zu huldigen.»\nWozu also dann Das Lokal «Espace Noir» an der Hauptstrasse ist unter dem Jahr so etwas wie das Herz der überschaubaren lokalen Anarcho-Szene Während des Treffens ist hier zeitweise schon morgens kein Durchkommen mehr An mehreren Computern sitzen Anarchistinnen und klicken sich durch das Veranstaltungsprogramm antiautoritäre Perspektiven auf den Krieg in der Ukraine und anarchistisches Jodeln Klettern und Skaten – über 350 Veranstaltungen Gesundheitsversorgung und Putzen übernehmen Freiwillige Der Workshop zur Anarchie in Beziehungen findet im Kirchgemeindehaus der Pfarrei St-Georges statt An der Wand hängt ein kleiner Jesus am Kreuz Zwei Stunden beugen sich die Teilnehmerinnen über die Post-its und reden weil unter anderem Workshops mit Covid-Massnahmen-kritischem Anstrich im Programm auftauchen Auf dem Westschweizer Infoportal «Renversé» werden im Vorfeld esoterische und verschwörungstheoretische Tendenzen kritisiert Das Organisationskomitee verspricht in der Folge Vor Ort ist die Stimmung dann deutlich entspannter «Wir müssen nicht alle die gleiche Vorstellung von Anarchie haben» «An diesem Treffen wird Pluralismus nicht nur zugelassen Er wird gefeiert.» – «Ausser die Anarchokapitalisten» «Die sollen sich bitte verpissen.» Gemeint ist eine libertäre Strömung die für den radikal freien Markt und einen «Nullstaat» eintritt Die Frau sitzt am Boden und bespricht sich mit einem Freund ob man überhaupt mit der Presse sprechen möchte In den Augen vieler Anarchisten sind die Medien die echten Namen sollen nicht genannt werden kommen aus der Schweiz.\n«Ich erhoffe mir von diesem Kongress vor allem Informationen» «Wie kämpfen die Genossen in Dänemark oder Neuseeland gegen Gewalt und Rassismus Da habe ich ein paar sehr interessante Dinge gelernt.» Anarchie werde landläufig mit Chaos gleichgesetzt sagt Rafael: «Ich glaube nicht an die Revolution Dieses Treffen im Berner Jura sei keine Zäsur keine Urstunde einer neuen anarchistischen Bewegung «Im besten Fall können wir uns hier darauf verständigen Die Frage nach dem Wohin ist der rote Faden der Versammlung Grob gesagt geht es um Strategien nach aussen: Protestformen digitale Selbstverteidigung und «Versagen als politische Praxis» zum Beispiel anstelle von Erfolgsgeschichten die Storys von Fehlern und Niederlagen im sozialen Austausch zu normalisieren «Wir wollen eine Bewegung sein – aber neunzig Prozent der Leute an diesem Treffen sind weiss.» Selbstkritische Wortmeldungen zielen auch auf die Distanz zur Arbeiterklasse Ein Symbol verschiedener Standpunkte innerhalb der anarchistischen Bewegung steht am Fuss des Dorfes Unter dem Dach des lokalen Eishockeyteams ist eine riesige Buchmesse untergebracht Kämpferische Banner hängen neben Eishockeytrikots der Sainti-Bats an der Wand prangen holzgeschnitzte Wappen der umliegenden Dörfer Zufällige Titel aufliegender Bücher: «Syndikalismus in Schlesien» ein älterer Herr vom unabhängigen Genfer Libradio Selbstironisches Bonmot: «Wenn irgendwo ein Anarchist auftaucht Vor der Eishalle sitzt Romana aus Flensburg und verkauft rotgrünes Slush-Eis zum Solipreis «Da drin liegt genug Literatur für dreizehn Revolutionen» «Dort krieg ich die Energie und den Zusammenhalt Das Konzert später an diesem Abend gibt dann die griechisch-französisch-marokkanische Band Krav Boca Wilde Anarcho-Punks in Sturmmasken verwandeln die Salle de spectacles von Saint-Imier in ein Tollhaus fliegende Becher und Pyrotechnik inklusive Am nächsten Morgen trudeln auf Telegram frühe Nachrichten ein eine blaue Jacke oder Kopfhörer gefunden hat Welche Forderung Lotta und Rafael auf eine Fahne schreiben würden wollten wir nach der Zusammenkunft noch wissen vielleicht Tausende Anarchistinnen und Anarchisten strömen dieser Tage nach St-Imier Eine kleine Bestandesaufnahme über den Zustand der Revolution trägt eine runde Brille und einen angegrauten Bart der nahezu nahtlos mit einer struppigen Frisur verschmilzt «Ich bin seit fünfzig Jahren militanter Anarchist» Von Ambérieu-en-Bugey in Frankreich sei er hierhingefahren Vielleicht hat sich Antoine nur zufällig auf die Steinstufe an der Rue Francillon gesetzt Aber genau auf der gegenüberliegenden Strassenseite hat 1872 ein Stück Weltgeschichte stattgefunden gründete der russische Rebell Michail Bakunin zusammen mit jurassischen Revolutionären die Antiautoritäre Internationale Es war eine Gegenbewegung zur Internationalen Arbeiterassoziation von Karl Marx und Friedrich Engels und vor allem auch wenn es noch niemand so nannte: der Grundstein für den vernetzten Anarchismus Zu diesem Jubiläum – pandemiebedingt verzögert um ein Jahr – strömen derzeit aus der ganzen Welt Anarchisten unterschiedlichster Prägung in den Berner Jura um Gegenwart und Zukunft ihrer Bewegung neu auszuhandeln Am Morgen hat Antoine in der Küche ausgeholfen danach besuchte er einen Workshop zur kritischen Maskulinität «Sehr interessant» sei das gewesen sagt er Zu schaffen macht Antoine die zunehmende Digitalisierung der Bewegung: «Ich bin nicht so gut mit Computern.» Zu Hause in Frankreich engagiere er sich in der Union communiste libertaire Vom Treffen in der Schweiz erhofft er sich neue Impulse neue Kontakte im Kampf gegen den Faschismus Die Internationalität dieses Treffens atmet durch jeden Winkel St-Imiers An einer Strassenecke nicht weit davon entfernt stehen zwei Frauen mit grossen Koffern «und du?» «Aus Berlin.» 12 Stunden Weg habe sie auf sich genommen So klein das Nischendasein der Anarchismus in den meisten Regionen fristet so gross ist das Bedürfnis seiner Anhänger Geboren aus der Abspaltung haben sich die Anarchistinnen und Anarchisten immer wieder in neue Strömungen fragmentiert die das Treffen im Jura virtuell begleiten: Erbittert kämpfen Aktivisten um die Bandbreite der Bewegung die Revolution disst ihre Kinder: Sind Krypto-Währungen anarchistisch Ist Misstrauen gegenüber dem Pandemie-Management der WHO noch Systemkritik oder bereits Verschwörungstheorie Manche Workshops wurden offenbar kurzfristig abgesagt dass die Debattierenden den Raum verliessen Er steht vor einem kleinen Bücherstand in der Hockey-Arena von St-Imier Es ist ein absurdes Bild: Unter der Decke der Halle baumeln die Trikots der lokalen Eis-Heiligen Dicke Schinken und schmallippig verfasste Pamphlete Rund zweihundert Menschen streunen über die Büchermesse für die Revolution: Text «die intellektuelle Auseinandersetzung macht an dieser Veranstaltung einen Viertel Der Rest ist Party.» Ein Buch «zur Aktualität anarchistischer Klassiker» (1993) wechselt den Besitzer wie viele tatsächlich gekommen sind oder bis zum Ende von «Anarchy 2023» am Sonntag noch aufmarschieren Jede Regionalbahn aus Biel pumpt mehr Leute in schwarzen T-Shirts in das kleine Uhrendorf; die Parkplätze sind voll und auch der Campingplatz füllt sich allmählich Am Bahnhof begrüsst eine junge Frau im roten T-Shirt die Neuankömmlinge und drückt ihnen eine Karte in der gewünschten Sprache in die Hand einen Hybrid-Saal für Videokonferenzen und eine Küche Das Ortsbild der 5000-Seelen-Gemeinde ist am Donnerstagmittag von den Anarchistinnen und Anarchisten bestimmt: Sie liegen in Parks oder auf den Weiden Manchmal wirkt die gesamte Veranstaltung wie ein Woodstock mit weniger Farben Der Umsturz der Gesellschaft ist eine langwierige Angelegenheit Anlass zum Ärger bieten höchstens ein paar falsch parkierte Autos Bereits im Vorfeld hatte das Organisationskomitee klargestellt: «Anarchie ist keineswegs Chaos und Unordnung sondern das Gegenteil: Sie steht für eine antiautoritäre Haltung und eine persönliche und gesellschaftliche Organisation die die Emanzipation aller Menschen fördert.» Wohl auch deshalb unterstützt die Gemeinde St-Imier das Treffen Absperrungen und Räume «für einen privilegierten Pauschalbetrag zur Verfügung» «Die Organisatoren standen bei zwei Koordinationssitzungen mit der Kantonspolizei in Kontakt Sie mussten auch ein Sicherheitskonzept vorlegen.» Die Fahrt von St-Imier nach Bern dauert ein bisschen länger als üblich Grund seien «manifestations» in der Nähe der Fahrbahn um St-Imier liegt Michail Alexandrowitsch Bakunin begraben Es sei ja bereits der dritte Besuch heute an der Ruhestätte des Revolutionären hinter dem Grabstein liege stets eine Flasche Wodka bereit um auf das Wohl des längst verstorbenen Gründervaters anzustossen Romantischer könnte eine Revolution kaum sein Dahinter verbirgt sich tatsächlich eine Flasche Schnaps aber dessen Basis ist ja immerhin auch Wodka Im September 1872 war das kleine Dorf Saint-Imier im Berner Jura ein weltgeschichtlicher Brennpunkt: Anarchisten aus ganz Europa ver­sammelten sich dort ­zu einem Kongress IN DER ENGE DER ATELIERS: Den Uhrmachern von damals bot der Anarchismus die Vision einer besseren Welt Chef der Internationalen Arbeiter-Assoziation (IAA) Ihm warfen sie autoritäres Gebaren und diktatorischen Zentralismus vor Das war nicht nach dem Geschmack von Anarchisten September 1872 nach Saint-Imier ins Hôtel de ville kamen Diese Revolutionäre wollten zwar ebenfalls den ausbeuterischen Kapitalismus los werden Stattdessen propagierten sie individuelle Freiheit «Ni dieu ni maître» (weder Gott noch Meister) sollte ihre ­berühmte Losung lauten Leute mit grossen Namen kamen nach Saint-Imier Der bärtige Russe beeindruckte die Menschen durch seine mächtige Gestalt Er konnte stundenlang referieren und pausenlos rauchen Bakunin war bei vielen Aufständen und Umstürzen in ganz Europa an vorderster Front dabei gewesen Unter den Anarchistinnen und Anarchisten galt er als die personifizierte Revolution Auch der Italiener Giuseppe Fanelli und der damals erst 20jährige Errico Malatesta waren in Saint-Imier anwesend Eine Hauptrolle am Kongress spielten aber drei Schweizer Der Zürcher Filmemacher Cyril Schäublin hat einen Spiefilm über die Uhrmacherinnen und Uhrmacher im Jura und den Anarchismus gedreht: «Unrueh» blendet zurück in die 1870er Jahre als die Globalisierung die Uhrenindustrie im Jura erfasste und dort unter den Büezerinnen und Büezern anarchistische Ideale erblühen liess Schäublin erhielt an der diesjährigen Berlinale den Preis für die beste Regie Der Film kommt im November in die Schweizer Kinos Der Lehrer James Guillaume sowie die Brüder Léon und Adhémar Schwitzguébel waren Einheimische Sie hatten schon früh anarchistische Ideen verbreitet und die Jura-Föderation gegründet Im Umfeld der Uhrmacher von Saint-Imier und Sonvilier fanden sie ein fruchtbares Umfeld Warum sich der Anarchismus gerade dort so gut ausbreiten konnte heute Kurator für Geschichte am Neuen Museum in Biel in einer umfangreichen Studie untersucht.* Das abgelegene Tal war damals im Umbruch Firmen wie Longines produzierten für den Weltmarkt Diese Globalisierung verunsicherte die Uhrmacher zutiefst und schweisste sie zusammen Der Anarchismus bot ihnen den Traum vom besseren Leben in einer herrschaftsfreien Welt ohne Ausbeutung So konnte ein unscheinbares Uhrmacher-Dörfchen im Berner Jura plötzlich Weltgeschichte schreiben Im Jura entstand das Programm des libertären Kommunismus Die Fehde mit Übervater Karl Marx trug das Ihre dazu bei dass Saint-Imier bekannt und zum wichtigsten Erinnerungsort des Anarchismus wurde sich von Marx loszusagen und eine eigene Organisation Kurz zuvor hatte Marx seinen Widersacher Bakunin aber auch Guillaume und Schwitzguébel aus der IAA hinausgeworfen Marx wendete notorisch viel Energie darauf Die Ausbeute des Kongresses stand im umgekehrten Verhältnis zu seinen Folgen Es skizziert nämlich das Programm des Anarchismus oder libertären Kommunismus der sich dann zu einer globalen politischen Bewegung entwickelte Durch Aufstände soll der Kapitalismus überwunden und durch eine freie Assoziation von autonomen Produzenten ersetzt werden: Bis auf den heutigen Tag vermag diese Vision von der grossen Freiheit und einer Welt ohne Zwang Menschen zu begeistern und zu mobilisieren In Saint-Imier selber ist das anarchistische Ideengut immer noch lebendig: im Kulturzentrum «Espace noir» und durch Verfechter wie Aktivist Michel Némitz Er hat zusammen mit einem Kollektiv aus La Chaux-de-Fonds den Dokumentarfilm «Jura libertaire» in Erinnerung an den Kongress gedreht Die Unia hat das Werk mit einem Beitrag unterstützt Und auch der Zürcher Regisseur Cyril Schäublin bringt die anarchistische Geschichte von Saint-Imier demnächst als Spielfilm ins Kino (siehe Box) Die Gemeinde selber aber schweigt lieber über ihre Vergangenheit Angaben über den historisch wichtigen Kongress sucht man auf ihrer Website vergeblich * Florian Eitel: Anarchistische Uhrmacher in der Schweiz Mai 2025Wer die gegenwärtigen Probleme für Mieterinnen und Mieter in der Schweiz begreifen will April 2025Vor 55 Jahren wurde die ­Stiftung Ecap von der ­italienischen Gewerkschaft CGIL gegründet Heute ist Ecap das zweitgrösste ­Erwachsenenbildungsinstitut der Schweiz – mit einem speziellen Angebot für Migrantinnen und Büezer... Bitte fülle alle mit * gekennzeichneten Felder aus work ‒ Gewerkschaft Unia Weltpoststrasse 20 Telefon: 031 350 24 18redaktion@workzeitung.chverlag@workzeitung.ch © 2025 work ‒ die Zeitung der Gewerkschaft Datenschutz Aus ganz Europa pilgern nächste Woche Anarchistinnen und Anarchisten für ein spezielles Jubiläum in den Berner Jura. Ihr Programm bietet Einblick in die heutige Welt des Widerstands. Am 15. und 16. September 1872 gründete der russische Revolutionär Bakunin im Hotel Central die Antiautoritäre Internationale. Noch heute weht der revolutionäre Geist durch die Berner Gemeinde, etwa im Espace Noir, einem anarchistischen Kulturzentrum. Bereits vor einem Jahr wollten sich die über den Globus versprengten Anhänger des Anarchismus in St. Imier treffen – doch machte ihnen die Coronapandemie einen Strich durch die Rechnung. Umso grösser sind die Erwartungen an das Fest, das am kommenden Mittwoch beginnen soll. Ein Camping, drei Turnhallen und ein grosses Gebäude sollen die Massen aufnehmen. Angekündigt ist eine schier unüberblickbare Vielzahl von Theatern, Konzerten, Lesungen und Diskussionsforen über Gegenwart und Zukunft des Anarchismus in all seinen Verästelungen. Welche Workshops wirklich stattfinden werden, ist allerdings ziemlich unklar. Offenbar ist es nicht besonders schwierig, einen solchen in die Liste eintragen zu lassen. Einträge von Verschwörungstheoretikern führen im Vorfeld des Events zu Diskussionen, unter anderem auf Telegram. In der Liste finden sich auch Präsentationen über Pandemieverträge, Impfzwänge und andere Hirngespinste. Die Behörden zumindest sehen der Veranstaltung ziemlich entspannt entgegen. Die Gemeinde St. Imier kündigte den Anlass letzte Woche in einem Informationsbulletin unaufgeregt an und verwies für Detailinformationen an die Veranstalter. Bei der Kantonspolizei Bern hat man Kenntnis vom Anarchistenaufmarsch und steht in Kontakt mit den Veranstaltern. «Unrueh» ist ein politisches Epos rund um neue Technologien Jahrhundert eine kleine Uhrmacherstadt in der Schweiz veränderten Von Pierre-André Schmittam 10.03.2023 - 16:49 UhrUnruh – so heisst eines der wichtigsten Teile der Uhr Unruh - so lautet auch der Titel eines Buches über die Geschichte der schweizerischen Uhrenindustrie von Bruno Bohlhalter Das Buch können wir zur Lektüre wärmstens empfehlen Unrueh – diesmal schweizerdeutsch geschrieben – heisst auch ein Film Es geht um Saint-Imier in den 1870er Jahren um die Uhrenindustrie und um den Jura als damaliges Zentrum des Anarchismus der die Branche und ihre einstigen Arbeitsbedingungen aus familiären Erzählungen bestens kennt: Seine Urgrosseltern Grosseltern und Tanten arbeiteten bei Revue Thommen die Frauen vorab als Regleusen an der Unruh ein harmloser Historienschinken indes ist er nicht eher ein politisches Epos rund um neue Technologien welche eine kleine Uhrmacherstadt in der Schweiz des ausgehenden 19 Ihren Auftritt hat die junge Fabrikarbeiterin Josephine die sich in anarchistischen Zirkeln zu bewegen beginnt und Pjotr Alexejewitsch Kropotkin trifft «wunderbar vielfältig und entschieden gegen den Strich» Ein Disclaimer allerdings sei für Freundinnen und Freunde der schnellen und lauten Actionfilme angebracht: Sie werden wohl eher unruhig auf den Sesseln herumrutschen und sich langweilen der nebenbei historische Fakten über technische wirtschaftliche und soziokulturelle Aspekte der Zeitmessung transportiert Sowieso: Einen Schweizer Film über die Schweizer Uhrenindustrie darf man sich nicht entgehen lassen AnmeldenThemen per E-mail folgen#UhrenFolgen#FilmFolgenIhr KommentarMelden Sie sich an und diskutieren Sie mit René Beyer hat das Familienunternehmen in achter Generation 30 Jahre lang geführt seit 2017 CEO von Breitling und auch am Unternehmen beteiligt hat mit der Marke inzwischen viel erreicht Nun zündet er die nächste Stufe mit Aussicht auf ein Grande finale Unruh – so heisst eines der wichtigsten Teile der Uhr wo die sechs neuen BKW-Solarkraftwerke stehen sollen Auch ein Projekt im Berner Jura ist geplant Die BKW stellte heute sechs neue alpine Solarprojekte vor Zwei davon befinden sich in der Region Meiringen Eines soll in Adelboden entstehen und eines in Saint-Imier im Berner Jura Die Kraftwerke sollen dereinst rund 21'000 Vierpersonenhaushalte mit Strom versorgen und werden rund 100 Gigawattstunden Strom pro Jahr produzieren Dass an allen sechs Standorten einmal Strom produziert wird BKW-Geschäftsführer Robert Itschner sagt dazu: «Es gibt externe Rahmenbedingungen Dazu gehören die Akzeptanz der Projekte in den Gemeinden sowie die Dauer der Bewilligungsverfahren für Netzverstärkungen.» Von den sechs vorgestellten alpinen Solaranlagen befinden sich nur fünf in den Alpen Die Bezeichnung «alpin» ist nämlich nicht unbedingt an einen geografischen Standort gebunden Produziert ein Kraftwerk mehr als 500 Kilowattstunden Energie Die geplante Anlage auf dem Mont Soleil erfüllt mit ihrem Winterertrag von 545 Kilowattstunden diese Kriterien weil sie mit dem Prädikat «alpin» ebenfalls von den erleichterten Verfahren profitieren kann die der Bund im Rahmen des «Solarexpress» in Aussicht gestellt hat Doch machen Solarparks auf dem Jura überhaupt Sinn Das treffe für den Standort am Mont Soleil zu: «Es gibt eine Strasse da hoch und auch der Netzanschluss ist gut» Weiter kenne man den Standort bei der BKW gut Bereits seit über 30 Jahren steht auf dem Mont Soleil eine Photovoltaik-Anlage: «Wir haben dort den Teststand und kennen die Lage bestens Eigentlich spricht sehr viel für diesen Standort.» Im Grossen und Ganzen scheint das Potenzial also vorhanden zu sein die gegen die Solaranlagen auf den Jurahöhen sprechen sagt der BKW-Geschäftsführer und macht ein Beispiel: «Solaranlagen brauchen grosse Flächen Und die gibt es seit einigen Jahren am Mont Soleil Mit dem Solarpark entwickelt sich der Standort zunehmend zum Energiecluster das sei gut: «Wir können so bereits bestehende Infrastruktur nutzen um die Photovoltaikanlage anzuschliessen.» in der Bevölkerung rund um den Mont Soleil hat es aber – gerade mit Blick auf die Windanlagen – immer wieder Unmut gegeben Robert Itschner ist zuversichtlich: «Der Stadtrat von Saint-Imier hat dem Projekt mit grosser Mehrheit zugestimmt Die lokale Bevölkerung hat also die Möglichkeit dass das Projekt auf der Jurahöhe schneller fertiggestellt wird als die Solarprojekte in den Alpen dass Solarprojekte auch im Jura möglich sind Im Berner Jura treffen sich dieses Wochenende Anarchistinnen und Anarchisten aus der ganzen Welt zu einem viertägigen Kongress 100Am Rand von St-Imier bildet sich schon am frühen Mittwochnachmittag eine Zeltstadt sitzt auf dem Vorplatz des Espace Noir in St-Imier und trinkt ein alkoholfreies Bier Angekommen sei sie erst vor wenigen Stunden «Ich fühle mich aber schon jetzt extrem wohl hier» sagt sie und blickt gut gelaunt in die Runde Um diesen Artikel vollständig lesen zu können St-Imier im Berner Jura erinnert sich an das legendäre Anarchistentreffen vor 150 Jahren Das rebellische Denken lebt im Ort wieder auf 3Arbeitet an einer gerechten Welt: Anarchist Michel Némitz vom Kollektiv des Kulturzentrums Espace Noir in St-Imier Foto: Nicole PhilippBloss eine Strassentafel im gesichtslosen Industriegebiet erinnert heute an St-Imiers kurzen Auftritt auf der Weltbühne Die erst kürzlich angelegte Rue Bakounine hat ihren Namen vom russischen Revolutionär Michail Bakunin (1814–1876) Vor 150 Jahren traf sich dieser mit Mitstreitern im bernjurassischen Städtchen zu einer internationalen Konferenz Es war die Geburtsstunde der internationalen anarchistischen Bewegung Flammend sprach er sich gegen Privatbesitz und den Staat aus Und für eine Zukunft mit individueller Freiheit für alle Die Rue Bakounine aber passt schlecht zu diesen Idealen flankiert von Einfamilienhäusern mit Privatgärten Bakunin würde sich in seinem Grab auf dem Bremgartenfriedhof in Bern umdrehen Ein paar Schritte weiter stand einst der Gasthof de la Clef in den 1870er-Jahren der Treffpunkt der Anarchisten aus dem In- und Ausland Heute befindet sich dort der Technologiepark La Clef In einer Broschüre warb die bernjurassische Wirtschaftsförderung mit dem saloppen Versprechen auf diesem Gelände seien immer schon revolutionäre Ideen entwickelt worden 1 / 3Die neu angelegte Rue Bakounine in einem Einfamilienhausquartier von St-Imier passt nicht zum antikapitalistischen Denken des Revolutionärs Foto: Nicole Philipp«So wird Bakunins radikale Systemkritik verwässert zu einem inhaltsleeren Schlagwort» der am Neuen Museum Biel als Kurator wirkt hat einen dicken Wälzer über die anarchistischen Uhrmacher in der Schweiz geschrieben – mit besonderer Berücksichtigung des Vallon de St-Imier Eitel macht einen kurzen Abstecher in Europas und St-Imiers Vergangenheit In der 1864 gegründeten Internationale der Arbeiterbewegung brachen bald Richtungskämpfe aus Das Lager um Karl Marx war für eine zentrale Führung Bakunin und die Anarchisten aber forderten eine Auflösung aller autoritären Strukturen und eine Organisation von unten nach oben September 1872 gründeten 15 abtrünnige Delegierte aus Europa und den USA – unter ihnen Bakunin – in St-Imier eine Gegenorganisation: die antiautoritäre Internationale dass sich die anarchistische Bewegung ausgerechnet im bernjurassischen Städtchen formierte «Für den Aufstieg des Anarchismus brauchte es eine Globalisierungserfahrung» Und die liess sich in den 1870er-Jahren im aufstrebenden Industrieort St-Imier «wie in einem Labor» machen Von 1800 bis 1890 verneunfachte sich St-Imiers Bevölkerungszahl auf 8000 Die mobilen Uhrenarbeiter waren den Krisen des Weltmarkts ausgesetzt Sie erfuhren so den globalen Ursprung ihrer lokalen Probleme Früh schlossen sie sich deshalb gewerkschaftlich zusammen Im Jura sprachen sie auf die Theorien des Anarchismus an der seinerseits durch die Kampferfahrung der jurassischen Uhrenarbeiter weltweit Schule machte 1 / 3Mehrfach zu Besuch bei den Uhrenarbeitern von St-Imier: Der russische Revolutionär Michail Bakunin (1814–1876) Foto: KeystoneNach anfänglicher Duldung im Schweizer Bundesstaat von 1848 wurden Anarchisten ab 1877 politisch isoliert «Die antiautoritäre Internationale zerfiel dass man 2008 das frühere Hôtel de la Maison de Ville abreissen wollte in dem der Kongress von 1872 stattgefunden habe Eine lokale Protestbewegung verhinderte das dann «St-Imier hat heute ein entspanntes Verhältnis zum Anarchismus.» Die Spurensuche nach alten Schauplätzen führt von St-Imiers industrieller Peripherie ins Zentrum des Städtchens Vor dem markanten früheren Hôtel de la Maison de Ville wartet Stadtpräsident Denis Gerber Denn als Wiege des Anarchismus erhält seine Gemeinde Besuch von historisch interessierten Touristinnen und Touristen fand 1872 der internationale Kongress der Anarchisten statt Das Haus in St-Imiers Zentrum steht noch und hiess zwischenzeitlich Hôtel Central Foto: Mémoires d’ici / Collection Musée de Saint-Imier«St-Imier hat heute ein entspanntes Verhältnis zum Anarchismus in einer Demokratie respektiert man andere Überzeugungen» fügt aber an: «Als FDP-Mann teile ich diese natürlich nicht.» Die hoch qualifizierten Angestellten von St-Imiers Uhrenfirmen seien übrigens nicht mehr so rebellisch wie vor 150 Jahren Eine Wiedererweckung erlebte St-Imiers anarchistische Vergangenheit 2012 als sich nicht weniger als 4000 Teilnehmende aus aller Welt am Ursprungsort ihrer Bewegung für eine Konferenz einfanden dass man vor Anarchisten heute keine Angst mehr haben muss» Kantonspolizei und Gemeinde aber hatten wenig zu tun Nach ihren Workshops über einen globalen Umbau der Gesellschaft entsorgten die friedlichen Freiheitskämpferinnen und -kämpfer sogar ihre Abfälle perfekt Organisiert wurde die Konferenz von der Kooperative Espace Noir ein paar Schritte vom früheren Hôtel de la Maison de Ville entfernt Hier kann man Anarchisten von heute treffen die St-Imiers rebellische Tradition wieder aufleben liessen reagiert Michel Némitz (63) mit ansteckendem Gelächter und schüttelt seine silbern gelockte Mähne Natürlich kennt ein anarchistisches Kollektiv keine Hierarchien 1 / 3Eine Institution in St-Imier: Die anarchistische Kooperative Espace Noir in einer einstigen Uhrenwerkstatt Fotos: Nicole PhilippDer Espace vereinigt eine Bar ein Kellertheater und St-Imiers letztes überlebendes Kino Némitz begrüsst in der abenteuerlich vollgestopften Bibliothek Wollen die Anarchisten immer noch den Staat zerstören «Wir haben im Moment nicht die Mittel dazu» «Aber wir kämpfen in einem weltweiten Netzwerk von Kooperativen und Vereinigungen für einen fundamentalen gesellschaftlichen Wandel.» «Der Espace Noir ist ein Instrument eines globalen Kampfes.» Die 1984 gegründete Kooperative Espace Noir kaufte ein zerfallenes früheres Uhrenatelier in St-Imiers Zentrum um dort dem Anarchismus wieder eine lokale Basis zu geben Anarchisten kaufen ein Haus auf dem von ihnen geschmähten kapitalistischen Markt «wir entzogen das Haus der Spekulation und kollektivierten es Im Espace Noir kommt man sich mitten im weiten Meer des Kapitalismus vor wie auf einer kleinen Insel auf die sich der Anarchismus heute zurückgezogen hat «Dieser Ort ist ein Instrument eines globalen Kampfes» Von hier aus wolle man sich auf eine gerechte Gesellschaft zu bewegen Aber schon bei vielen Einheimischen stösst der Espace Noir auf Skepsis «Der Espace Noir wird in St-Imier als kultureller Faktor respektiert und von der Gemeinde mit einem jährlichen Beitrag unterstützt» «aber SVP-Anhänger verkehren dort eher nicht.» Derzeit arbeiten sie im Espace Noir am nächsten grossen Anarchistenkongress in St-Imier Wegen der Pandemie kann er nicht rechtzeitig zum 150-Jahr-Jubiläum des Gründungskongresses von 1872 Juli 2022 wird es aber schon ein Vorbereitungstreffen mit 500 Teilnehmenden geben auf St-Imiers Marktplatz singen dann auch anarchistische Chöre Mit von der Partie werden auch zahlreiche Frauen sein Die anarchistische Feuertaufe von 1872 war noch eine Männersache In den Mitgliederlisten der frühen Uhrengewerkschaften von St-Imier habe er keine Frauen gefunden «Für die Uhrenarbeiter waren sie eine Konkurrenz weil ihnen in den Fabriken tiefere Löhne bezahlt wurden.» gibt es noch einen zweiten Anarchismus-Hotspot wie Eda Bilir im wilden Garten eines historischen Hauses erzählt dass sich das anarchistische Kollektiv in einer 1904 erbauten Direktorenvilla eingerichtet hat in der der Chef des lokalen Elektrizitätswerks wohnte Das anarchische Kollektiv nennt das Haus passend die «Dezentrale» in denen Handlungsanleitungen für faire Wirtschaft partizipative Demokratie oder gegen den Klimawandel diskutiert werden Am Tisch im Garten haben Chris Zumbrunn aus Thun Eda Bilir aus Kurdistan sowie Richard Moore aus Irland und Gian Piero de Bellis aus Italien Platz genommen Gleich entspinnt sich eine partizipative Diskussion 1 / 2Vernetzt für eine globale Demokratisierung der Gesellschaft (von links): Richard Moore Chris Zumbrunn und Gian Piero de Bellis vor der früheren Direktorenvilla auf dem Mont Soleil in der sich heute die anarchistische «Dezentrale» befindet Fotos: Nicole PhilippRichard Moore führt aus dass eine wirklich demokratische Diskussion zu gemeinsamen Lösungen führe – und nicht bloss zu Kompromissen in denen laut Moore «die Diktatur der Mehrheit» obsiege De Bellis freut sich über die tiefe Beteiligung bei Frankreichs Wahlen und sieht das als positives Zeichen für eine Krise des gängigen politischen Systems Ist die Dezentrale eine idealistische Werkstatt zur Weltverbesserung dass der Staat zerfällt und einer neuen Realität Platz macht» «Viele wirklich demokratischen Alternativen wie gerechter Handel oder ein offenes Internet wären schon da» wohlorganisierte Schweiz für den anarchistischen Turnaround ein hartes Pflaster sei dass es mit der direkten Demokratie oder der Gemeindeautonomie durchaus anarchistische Elemente im System der Eidgenossenschaft gebe Nach der Talfahrt mit dem Funiculaire landet man wieder in St-Imiers Wirklichkeit und auf dem Marktplatz Juli werden die dort feiernden Anarchistinnen und Anarchisten die aufgebaute Bühne freigeben für die Vorbereitung der 1.-August-Feier Die Gemeinde unterstütze die Feierlichkeiten aktiv Lächelnd führt er an: «Der Switch vom Anarchismus zum Patriotismus ist in St-Imier kein Problem Weitere Newsletter Wir erzählen Geschichten entlang der Wanderroute vom Jura bis ins Oberland Und dazwischen auch aus dem Emmental und dem Oberaargau Route: Von St-Imier steigt der Weg zu den Combe-Grède-Felskesseln an Über Stufen aus Kalkstein und im Felsen verankerte Leitern wird die Schlucht überwunden Der Bergweg erfordert Trittsicherheit sowie eine gute körperliche Verfassung Nach der Schlucht weiter auf den Chasseral und von dort hinunter nach Nods Highlights: Um die Combe Grède ranken sich mancherlei Sagen Der Chasseral ist mit 1606 Metern die höchste Erhebung im Berner Jura Das beim Hotel aufgestellte Panorama benennt 160 Gipfel Nods hat einen malerischen Ortskern und einen Gemeindeturm Hier finden Sie eine Übersicht mit allen bisher erschienenen Artikeln Infos: viaberna.ch Die Hochschule der Künste «geht an Land»: Jedes Jahr will sie in einem Dorf Kultur veranstalten Als Erstes kommen Saint-Imier und die Region Chasseral in den Genuss 12:171 / 4Zeugnis der industriellen Blüte: Der alte Schlachthof von Saint-Imier.Urs BaumannIn Saint-Imier hat der alte Schlachthof seine beste Zeit hinter sich Der Winter zieht an diesem kalten Januartag durch die eingeschlagenen Scheiben in die Fabrikhallen Im Gang warten rote Parkbänke auf den Frühling Weiter hinten erzählen rostige Spinde von damals als hier die Metzger ihre Jacke gegen die Schürze tauschten Christian Pauli von der Hochschule der Künste Bern (HKB) trifft zwei Vertreter der Gemeinde von Saint-Imier sowie Viviane Vienat und Géraldine Guesdon-Annan vom Naturpark Chasseral welcher Raum sich für das Eröffnungskonzert von «HKB geht an Land» am besten eignet das der HKB-Kommunika­tionschef mitinitiiert hat will die in den Städten beheimatete Hochschule der Künste dem Land Jedes Jahr soll künftig eine Gemeinde in den Genuss eines aussergewöhn­lichen Kulturprogramms kommen Juni geht es in Saint-Imier mit einem klassischen Konzert los (siehe Box) Noch sind die Räume vollgestellt mit Verkehrsschildern Saint-Imier nutzt den alten Schlachthof als Depot des Tiefbauamts Die Gemeindevertreter sind skeptisch: Wo sollen sie denn all die Dinge lagern «Falls wir keinen anderen Raum finden für das Material Mit grundsätzlichen Vorbehalten hat Christian Pauli nicht gerechnet die Gemeinde hatte die Mitarbeit längst zugesagt Jetzt stehen also logistische Probleme im Weg Es muss schnell gehen: Bis Ende Monat muss ein Ersatzdepot her sonst kann das Programm nicht wie vorgesehen durchgeführt werden Auf die Ausschreibung der HKB hatten sich 25 Gemeinden gemeldet 15 haben schliesslich ein Dossier eingereicht Drei Projekte schafften es in die engere Auswahl Mit «HKB geht an Land» will sich die Kunsthochschule dort präsentieren wo man vielleicht gar nicht so richtig weiss Oder wo man erst einmal misstrauisch ist gegen die Schöngeister aus der Stadt Christian Pauli erzählt von «politisch-kulturell überraschenden Begegnungen» im Auswahlprozess wo der frühere Avantgarde-Musiker Pauli auf Auns-Geschäftsführer Werner Gartenmann traf der sich mit einem Projekt für seine Gemeinde beworben hatte – gut möglich dass Matten in der nächsten Runde den Zuschlag erhält dass sie kulturell und sprachlich weit weg ist von der Stadt Bern Ein Plus – und durchaus «gäbig» – war: Mit dem Naturpark Chasseral ist ein Partner federführend der Erfahrung mit dem Aufgleisen von Kulturprojekten hat Der Naturpark ist eine Kooperation der Regions­gemeinden touristische und wirtschaftliche Wertschöpfung nachhaltig zu stärken Überzeugt hat die Bewerbung mit ihrem klaren Fokus: Sie habe «die Identität der Region aufgegriffen» Den Dozenten und Studenten bietet sich die Möglichkeit Thema ist die industrielle Vergangenheit des Berner Jura Nicht nur die «Fleischhalle» wird beschallt auch eine Werkzeugfabrik in Courtelary und die ehemalige Holzstofffabrik in Péry-La Heutte sind ungewohnte Schauplätze der Kulturproduktionen Einst florierte im Vallon de Saint-Imier und im Bas-Vallon die Industrie heute wirkt die ­Gegend ziemlich heruntergekommen Gegenüber dem Bahnhof Saint-Imier steht das alte ­Kino – einst ein stattliches Gebäude Für die Region sind die Zerfallserscheinungen unschön für Kulturschaffende ist der Geruch der Industriegeschichte indes ein Segen die von der früheren industriellen Blüte zeugen Wie der alte Schlachthof mit den geborstenen Scheiben Ach ja: Für das Materialdepot der Gemeinde Saint-Imier liess sich mittlerweile eine Lösung finden Der Weg ist frei für den Landgang der Schöngeister An zwei Wochenenden kapert die HKB den Berner Jura: vom 9 Zum Auftakt erklingt «Klassik in der Fleischhalle» in Saint-Imier Neben Anlässen im alten Schlachthof gibt es Produktionen im Kulturlokal Espace Noir Das Angebot soll die Breite der Ausbildung an der HKB ­zeigen: Studierende aus Gestaltung und Kunst Musik und Medienkunst oder Musik und Bewegung steuern Projekte bei Auch die Bevölkerung wird involviert: Unter Anleitung von HKB-Schlagzeugdozenten wird sie experimentelle Musik aufführen Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch September 1872 reiste eine Gruppe Revolutionär*innen von Zürich nach La Chaux-de-Fonds Unter ihnen sieben russi­sche Studen­tinnen: Warwara Iwanowna Alex­an­d­rowa Maroussia Potot­skaja und Warwara Iwanowna Wachows­kaja In ihrer Beglei­tung befand sich kein Gerin­gerer als der damals 58-jährige aus Russ­land stam­mende Revo­lu­tionär Michail Bakunin Am Folgetag setzte die Gruppe ihre Reise ins juras­si­sche Saint-Imier fort September 1872 – also vor genau 150 Jahren – ein geschichts­träch­tiges Treffen statt­finden sollte: Der Kongress von Saint-Imier der als Geburts­stunde des modernen Anar­chismus gilt Während es Bakunin in alle Geschichts­bü­cher geschafft hat gingen die sieben russi­schen Studen­tinnen – genauso wie viele andere – weit­ge­hend vergessen Trotz ihrer eman­zi­pa­to­ri­schen Grund­aus­rich­tung ist die anar­chi­sti­sche Geschichts­schrei­bung bis heute allzu sehr eine der grossen Männer und ihrer Konflikte Ein Blick in die Archive aber zeigt: Hinter dogma­ti­schen Erzäh­lungen die Geschichte in ein ideo­lo­gi­sches Gehäuse einzu­engen die ihre eigene poli­ti­sche Linie vertraten und deren Ansichten neue Erkennt­nisse über den poli­ti­schen Flügel­kampf jener Jahre geben Etwa 200 Menschen aus der Schweiz, Italien, Frank­reich, Spanien, Russ­land und England versam­melten sich an jenen Septem­ber­tagen in Saint-Imier – unter ihnen 15 Dele­gierte aus unter­schied­li­chen Arbeiter*innengruppen. Als sie das Treffen nach zwei Diskus­si­ons­tagen mit dem Ruf „Es lebe die soziale Revo­lu­tion“ been­deten, schrieben sie ein Stück Global­ge­schichte Zumin­dest rück­blickend lässt sich das sagen Denn die Dele­gierten hatten sich auf eine Art Grün­dungs­ma­ni­fest des Anar­chismus geei­nigt wie aus der Abschluss­re­so­lu­tion des Kongresses hervor­geht: Dem Prole­ta­riat darf keine einheit­liche poli­ti­sche Linie aufge­zwungen werden; Auto­nomie und Selbst­be­stim­mung sind bedin­gungslos zu akzep­tieren; die Revo­lu­tion muss das Werk der Arbei­tenden selbst sein keine Partei und keine Regie­rung in ihrem Namen handeln darf Es war eine Kampf­an­sage an die herr­schenden Klassen aber auch an den auto­ri­tären Teil der Arbeiter*innenbewegung Die in Saint-Imier gefassten Beschlüsse wurden über­setzt und trans­na­tional verbreitet Zudem konnten die Aktivist*innen dank neu geknüpften Bekannt­schaften ein inter­na­tio­nales Netz­werk der Kommu­ni­ka­tion und gegen­sei­tigen Hilfe aufbauen Bis heute beziehen sich Anarchist*innen auf dieses Treffen Und zu Recht halten Aktivist*innen und Historiker*innen die Erin­ne­rung an dieses histo­ri­sche Ereignis wach wie wir die Geschichte dieses Kongresses erzählen Die her(r )kömm­liche Geschichts­schrei­bung erzählt von der 1864 in London gegrün­deten Inter­na­tio­nalen Arbei­ter­as­so­zia­tion – bekannt als Erste Inter­na­tio­nale – und den zuneh­menden Span­nungen zwischen dem im Londoner Exil lebenden Karl Marx und dem vor allem aus der Schweiz agie­renden Michail Bakunin In diesem Konflikt ging es letzt­end­lich darum was die Inter­na­tio­nale über­haupt sein sollte der geschäfts­füh­renden Instanz der Ersten Inter­na­tio­nalen wollte Marx aus der Orga­ni­sa­tion eine Art Partei mit einer zentralen Leitung machen Seiner Vision nach mussten die Arbei­tenden die Staats­macht ergreifen Bakunin hingegen kriti­sierte diese Stra­tegie die aus seiner Sicht neue Hier­ar­chien schuf Die „Zerstö­rung jeder poli­ti­schen Macht“ Bakunin sah in der Inter­na­tio­nalen einen föde­ra­li­sti­schen Zusam­men­schluss von Gruppen die sich vor allem gewerk­schaft­lich engagierten In dieser monat­lich erschei­nenden Arti­kel­serie beleuchten Expert*innen vergan­gene Ereig­nisse und wie sie unsere Gesell­schaft bis heute prägen.  Befasst auch du dich intensiv mit einem geschicht­li­chen Thema das für das Lamm inter­es­sant sein könnte Und möch­test du dieses einem breiten Publikum zugäng­lich machen und damit zu einem besseren Verständnis des aktu­ellen Zeit­ge­sche­hens beitragen?  Dann melde dich mit einem Arti­kel­vor­schlag bei: geschichte.heute@daslamm.ch Als Bakunin die Macht des Gene­ral­rats unter Marxens Kontrolle zuneh­mend kriti­sierte rief Letzt­ge­nannter kurzer­hand zu einem Kongress im nieder­län­di­schen Den Haag auf an dem Bakunin aufgrund von Reise­be­schrän­kungen nicht teil­nehmen konnte So wurden Bakunin und seine Anhänger*innen aus der Inter­na­tio­nalen ausgeschlossen Die mit diesem Beschluss Unzu­frie­denen riefen daraufhin die Zusam­men­kunft in Saint-Imier ein Sektionen der Inter­na­tio­nalen aus unter­schied­li­chen Ländern erklärten die in Den Haag gefällten Beschlüsse als nichtig und kriti­sierten den Auto­ri­ta­rismus des Generalrats Die Erste Inter­na­tio­nale war von nun an gespalten Je nach poli­ti­scher Über­zeu­gung kann man mit dem einen oder anderen sympa­thi­sieren Die Struktur der Geschichte bleibt aber eine ähnliche: eine Geschichte von zwei wort­ge­wandten dass nach Saint-Imier die Posi­tionen noch nicht defi­nitiv bezogen waren Der allzu klar wirkende Graben war noch nicht für alle unüber­windbar Denn in den kommenden Jahren versuchten verschie­dene Aktivist*innen die poli­ti­schen Diffe­renzen zwischen Marx und Bakunin zu überbrücken Zu ihnen gehörte ein belgi­scher Arzt namens César De Paepe In verschie­denen theo­re­ti­schen Inter­ven­tionen über die Rolle des Staates in einer zukünf­tigen Gesell­schaft vermit­telte er zwischen den Posi­tionen von Marx und Bakunin Die Spal­tung der Inter­na­tio­nalen war also weder defi­nitiv noch fein­säu­ber­lich Wer die poli­ti­schen Posi­tionen auf jene von Marx und Bakunin redu­ziert vertritt ein dogma­ti­sches Geschichtsbild Kompli­zierter ist die Geschichte auch deshalb weil die in Saint-Imier Anwe­senden gar nicht von Anar­chismus spra­chen „Sozia­lismus“ oder „Kollek­ti­vismus“ benutzten Erst einige Jahre später setzte sich „Anar­chismus“ als Selbst­be­zeich­nung durch Der in Saint-Imier anwe­sende fran­zö­si­sche Lehrer und Revo­lu­tionär Gustave Lefran­çais etwa blieb skep­tisch gegen­über dem Anar­chismus-Begriff die Arbei­tenden könnten davon abge­schreckt werden weil Anar­chismus für ihn zu sehr nach Indi­vi­dua­lismus klang Doch viel wich­tiger als die Begriffs­frage ist: Die poli­ti­schen Reso­lu­tionen von Saint-Imier wurden nicht nur in den hohen Lüften der Theorie entwickelt sondern ebenso auf dem harten Boden der alltäg­li­chen poli­ti­schen Praxis Die Erste Inter­na­tio­nale war ein beispiel­loses Gebilde Denn zum ersten Mal verbün­deten sich unter­schied­liche Arbeiter*innenorganisationen zu einem trans­na­tio­nalen Netz­werk und verspra­chen sich soli­da­ri­sche Unter­stüt­zung Für die meisten ihrer Mitglieder sollte die Erste Inter­na­tio­nale in erster Linie konkrete Soli­da­rität jenseits regio­naler oder natio­naler Grenzen ermög­li­chen: Zum Beispiel strei­kende Genoss*innen finan­ziell unter­stützen dass engli­sche Arbeitgeber*innen belgi­sche Streikbrecher*innen einstellen konnten Wer muss Mitglie­der­bei­träge bezahlen – und wie viel Wie kann man sich der Vertrau­ens­wür­dig­keit der Geldkurier*innen verge­wis­sern Wie soll mit der Hier­ar­chie zwischen den finanz­starken engli­schen Massen­ge­werk­schaften und den kleinen Gewerk­schaften des west­li­chen Konti­nen­tal­eu­ropas umge­gangen werden Der fran­zö­si­sche Histo­riker Nicolas Delal­ande hat in seinem Buch La Lutte et l’Entraide L’âge des soli­da­rités ouvrières (frei über­setzt: „Kampf und gegen­sei­tige Hilfe Das Zeit­alter der Arbei­ter­so­li­da­rität“) gezeigt welche die einfa­chen Mitglieder der Inter­na­tio­nale umtrieben Der Konflikt zwischen marx­schem Zentra­lismus und lokaler Auto­nomie entsprang also weniger aus abstrakten Werte­hal­tungen als aus den konkreten poli­ti­schen Bedürf­nissen und Inter­essen der Aktivist*innen So war auch die alles entschei­dende Staats­frage keine rein philo­so­phi­sche wie man sich im spezi­fi­schen Kontext der dama­ligen Zeit konkret orga­ni­sieren sollte welches Ausmass an Insti­tu­tio­na­li­sie­rung notwendig war – und wann zu viel Büro­kratie schäd­lich wurde in den Beschlüssen von Saint-Imier allge­mein­gül­tige Prin­zi­pien zu sehen Die Aktivist*innen einigten sich in Saint-Imier auf keine zeit­lose Ideo­logie In der Folge wurden die Grund­sätze immer wieder neu inter­pre­tiert aus ihnen wurden unter­schied­liche poli­ti­sche Stra­te­gien abge­leitet die anar­chi­sti­schen Prin­zi­pien an neue Bege­ben­heiten anzupassen Nur ein Beispiel: In den vergan­genen 150 Jahren haben sich die west­eu­ro­päi­schen Staaten weit­ge­hend verän­dert Ihre büro­kra­ti­schen und repres­siven Organe wie Regie­rung Armee und Polizei wurden mit sozi­al­staat­li­chen Insti­tu­tionen ergänzt: öffent­liche Schulen Das macht die klas­si­sche anar­chi­sti­sche Staats­kritik nicht unbe­dingt hinfällig zwingt aber zumin­dest zu theo­re­ti­schen und prak­ti­schen Aktualisierungen Aber kehren wir zu den russi­schen Studen­tinnen zurück die mit Bakunin an den Kongress gereist sind dass sie wie viele russi­sche Studie­rende in der soge­nannten «Russi­schen Kolonie» an der Zürcher Ober­strasse lebten Und sich wie andere dort lebende Studen­tinnen in Lese­gruppen mit dem Welt­ge­schehen und revo­lu­tio­nären Theo­rien auseinandersetzten Dabei ergriffen sie als Frauen in der Öffent­lich­keit das Wort trotz immer wieder­keh­render Kritik von Profes­soren Sie expe­ri­men­tierten mit freieren Geschlech­ter­be­zie­hungen Einige trennten sich von ihren Ehemän­nern und lebten in freien Liebes­be­zie­hungen wie es die Histo­ri­kerin Faith Hillis in ihrem 2021 erschie­nenen Buch Utopia‘s Discon­tents schön beschreibt Auch diese private Seite der Anar­chis­mus­ge­schichte ist rele­vant Denn poli­ti­sche Haltungen und Umgangs­formen bildeten sich auch in alltäg­li­chen Situa­tionen heraus Politik wurde nicht nur an den öffent­lich­keits­wirk­samen Kongressen gemacht Trotzdem kommen Frauen in den histo­ri­schen Abhand­lungen über die frühe Geschichte des Anar­chismus und den Kongress von Saint-Imier besten­falls in Neben­be­mer­kungen vor als gewisse Frauen am Kongress von Saint-Imier zwar fehlten aber trotzdem entschei­dend zur Entste­hung anar­chi­sti­scher Posi­tionen beitrugen Eine von ihnen war die fran­zö­si­sche Sozia­li­stin und Femi­ni­stin André Léo Nach ihrer Betei­li­gung am Aufstand der Pariser Kommune im Früh­jahr 1871 flüch­tete sie – wie viele andere ihrer Genoss*innen – in die Schweiz Von dort aus kriti­sierte sie den Auto­ri­ta­rismus des Gene­ral­rats und trat für eine eigen­stän­dige Form des Sozia­lismus ein 1869 warnte er seine Genossen in einem Zeitungs­ar­tikel davor sich von ihrem „Elan des Herzens“ fort­reissen zu lassen Er redu­zierte damit ihre poli­ti­schen Haltungen auf unver­nünf­tige Gefühls­du­selei Mit seinem masku­li­ni­sti­schen Verständnis von Politik tat sich Bakunin lange Zeit schwer André Léo als eben­bür­tige Genossin anzuerkennen André Léo gehörte zu jenen Frauen in der Ersten Inter­na­tio­nalen die weder Marxi­stinnen noch Anar­chi­stinnen waren wie es die Poli­tik­wis­sen­schaft­lerin Antje Schrupp formu­liert die den offenen oder unter­schwel­ligen Sexismus ihrer Genossen heraus­for­derten und sich eigene Stand­punkte erstritten So schrieb Léo bereits 1869 in einer west­schwei­ze­ri­schen Arbeiter*innenzeitung gegen Dogma­tismus an: indem wir die Würde anderer wie unsere eigene aner­kennen und erheben wir nicht ohne Beweise Verdacht gegen die Loya­lität derer Wenn man die Unge­rech­tig­keit aller aufge­zwun­genen Dogmen versteht die Insuf­fi­zienz aller unver­än­der­baren Systeme den unauf­hör­li­chen Fort­schritt des Denkens dass dieser oder jener ehrli­cher­weise und aus guten Gründen einen anderen Stand­punkt haben kann als wir […] Wir selbst haben uns einmal verändert.“ Sie schrieb ein Plädoyer für eine undog­ma­ti­sche Politik hat sich inner­halb der letzten Jahr­zehnten stark verän­dert Dementspre­chend müssen wir die Geschichte des Kongresses von Saint-Imier und des Anar­chismus insge­samt von unten und von den Rändern erzählen – und von jenen Erfah­rungen und Ideen lernen die nicht in vorge­fer­tigte Raster passen Denn das letzte Wort wurde noch nicht gespro­chen Milo Probst ist Assi­stent für Neue Geschichte an der Univer­sität Basel und schreibt seine Disser­ta­tion zum Thema Ökologie und liber­täre Arbeiter*innenbewegung Ende des 19 Die Produk­tion dieses Arti­kels nahm 32 Stunden in Anspruch müssten wir mit diesem Artikel CHF 1924 einnehmen Als Leser*in von das Lamm konsu­mierst du unsere Texte dass die Produk­tion unserer Inhalte gratis ist Nur durch Abos erhalten wir finan­zi­elle Sicher­heit. 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Im Luxus schlummert die Revolution 1872 treffen sich im bernischen Saint-Imier der russische Revolutionär Michael Bakunin und sein Landsmann Peter Kropotkin – die beiden wichtigsten Denker des Anarchismus – mit einer Reihe von jurassischen Uhrmachern So originell diese antiautoritäre Bewegung ist so wenig Beachtung hat sie bisher in den Geschichtswissenschaften gefunden Drucken Teilen Florian Eitel: Anarchistische Uhrmacher in der Schweiz Mikrohistorische Globalgeschichte zu den Anfängen der anarchistischen Bewegung im 19. Jahrhundert (Bild: PD) Edle mechanische Uhren sind Luxusgüter macht eine Distinktionsaussage: Quarzuhren messen die Zeit zwar präziser und sind viel günstiger aber sie sind halt keine «richtigen» Uhren Die glänzende Aura der Luxusuhren verschleiert indes deren Tradition die im Jura die Schweizer Uhrenindustrie mitbegründeten waren zugleich Mitbegründer des Anarchismus 1872 treffen sich im bernischen Saint-Imier der russische Revolutionär Michael Bakunin und sein Landsmann Peter Kropotkin – die beiden wichtigsten Denker des Anarchismus – mit einer Reihe von jurassischen Uhrmachern Indem sie die Juraföderation aus der Taufe heben trennen sie sich von der von Marx ins Leben gerufenen Ersten Internationale So originell die antiautoritäre Bewegung ist Der Historiker Florian Eitel ändert dies nun mit seiner voluminösen Dissertation den Anarchismus endlich unvoreingenommen zu betrachten (anders als die anarchistisch Bewegten) führt ihn allerdings zum problematischen Schluss diese Ideologie als politische Religion zu bezeichnen – weil die Anarchisten ungeduldig das Eintreffen der Revolution erwartet und ihre Gemeinschaft sowie die Prinzipien von Freiheit und Gleichheit verehrt hätten Nur: In dieser Perspektive wäre auch der fortschrittsgläubige Liberalismus eine Religion kaum aber der eine göttliche Hierarchie stipulierende Konservatismus Und ist nicht das erste Versprechen der Religion die Aussicht auf ein Leben nach dem Tod Zielen die Gebete und Opfer der Gläubigen nicht primär darauf Davon ist nun in der Kultur des frühen Anarchismus weiss Gott nichts zu finden Spannender als Eitels wenig durchdachte Theorieausflüge sind seine Beobachtungen der anarchistischen Praxis: der Lieder die wahrscheinlich in den Gemeinschaftsräumen aufgehängt und betrachtet die für streikende «Compagnons» in aller Welt gesammelt wurden Über Zeitschriften und Telegramme vernetzte man sich erstaunlich international – und nicht nur männlich: Am Gründungsanlass in Saint-Imier nahmen mehrere Russinnen teil Interessant sind schliesslich Eitels Überlegungen zur Wissenschaftsgläubigkeit der Anarchisten Mit pionierhaften statistischen Erhebungen wiesen sie die sinkenden Löhne und steigenden Lebenskosten der Uhrenarbeiter nach noch bevor der Staat mit solchen Zahlen arbeitete James Guillaume und andere die Wissenschaften «unwissenschaftlich» für ihre Interessen in Anspruch nahmen ist geschenkt: Das ist in der Politik immer so Florian Eitel: Anarchistische Uhrmacher in der Schweiz Nach einer Kollision zwischen einem Zug und einem Auto bleibt die Zuglinie Biel-La Chaux-de-Fonds bis voraussichtlich am Sonntag unterbrochen Beim Vorfall in Cormoret entgleiste der Zug teilweise Der Autofahrer konnte das Fahrzeug laut Polizei selbstständig verlassen. Im Zug befanden sich zum Zeitpunkt der Kollision zwölf Passagiere. Einer habe zur Kontrolle in ein Spital gebracht werden müssen. Laut Berner Kantonspolizei ist eine Untersuchung eingeleitet worden, um den Hergang des Unfalls zu ermitteln. (sat) Nirgendwo auf der Welt war man näher dran Dort tickten die Uhren anders Der Anarchismus erlebte vor 150 Jahren seine Geburtsstunde – in einem kleinen Tal von Uhrmachern Vielleicht brachte die früh einsetzende Globalisierung die Leute in Saint-Imier auf subversive Gedanken Drucken Teilen Was sieht sie im Anarchismus Im neuen Schweizer Spielfilm «Unrueh» lernt die Uhrmacherin Josephine (Clara Gostynski) den Revolutionär Piotr Kropotkin kennen Filmcoopi Ist der Anarchismus eine Frage der Zeit Uhrmacher spielten in der Geschichte der anarchistischen Bewegung eine entscheidende Rolle: Uhrmacher aus dem Berner Jura Vielleicht an keinem Ort der Welt war man so empfänglich für die Idee traf man sich in diesem kleinen jurassischen Zentrum der Uhrmacherei zum Kongress von Saint-Imier wo ein «Stück Globalgeschichte» geschrieben wurde wie Florian Eitel in seiner Studie «Anarchistische Uhrmacher in der Schweiz» schreibt der neue Spielfilm von Cyril Schäublin (siehe Zusatztext) In der kleinen Westschweizer Ortschaft wollte man eine neue herrschaftsfreie Weltordnung schaffen Man muss sich dabei aber keinen Einfall zerstörungswütiger Punks im Jura vorstellen Sondern anarchistische Vordenker von Bakunin bis Kropotkin die ihre Vorstellungen von einer Arbeiterbewegung artikulierten die nicht das autoritäre Diktat von Marx und Engels nachbetete Aber wieso wurde das Gedankengut des Anarchismus gerade dann und da salonfähig Am 15. August 1853 traf in Saint-Imier das erste Telegramm ein Und mit der Anbindung an das Telegrafennetz kam die Welt ins Tal der sich beim klammen Bund finanziell am Ausbau der Telegrafenverbindungen beteiligt hatte bekam früher als die meisten Orte in der Schweiz seinen «Kabelanschluss» war auch der 29. April ein grosser Tag für die Talbewohner: «Mit einem Siegestor Liedern und einem Feuerwerk» empfingen sie das Streckennetz hatte Saint-Imier erreicht Die Globalisierung war endgültig aufgegleist hatten der Telegraf und die Eisenbahn seinerzeit zu einer nie gesehenen weltweiten Verflechtung geführt Mit der Globalisierung kamen aber auch die globalen Krisen In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war die Uhrenindustrie im Tal von Saint-Imier stark gewachsen Doch Abschwünge gehörten zum Courant normal Als Exportindustrie mit einem Weltmarktanteil von etwa 70 Prozent reagierte die Schweizer Uhrenbranche sehr sensibel auf Schwankungen in den Absatzländern wie den USA 1873 kam es zu einem starken Einbruch der Verkaufszahlen Die Uhrmacher verstanden die globalen Ursachen allerdings kaum Gleichzeitig durfte die grosse Mehrheit der Einwohner in Saint-Imier politisch nicht mitbestimmen Frauen und Jugendliche unter 20 Jahren waren ebenso ausgeschlossen vom aktiven Wahl- und Stimmrecht wie die Ausländer vermeintlich oder tatsächlich Geisteskranke und «Personen denen der Besuch von Wirtschaften verboten» war der damals die politisch relevanten Ämter unter sich aufteilte jeder Herr seines Handwerks: Ihren Aufstieg und die lokale Verankerung hatte die Uhrenindustrie im Tal einem Produktionssystem zu verdanken Ein sogenannter Établisseur besorgte die Rohstoffe und organisierte die Produktion Diese erledigte dann eine Vielzahl von Subunternehmern Die Herstellung der etwa 150 Bestandteile einer Uhr verteilte sich auf eine Produktionskette aus 100 Arbeitsschritten wobei jeder einzelne Schritt meist von einer anderen Person erledigt wurde Die globale Konkurrenz im Uhrensektor führte zusammen mit den Weltwirtschaftskrisen zu sinkenden Löhnen während die Löhne in anderen Branchen eher stiegen das Bauwesen oder der Immobilienmarkt boten ausserdem bessere Aufstiegsmöglichkeiten wie Florian Eitel anhand einer Analyse der Steuerregister zeigt Bei der als wohlhabend bezeichneten Uhrenregion des Tales von Saint-Imier sei in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Wahrheit «von einer Proletarisierung der Arbeiterschaft» zu sprechen Bei den jurassischen Anarchisten stand deshalb der Aufbau von Arbeitervereinigungen an oberster Stelle aber etwa auch einer Krankenkasse für alle wollten sie nicht einfach das Leid der Arbeiter lindern sondern die Basis für eine Neuorganisation der Gesellschaft schaffen Und es herrschte bei den Anarchisten keinesfalls Anarchie Führende Köpfe wie die Jurassier James Guillaume und Adhémar Schwitzguébel arbeiteten vernetzt und zeitgemäss und sie nutzte die modernen Transport- und Kommunikationsmittel das ausser Kennern der Uhrenindustrie niemandem geläufig gewesen war einen Bekanntheitsgrad von globaler Dimension erreicht wie Eitel schreibt: «Saint-Imier wurde in kürzester Zeit zu einem weltweiten inneranarchistischen Code für den Sieg über Marx und für den Anarchismus an sich.» Und doch währte der «Sommer der Anarchie» im Jura nur zehn Jahre Die Welt war nicht für die soziale Revolution zu haben In Frankreich etwa wurde die Pariser Kommune blutig niedergeschlagen in Russland zeichnete sich kein Aufstand ab in der Schweiz liessen sich weder die einfachen Arbeiter noch die Bauern für die Sache gewinnen Richtungskämpfe in der Bewegung brachen aus Die letzte Stunde der Anarchisten hatte bald geschlagen · Piotr Kropotkin (Alexei Evstratov) kommt in den Jura der russische Geograf will das Tal von Saint-Imier kartografieren Und nimmt den Puls der Zeit auf: Er lernt Josephine (Clara Gostynski) kennen die in der Uhrenfabrik die Montage der Unruh bewerkstelligt des Herzstücks der mechanischen Uhr. Die Unruh steht sinnbildlich für die innere Uhr der Menschen die durch die Globalisierung aus dem Takt geraten ist was das Aufkommen anarchistischer Tendenzen begünstigt Aber der Zürcher Regisseur Cyril Schäublin lässt in seinem Film nicht die geringste Unruhe aufkommen er beweist sich fünf Jahre nach seinem Debüt «Dene wos guet geit» erneut als geduldiger Beobachter «Unrueh» ist ganz im Sinne seiner eigenen Thematik ein herrschaftsfrei inszenierter Historienfilm in dem ein Figurenkollektiv gewitzt Szenen der anarchistischen Erweckungsjahre nachstellt Die Uhrenfirma Longines im Berner Jura hat dieser Tage ihre 50-millionste Uhr hergestellt Die 1832 gegründete und in Saint-Imier domizilierte Firma gehört heute zur Swatch Group Es handelt sich bei der Uhr laut einer Mitteilung des Unternehmens um ein Einzelstück aus der 2005 lancierten Linie «The Longines Master Collection» sondern werde die umfangreiche historische Kollektion des Longines-Museums ergänzen das sich im Stammhaus des Unternehmens befindet dass es sich um 50 Millionen Uhren handelt welche in den 187 Jahren seit der Firmengründung produziert wurden Laut der Mitteilung der Firma hat jede Uhr eine eigene Seriennummer erhalten bis 1969 zunächst in den Etablissage-Büchern registriert anschliessend während der 1970er- und 1980er-Jahre auf Mikrofichen bzw bevor schliesslich das digitale Zeitalter anbrach So sei jede einzelne Uhr jederzeit authentifizierbar Inzwischen vereinen die «Longines Electronic Archives» (LEA) alle existierenden Archive in Verbindung mit jeder Seriennummer Auf diese Weise könne Longines auch allen Kunden und Markenliebhabern über jeden der 50 Mio bis heute hergestellten Zeitmesser Auskunft geben Diese lückenlose Rückverfolgbarkeit erleichtere nicht nur die Authentifizierung jedes Modells von Longines die Entwicklung der Produktion im Detail nachzuvollziehen Longines ist heute nach eigenen Angaben in über 150 Ländern vertreten und engagiert sich als Zeitnehmer bei verschiedenen Sportarten namentlich beim Pferdesport und beim Ski-Weltcup übernahm ab 1852 dessen Neffe Ernest Francillon nach und nach die Leitung des Familienunternehmens und baute 1867 eine erste Fabrik an einem Ort mit dem Flurnamen «les longines» Ein neu entwickeltes Uhrwerk wird an der Weltausstellung in Paris ausgezeichnet Erstmals wird das Logo mit der geflügelten Sanduhr verwendet entwickelte nach 1876 die Industrialisierung der Uhrwerkherstellung weiter und war damit wegweisend für die Ausbreitung der industriellen Uhrmacherkunst in der Westschweiz 1888 wird der erste beglaubigte Chronometer (speziell genaue Uhr) entwickelt Am eidgenössischen Turnfest 1912 wird die erste elektromechanische Zeitmessung bei einer Sportveranstaltung eingesetzt Es folgen weitere technische Entwicklungen für Aviatik In den 1960er- und 1970er-Jahren war man zusammen mit der Ebauches SA und Texas Instruments an der Entwicklung der Quarzuhr beteiligt Hayek und Longines-Chef Walter von Känel das Longines Museums anlässlich des 160-jährigen Bestehens der Firma Nach der Jahrtausendwende profitiert man generell vom Wiederaufschwung der mechanischen Uhr auf dem Weltmarkt Ab 2011 engagiert sich die Marke stark im Pferdesport und fordert damit Platzhirsch Rolex heraus Aus Anlass des Produktionsjubiläums wird eine Sonderedition produziert mit einem 40-mm-Gehäuse aus Roségold und dem neuen Automatikkaliber L897 (entwickelt in Zusammenarbeit mit der Grenchner Uhrwerklieferantin ETA) das über eine Gangreserve von 64 Stunden sowie eine Jahreskalenderanzeige verfügt Die Zeiger über einem silberfarbenen Zifferblatt mit Gerstenkorn-Prägung sind aus gebläutem Edelstahl Der transparente Gehäuseboden mit Blick auf das Uhrwerk ist mit einer Gedenkinschrift verziert Der Berner Jura gehört zu den Hochburgen der Uhrenproduktion Das Longines-Museum zelebriert die Vergangenheit Die bz ist zwei Wochen lang im Jura unterwegs auf der Suche nach Orten Drucken Teilen Die Produktionshallen von Longines befinden sich seit den Anfängen des Unternehmens in Saint-Imier Dimitri Hofer Das Vallon de Saint-Imier im Berner Jura hat seine besten Zeiten hinter sich Fährt man durch das derzeit von herbstlich gefärbten Wäldern eingebettete Tälchen fällt der Blick immer wieder auf leerstehende Industriegebäude In einigen davon wurden einst Uhren fabriziert für welche die Region noch immer schweizweit bekannt ist das ist der Jura für die meisten Menschen in der Region Basel Denn im Nachbarkanton ist der Alltag anders als bei uns Gesellschaft und Kultur des Juras sind und auch deshalb einen Besuch lohnen Die bz legt bei ihren Besuchen den Fokus auf den Kanton Jura sieht es aber mit den Kantonsgrenzen bewusst nicht so eng.Bereits erschienen: «Das freut die Deutschschweizer Gaumen» (2.10.) Der Ölschock und das Aufkommen von Quarz-Uhren setzte in den Siebzigerjahren der Branche stark zu Auch im Vallon de Saint-Imier mussten zahlreiche Firmen schliessen Selbst die im Städtchen Saint-Imier beheimatete Weltmarke Longines kämpfte damals ums Überleben Das Unternehmen ist zwar seit der Integration in die Swatch Group nicht mehr unabhängig wo sich seit den Anfängen im Jahr 1832 der Hauptsitz befindet stellt der Betrieb aber weiterhin Luxusuhren her darunter auch etliche aus dem nahen Frankreich sind in den weitläufigen Produktionshallen tätig können sich die Angestellten jeden Tag die Geschichte ihres Arbeitgebers zu Gemüte führen richtete sich das Unternehmen ein Museum ein Dessen Besuch lohnt sich trotz der knapp zwei Autostunden Der Eintritt ist kostenlos und die Einrichtung jeden Tag unter der Woche geöffnet damit die Verantwortlichen eine Führung einplanen können In vier Räumen beleuchtet die Einrichtung die Vergangenheit der Firma mit der geflügelten Sanduhr Vorbei an durchgestylten Plakaten von Schauspielerin Kate Winslet geht es in den Eingangsbereich des Museums Auflistungen sämtlicher in der Fabrik hergestellten Uhren seit dem Beginn im 19 «Dieses Archiv ist für uns von unschätzbarem Wert» die als Historikerin für die Aufarbeitung der Geschichte von Longines zuständig ist in den Bänden nach Informationen über die verschiedenen Modelle Andernorts stehen die beiden Themengebiete Abenteuer und Pioniergeist im Fokus als Charles Lindbergh als erste Person alleine den Atlantik überquerte Der Flugpionier entwarf nach diesem Flug gemeinsam mit dem Westschweizer Uhrenhersteller eine Pilotenuhr die heute in Sammlerkreisen sehr gefragt ist Auch Roald Amundsen und Amelia Earhart vertrauten bei ihren Pionierleisten auf die Dienste der Uhren aus Saint-Imier Einem grösseren Publikum ist Longines durch seine Präsenz bei Sportveranstaltungen bekannt Kunstturnen und Bogenschiessen ist die Firma weltweit offizieller Zeitmesser Ein grosser Raum mit vielen historischen Messgeräten widmet sich diesem Umstand Will man in die Geschichte der Uhrmacherei im Jura eintauchen muss man nicht unbedingt den Weg nach Saint-Imier antreten Auch das näher bei Basel gelegene Porrentruy besitzt eine lange Tradition in der Herstellung von Uhren Im Städtchen in der Ajoie existieren noch immer einige geschichatsträchtige Firmen Allen voran die Uhrenfabrik Louis Chevrolet welche nach dem aus dem Jura stammenden Autorennfahrer benannt wurde Das Unternehmen bietet geführte Betriebsbesichtigungen an Die Besucherinnen und Besucher können der Entstehung einer Uhr von der ersten Skizze bis zum fertigen Produkt beiwohnen Der Pruntruter Uhrenweg führt den Interessierten hingegen die Schätze der Uhrmacher-Vergangenheit vor Augen Der Weg beginnt bei den Sonnenuhren beim botanischen Garten Weitere Stationen sind der Meridian des Stadthauses und die Turmuhr der Porte de France Seinen Abschluss findet der Weg bei den Kirchenuhren in der Altstadt von Porrentruy Trotz seines Uhrenwegs ist Porrentruy übrigens etwas nicht gelungen womit sich zwei Uhrenstädte im Kanton Neuenburg rühmen können Aufgrund ihrer Architektur gehören Le Locle und La Chaux-de-Fonds zum Weltkulturerbe Die Unesco begründete ihren Entscheid damit dass in den Ortschaften eine Symbiose zwischen Uhrenindustrie und Städtebau anzutreffen sei Schon vor dem Auftakt am Mittwoch stellte der Verein "150 Jahre Kongress von Saint-Imier" klar: Anarchisten lehnen staatliche wirtschaftliche und gesellschaftliche Autorität zwar ab Deshalb gibt es klare Ansagen: "Campingplätze sind Schlaf- und nicht Partyplätze: Ab 23 Uhr ist mit einer ruhigen Atmosphäre zu rechnen" Auf dem Programm bis Sonntag stehen Dutzende Konzerte, Film- und Theatervorführungen sowie mehr als 300 Workshops. Ein Thema ist: "Wie können Anarchisten mit Massenüberwachung umgehen?". Ein anderes, die Wurzeln der Anarchie in Beziehungen mit mathematischen Modellen zu ergründen Als Workshop aufgeführt ist auch "Aktionsklettern: Lerne die wichtigsten Knoten und wie du am Seil auf- und absteigst." Die Uhrmacher in der Region wurden im 19. Jahrhundert unzufrieden, weil sie eine Proletarisierung ihrer Arbeit erlebten, wie der Historiker Florian Eitel in der Studie "Anarchistische Uhrmacher in der Schweiz" schrieb Sie waren offen für die Ideen des Marx-Gegners Michail Bakunin der mit rund einem Dutzend Mitstreitern in Saint-Imier Station machte Der russische Revolutionär und seine Truppe warfen Marx diktatorischen Zentralismus vor "Die Zerstörung aller politischen Macht ist die erste Pflicht des Proletariats" erklärten sie auf dem Kongress in Saint-Imier beschlossen die Anarchie als Ziel und revolutionäre Streiks Der große Erfolg der Bewegung blieb aber aus In Saint-Imier gibt es noch eine "rue Bakounine" nach der französischen Schreibweise des Revolutionärs – eine Sackgasse Vergleich Zugang zu stern+statt 11,96 € nur 1 € Vom 19.-23. Juli fand in St. Imier im Schweizer Jura ein internationaler anarchistischer Kongress aus Anlass des 150. (+1.) Jahrestages der ersten "Antiautoriären Internationalen" statt. Eine Radiogruppe hat dazu ein Programm erstellt hauptsächlich mit Mitschnitten der Konferenz Die deutsch- und englischsprachigen Beiträge könnt Ihr bei RDL jeweils unter der Woche (außer Dienstag) zwischen 18 und 19 Uhr nachhören August: Der Aufstand im Iran aus historischer Perspektive August: Die Libertären Tage Frankfurt 1993 August: Die aktuelle Situation und Repression in Belarus August: Historischer und aktueller Faschismus in Italien In der Maiausgabe des südnordfunk dreht sich fast alles um die junge Generation im Globalen Süden die so genannte GenZ und um ihre Kämpfe für mehr Gerechtigkeit Wir blicken nach Bangladesch und in die Türkei: Nach der langen dunklen Zeit ist alles wieder heller Man ist verwandelt und entdeckt verstärkt die Sinne und die Sinnlichkeit eine "Einstundendose" oder einen "Kübel Kaleidoskopisches" In jedem Fall blieb sie ihrem frühen Auftrag treu: "Aktuelle Releases fern vom Mainstream" März 2025 ist die Büchse Buntes nun friedlich entschlafen.. Das Leben in einer Gesellschaft funktioniert nur wenn man sich gegenseitig hilft und sich respektiert.Die Schülerinnen und Schüler der 5a der Vigeliusschule II haben sich dieses Motto als Leithema für dasSchuljahr gewählt In Anbetracht aktueller globaler Krisen widmen sich das Netzwerk Freier Theater und Radio Corax in Halle  Fragen (nicht nur) nach dem resilienten Theater der Zukunft – ein Theater das aktiv gesellschaftliche Prozesse (mit)gestaltet Und welche merkwürdigen Klänge sind der Drehleier im Jahr 2025 zu entlocken Teile der Website haben auch andere Lizenzen Bei «Schweizer Anarchismus» denken viele vielleicht an ruhige und pünktliche Rebellen wie diesen: dass die Schweiz einst ein zentraler Knotenpunkt für die anarchistische Arbeiterbewegung in Europa war Jahrhunderts beginnt auch die Geschichte des Anarchismus mit ein paar bärtigen Männern Der Russe Michail Bakunin wurde von seinem Vater ins Militär geschickt. Doch er mochte das Militär nicht. Mit 18 Jahren wurde er nach Polen beordert, wo er von der Brutalität schockiert war, mit der Zar Nikolaus I. den Novemberaufstand niederschlagen liess Dabei interessierte er sich vor allem für deutsche Philosophen In Deutschland interessierte sich zu dieser Zeit auch noch ein anderer bärtiger Mann für Hegel der sich zu diesem Zeitpunkt schon intensiv mit der Theorie des Sozialismus beschäftigt hatte Obwohl sie viele Ansichten bezüglich der Kritik am Kapitalismus und der Notwendigkeit einer Revolution teilten wurden die beiden auf ideologischer Ebene keine Freunde Laut Marx sollte eine staatliche «Diktatur der Arbeiterklasse» die Ideologie des Sozialismus durchsetzen wenn die Gesellschaft den Wandel verinnerlicht hatte Bakunin war jede Art von Staat und Autorität zuwider dass jegliche Diktatur nur zu einer erneuten Unterdrückung führen würde und wollte die Revolution basisdemokratisch organisieren wurden die kollektivistischen Anarchisten um Bakunin bald zur grössten Kraft in der Arbeiterbewegung Die antiautoritäre Bewegung in der Schweiz konnte vor allem im Neuenburger und Berner Jura Fuss fassen wo viele politische Flüchtlinge der Bewegung Zuflucht gefunden haben In der Arbeiterbewegung der Uhrenindustrie formte sich eine Strömung die sich immer mehr der anarchistischen Linie von Bakunin anglich Am 18.11.1871 vereinigten sich die jurassischen Sektionen der Arbeiterbewegung zur anarchistisch organisierten Féderation jurassienne und setzten ein Rundschreiben auf. In diesem kritisierten sie die diktatorische Haltung des Generalrates der «Internationalen Arbeiter-Assoziation» um Marx und Engels Die Spannungen zwischen Kommunisten und Anarchisten wuchsen 1872 wurde die Situation dem Generalrat zu brenzlig: Am Kongress in Den Haag warfen sie die Anarchisten um Bakunin aus der Assoziation Daraufhin gründeten die Anarchisten kurzerhand selbst eine Arbeitervereinigung: die «antiautoritäre Internationale» Die antiautoritäre Internationale umfasste anarchistische Verbände in Spanien Das Bulletin der Fédération jurassienne wurde zu einem europaweiten Sprachrohr in dem bekannte Anarchisten ihre Thesen verbreiteten Paul Brousse war Anarchist und ein politischer Flüchtling aus der Pariser Kommune Er hielt nicht viel von Reden und Diskutieren In einem Artikel definierte Brousse den Begriff der «Propaganda der Tat» Aktionen wie Attentate und Königsmorde sollten die Bevölkerung «aufwecken» und die Revolution beschleunigen Bei einer erneuten Demonstration der jurassischen Anarchisten in Bern wurde wieder eine rote Fahne mitgeführt Um einen neuerlichen Konflikt zu verhindern Als sie nicht Folge leisteten, griff die Polizei ein. Aber diesmal hatten sich die Anarchisten vorbereitet und Dolche, Schlagringe und Totschläger mitgeführt Es kam zu einem brutalen Handgemenge zwischen Bürgerlichen Die Radikalisierung der Fédération jurassienne unter Paul Brousse und Pjotr Kropotkin war zugleich auch ihr Niedergang Sie verlor den Rückhalt in der Arbeiterbewegung der Uhrenindustrie die sich zu dieser Zeit mit anderweitigen Krisen konfrontiert sah Ausserdem emigrierte das Aushängeschild der Organisation begannen sich mehr für Gewerkschaften zu engagieren Vom kollektiven Anarchismus blieben nur kleinere, autonome Gruppen übrig, denen vor allem Ausländer angehörten. Es folgten einige Aktionen, die zur Verschärfung der Gesetze gegen Anarchisten führten: Durch seine Ablehnung des bolschewistischen Regimes in Russland begann sich der Anarchismus ausserdem noch weiter von der linken Arbeiterbewegung zu entfernen 1940 wurde schliesslich jegliche anarchistische Tätigkeit in der Schweiz verboten so dass diese politische Richtung endgültig in der Versenkung verschwand Später griffen zwar einige Jugendbewegungen (z.B die Punk-Kultur) ein paar Konzepte des Anarchismus wieder auf dieser konnte sich aber nie mehr etablieren Weltweit sterben jährlich Millionen Menschen an den Folgen eines plötzlichen Herzstillstands Ein Forschungsteam aus Shanghai hat sich zum Ziel gesetzt die mit dem Auftreten eines plötzlichen Herzstillstands in Verbindung stehen Saint-Imier taz | Vor 150 Jahren wurde im Schweizer Jura die „Antiautoritäre Internationale“ ausgerufen Nun kamen dort Tausende An­ar­chis­t:in­nen zusammen Das Treffen zeigte: Die Stärke der Bewegung liegt bis heute in ihrer globalen Vernetzung Der junge Mann vorne im Saal stellt sich als „Nobody“ vor. Wie die meisten hier will er seinen Namen nicht nennen. Aus Furcht vor Repression, aber auch aus Prinzip: Der Anarchismus kennt schließlich weder eine Zentrale noch eine offizielle Vertretung Um die Frage der Organisation soll es in diesem Workshop am Donnerstagnachmittag aber durchaus gehen „Nur wenn wir unsere vielfältigen Aktionen zusammenbringen „Wobei wir uns nicht um der Organisation willen organisieren sollten wendet ein Teilnehmer im dichtgedrängten Saal ein „Typisch, dass bisher nur Männer gesprochen haben“, kontert eine Besucherin. Zur Klärung werden erst einmal Arbeitsgruppen eingesetzt. Willkommen an der „Anarchy 2023“. In Saint-Imier, einem Städtchen im Schweizer Jura, lässt sich in diesen Tagen im Juli besichtigen, wie es um die ­anarchistische Bewegung steht die sich als An­ar­chis­t:in­nen verstehen oder einfach der außerparlamentarischen Linken angehören sind in der vergangenen Woche nach Saint-Imier gereist Die Kommune hat für die fünftägige Zusammenkunft ihre öffentlichen Gebäude zur Verfügung gestellt: Im Eishockeystadion findet die anarchistische Buchmesse statt im „Salle de spectacle“ gibt es Konzerte und im leerstehenden Altenheim Workshops Auf leicht abschüssigen Wiesen können die Teil­neh­me­r:in­nen ihre Zelte aufschlagen in riesigen Kochtöpfen brutzeln vegane Gerichte Überall im Ort kommt es zu spontanen künstlerischen Darbietungen In ­einem Hauseingang proben zwei ­Mu­si­ke­r:in­nen ihre Version ­eines Ton-Steine-Scherben-Songs mit Banjo und Akkordeon lobt die Verkäuferin in der örtlichen Bäckerei die Besucher:innen „Aber ein bisschen Träumer halt.“ Ihre Gelassenheit über den Einfall der An­ar­chis­t:in­nen passt zur Stimmung im Ort: Ein wenig stolz ist man schon auf die Weltgeschichte die sich einst in Saint-Imier ereignet hat – und auch auf die Neuinszenierung zum 150 die wegen der Coronapandemie um ein Jahr verschoben stattfindet Ihren Anfang nahm die Bewegung in einem Streit: 1872 wurden die An­ar­chis­t:in­nen aus der Ersten Internationalen der Ar­bei­te­r:in­nen­be­we­gung ausgeschlossen weil sie deren Vorsitzenden Karl Marx für sein zentralistisches Machtgebaren kritisiert hatten Anschließend traf sich die abtrünnige Gruppe um Michail Bakunin Errico Malatesta und den Schweizer Uhrmacher Adhémar Schwitzguébel in Saint-Imier – und rief die „Antiautoritäre Internationale“ aus Der Kongress gilt als Geburtsstunde des Anarchismus Warum dieser gerade in den frühindustrialisierten Tälern des Juragebirges auf Anklang stieß erklärt Historiker Florian Eitel in seinem Vortrag im Theatersaal vor Hunderten Zuhörer:innen Er spricht von einer „Parallelgeschichte“ der wirtschaftlichen Globalisierung und der Verbreitung anarchistischer Ideen: Neue Technologien wie die Eisenbahn oder der Telegraf veränderten das Raum- und Zeitgefühl – und schufen so die Vorstellung von internationaler Solidarität Eitels Buch „Anarchistische Uhrmacher“ hat der Geschichte des Kongresses zu neuer Bekanntheit verholfen, seine Forschung diente als Grundlage für den an der Berlinale preisgekrönten Film „Unrueh“ dass wir als Begrüßungsgeschenk eine Schweizer Uhr erhalten“ meint Timo in der Festwirtschaft vor der Eishalle Gemeinsam bilden die drei die inoffizielle brasi­lianische Delegation Bei der Finanzierung der Reise halfen ihnen befreundete Gruppen aus Europa In Saint-Imier wollen sie an der Buchmesse ihre anarchistische Bibliothek um fehlende Werke ergänzen – und sich mit anderen Gruppen vernetzen „Zwar stellen sich in Brasilien andere Fragen als in Europa besonders die nach einer gerechten Verteilung des Landes“ „Doch die anarchistischen Methoden sind sehr anschlussfähig für die Arbeit in unseren Communitys“ „Saber fazer“ laute die portugiesische Bezeichnung dafür: wissen Neben dem Kongress-Esperanto Englisch ist in diesen Tagen in Saint-Imier ein wahres Sprachengewirr zu hören: Portugiesisch Heike und Tom sind wie viele andere aus Berlin gekommen Gleich zwei Soli-Busse seien von dort losgefahren Die beiden sind in der Lateinamerika-Solidarität aktiv und freuen sich über Begegnungen mit Gleichgesinnten aus dem Globalen ­Süden „Ein Treffen wie dieses holt die Utopie des Anarchismus aus dem Elfenbeinturm heraus In der globalen Verbindung er­halten die Ideen eine reale Bedeutung“ die von der Erderhitzung stärker betroffen seien erfahre man viel über den konkreten Kampf um Auswege aus der Klimakatastrophe „Gleichzeitig wird man sich der eigenen Privilegien hier in Europa und der Notwendigkeit der Solidarität bewusst.“ Weil das Organisationsteam dringend zusätzliche Hände sucht um das Treffen reibungslos am Laufen zu halten die vor zwei Jahren auf einem Bauernhof in der Nähe zur Verköstigung am Kongress gepflanzt wurden „In seiner Selbstorganisation löst das Treffen ein Etwas weiß und elitär geprägt sei die Zusammenkunft allerdings schon Wie arrogant die westliche Weltsicht auch unter An­ar­chis­t:in­nen sein kann müssen insbesondere die Teil­neh­me­r:in­nen aus Russland An praktisch jedem Workshop zum russischen Angriffskrieg und dem richtigen Umgang damit kommt es zu Belehrungen über den wahren Antimilitarismus viele von ihnen vom Krieg und der Repression sichtlich gezeichnet wirken ob der Ignoranz gegenüber ihren Standpunkten ziemlich ermüdet „Wenn dein Land von einer imperialen Macht angegriffen wird auf die ideale soziale Revolution zu warten bringt es eine Ukrainerin in einer Diskussionsrunde auf den Punkt Wie stark internationalistisch dabei gerade die An­ar­chis­t:in­nen in Osteuropa ­denken zeigt eine eindrückliche Gedenkveranstaltung für den Russen Dmitri Petrow der aufseiten der Ukraine kämpfte und im April getötet wurde beteiligte sich der Historiker in Kyjiw an der Revolution auf dem Maidan nahm in Minsk am Aufstand gegen die belarusische Diktatur teil und lebte mehrere Monate in Rojava wollte er deren gute und schlechte Seiten selbst sehen“ Neben der ernsthaften zeigte sich der Anarchismus in Saint-Imier auch von seiner unterhaltsamen Seite Etwa in einem Workshop zum anarchistischen Jodeln um an rechtsextremen Demos Fa­schis­t:in­nen aus dem Takt zu bringen Sie können nur als eingeloggter taz-User kommentieren. Sie haben noch keinen taz-Account? Registrieren Sie sich hier Informationen zu allgemeinen Moderationskriterien sind in unserer Netiquette zusammengefasst Dass jemand wie Dmitri Petrow zuerst in Rojava und dann der Ukraine gekämpft hat passt nicht in das ideologische Weltbild vieler westeuropäischer Linker und auch Anarchisten Die Notwendigkeit internationaler Solidarität (politisch und militärisch) und der Vergleich von Spanischem Bürgerkrieg und der Ukraine (beides demokratisch gewählte Regierungen die durch einen imperialistischen Krieg angegriffen wurden) wird von der orthodoxen Linken abgelehnt So wie die Leon Bloum Regierung in Frankreich sich weigerte genauso appeasement-mäßig argumentiert die orthodoxe Linke gegen Waffenlieferungen zur Selbtverteidigung der Ukraine Was soll an dieser Haltung mit fehlender internationaler Solidarität "links" sein Gilt ja im Kampf gegen diese Wieviel-köpfige-Hydra-eigentlich Putin und der russische Imperialismus sind doch nur ein Kopf dieses Ungetüms Belarus und der russländischen Föderation jetzt gerade konkret bedroht Und: Da werden Erinnerungen an die Libertären Tage in Frankfurt 1987 wach Die Stimmung dort war wesentlich entspannter und freundlicher als etwa bei einem "nationalen Plenum" der Autonomen oder Gott bewahre Und den ganze Kolonialismus von Frankreich oder Großbritannien werden Antiimps auch nicht dolle finden besser gesagt verstand man die halbwegs legalen Parteigänger der RAF deren Motto bekanntlich " dem Volk dienen" war Die RAF feierte antisemitischen Terror und glaubte das Reich der Freiheit zu erreichen wenn man nur genug Funktionsträger des Systems ermordet Antiimperialismus steht davon abgesehen für ein schlichtes das die Welt so schlicht beschreibt wie etwa Karl May Dann gilt das ja gleichweise für den Anarchismus oder für den Antikapitalismus Doch wenn wir den Kapitalismus vernichten wollen weil wir alle vergiftet und getötet werden wenn es so weiter geht können wir uns nicht auf "zu einfach" prokrastinieren oder auf etwas so kompliziertes warten dass nichtmal eine KI eine Lösung ausspucken wird Und müsste Antiimperialismus nicht in Wahrheit die Akzeptanz Israels oder des Judentums bedingen dass RAF-Mitglieder ihre Theorien nicht gescheit durchstudiert haben oder mit ihren eigenen Vorstellungen so verrührt und verkompliziert haben Die Grundidee einer Welt"ordnung" ohne Hierarchien oder Weltherrschern kann auch ohne Morde vorangehen ob eine Beschreibung oder eine Analyse einfach oder kompliziert ist durch die Hinrichtung von Funktionsträgern in Wirtschaft im Wesentlichen die Arbeiterklasse und Randgruppen zu einem Aufstand als der Sozialstaat noch brummte wie ein VW-Käfer schrieben die Genossinnen und Genossen den Leuten eine kolossale Unzufriedenheit zu den Kapitalismus hassen und verachten und merkten nicht dass die Leute die RAF hassten und verachteten dass noch zwei weitere Generationen diesen falschen Weg gingen und weiter mordeten und nichts Wenn Sie sich für die inneren Dynamiken dieses ganzen Prozesses interessieren möchte ich Ihnen das Buch "Nach dem bewaffneten Kampf" empfehlen Beginnend 1996 trafen sich ehemalige Kämpferinnen und Kämpfer aus der RAF Juni und auch Antiimps 7 Jahre lang regelmäßig mit Psychoanalytikern und versuchten in schmerzhaften Prozessen ihre in der Guerilla verbrachten Jahre zu analysieren Für meinen Geschmack ist das eines der besten Bücher über den bewaffneten Kampf Besser als die Distanzierungswälzer von Wolfgang Kraushaar oder Koenen die Beschränkung auf die Ablehnung des Staates scheint mir zu einfach gedacht Aber es gab und gibt viele mutige Anarchisten und Anarchistinnen In der Ukraine kämpfen anarchistische Bataillone gegen den Aggressor Mir kommt außerdem immer Orwell in den Sinn und Sacco und Vanzetti youtu.be/nY8uEYsFoJs 100 Jahren gelesen und ich hatte sogar das große Glück Anfang der 80-er-Jahre an einer Veranstaltung auf der Souchy und Clara Thalmann über ihre Zeit im spanischen Bürgerkrieg berichteten Anarchie ist nur durch den Sprachgebrauch so negativ aufgeladen Die Grundidee ist lediglich eine Selbstorganisation ohne Staat Eiskunstläuferin Bianca Salzmann aus Seengen will Schweizer Meisterin in der Kategorie Jugend werden Die Favoritenrolle macht die 13-Jährige nicht mehr nervös Drucken Teilen Bianca Salzmann (l.) erhält im Training Tipps von Trainerin Fiacco rs Wenn Bianca Salzmann auf dem Eis steht «Wenn ich in der Schule etwa für einen Vortrag vor die Klasse treten muss dann spüre ich ziemlich grosses Lampenfieber» Ihre sportlichen Künste hingegen vor Publikum aufzuführen geniesst die 13-jährige Sekundarschülerin aus dem Seetal in jeder Sekunde Dass sie an der Schweizer Meisterschaft vom 4./5 Februar in Saint-Imier zu den Topfavoriten zählt macht Bianca Salzmann im Vorfeld nicht kribbelig Früher sei sie vor wichtigen Wettkämpfen viel nervöser gewesen gibt das grösste Talent des Eislaufclubs Mittelland zu als sie an den Meisterschaften bereits einmal zu den Titelanwärterinnen zählte das Kurzprogramm aber ziemlich verbockte und nur den 26 Die Reaktion in Form einer hervorragenden Kür folgte auf den Fuss In dieser Saison läuft es der Seengerin durchs Band weg glänzend Bei ihren Wettkämpfen stand sie stets auf dem Podest in Saint-Imier und Grindelwald gewann Salzmann die Konkurrenz bedeutet für Bianca Salzmann viel Verzicht Wenn ihre Schulkolleginnen sich im Ausgang treffen Wenn sich die Seenger Jugend im Sommer am See vergnügt lernt Bianca im Auto auf dem Weg nach Bäretswil oder Wetzikon auch wenn Bianca zum Beispiel gerne Kuchen backt Etwa gemeinsam mit ihrem 17-jährigen Bruder Sascha im letzten Sommer das eine oder andere WM-Spiel In die Ferien reist der Teenager pro Jahr nur eine Woche Den Anfang machte ein Einsteigerkurs fürs Schlittschuhlaufen Bald einmal meldete sich die Leiterin bei Mama Salzmann und berichtete über das ausserordentliche Talent ihrer Tochter Cini Salzmann setzt sich als Vizepräsidentin auch im Verein ein Als Nächstes strebt Bianca Salzmann die Aufnahme ins nationale Junioren-Kader an Dafür muss sie den Doppel-Axel perfekt beherrschen der oft auch Stéphane Lambiel zum Verhängnis wurde Bei ihrem Sieg in Grindelwald hat sie den schwierigen Sprung erstmals bei einer Kür gestanden Will sie in drei Wochen Schweizer Meisterin werden muss ihr dies auch in Saint-Imier gelingen Anschauungsunterricht erhält die junge Aargauerin nächste Woche in Bern an der Europameisterschaft gemeinsam mit ihrer Mutter die besten Eiskunstläufer Europas live zu verfolgen Eine solche Möglichkeit bietet sich schliesslich nicht alle Tage.